Dienstag, 29. Dezember 2020

25.Dezember 2020

Die Katzenmutter mit ihren zwei schwächlichen Kindern. Links davon im Abfall der Vater. Außergewöhnlich die ganze Familie immer zusammen anzutreffen, das ist bei Katzen selten.


Der Weihnachtstag beginnt schlecht. Als ich, wie gewohnt um 7 Uhr früh nach Vuga radle, wo wir unsere Kleinkätzchenkolonnie haben, finde ich dort als erstes ein totes Tierchen. Kein schöner Anblick zum Tagesanfang. Keines unserer Schützlinge, aber eines der Kleinen einer Katzenmutter, die auch auf dem Areal wohnt. Es sah bereits seit Tagen schlecht aus, hat dann aber doch bei mir  mitgefressen, so dass ich Hoffnung kriegte. Doch offenbar haben es die beiden Kleinen - obwohl die Mutter von uns gefüttert wird und sich nicht um die Nahrungsbeschaffung kümmern muss - schwer, sie sind extrem ausgezehrt.


Ein grosser Teil des House of Wonders ist heute zusammen gebrochen.

Später erfahre ich, dass das House of Wonders eingestürzt ist, am Morgen bin ich noch daran vorbei geradelt. Wieviele Arbeiter darunter liegen ist nicht bekannt. Aufgefallen ist mir, dass kurz vor Weihnachten die Bauarbeiten wieder aufgenommen worden sind. Offenbar wurde die Renovation dieses imposanten historischen Gebäudes von den Omani bezahlt, die Bauleitung jedoch Einheimischen übergeben. Fachleute waren da sicher nicht am Werk.


Unser Wasserloch stinkt und wird heute gereinigt.


Auch bei uns eine Panne, das Wasser aus unserem well - Quelle finde ich eine unpassende Übersetzung, eher ein Bohrloch - stinkt, und da gleichzeitig die Katzen und ich Durchfall haben, sie auch noch erbrechen - mir fehlt lediglich der Appetit, ist natürlich unser Wasser als Quelle des Übels verdächtig. So muss dieses Bohrloch gereinigt und mit Chlor desinfiziert werden, desgleichen die Leitungen und die Wassertanks auf dem Dach. Was bedeutet, dass wir praktisch den ganzen Weihnachtstag über kein fliessendes Wasser haben.

Jetzt fliesst es wieder und stinkt nach Chlor. Unangenehm, aber nicht mehr gefährlich. 

Montag, 28. Dezember 2020

13.Dezember 2020

Ausflug mit dem Paddle Club - StandUpPaddeling Club würden wir sagen - von Sansibar. Diesmal geht es von der Fumba Halbinsel über eine weitere Insel nach Kwale, das bereits touristisch erschlossen ist. Obwohl ohne Wasser, Abwasser und Strom, haben sich ein paar Verkaufsbuden und Restaurants unter Zelten am Strand eingenistet, selbst Komposttoiletten gibt es. - Immerhin dies.


Auf der ersten Insel, wo wir einen Zwischenhalt gemacht haben, roch es doch streng  nach Fäkalien aus dem Gebüsch. Verlorene Paradiese weltweit. Zurück dann mit einem Dahu, allerdings nicht mehr unter Segel, dieses ist heute reine Dekoration, kaum mehr funktionstüchtig, und Leute, die Dahus noch segeln können gibt es auch immer weniger.

Sonntag, 20. Dezember 2020

12.Dezember 2020

Nebst den vielen Touristen aus Russland haben sich hier eher exotische Leute nieder gelassen. Von überall auf der Welt sind Digital Nomads nach Sansibar gekommen - wohl weil es hier keinerlei Restriktionen gibt wegen Corona, das Wetter warm ist und das Meer schön. 


Auch in unserem Erdgeschoss hat sich ein Russe einquartiert.

Ein merkwürdiger Typ, finde ich, sicher kein Tourist, den ganzen Tag hockt er am Computer und an weiteren Geräten. Ein Spion finde ich - Salum, nein, eher jemand von der Mafia. Ob er denn dessen Papiere kontrolliert habe? - Nein, er wisse nichts über ihn. Eingemietet bei Privaten. Eine gute  Art, sich auf der Welt zu bewegen ohne Spuren zu hinterlassen. Hier ist das bisher noch sehr wenig kontrolliert - mindestens bei einheimischen Vermietern. - Ein lichtscheuer Typ, fast nie draussen, und wenn, dann meistens nachts und in Boxershorts und nacktem Oberkörper, das finden die Einheimischen extrem unschicklich, sehr auffällig auch, mit seinem Blinklicht am Oberarm und joggend.


