Sonntag, 30. August 2020

23.August 2020

Maja ist mit ihrem Sohn und ihrem Kindermädchen nach Daresalaam gezügelt und Naima in das grosse Zimmer, das im Erdgeschoss Richtung Hof liegt. In dem Zimmer und dem grossen Saal lebte früher die Katzenjungschar, damals E.T., Rosso und Häxli, neben weiteren, die es nicht geschafft haben, und anschliessend das Kindermädchen.
Für mich eine sehr gute Lösung. Naima ist nun im Haus, und wenn ich am Abend weg bin, kann ich sie fragen, ob sie für mich die Katzen füttert. Umgekehrt jedoch gibt das wieder etwas mehr Freiheit, bei mir oben waren wir doch etwas gar nahe beisammen, und ich fühlte mich nicht immer frei, zu tun was ich wollte.

Naima hat dieses Kätzchen gebracht, eine Rarität, mit grünem und blauem Auge, sehr grossen Ohren und den längsten Beinen, die ich je an einer Katze gesehen habe, das sind schon fast Hasenläufe. Der Vet Goodluck meint, dass diese Kätzchen eine etwas fragile Gesundheit haben. In Thailand und der Türkei gelten sie als Glücksbringer.
Ich glaube, Naima ist glücklich in dem Raum. Obwohl sie zu Understatement neigt. Sie hat immer von ihrem kleinen Häuschen in baufälligem Zustand gesprochen. Auf den Fotos, die sie mir nun zeigt, hat es jedoch sehr viele schöne Möbel. Auch von ihrer Kleidung her, Naima hat einen guten Geschmack, ist sie kaum so arm gewesen, wie sie mir das immer erzählt. - Oder ich es falsch interpretiert habe.

Fahmi hat heute Geburtstag. Ich schenke ihm einen Blumenstrauss, denn wir sind gerade daran, die  Bougainvilleahecke im Garten vor dem Haus zu zähmen. Bougainvilleas sind zwar sehr schön, haben aber recht hässliche Dornen, weshalb bereits einen Strauss binden keine angenehme Arbeit ist.

Donnerstag, 27. August 2020

22.August 202

Zwischen unserem Haus und Fahmis ist ein kleineres, sehr schlecht unterhaltenes Gebäude eingequetscht. Auf der Höhe meiner Dachterrasse liegt das obersten Geschoss, aus Wellblech errichtet, es kam später hinzu. Bei Hitze muss es dort unerträglich heiss werden und wenn es regnet, lassen die vielen Rostlöcher das Wasser hindurch. Eine Familie mit mehreren Kindern wohnt dort, in der Nacht ist es finster, Strom scheint es keinen zu geben. Aus dem Schlafzimmer, das gleich neben meiner Küche liegt, höre ich abends, wie die ganze Familie friedlich zusammen im einzigen Bett plaudert, sie scheinen mit ihrem Leben zufrieden zu sein. - Allerdings muss ich sagen, dass sie nur recht selten dort wohnen. Sie müssen auch noch ein Haus auf dem Land besitzen.

Das Dach des Nachbarhauses ist nicht mehr ganz neu.
Das Haus ist zwischen Fahmi's Haus und meiner Dachterrasse hier im Bild, eingeklemmt.
Ein arabischer Gast bei Fahmi meinte einmal, also wenn man keine Farm auf dem Land besitze, dann sei man kein wirklicher Sansibari. Meine Bemerkung, dass es ja damals auch Sklaven gab, die kein eigenes Land besassen, will er nicht gelten lassen. 

Mittwoch, 26. August 2020

21.August 2020

Die Muezzins sind synchroner geworden, dies ist vor allem beim Frühgebet um 5 Uhr gut zu bemerken, dann wenn es noch sehr ruhig ist. Statt ab und zu ein Ruf während rund einer Stunde, setzen nun alle ungefähr zur selben Zeit ein, ein vielstimmiger, oft sehr interessant und melancholisch tönender Chor. - Gibt es nun wohl eine Muezzin App, die die Muezzins rechtzeitig benachrichtigt? So wie es eine App gibt, die überall die Richtung nach Mekka anzeigt.
Die fortschreitende Digitalisierung hat doch erstaunliche Folgen.

Links im Bild das Minarett einer Moschee, konkurrenziert von neuen Wohnblöcken, die in letzter Zeit überall hinter der Altstadt am Horizont auftauchen. Ganz rechts im Bild der futuristische kleine Turm mit einem Restaurant ganz oben. Er wurde als Wahrzeichen eines neuen Stadtteils errichtet.



