Samstag, 18. Januar 2020

15.Januar

Als ich zum Check-In im Flughafen ankomme, meint man, zu spät, bereits geschlossen. Später erfahre ich, dass der Flug überbucht war und in der letzten Minute erhalte ich noch den Klappsitz hinter den beiden Piloten des 48-plätzigen Flugzeuges. Hektisch kommt mir das vor, dauernd frägt der eine, der andere antwortet, Hebel werden hin- und hergeschoben, Knöpfe gedrückt, Notizen gemacht - doch der 20-Minuten-Flug nach Daresalaam besteht ja auch praktisch nur aus Abflug und Landung.

Mir gefällt es sehr im Cockpit und macht mich ganz unruhig,

es doch selber auch wieder zu probieren.

Freitag, 17. Januar 2020

14.Januar

Im letzten Moment haben wir es auch noch geschafft, die Stiftung hier in Sansibar zu gründen, sie wird NATURE CARE FOUNDATION heissen. Eine rasche Gründung drängt sich auf, nachdem Anna eingewilligt hat, dass wir die Katzenklinik unabhängig führen können.
Den Namen der Klinik diskutieren wir lange. Paka masada, gefällt meinen Leuten nicht recht, das wirke auf Swahili komisch, übersetzt etwas wie Katzenhilfe. Salum und der Anwalt Awadh finden Paka Care, ein Zwitter zwischen Swahili und Englisch witzig - mich überzeugt das auch nicht. Schliesslich landen wir bei Cat Clinic Malindi, gut, dass hier der Ort bereits integriert ist. Mir fehlt aber der Anteil Strassenkatzen, wir sind ja keine normale Tierarztpraxis. Cat Care Malindi ist breiter, und meint vor allem, dass wir uns um die Katzen kümmern. Gratis halt notfalls, wenn die Einheimischen mit der Bemerkung, es sei eine Strassenkatze, Kosten vermeiden wollen. Auch kastrierte Hauskatzen sind für uns gut, denn hier leben die ja doch halbwegs draussen.

Heute habe ich es auch gerade noch geschafft, eine Katze, die vorher einer
verstorbenen Frau gehörte und auf der Strasse sehr unglücklich war,
bei einem amerikanischen Paar zu platzieren. 
Die Tatsache, nicht mehr von ZAASO abhängig zu sein, bringt aber auch einiges an Kosten mit sich. So müssen wir einen eigenen Sterilisator  für chirurgische Instrumente anschaffen und auch die Mobilität ist ein Problem. Ich finde, dass es in der Altstadt kein Auto braucht, damit kommt man nicht in die engen Gassen. Ein Motorrad reicht, vielleicht auch ein Tuktuk, ein Dreirad, doch bevor wir genau wissen was am Nützlichsten ist, bin ich vorsichtig mit Anschaffungen. Schliesslich drängte es sich bereits auf, eine Waschmaschine für die Klinik zu kaufen und ein eigener Laptop wurde auch notwendig. Zusätzlich fallen die gratis Medikamente weg, die wir von den ausländischen Studenten bekommen haben, ich will sie nicht mehr bei uns üben lassen. Ich finde es wichtiger, die schlecht ausgebildeten sansibarischen Tierärzte Eddy und Abdul zu fördern und so dafür zu sorgen, dass es in Zukunft brauchbare einheimische Tierärzte gibt.

13.Januar

Links oben Marine junior, rechts unten Marine senior. Sie rufen sich gegenseitig Marine.
Schliesslich wisse man ja, dass es der andere sein müsse.
Der alte Marine ist aus dem Oman zurück gekehrt und mit der Baubewilligung geht es vorwärts. Die neu gezeichneten Pläne, das machte die Tochter des Direktors, eine Innendekorateurin, werden uns 1500.- Dollar kosten, also gleich viel, wie die bereits vom holländischen Architekten Behrend erstellten. Dazu kommt dann noch der Betrag für die Bewilligung, etwa gleich viel, und dann noch etwas - wie man mir sagt - dafür, dass wir das TeaHouse machen dürfen, was ja eigentlich nicht erlaubt sei. Das Wort Bestechungsgeld wird hier immer tunlichst vermieden. Marine junior hat bei der Stone Town Conservatory Direction gearbeitet und kennt den Direktor, das ist nun  ein Vorteil. Ich möchte den lieber gar nie treffen, das käme wohl ziemlich schief heraus.