Vor zwei Wochen ist dann noch eine Frau beim Russen aufgetaucht, er stellt  sie als Ehefrau vor. Irgendwie wirkt er nun doch etwas weniger verdächtig. Neben den vielen Stimmen in Russisch aus Computern und anderen Geräten, hört man am Abend nun manchmal  etwas, das wie Fernsehtalkshows tönt, dazu sein Lachen, das durchaus angenehm ist. Von der Frau hört man kaum etwas und ich habe sie erst ein Mal gesehen. - Vielleicht habe ich mich auch ganz einfach an den merkwürdigen Mieter gewöhnt. 


11.Dezember 2020

In der Zanzibar Food & Drug Agency ist man emsig am arbeiten...

Da es recht selten etwas einzukassieren gibt, macht die Frau gerade einmal etwas Pause.

Heute habe ich es geschafft für meine Schwester ein Weihnachtspäckli mit Stoffen und biologischen Gewürzen aus Sansibar aufzugeben. Gewürze? Da brauche ich eine Ausfuhrgenehmigung. Salum fährt mich auf ein Amt weit draussen in einem Vorort, der Food and Drug Agency, ein neues Amt, sicher 40 Leute sind dort beschäftigt, man braucht gut 3 Stunden um uns dieses Papier auszuhändigen. Obwohl kaum Leute dort warten und diese Gewürze bereits beim Produzenten von diesem Amt geprüft worden sind. - Wie lange und umständlich es dann in der Post weiter ging, das will ich nun gar nicht mehr schildern……., einzig dies: Ein Weihnachtspäckli zu versenden, das ist hier bereits ein Tageswerk.

Mittwoch, 16. Dezember 2020

10.Dezember 2020

Der vollkommen nackte Garten vor unserem Haus, die Bougainvilleahecke wurde nieder gemetzelt, das Laub vom Boden entfernt, einzig der Abfall ist liegen geblieben.

Der neue Präsident von Sansibar hat gestern einen ersten Rundgang durch sein Königreich gemacht und befunden, dass seine Hauptstadt doch sehr schmutzig und verlottert sei. Das müsse ändern. Schon heute wird der Belag auf der Strasse vor dem Spital aufgerissen, werden Leitungen gelegt, es soll ein neuer Teerbelag darauf kommen. Und mit Schrecken stelle ich fest, dass im Garten vor unserem Haus alle Bougainvilleas mit Pangas, einer Machete, niedergemetzelt worden sind. Wütend melde ich mich bei dem dafür zuständigen Nachbarn, denn wir wollten die Bougainvilleahecke am Wochenende von unserem Baumschneider schneiden lassen. Die ganze Nachbarschaft ist ob meiner Wut eingeschüchtert und der Nachbar meint, seine Frau habe das befohlen, wegen dem Präsidenten. Und die Frau dann, das sei ein Missverständnis. Sie habe dem Arbeiter nur befohlen, den Abfall aus dem Garten, einem öffentlichen Grundstück - aber der Pflege dieser Nachbarin übergeben - zu entfernen, und die Bougainvilleahecke zu schneiden. Sie habe dieses Massacker auch nicht gewollt.

Was doch so ein Rundgang eines Präsidenten alles in Gang setzen kann.

8.Dezember 2020

Schreiben wird weniger wichtig, denn ich bin hier Zuhause. Das bedeutet einerseits, dass die Tage mehr als gefüllt sind, und andererseits, dass es viele Menschen um mich herum hat, mit denen ich mich verbal austausche, was bei mir die Lust zu Schreiben behindert. Schliesslich aber auch, dass Sansibar für mich weniger exotisch ist als früher, Alltag geworden, nichts Besonderes. Schade eigentlich, dass man immer irgend einmal ankommt.

Eines meiner selfies: m Moment sind mir meine Füsse wichtig, denn dafür kriege ich am meisten Komplimente, wohl ein Zeichen des Alters. Wenn man nichts anderes mehr rühmen kann....

Nun eine vollkommen nebensächliche Beobachtung.
Obwohl meine Füsse voller Hornhaut sind - ich laufe Zuhause immer barfuss herum - fühle ich das kleinste Sandkorn am Boden, was mich extrem stört. Ich finde dann, die Wohnung sei schmutzig. So fühle ich mich etwas wie das Mädchen in der Prinzessin auf der Erbse, einem Märchen: Ein König will heraus finden, welches denn nun die richtige Prinzessin sei. Er lässt alle Frauen auf einem Bett mit 7 übereinander gestapelten Matratzen schlafen. Unter die unterste legte er eine Erbse. Und effektiv, die richtige Frau beklagte sich am nächsten Morgen, dass sie unmöglich habe schlafen können, mit dieser lästigen Erbse unter der Matratze……so irgendwie ging das doch….?