20.August 2020


Obwohl ich hier mittlerweile 8 Angestellte habe, führt das nicht dazu, dass ich selber weniger zu tun hätte, wie ich das eigentlich gedacht habe. Wir können einfach viel mehr Sachen angehen - wobei dann eben doch Planung und Überwachung notwendig ist. Das Schöne daran ist aber nicht, dass ich nun ein ruhigeres, Leben -ü4rrhätt¨ëä (da hat der Winzling geholfen), sondern, dass ich mehr Sachen machen kann, die ich gerne mache. Und mehr Unerwünschtes weggeben kann. Nur noch Ideen haben, für die Ausführung habe ich beschränkt Zeit, eigentlich würde mir auch dies Spass machen. Und dann akzeptieren können, dass es nicht genau so heraus gekommen ist, wie wenn ich meine Idee selber umgesetzt hätte.

Daneben geniesse ich es, mich etwas mehr um meine Pflanzen und die Katzen kümmern zu können - wobei wir ganz einfach zu viele Katzen haben. Leute, die ihre Kätzchen loswerden wollen, lassen die über Nacht bei uns. Statt das sie die Weibchen kastrieren würden. Manchmal träume ich davon, einer dieser Hindugötter mit vielen Armen zu 1s715Çeinti (…kann mir jemand sagen, weshalb Katzen am liebsten auf Computertastaturen herumlaufen?), am besten noch zusätzlich mit einem Rüssel. So viele Katzen möchten gerne Aufmerksamkeit und gestreichelt werden.phg03hssr

.....heute war übrigens islamisches Neujahr - wobei dies traditionell nicht gross gefeiert wird.



Dienstag, 25. August 2020

19.August 2020

Nachmittags um halb vier.




.....und um Mitternacht.





Sonntag, 23. August 2020

18.August 2020

Fehde über den Gartenzaun, besser die Dächer
Fahmi beklagt sich, dass mein Häxli, er beschreibt es als riesige Katze, was nicht stimmt, jede Nacht zu ihm hinüber streiten komme und seinen kleinen Liebling Kleopatra angreife, was natürlich nicht geht. Erst glaube ich ihm das nicht, doch es stimmt, immer geht ein irrsinniges Schreien und Fauchen los, sobald das Häxli über die Dächer verschwindet und Fahmi fotografiert sie sogar einmal. Er behält nun den stärksten der Covid Brothers drinnen. Der hat an einem Morgen eine Wunde hinter dem linken Ohr. Dies wiederum stört Fahmi weniger, er ist stolz auf seinen wehrhaften Buben.
Am nächsten Abend finde ich dann den Dumelandegue, ein typischer Fahminame, bei mir in der Katzentoilette.

Kibi ist um diese Zeit alleine Zuhause und obwohl viel grösser, hat er Angst vor Dume. Der zeigt mit seinen 8 Monaten erstaunlich viel Selbstsicherheit. Er wird sicher der Nachfolger von Abu Covid werden.
In der nächsten Nacht kommt Häxli mit zerkratztem Gesicht zurück. Nun ist Ruhe.




Freitag, 21. August 2020

17.August 2020

Salum erstaunt mich etwas als er meint, für das wunde, rot entzündete Füdli des Kätzchens solle ich doch diese ölhaltigen Babyfeuchttücher von Pampers nehmen. Bisher habe ich versucht, das Kätzchen mit einem feuchten Mikrofasertuch zu reinigen, doch es schreit immer kläglicher und ich sehe, dass sein armes Hinterteil blutig gescheuert ist. Salum hat Erfahrung mit Babyhintern, stelle ich fest. Allerdings funktioniert das mit langhaarigen Kätzchen etwas schlechter als mit nackten Säuglingen.


Dafür ist die Kleine sehr happy mit ihrer fellbezogenen Wärmflasche. Das scheint sie an einen Mutterbauch zu erinnern.

Mini ist ein witziger Bube geworden.
Salum mag auch Mini, er ist ein witziger Katzenbube geworden. Überhaupt nicht ängstlich, schliesslich wurde er jung von mir grossgezogen. Der könnte eventuell sogar mit den Kindern zusammen gehen. Er haust nun meist in Salum leerer Wohnung und geniest dort die weichen Sessel.

