2.September

Heute Abend gehen wir mit Cristina, der italienischen Ehefrau vom Architekten Muhammad in die Taverna essen. Die Pizzen sind schlecht, die Gespräche angeregt. Ich bin die Einzige, die sich ein Glas Rotwein genehmigt. Wir kommen auf Geister zu sprechen. Ja klar, auch er glaube an Geister, das sei hier so tief verwurzelt, meint Muhammad, davon komme man nie ganz weg, selbst wenn man jahrelang in Europa oder Amerika gelebt habe.

Ein Geist ist das zwar nicht gerade, nur Kibi by night. Doch bin ich etwas knapp mit passenden Fotos. Ich mache vor allem Katzenfotos. Das sind ja auch sehr lohnende Fotosujets.

Auch ich - eigentlich ein rationaler Mensch - funktioniere hier etwas anders als in der Schweiz. So fühle ich mich im Moment schlecht, weil ich Böses über die Katze, die von einem Hund getötet wurde, gedacht habe. Sie war sehr aufdringlich, miaute unheimlich laut und war auch aggressiv gegenüber den übrigen Katzen. Ich habe mir ehrlich gesagt überlegt, wie ich sie loswerden könnte. - An dem Morgen habe ich das schwer verletzte Tier nicht gleich erkannt. Die Stimme war gebrochen, der Blick ebenfalls, doch rot-weiss war sie und hochschwanger ebenfalls. Und seither ist diese Katze nie mehr an der Türe aufgetaucht. - Habe ich das durch meine bösen Gedanken verursacht?