Samstag, 12. Dezember 2020

7.Dezember 2020

Die Skyline von Daresalaam wird immer imposanter

Heute gehe ich mit dem Tierarzt Goodluck nach Daresalaam, um die Leute von Every Living Thing in Daresalaam zu treffen. Diese Organisation kümmert sich um Strassentiere, kastriert sie und versucht sie bei Leuten zu platzieren. Daneben setzt sie sich auch dafür ein, dass Kinder und Erwachsene einen guten Umgang mit Tieren erwerben. Every Living Thing ist sehr erfolgreich und hat sogar eine eigene TV Show im Fernsehen.

Das Wartezimmer in der Tierklinik von Every Living Thing.  Die Klinik hat europäischen Standart, die Preise sind allerdings auch vergleichbar.

Einen Teil der Einnahmen generieren sie durch eine gut laufende Tierarztklinik, die im besten Quartier von Daresalaam gelegen ist, auf der Halbinsel von Masaki. Hier wohnen die meisten Ausländer und hier sind auch praktisch alle Hilfslorganisationen angesiedelt. Auch als Ausgehmeile ist dieses grüne Quartier, mit seinen Stränden, beliebt.

Das weitläufige Gelände dieser Stiftung, die sich um Strassentiere kümmert. Im Hintergrund die Katzengehege.

Im Krankenzimmer ist Tag und Nacht eine Pflegerin anwesend.

Brittanny Hilton, die Gründerin, und einige ihrer Angestellten und Hunde.

In den geräumigen Aussengehegen für die Strassenkatzen, die auf eine Platzierung warten. Auch hier ist es nicht einfach, für alle Katzen einen Platz zu finden.


Brittany Hilton, energetische Kanadierin, die das alles aufgebaut hat, nimmt sich Zeit uns alles zu zeigen. Die ehemalige Tierarztgehilfin und Tierpsychologin ist auch eine gute Geschäftsfrau und so hoffe ich, dass Sie uns mit Ratschlägen und vielleicht auch Beziehungen beistehen wird, und nicht, wie andere, uns als Konkurrenz ansieht.


Meinolf Kuper, der Gründer von Africraft, in seinem neuen Reich. Wie immer, hat er viele kreative Ideen.


Dann besuche ich noch Meinolf von Africraft an seinem neuen Geschäftssitz. Nun ist alles viel geräumiger. Auf dem grossen, baumbestandenen Grundstück verteilen sich die verschiedenen Upcycling Ateliers, die Büros und eine Verkaufsfläche. Im Moment seien die Mieten in Daresalaam sehr tief, da die Regierung nun nach Dodoma gezügelt sei und mit ihr viele der grossen Gesellschaften, für welche die Nähe zu der Regierung wichtig sei, also wohl praktisch alle. Es gebe deshalb viel guten und billigen Wohn- und Geschäftsraum.


Im Hyatt Hotel hat Africraft die Weihnachtsdekoration in der Eingangshalle kreieren können und hat hier auch einen Verkaufsstand für seine Produkte.

Sonntag, 6.Dezember, Chlousentag weiss ich aus den Social Medias, sonst hätte ich das nicht bemerkt, meine Gedanken sind nicht weihnächtlich. Erstmals seit 6 Wochen mache ich einen Tag frei. Eigentlich wäre Ruhe angesagt, doch ich finde, dass mir eine SUP Tour frühmorgens durch die Mangroven besser tun würde.

Es ist dann auch wirklich wunderschön ganz alleine zwischen den Bäumen durchzugleiten, das sich verändernde Tageslicht, einzig die Orientierung in dem Mangrovenwald ist schwieriger, als ich gedacht habe. Immer wieder lande ich in einer Sackgasse und muss zurück an die Küste.

Milchkaffe aus meiner Therrmoskanne und ein paar frische Datteln auf dem Brett im Wasser genossen, sind mein fürstliches Frühstück. Anschliessend mit Salum auf den Altkleidermarkt, der rings um den grossen Zentralmarkt angelegt ist. Ich finde keine Röcke, die sich als Kleidung für die Pflege der Katzen eignen würden. Entweder synthetisch oder dann viel zu heiss aus dickem Trickot. Ich muss mir einfache Schnitte vom Schneider aus leichter Baumwolle kopieren lassen, meine Kangakleider eignen sich nicht, regelmässig bei 60 Grad gewaschen zu werden.
Zu Hause lesen, faulenzen im TeaHouse oben, erst gegen Abend dann Katzenfütterung in Vuga, den Rest hat heute Naima übernommenen, ein angenehmer Sonntag.