Donnerstag, 20. August 2020

16.August 2020

Naima spricht gerne über Religion, was mich manchmal etwas nervt. Als junges Mädchen wurde sie mit einem sehr viel älteren Mann verheiratet von dem sie im Islam unterrichtet wurde. Als gelehrige Schülerin gibt sie das gerne weiter.
Naima also sagt mir - was ich bereits weiss - dass eine Witwe ihre Haare abrasieren müsse. Und 3 Monate, Naima betont nun 3 Monate und 10 Tage, nicht unter die Leute gehen dürfe. Wenn sie hinaus gehen müsse, dann müsse  sie den Nikabu, die Vollverschleierung tragen, denn sie solle nicht erkannt werden und auch mit niemandem sprechen. - Wenn ich nun, was nicht sehr häufig ist, eine Frau mit Vollverschleierung antreffen, dann denke ich, das dies wohl eine Witwe sei. - Oder vielleicht doch nur eine der noch viel selteneren Frauen, die Angst vor Covid-19 haben?

Naima umgeben von unseren vielen Strassenkatzen. Aufgenommen von
einem Passanten. Die junge Witwe hat viele Verehrer hier. Ich hoffe,
sie wird auch nach einer allfälligen Hochzeit weiter bei mir arbeiten.

Naima bemerkt heute etwas bitter, sie sei die einzige in ihrer Familie gewesen, die nicht ihren Träumen habe folgen können. Sie hätte Ihre jüngste Halbschwester gerne nach Sansibar geholt, sie ist erst zwanzig. Ich finde das gut. Hier eine Ausbildung als Hauspflegerin im Hotelfach machen, und nebenbei einen Teilzeitjob haben, sie könnte Naima bei ihrer Arbeit unterstützen. - Doch nein, die will nicht. Sie will auf dem Festland Hochzeitsdekorateurin lernen. Dort boomen gerade die westlich inszenierten Hochzeiten, die wie bereits erwähnt, mehrere Tage dauern können und enorm viel Geld verschlingen. Ein Jungmädchentraum, finde ich, aber was solls.
Hochzeitsgängerinnen, es wird viel aufgewendet, das Hochezeitsgeschäft
boomt. Offenbar gibt es sogar eine Ausbildung darin.



Mittwoch, 19. August 2020

15.August 2020

Ein weiterer anstrengender Tag, neben den üblichen Arbeiten habe ich ja auch noch meinen Säugling, der rund alle 4 Stunden nach Futter ruft, auch in der Nacht, etwas, das eine alte Frau wie ich nur noch schlecht verträgt. Deshalb bin ich am Abend oft k.o. und froh, wenn endlich alle gefüttert sind und ich zu Bett gehen kann. Doch für einen Abendspaziergang reicht die Energie heute noch. Und wie jedes Mal, in der Abenddämmerung, bin ich vollkommen hingerissen und denke, was für ein Privileg es doch ist, hier wohnen zu dürfen. Diese Stimmungen haben auf mich etwas Berauschendes, schon fast von einer anderen Welt.




Ein neues Spiel wurde erfunden, statt Breakdance und ins Meer springen mit Salto wurde neu ein gebrauchter Reifen im Sand vergraben, der nun als Sprungbrett dient für Saltos und weiterem. Zwei Touristinnen schauen zu, junge Frauen. Die meisten weissen Touristen hier in der Altstadt sind im Moment sehr jung.


Montag, 17. August 2020

13.August 2020

Ich bemerke, dass ich es hier nicht nur mit einer fremden Kultur zu tun habe, deren Denkweise mir  nach 15 Jahren immer noch fremd ist, sondern mit mehreren. Ganz bestimmt einmal der Schwarzafrikanischen und der Arabischen. Wobei es bereits hier kompliziert wird, denn gerade Schwarze und Araber haben sich extrem gemischt, es gibt es alle Zwischenformen. Und das Aussehen geht nicht unbedingt parallel mit der Mentalität.

Der Fischverkäufer preist seine Ware an.
Araber gelten als sehr geizig und darüber wird auch offen gesprochen, ich denke, in der arabischen Kultur ist das nichts Anrüchiges. Heute Morgen ist ein Fischverkäufer mit zwei kleinen, aber ganz frischen Kingfischen vorbei gekommen. Die waren zwar viel zu klein, vielleicht 70cm lang, die können riesig werden, die hätte man besser im Meer belassen. Doch wie Fahmi richtig bemerkt, der Fischer braucht das Geld jetzt. Auch wenn nun wegen Covid-19 und Touristenmangel die Preise im Keller liegen. Ich sage, dass ich die Fische bezahlen würde, denn ich bin ein häufiger Gast zu Kaffee und Süßigkeiten, ohne Alkohol , komme ich richtig auf den Geschmack. Gerne würde ich mich einmal revanchieren.
Als Fahmi beim Feilschen bei 45’000.- TZS, also rund 20 Dollar für die beiden angekommen ist, finde ich, jetzt sei aber genug, der Fischer, der müsse doch auch leben. Nein, meint Fahmi, ich solle ihn machen lassen, wir sähen das eben nicht gleich. Schlussendlich bezahle ich noch 5000.- weniger.