Mit dem Dachdecker und einem Elektriker und den beiden Marines besuchen wir ein erstes Mal das zu renovierende Gebäude. Sie sollen nun eine Offerte für ein neues Dach machen.
Während meiner Abwesenheit soll das Dach geflickt und verstärkt werden, so dass es Sonnenkollektoren tragen kann. Nun bemerke ich, dass der alte Marine doch unentbehrlich ist mit seinen Erfahrungen. Salum hat die gute Idee unter dem Blechdach eine traditionelle Decke einzuziehen, mit Boritis, den Rundhölzern, darüber Holz und schliesslich ein paar Zentimeter Erde. Das ist eine sehr gute Isolation gegen die Hitze. Der junge Marine meint dazu, heute werde man da eine Betondecke einziehen und zur Dekoration, darunter die Balken. Er hat keine Ahnung, wie sehr ich diese falsche ursprüngliche Architektur hasse. Wenn schon, dann sicher ohne Balken. Ich wehre mich und meine, Beton isoliere aber gar nicht gut. Der alte Marine hilft mir und meint, ja natürlich, ein traditionelles Dach, das könne man machen. Man müsse nur schauen, ob die Wände überall dick genug seien um die Balken aufzulegen und zusätzlich die Dachbalken zu tragen. Seine Erfahrungen als alter und bewährter Bauingenieur werden sicherlich noch sehr wertvoll sein.

Auf dem Weg nach Mangwapani besuchen wir die neue Luxushotelanlage Verde. Die Architektur gefällt mir beschränkt, doch bin ich erstaunt über die Sonnenkollektoren über den Garagenplätzen und Gehwegen. Überall Schilder, die auf die ökologischen Bemühungen hinweisen. Nicht unbedingt aus Überzeugung - eher als Verkaufsstrategie - müssen das wohl Luxushotels heute so machen.

Der Wasserturm in Mangwapani ist bereits verputzt, ein Luxus eigentlich, hier bleiben das die Neubauten oft für Jahre nicht, doch die Wasserpumpen und Leitungen fehlen noch, der Handwerker Mohammed scheint sehr beschäftigt zu sein. Es soll eine von Sonnenkollektoren betriebene Wasserpumpe geben.

11.Januar

Die Katzenmutter mit den 5 Jungen noch im alten Domizil bei Fahmi.
Die Katzenmutter bringt ihre Jungen zum zweiten Mal zu uns zurück. Weil ich sie nicht mehr in den Saal lasse, sind die nun im Korridor deponiert, bis wir sie wieder in einen anderen Teil von Fahmi's Gebäude zurück bringen. Dort haben die Renovationsarbeiten begonnen, wahrscheinlich stört diese Unruhe die Mutter. - Doch stört die Mutter bei uns, vor meiner Abreise sollten die Kleinen noch das Leben ausserhalb ihres Käfigs kennen lernen und nun habe ich natürlich Angst vor erneuten Angriffen.

10.Januar

Ich lade alle Angestellten der Katzenklinik zu einem gemeinsamen Essen im Lukmaan ein. Ich glaube, sie geniessen das, doch wie bei den Einheimischen üblich, bleibt am Schluss viel in den Tellern liegen, Foodwaste ist ein unbekanntes Wort, mehr als die Hälfte des Abfalles stammt davon. Salum fängt an, den zu sammeln, und in Mangwapani zu kompostieren. Gekochtes und gewürztes Essen, das würden Ökofundis wohl kaum gutheissen. Doch wir machen hier praktische Arbeit.