Freitag, 11. Dezember 2020

4.Dezember 2020

Jomarie macht mich mit zwei Südafrikanern bekannt, einer davon ist der Direktor der Global Alliance of Rabies Control. Tollwut sei schon immer noch verbreitet in Afrika. Insbesondere auf dem Land bei den Hunden. Nein, Katzen impfen, das mache nicht viel Sinn, diese Kosten könnten wir uns sparen. Im Gegensatz zu den Hunden würden sich Katzen absondern, wenn sie infiziert seien, und versteckt irgendwo sterben, wie das für Katzen üblich ist. Somit sei deren Verbreitungseffekt minimal. Aber doch, Tollwut sei schon immer noch eine wichtige Todesursache bei Menschen hier. Da man die aber nur schwer nachweisen könne, keine Antikörper im Blut, denn die Verbreitung laufe über die Nervenbahnen, einzig eine Obduktion des Gehirns bringe Gewissheit, würden die meisten dieser Todesfälle gar nicht als solche erkannt.

Paria schmiegt sich vertrauensvoll an andere Katzen

Dieses Kätzchen, nennen wir ihn Paria, ist vor kurzem beim Fütterungsplatz hinter dem Haus aufgetaucht. Ich habe es nicht nur gefüttert sondern sofort eingepackt und von den Tierärzten behandeln lassen. Fehlernährt, deshalb der aufgeblasene Bauch - sonst spindeldürr, mit vielen Hautparasiten und Würmern, doch es besteht Hoffnung, dass das heilt.


Paria hat weder vor Menschen, noch vor Katzen Angst, wenn sie ihn schlagen, duckt er sich einfach weg. Extrem hässlich, wie er ist, berühren ihn Menschen kaum, doch die meisten Katzen mögen ihn, er schmiegt sich vertrauensvoll an sie. Schönheit scheint bei Katzen eine andere Bedeutung zu haben, er ist so freundlich. - Und läuft dann einfach los und davon. Bereits zwei Mal wurde er uns von weit her zurück gebracht. Er scheint keine dauerhaften Bindungen einzugehen. 

3.Dezember 2020

Das Zanzibar Coffe House und das Double Tree by Hilti Hotel haben nun auch wieder geöffnet, offenbar will nun doch niemand das Weihnachtsgeschäft verpassen und die Leute glauben an die Rückkehr der Touristen.


Während der starken Regenfälle der letzten Tage sind wieder einmal zwei Altstadthäuser zusammengefallen. Leute sind keine zu Schaden gekommen, doch das eine Gebäude, neben einem Parkplatz gelegen, hat ein paar Autos unter sich begraben.


Donnerstag, 10. Dezember 2020

1.Dezember 2020

Im Moment fühle ich mich überfordert, meine Gesundheit tut zickig, und ich frage mich, wie dem Abhilfe schaffen. Die immer mehr werdenden leidenden Tiere, die mir gebracht werden, kürzlich sogar eine Taube - wie kann man die abweisen? - sie belasten mich. Leiden führt bei mir zu Mitleiden, nicht nur zu Mitleid. Ich lasse immer mehr Gerade sein, der Haushalt verlottert, zum Glück wird wenigstens geputzt, doch zu Reparaturen und Erneuerungen habe ich kaum Energie.


Dienstag, 1.November, ein normaler Tag:

Katzen füttern und verarzten, die Pflanzen brauchen auch Pflege, um 7 Uhr früh fixiert mir Ahmed, der Elektriker, der von seinem Morgenschwumm im Meer zurück kommt, eine Steckdose neu, sie ist abgefallen. Nun schief wieder befestigt, hässlich, ich protestiere - doch akzeptiere das dann, mir fehlt die Energie. Zahltag heute, Salum auf die Bank senden, dann den Monatsabschluss mit Jomarie durchschauen, am Nachmittag ist Sitzung in der Klinik. Der Schreiner, der mir Schiebefenster im TeaHouse montieren soll - ich möchte dort nicht nochmals bei Starkregen und Wind Todesängste ausstehen - meldet sich auch gerade noch, ich fühle mich bereits um 9 Uhr morgens klebrig und schmutzig, ein langer Tag steht noch bevor.