Obwohl wegen mangelnder Nachfrage die Preise für Fisch
sehr tief sind, wird weiter gefischt. 
Und Ahmed, unseren langjähriger Elektriker - er hat vieles im Lukmaan installiert - den treffe ich erstmals seit meiner Rückkehr. Seit Ajba, ebenfalls eine Araberin, das Szepter im Lukmaan übernommen habe, da würden die Arbeiten sehr schlecht bezahlt, klagt er.  - Und Salum sagt einmal - als ich finde, er bezahle immer recht grosszügig - die anderen, die müssten doch auch leben. Er sei nicht gut im Feilschen und mache das auch nicht gerne. Ich denke, auch Othman, ebenfalls ein Schwarzer, hat das nie gerne gemacht, das ist neu im Lukmaan. Man überlegt sich, wieviel eine Person zum Leben braucht und daran richtet sich die Bezahlung. Das man ausrechnen müsste, was etwas wirklich kostet, bevor man einen Preis ansetzen kann, davon sind die beiden weit entfernt. - Immerhin kennt Salum seine Mängel und überlässt deshalb solches liebe anderen. Er ist ebenso froh wie ich über unsere neue Finanzchefin Jomarie.

Sonntag, 16. August 2020

11.August 202Die

Schwierige Tage. Am Sonntag meldet mir Naima, Lila, ein kleines mehrheitlich weisses Kätzchen, dem ich erst vor ein paar Tagen einen Namen gab, Lila also, wie eine Figur der Erfolgsautorin Ferrante, irgendwie passte das, obwohl ich mich nicht mehr genau an die Romanfigur erinnern kann und obwohl Lila mehrheitlich weiss ist. Lila also, der gehe es schlecht.

Lila, ein ernstes Kätzchen, wurde dann doch etwas verspielter.
Effektiv treffe ich Lila sehr schwach an, sie kann sich kaum aufrichten. Ich organisiere sofort die Tierärzte. Abdul, der Assistent, nimmt sie gleich mit in die Klinik. Noch am Vortag habe ich nichts davon bemerkt. Lila war nie ein sehr aktives verspieltes Kätzchen. Eigentlich wollte ich sie erst gar nicht aufnehmen, denn ich hatte bereits zwei Junge in den Käfigen in Quarantäne und das ist immer sehr aufwändig. Auch schien sie sich unauffällig unter den erwachsenen Katzen zu bewegen und wurde so in Ruhe gelassen. Doch dann hat sie mich irgend einmal mit ihren riesigen traurigen Augen angeblickt, und so habe ich sie eben doch herein geholt. Und mich gefreut, als aus dem ernsten Tierchen, dann doch ein etwas verspielteres wurde. Sie ass gut und bekam rasch ein Bäuchlein. - Doch war die Krankheit offenbar doch bereits in ihr. Diese Seuche ist heimtückisch, die Symptome zeigen sich meist erst, wenn es bereits zu spät ist.

Glücklich machen mich Begegnungen wie diejenige, die ich am Mittag bei Fahmi hatte. In seinem Vor- und Empfangsraum ist auch noch ein Freund, der eine Farm auf dem Land hat, zu Gast. Er meint, also eigentlich habe er nie etwas für Katzen übrig gehabt, aber der Fahmi, der habe ihn angesteckt. Erst habe er einen Kater zu füttern begonnen und dann habe der Kater ein Weibchen mitgebracht und jetzt sei bereits eine kleine Jungschar da. Auch seine Frau habe nun Freude an den Katzen. Die würden die Schlangen vom Grundstück fern halten.
Das sei eben eine sehr ansteckende Krankheit, sage ich, die Katzenliebe. Und wir seien sehr froh darüber, dass die in Sansibar rasant um sich greife.

Fahmi's kleiner Empfangsraum, der in traditionellen Araberhäusern gleich
hinter dem Eingang liegt, ist, wie man sieht, Katzenzone. Hier links Cleopatra und oben
Felix, der witzige Bube, den jemand in den letzten Tagen hier ausgesetzt hat. Orte,
wo man sich um Kätzchen kümmert, sind sehr beliebt um überzählige
Jungkatzen los zu werden. 

10.August 2020

Der Winzling - ich gebe ihm absichtlich keinen Namen, das scheint mir Unglück zu bringen - ist sehr anspruchsvoll, ich bin eingespannt mit dem kleinen Ding, wie das eine Mutter mit ihrem Säugling ist. Alle 3-4 Stunden schreit es und will Futter. Babymilch will es bereits  nicht mehr, es bevorzugt Dosenfutter und verschlingt das gierig.