Kann man das Leben wohl einfach vorbei fliessen lassen? Wenn zu viele Eindrücke auf einen einfallen würden, dies ein Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, würde das Gehirn - völlig überfordert, das alles abzuspeichern - plötzlich auf Relax, tiefe Ruhe, schalten, und die Eindrücke, einfach vorbei fliessen lassen. Ich habe dies an Filmfestivals bereits sehr bewusst erlebt. Mich gezwungen, nach Kurzfilmblöcken das, was mir wertvoll erschien, nochmals im Gehirn durchzuspielen - und den Rest einfach loszulassen. Und effektiv, ich war immer sehr gelassen. Wobei: Bereits die Tatsache, dass man dabei Zuschauer ist, hilft wohl.
Doch ob diese wissenschaftliche Theorie im Leben allgemein funktioniert? Irgendwo dort müsste doch die Lösung sein. Ich bin am Suchen.

Mittwoch, 9. Dezember 2020

26.November 2020

Es wuchert auf meiner Terrasse, andauernd muss ich schneiden und zurecht weisen, das feucht-heisse Klima gefällt den meisten Pflanzen bestens.

Doch nicht nur Pflanzen lieben Feuchtigkeit, alles Leben braucht Wasser. Die unangenehmen kleinen Dinger wie Mücken, aber auch Viren, Bakterien und Pilze, sind im Moment extrem glücklich. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die schwüle Luft richtig dick ist von all dem Gewusel. Mein ringworm, eine Pilzerkrankung, bricht wieder aus, er hat sich als Eintrittspforte einen entzündeten Mückenstich gesucht.

Freitag, 4. Dezember 2020

24.November 2020



Ich gehe zu meinem Arzt, denn der Umlauf, den ich am linken Mittelfinger habe, will nicht von selber heilen. Um halb zehn trudeln die Angestellten erst gerade ein, doch im Zimmer von Dr. Omari, einem alten und erfahrenen Doktor, hat es bereits Licht. Das müsse man öffnen, meint er, damit der Eiter heraus fliessen könne. Er macht mir eine Spritze, die den Finger betäubt. Anschliessend geht das Licht in dem fensterlosen Raum aus, kein Strom wieder einmal, so schickt er eine Schwester, eine Taschenlampe zu holen. Nun sind zwei Finger betäubt und der Verband, den mir die Krankenschwester gemacht hat, ist bereits wieder abgefallen. Doch ich bin zuversichtlich und esse Frühstück.

23.November 2020

Heute vor rund einem Jahr hat Goodluck für die Katzenklinik zu arbeiten begonnen. Ich finde es deshalb den passenden Moment, zurück zu blicken und zu schauen, was jetzt ist.In letzter Zeit bin ich nicht zufrieden. Wie ganz allgemein hier während der Wahlen und nun in der anschliessenden Regenzeit, habe ich dass Gefühl, dass die Leute lethargisch geworden sind, es fehlt an Energie. Disziplin und Hygiene haben gelitten. Wenn ich unangemeldet in der Klinik auftauche, sind wenige der Angestellten dort oder sie hängen herum und fast jedes Mal ist jemand krank. Und kastrierte Katzen kommen mit Krankheiten zurück, die sie sich in der Klinik geholt haben. Ich bin enttäuscht und tue das auch kund - denke ich.


So bin ich etwas erstaunt, dass Goodluck beim Gespräch als erstes erwähnt, dass er über Weihnachten zwei Wochen zurück zu seiner Familie aufs Festland wolle. Daran ist zwar nichts Schlechtes, er hat effektiv seit letzter Weihnachten keine Ferien gehabt, erstaunlich ist viel mehr, dass ihn meine nun deutlich geäusserte Kritik überrascht und er auch noch den Wunsch für eine Gehaltserhöhung um rund einen Viertel ausspricht. - Merkwürdig, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sein können. 

Immerhin bedankt sich Goodluck anschliessend für meine offene Kritik und verspricht, darüber nachzudenken. Eine allfällige Gehaltserhöhung vertage ich auf nächstes Jahr, was er versteht.

Samstag, 28. November 2020

21.November 2020

 
Besuch bei einem Schweizer, der ein schönes modernes Betongebäude in Bweni gebaut hat und eine Galerie mit Afrikanischer Kunst betreibt. Von Beruf ursprünglich Schreiner, hat er lange in der Entwicklungshilfe gearbeitet. Wie die meisten Leute, die länger „im business“ gewesen sind, zweifelt auch er am Gutmeinen und auch Guttun dieser Sache. Meistens helfe man aus Egoismus. Ich pflichte ihm bei, denn ich ertrug ganz einfach das Leiden der vielen kranken Strassenkatzen hier nicht mehr, das trübte meinen Lebensgenuss. Auch erzählt er von einer recht bekannten Schweizerischen Entwicklungsorganisation, ich will den Namen nicht erwähnen, deren Leute er gut kenne. Doch, das sei häufig, dass Spender sagen würden, die Hälfte des Geldes, müsse zurück auf ihr Konto fliessen. Ob die Hilfsorganisation denn da mitgemacht habe, frage ich? - Ja klar, Geld brauchten ja alle, weshalb solche Bedingungen in Kauf genommen würden. Ein Freund von ihm sei aus einem Stiftungsrat ausgetreten, weil es dort, mangels Einnahmen, so weit gekommen sei, dass man gar keine Projekte mehr fördern konnte und das Hauptanliegen gewesen sei, die Arbeitsplätze in der Schweiz zu erhalten. - Was ja kaum im Sinne der Spender sein könne.