Verbrechen gegen die Katzenheit. Der neuste Gefangene beklagt sich.
Inzwischen ist es mehr breit als lang geworden, und Goodluck meint, ich müsse etwas bremsen mit füttern, das sei auch wieder nicht gesund. Doch ich entgegne ihm, das müsse rasch grösser werden, denn lange mit diesem Schreihals, das halte ich nicht aus. Ich, die genau deswegen nie ein Baby wollte.

Aber natürlich entwickelt man dann doch wieder Gefühle für so ein Ding. Ich habe der Kleinen eine Wärmflasche gekauft. Das geniesst sie sehr, weich flauschig und warm, das erinnert an einen Katzenmutterbauch.



Freitag, 14. August 2020

7.August 2020

Über die Dauer des diesjährigen Eid ist man sich hier nicht einig. Acht Tage meint Naima, Salum hingegen, nur vier. Die Regierung habe zwar gefunden, da man den Ramadan-Eid nicht habe durchführen dürfen wegen Corona, werde der nun nachgeholt, also Verkaufsstände, Essensbuden und Musik, während 8 Tagen. Das sei aber wieder abgesagt worden, meint Salum. Naima hingegen findet, für uns in der Altstadt werde es besser werden mit dem Lärm, ganze Völkerscharen sind bis um Mitternacht laut palavernd durch die Gassen Richtung Forodhani Gardens gepilgert. Ab dem vierten Tag nämlich, fänden die Eid-Aktivitäten nur noch ausserhalb vom Zentrum statt. Auch die sich ewig im Bau befindliche neue Siedlung von Bahreza in Fumba, sei nun ein sehr beliebter Platz, viel grösser als die Forodhani Gardens. In ihrer Strasse habe man gar 3 Busse organisiert, um an einem Wochenende gemeinsam dort hinaus zu fahren. Sogar riesige Leinwände mit Filmen habe es dort - nebst Essensbuden und Musik. - Ich denke, diesmal hat Naima recht, denn bis hinauf in meinen Turm wird weitere 4 Tage laute Musik getragen, allerdings nun von weiter her.


Und - wie praktisch - am achten Tag ist Freitag, ein beliebter Hochzeitstag. Also weiter mit Musik und essen und festen. Eine Hochzeit von etwas wohlhabenderen Leuten dauert ganze 3 Tage, die Sansibaris wissen das Leben zu geniessen. Und dies ganz offensichtlich trotz Krise - so es denn hier eine Krise gab. - Wohl ein weiteres dieser mysteriösen afrikanischen Geheimnisse. In der Art des Gleichnisses aus der Bibel, vermehren sich die Speisen von selber. Allah kann das vermutlich auch.


Im wenig genutzten 1.Stock unseres Hauses - Mgeni ist ja immer noch mit den Kindern und dem Kindermädchen bei der Familie ihrer Mutter - quartiert Salum für das Wochenende Honeymooners und ihren Anhang ein. Der Bräutigam ist ein ehemaliger Angestellter vom Lukmaan, der nun in Tanga lebt. Er hat eine sehr schöne Braut gefunden.

5.August 2020

Maya, die spanische Mieterin der Wohnung im Erdgeschoss, will nach Daresalaam zügeln. Nicht genügend Arbeit auf der Insel, sie bietet Meditation an, insbesondere jetzt mit Covid-19. Da bin ich mit ihr einig, in einer Grossstadt wie Daresalaam ist der potentielle Kundenkreis sicherlich grösser.

Die Dinge in Sansibar sind nicht so, wie man auf den ersten Blick meint,
sagte der alte Meffert einmal
Maya Glanz, ein deutscher Name, sie spricht gut Deutsch, sie sei in der Schweiz in ein Internat gegangen, ich vermute eine Jüdin, ist eine unkomplizierte und irgendwie mysteriöse Frau. Mit ihrem 9-jährigen Knaben zieht sie auf der ganzen Welt herum, in Indien wäre sie gerne geblieben, meint sie. Doch da sei es schwierig gewesen mit einer Aufenthaltsbewilligung. Auch in Sansibar hat sie bereits 3 Mal gezügelt, ich denke, es hält sie nirgendwo lang.
Eine Spionin für Israel möglicherweise, findet Salum. Ich denke eher an eine Drogenkurierin, denn sie verreist sehr häufig - in Dubai arbeite sie ebenfalls - und lässt den Buben mit dem Kindermädchen allein hier.