Freitag, 27. November 2020

Am 16.Juli habe ich endlich alles Verlangte beisammen gehabt und gehofft, nun meine Tansanische Identitätsnummer zu erhalten, die mir vieles erleichtern wird. Dass es sehr lange dauert, bis man dieses kleine plastifizierte Kärtchen kriegt, habe ich bereits gewusst, doch beteuerte man mir, dass man mir die Nummer per SMS zusenden werde und dies dann genug sei, damit ich alleine beispielsweise eine Telefonnummer beantragen kann. Nichts geschah.


Weshalb ich gestern Salum in die Immigration schickte, er solle nachfragen, was nun mit meiner Nummer geschehen sei. Er kam zurück und meinte, alle drei Computer hätten die dort durchsucht, aber mein Dossier nicht mehr gefunden, wir müssten wieder von vorne anfangen. So gehen wir heute ein weiteres Mal dorthin, nun habe ich allerdings meinen Pass dabei, und eine andere Frau sitzt im Büro. Doch, doch, hier sei meine Tansanische Identitäts-Nummer. Die Karte, die folge dann noch.


Ich bin nun stolze Besitzerin einer Tansanischen ID.
 

19.November 2020

Meine Coiffeuse hier ist Marokkanerin. Sie hat einen schönen Salon im Touristenquartier wo auch noch Massagen angeboten werden. Als ich letzte Woche meine Haare schneiden wollte, sagte mir die Angestellte, sie sei momentan in Marokko, weshalb ich mir eine Rückenmassage genehmigte.

Mein neuer Coiffeur.....

Doch die Haare müssen in der Hitze weg. So befolge ich Salum’s Rat - er war nie zufrieden mit dem Ergebnis der Marokkanerin - doch zum Herrencoiffeur gleich um die Ecke zu gehen. Der Rastatyp macht das wirklich gut. Wenn er keine Kundschaft hat, spielt vor dem Laden Gitarre. Er erzählt mir, dass er nie eine Coiffeurschule besucht habe. Er und sein Bruder hätten das vom Vater gelernt und den Laden nun übernommen.


....macht seinen Job wirklich gut.


Sonntag, 22. November 2020

13.November 2020


Erster Corona Toter, den ich persönlich gekannt habe. Der Vater eines Bekannten in der Schweiz ist heute früh mit 97 Jahren friedlich verstorben. Er war sein Leben lang gesund und gehässig und hat sich in seinem luxuriösen Altersheim vor 6 Monaten mit Corona infiziert. Zwar ist die Krankheit gut verlaufen und geheilt, doch vermutlich hat die Todesursache doch einen Zusammenhang mit dieser Krankheit. Mindestens wurde er bei seinem Tod immer noch positiv auf Corona getestet.

Montag, 16. November 2020

2.November 2020

Die Regenzeit hat vor rund 10 Tagen eingesetzt. Die vielen Touristen in der Stadt scheinen davon wenig gewusst zu haben, die wollten einfach an die Wärme und vermutlich weg von der Maskenpflicht. Gestern war ein recht sonniger Tag, doch heute wieder Regen. Nicht tosender Regen wie in der Frühlingsregenzeit, doch immerhin, zwischendurch kann man recht nass werden und Wäsche hängen ist eine Lotterie. Die Luftfeuchtigkeit ist enorm, sofort ist man gänzlich verschwitzt, fühlt sich dauernd schmutzig, ein ekliges Gefühl. Und wenn, wie heute Morgen, auch noch der Strom ausfällt und die Wasserpumpen nicht arbeiten, dann liegt nicht einmal eine warme Dusche drin. - Es sind keine lustigen Tage. Zumal das Internet ebenfalls sehr unzuverlässig bleibt. Die kleinsten Tätigkeiten werden mühsam. Eine Art Lähmung scheint mir von der ganzen Insel Besitz ergriffen zu haben, Leben in Zeitlupe, ein Dämmerzustand. Und sich damit abfinden lernen, das nichts so geht wie geplant. Und aufpassen, nicht in eine Depression zu versinken.

Begrüssung von Fahmi: Regen, kein Strom, kein Wasser, kein Internet, tonnenweise Mücken - aber wenigstens haben wir kein Covid.....

Regenwetter, oder das Komfortbedürfnis von Katzen ist einzigartig.....

11.November 202w0

Die Kätzchengruppe in unserer Dependance in Vuga kuschelt bei Regen zusammen.

Die bisher gut über die Runde gekommene Kätzchengruppe in Vuga kriegt „cat flue“,die drei Kleinsten musste ich gestern in die Klinik bringenden, sie riskierten ihre Augen zu verlieren. Auch Rosso niest und hat Mühe zu atmen. Im Erdgeschoss sind drei neue Kätzchen hinzu gekommen, es hört nicht auf. Ein Transfer nach Vuga ist im Moment nicht möglich, erst müssen sich dort die Gesundheitsbedingungen verbessern.


Die Kätzchen unterschiedlichen Alters schauen gut zueinander und sind sich Geschwister- und Mutterersatz.


Sonntag, 15. November 2020

9.November 2020

In unserem Nachbarhaus wohnt ein bekannter Arzt.

Bei Fahmy treffe ich den alten Doktor vom Nebenhaus und habe erstmals Gelegenheit mit ihm über Corona zu diskutieren. Nein, man habe nirgendwo eine Zunahme der Todesfälle festgestellt und dies sei ja bestimmt der beste Beweis zu wissen, ob diese Krankheit effektiv hier gewütet habe. Er könne auch nicht sagen warum, es gebe keine Erklärung. Es komme ihm vor wie damals, als er  eine Notoperation habe machen müssen und das Licht im Operationssaal ausgefallen sei. Im Halbdunkel habe er nicht mehr recht gesehen, was er mache. Am nächsten Tag sei er besorgt ins Spital gegangen und habe sich erkundigt, ob die Frau noch lebe? Der sei es bestens gegangen. Das könne man auch nicht erklären. Ein Blick nach oben, Mungu, Gott.

Geburtenkontrolle ist in Afrika sehr beschränkt akzeptiert.


Ich lenke dann das Thema auf Geburtenkontrolle, denn er ist Frauenarzt. In den rund 30 Jahren, in denen der Westen in Afrika versuche, Geburtenkontrolle zu predigen, habe die Akzeptanz dafür wenig geändert, sie sei sehr klein. Das sei eben unser westliches Prinzip. Wir würden glauben, dass Afrika arm sei, weil die Geburtenraten zu hoch seien. Hier jedoch seien die Kinder eine Sozialversicherung. Die Leute würden denken, dass mit mehr Kindern die Chancen grösser seien, dass einige davon sie im Alter unterstützen könnten. Ohne Lösung dieses Problems werde auch die Akzeptanz der Geburtenkontrolle nicht zunehmen.

Schliesslich kommen wir auf die Überalterung unserer westlichen Gesellschaften zu sprechen, die der enormen Wachstumsrate in Entwicklungsländern gegenüber steht. Beides ist problematisch, einfache Lösungen gibt es nicht.


8.November 2020

Nachdem ich mein altes Velo hier verschenkt habe, weil mir der Verkehr zu garstig wurde, kaufe ich heute wieder eines, denn die vielen Wege zum Füttern der Katzen werden zu Fuss zu anstrengend und brauchen auch zu viel Zeit. Ich bin sehr zufrieden mit dem Kauf. Nicht besonders schön, aber Gepäckträger und Warenkorb und ein sehr gut gepolsterter Sattel, so dass man die Schlaglöcher besser meistert. 

Freitag, 13. November 2020

6.November 2020

Nachdem gestern auf dem Festland der vormalige Präsident Magufuli wieder im Amt eingesetzt wurde, ist dieser ganze unerfreuliche Wahlrummel wieder einmal für 5 Jahre vorbei. Doch die Unannehmlichkeiten belieben bestehen. Das Internet wurde auf ein Minimum herunter gefahren, nachdem man offenbar festgestellt hat, dass sehr viele Leute sich mit VPN eine Identität ausserhalb Tansanias beschafft haben und so WhatsApp und Weiteres trotzdem nutzen können.

Das bleibe noch bis am 11.November so, wird gesagt. Oder: Die Regierung müsse nun sehr viel bezahlen, damit das Netzwerk wieder hochgefahren werde, deshalb diese Blockierung. Viele Gerüchte. Wie immer hier.



Die Stimmung ist allgemein bedrückt. Salum meint, bevor alle Kandidaten der Opposition aus dem Verkehr gezogen oder beseitigt worden seien, würde das Internet bestimmt nicht wieder hochgefahren. Wenn man nun lange genug wartet, werden die Leute bereits wieder andere Sorgen haben als dieses unerfreuliche Wahlresultat. Die Macht des Internets und der Social Media ist heute enorm.