Bespitzelt? Häxli auf der Lauer
Auch Jomarie erzählt mir eine Geschichte von Spionen. Sie habe sehr lange mit einem Deutschen im Stone Town Coffee diskutiert. Der Besitzer Massoud habe ihr am folgenden Tag gesagt, das sei ein Spion gewesen, der ausfindig machen wolle, wer illegal in Sansibar lebe. Das habe sie enttäuscht, denn der  Mann sei ihr sympathisch gewesen. Erstaunt habe es sie auch. - Geschichten von Spionen kursieren hier immer wieder, die Ostdeutschen haben nach der Revolution 1964 ein ganzes Spionagenetzwerk aufgebaut, es sei viel bespitzelt worden, hört man. Doch ob das wirklich immer noch der Fall ist?

Donnerstag, 13. August 2020

4.August 2020

Die enorm schweren  Betonblumentöpfe sind wenig dauerhaft.
Das leidige Problem, dass die sehr schweren Betonblumentöpfe immer wieder zerbrechen, sucht nach einer Lösung. Ich habe keine Lust, es nochmals zu versuchen. Wie ich das in der Schweiz - allerdings bei viel kleineren Töpfen - gesehen habe, lasse ich aus pflanzlichen Geweben, in unserem Falle Bambusstreifen, eine Art Korb flechten, der innen mit einer Plastikhülle ausgekleidet wird.

Allerdings sind nun bei diesem Prototypen die Löcher zu gross und das
Geflecht viel zu schmal, doch man muss ja irgendwie beginnen
.

Ich finde das erste Exemplar ästhetisch befriedigend, wir müssen das nun auf seine Dauerhaftigkeit testen. Das Problem ist natürlich auch, dass die Pflanzen hier enorm rasch wachsen und der Wurzelballen schnell zu stossen beginnt. Doch vermute ich, dass ein elastischer Behälter, wie der nun geschaffene, mit dem Druck besser umgehen kann. - Falls sich das ganze bewährt, wäre das durchaus eine Geschäftsidee, denn das Problem mit den unbrauchbaren Blumentöpfen, das haben hier viele. Und meine sehen erst noch unverwechselbar aus und haben den Vorteil, sehr leicht zu sein. Auf Dachterrassen und Balkonen ein riesiger Vorteil.

Samstag, 8. August 2020

3.August 2020


Wir sind bei Kombeni, an der Strasse Richtung Fumba, zwei Plots von Privaten anschauen gegangen. Die Katzenklinik braucht Land um Aussengehege für länger bleibende Patienten und Ferienkatzen zu schaffen. 

Das Land, das wir anschauen gehen, ist sehr fruchtbar.
Eigentlich wurden für Sansibar Zonenpläne gemacht. Fruchtbare Landwirtschafts- und Grundwasserschutzflächen wurden ausgeschieden, Siedlungsgebiete und Industriezonen erschaffen. Doch sieht es so aus, als lasse die Umsetzung auf sich warten. Ein Stück gutes Kulturland zu überbauen, das kommt für mich nicht in Frage. Wobei man das - bei den jetzigen Phantasiepreisen, die Bevölkerung wächst stark und die Insel ist klein - gar nicht mehr als Landwirtschaftsland nutzen kann.
    Hier ein wahrscheinlich nicht allzu erfolgreicher Ansatz von Franco:
    Das ausgeklügelte Kit für die Aufzucht von maximal 16 Hühnern verkauft
    Franco für 100.- USD. Wie Salum, finden wohl hier die meisten,
    das könne man für weniger Geld selber machen.
Anschliessend besuchen wir Franco vom Fumba Town Service Center. Er leitet zusammen mit seiner Partnerin  Bernadette, einer Philippina, das Abfallmanagement, die Anlage und den Unterhalt der sehr schönen Gärten der New Fumba Town. - Franco, der Ostdeutsche, ist ein sehr umtriebiger Mann. Nebenbei hat er auch Versuchsgehege mit verschiedenen Hühnerrassen gemacht, überhaupt versucht er, die Einheimischen zu ökologischer Bewirtschaftung zu bewegen. - Leider, meint er, würde sein Angebot Unterstützung zu leisten, gar Kompost und Anbauflächen anzubieten, viel zu wenig genutzt. Es sei nicht seine Aufgabe, biologische Lebensmittel zu produzieren. Die Projekte müssten so rasch wie möglich von Einheimischen übernommen werden, damit lokal gute Waren produziert werden könnten, die sicher in der New Fumba Town Anklang fänden.

Ein Besuch im danebenliegenden Restaurant der New Fumba Town.
Hier kaufen wir biologische Eier und Honig.
Und essen Chipsy ya Maiay, eine Art Tortilla. Die Eier sind ausgezeichnet.
In der New Fumba Town gehen die Bauaktivitäten weiter,
von einer Krise ist auch hier nichts zu spüren
.