5.November 2020

 Zwei grosse Charter-Flugzeuge voller Russen und anderer Osteuropäer seien nach Sansibar gekommen, Tausende von Touristen, heisst es. - Wieviele es genau sind weiss ich nicht, doch sind die Touristen deutlich sichtbar in der Stadt. Die meisten Restaurants und Hotels in einheimischem Besitz sind nun wieder geöffnet. Ich habe das Gefühl, man hat eher den Ausgang der Wahlen abgewartet als das Ende der Corona Epidemie.


Ich frage mich schon - jetzt wo in Westeuropa überall die Grenzen wieder geschlossen werden und das Reisen kompliziert - warum offenbar in Osteuropa nichts dergleichen spürbar ist? Corona, bei ähnlichem Klima wie in Westeuropa, müsste dort ja auch wieder am zunehmen sein. Wahrscheinlich hat man dort aber - genau wie hier in Tansania - mit zählen aufgehört. Ich hoffe nun, dass auch diese Welle von Touristen den Leuten hier nichts anhaben kann und die Krankheit nicht doch noch importiert wird und sich hier ausbreiten kann.

Dienstag, 10. November 2020

3.November 2020

…..und zurück in die fast-Gegenwart…..


Ich glaube, ich sollte es besser gar nicht mehr probieren, einfach Katzen und Pflanzen und Haushalt und nichts mehr von der Welt da draussen. Die Kommunikation, will heute heissen, das Internet, hat sich auch nach Entspannung der Lage nicht normalisiert, ganz im Gegenteil, ich habe das Gefühl, VPN hilft nur, wenn es überhaupt ein funktionierendes Netzwerk hat und das scheint im Moment ganz selten der Fall zu sein. Frühmorgens, kamen plötzlich tonnenweise Nachrichten herein. Mails versenden konnte ich allerdings erst jetzt wieder, am Mittag im Hyatt Hotel. Obwohl auch hier die Internet Geschwindigkeit lamentabel bleibt. - Und dazu draussen ein Regentag. Grau in grau, aussen grau, innen grau, diese ganze Ungewissheit dauert nun einfach zu lange an, und diese allgemeine Gelähmtheit nervt mich. - Besser aufgeben und Katzen streicheln. Wirklich. 

25.Oktober 2020

Vor der Ostküste bei Makunduchi

Ich bin Mitglied im SUP Club von Sansibar geworden und mache eine erste Exkursion nach Makunduchi. Wir übernachten in der Villa Fleur de Lys und ich erhalte den bestellten Pastis, da ich die Flasche dort stehen sehe. Der Kellner - man ist nicht sehr professionell, aber freundlich - hat keine Ahnung, dass er Pastis oder Pernod oder Ricard im Gestell hat. Nein, der Besitzer sei nicht Franzose, ein Einheimischer. In Dubai lebend, erfahre ich später. Die Villa will wohl europäisch gestylt sein, doch der Mix aus Plastikfenstern und -rasen und urchigem Holz und Sisal wirkt extrem daneben. Aber der Pool ist angenehm und die Klimaanlage funktioniert bestens. Und die Sicht auf den Ozean und die Wellen des Riffs ist an der Ostküste immer spektakulär.

In einem Naturschutzgebiet an der Südspitze der Insel...

....haben Franzosen eine Ökolodge neu eröffnet.

Hier das Restaurant über den Felsen, wo wir Paella essen.

Am zweiten Tag machen wir eine 10km Tour Richtung Süden bis zum Eden Rock in Mtende. Für mich - untrainiert  wie ich bin - anfangs hart, denn der Wind kommt in den ersten Kilometern direkt von der Seite, so dass man das Paddel nicht wechseln kann und meine linke Schulter bald einmal schmerzt. Später dreht die Küste und der Wind streift uns leicht von hinten, das ist viel angenehmer und braucht weniger Kraft. Ich versuche mich unter Anleitung darin, die Wellen, die sich nach dem Riff kleiner wieder bilden, in Surfmanier zu benutzen und mich von ihnen schieben zu lassen. Einmal auf dem Grat der Welle angelangt, muss man sofort rückwärts lehnen, den sonst fällt man nach vorne und auf die Nase.

22.Oktober 2020

Jomarie erzählte mir, dass sie vor 5 Jahren während der Wahlen als Touristin hier gewesen sei. Als sie auf der Dachterrasse des Hotels gefrühstückt hätten, sei plötzlich ein Armeehelikopter dicht über den Dächern geflogen. Anschliessend hätten alle gehustet und geweint und Atemnot gekriegt, Pfefferspray sei versprüht worden.