Donnerstag, 6. August 2020

2.August 2020

Jomarie besucht mich, sie braucht jemanden zum zuhören. Gestern Nacht, besser frühmorgens um 4 Uhr, da habe das Paar, das zwei Stockwerke über ihr wohne, zu streiten begonnen. Das habe geknallt, Glas sei geborsten, die Frau dann irgend einmal blutüberströmt die Treppe hinunter gekommen. Zum Glück hätten die beiden jungen Männer im Nebenraum sofort reagiert, Ambulanz, Polizei, die beiden, auch der Mann war verletzt, seien ins Spital gebracht worden. Die Verletzungen seien zum Glück nicht so schlimm gewesen und die Frau wolle bereits zurück zu ihrem Mann, sie vermisse ihn. Beide sturzbetrunken in einer weiteren Festnacht mit vollem Mond. Sie habe das heute Morgen einer südafrikanischen Bekannten erzählen wollen, aufgewühlt wie sie gewesen sei. Die jedoch meinte, solche Geschichten solle sie besser anderen erzählen das passiere doch die ganze Zeit. Das finde ich nicht, ich habe das in den 15 Jahren hier noch nie erlebt. Wohl laute Wortwechsel, doch dass Leute dann tätlich werden, das ist doch eher selten. Und dass sie sich betrinken, das kommt in meiner jetzigen Umgebung eigentlich nicht vor. Eher bekiffen, und das leider schon 12-jährige Knaben.

Der neuste Winzling braucht viel Zeit und Geduld
Zwei etwa fünfjährige Jungen bringen heute wieder ein winziges Kätzchen. Ich bin wütend, einer schmeisst es sogar in unsere Wassertränke. Erst versuche ich, die Mutter ausfindig zu machen. Doch leider reagiert die Katze, von der zwei Frauen mir sagen es sei die Mutter, sie wolle es nicht mehr, überhaupt nicht darauf. So bleibt er halt hier, dieser Winzling. Und ich weiss genau, dass ich dann doch wieder Gefühle für dieses wehrlose Ding entwickle und traurig sein werde, wenn es schon wieder nicht überlebt. Mini ist der einzige Winzling, der länger als einen Monat überlebt hat und nun ein strammer Jüngling geworden ist.

Da ich wieder einmal erkältet bin, trage ich eine Maske
Salum bringt mir ein Stück der Opferkuh, ein Filetstück, denke ich, als ich es von Haut und Sehnen befreie, ich frage ihn, ob wird das am Abend zusammen essen wollten. Ich brate es kurz, so wie ich das gewohnt bin, doch leider ist das Fleisch dann sehr zäh. Vermutlich, weil es am Vortag geschlachtet wurde und nicht abgehangen hat. Salum meint, Fleisch hier, das müsse man in Ingwer, Knoblauch, weiteren Gewürzen, Salz und Zitronensaft marinieren, sonst bleibe das zäh und auch gute Stücke könne man nicht kurz braten. Der grüne Salat ist leider ebenfalls zäh, doch Salum isst ihn tapfer. Nach dem Essen wäscht er ab, sehr sauber, wie das seine Gewohnheit ist, und ich trockne das Geschirr. Das erinnert uns wohl beide an die Zeit nach meinem Unfall, wo wir zwei Monate in der Schweiz zusammen gewohnt haben.

Sonntag, 2. August 2020

1.August

Das lange Wochenende des Eid lockt auch viele Leute vom Festland nach Sansibar, weshalb  nun weitere Hotels und viele Restaurants geöffnet haben, auch das Bahari  Caffe gleich am Meer ist wieder offen.

In der Mkunazini Road läuft etwas, 
Eine weitere sehr belebte Festnacht
Dass die Leute hier kein Geld haben wegen Korona, das bleibt
mir schleierhaft. Wohl eines dieser unergründlich Geheimnisse Afrikas,
das macht, dass es doch immer irgendwie geht.
Gestern Abend habe ich Salum schon früh zu Hause angetroffen. Wir beide sind uns einig, dass wir für solche Festivitäten - etwas zwischen Silvesternacht und Halloween - wohl bereits zu alt sind. Halloween deshalb, weil offenbar die Kinder an diesem Tag das Recht haben, die Erwachsenen um Süssigkeiten oder Geld zu bitten. Salum gibt mir eine Handvoll 1000-Noten zum verteilen und Fahmi hat eine Dose mit 200-Centstücken bereit gestellt. Salum, wie immer grosszügig, eine Junge meint nach der Gabe „God bless you“.


Ich erwache um 6Uhr früh. Viele Leute schlafen noch, es ist sehr ruhig und angenehm in den Gassen.
Wieder habe ich einen schmerzenden Hals und die Nase rinnt und so frage ich mich doch langsam, ob wir - ich und die Katzen - uns nicht gegenseitig immer wieder anstecken. Erst hatte ich schlimmen Schnupfen, dann alle jungen Katzen, nicht die Erwachsenen, und nun bereits wieder ich. Auch Goodluck meint, das sei möglich.

31.Juli 2020

Heute ist endlich der grosse Tag. 
Nachdem ich alle Katzen gefüttert und die Käfige, überhaupt den Raum der Kleinen im Erdgeschoss gereinigt habe - Naima hat drei Tage frei - gehe ich hinüber zu Fahmi auf ein traditionelles Kaffee mit Süssigkeiten. Das Cake, Keki, gut verständlich, schmeckt auch ungefähr so wie es heisst und das Mkate ya Mayai, das Kardamonbrot gleicht einem Cake mit Kardamon. Es gibt weitere Süssigkeiten in kleinen Körbchen, ganz ähnlich wie bei uns an Weihnachten werden Süssigkeiten gebacken und dann untereinander ausgetauscht.

Vom Schlachten der Tiere höre ich nichts, doch sehe ich in Fahmi Hof eine geschlachtete bereits zerlegte Ziege, so viel Fleisch gibt das nicht. Und die Überreste, Blut und Kot, die Salum angekündigt hat, sehe ich nirgendwo, das geht zum Glück alles  sehr gesittet zu und her.


Gemeinsames Id-Essen bei Mgenis Familie
Anne und ich werden auf den Fauteuils im Männerraum platziert.
Am Mittag Fahrt nach Jang’ombe, wo Mgenis Familie wohnt. Der Eingangsraum, in dem ich vor 9 Jahren Ahmed als erstes Baby gefilmt habe, ist nun türkisblau gestrichen, vorher waren die Wände rosa. Im Zentrum des Raumes sind Bodenmatten ausgebreitet, darauf Teller, Gläser, und Besteck, doch Löffel benutzen nur ich und die Französin Anne. Wir sind die einzigen Frauen im Raum, einzig die Kindermädchen blicken zwischendurch hinein. Lukmaan, der jüngste Sohn der Mutter und nicht viel älter als der älteste von Mgeni, reicht die Kanne und das Becken zum Händewaschen herum. Die Knaben essen ebenfalls mit uns. Noch nie habe ich sie so ruhig und gesittet, fast scheu, essen sehen. Es gibt Rindfleisch, Birianireis und Crevetten, alles ist sehr gut, vom Lukmaan zubereitet, zum Desserts gibt es einen Flan, der im Hause gemacht wurde. Das Opferfleisch, die Kuh, die werde erst morgen geschlachtet. Die Mutter von Mgeni kommt in den Raum grüssen, eine würdevolle und gut gekleidete Frau fast in meinem Alter. Salum stellt sie als Chefin des Hauses vor, was hier niemand bezweifelt, sie hat das Geld. Ihr Mann macht sich klein, als er das hört.

Nach dem Essen, das, wie das hier Brauch ist, sehr still und rasch vor sich geht, gehe ich in den hinteren Teil des grossen Hauses, wo die Frauen und Kinder versammelt sind. 

Erstmals sehe ich Mgenis jüngste Tochter, sie ist hübsch und geschminkt,
ein Kaiserschnittkind von 3kg, sie heisst gleich wie Salums Mutter, Khadija.
Mgeni sieht gut aus, zehn Tage nach der Geburt. Die Narbe am Bauch heile gut.

Die neue Palmen bestandene Quaistrasse von den Forodhani Gardens
bis zu uns hinaus und in den Hafen ist heute sehr belebt.
Am Abend gehe ich schauen, was am Pendant zu unserer Weihnacht geschieht. - Kurz, so heilig ist das nicht. Junge herausgeputzte Frauen- und Männergruppen in den Strassen, auch junge Familien, streben entweder Richtung Forodhani Gardens oder Richtung Vororte, wo weitere Plätze mit Essenständen, Musik und billigem Plastikspielzeug warten. Als ich am Baobab Lukmaan vorbei komme, sehe ich dort Salum, Juma, den Ingenieur und ein paar weitere im Finsteren sitzen. Nein, beide Lukmaan hätten heute geschlossen, wo doch sonst alles geöffnet hat. Nein, sie alle hätten das auch nicht gewusst. Die neue Direktion unter der Führung von Ajba scheint mir doch recht eigenmächtig zu handeln.


In den Forodhani Gardens wird konsumiert. Wer sagt da, niemand habe Geld im Moment?