Von links: Abdul, ein sansibarischer Helfer, Jacky, die Putzfrau, Eddy, er hat ebenfalls die sansibarische Veterinärschule besucht, Laura, die Assistenzärztin und ganz rechts, Dr.Goodluck, bei einem Mahl im Lukmaan.

6.Januar

Der Balkon ist hinunter gefallen. Zum Glück sind keine Leute zu Schaden gekommen.
Der übliche Sansibarische Schlendrian. Eines morgens als ich Richtung Katzenklinik gehe, sehe ich dieses Bild, der Balkon des wunderschönen alten Hauses ist hinunter gefallen. Das war seit Jahren zu erwarten, doch niemand hat etwas dagegen unternommen. Das Haus scheint vorher geräumt worden zu sein, immerhin. Leute kommen heute seltener zu Schaden, während meiner Abwesenheit von Sansibar sind ganze 3 Häuser in sich zusammen gesunken.

5.Januar

Ein winziger Rest der ursprünglichen Küstenvegetation, ein Mangrovebaum bei Chwaka.
Endlich möchte ich einmal erfolgreich auf mein SUP steigen. Beim ersten Versuch in Fumba war der Wind viel zu stark, beim zweiten in Nungwi habe ich vergessen, den Kiel mitzunehmen und ja, auch heute klappt es nicht. Ich habe die Gezeitentabelle nicht angeschaut. Im Moment ist abends Ebbe, da geht das nicht an der Ostküste, und in der Mittagshitze will ich nicht ans Meer.

Eine mit alten Bäumen bestandene Allee in der Hotelanlage.
Trotzdem tut es gut, ein paar Stunden aus der Stadt hinaus zu sein. In Chwaka gehen wir in ein Hotelrestaurant, ins Maars Resort, das bereits vor einem Jahr verlottert aussah. Eine schöne Anlage eigentlich, doch das Management scheint unfähig zu sein.

Leider ist die landschaftlich schöne Anlage in einem lamentablen Zustand.

2.Januar

Mit Katzengeschichten geht es weiter, leider mit schlechten. Als ich spät am Abend noch einmal hinunter gehe um die Kleinsten zu füttern, sehe ich dasjenige, das ich frei habe laufen lassen mit einer grossen Wunde am Hals. Die Mutter hat schon wieder zugeschlagen. Es klagt fürchterlich und wird von den Tierärzten verarztet und bekommt nun auch einen Käfig. Mir wird diese Katzenmutter langsam unheimlich, das ist wirklich zu viel der Mutterliebe.

Auch die kleine Carmelo wird von der Mutter in den Hals gebissen
und muss nun in einen Käfig.
Bereits in Eddy’s Innenhof hat die Mutter alle übrigen Katzen vertrieben als sie Junge hatte, ich sehe sie sogar ein grosses Männchen angreifen, und muss das retten, denn in der Panik kann es nicht durch die Gitterstäbe des Fensters entweichen. Zusammen mit den Tierärzten entscheiden wir, die Mutter so rasch wie möglich zu kastrieren. 

Als Sofortmassnahme bin ich froh um Fahmi’s Angebot, die Mutter
und ihre Kinder im ersten Stock seines Hauses, der ist unbewohnt, einzuquartieren.

1.Januar 2020

Die zwei kleinsten Kätzchen sind bereits wieder nicht mehr die zwei Kleinsten, das war zu befürchten. Vorgestern bringt mir Fahmi ein pummeliges Ding, oben ganz schwarz, mit mittellangem Haar, doch von der Seite und unten her gesehen ein Tigerli. Er habe das den Kindern weggenommen, die hätten es misshandelt.


Black Tiger, der neue Kleinste, der von oben gesehen fast schwarz ist. Er ist noch ein winziger Bube, der seine Mutter sehr vermisst.
Am Abend kommen dann auch noch drei Kinder mit einer Kartonschachtel und lassen mir ein weiteres, zum Glück munteres, Mehrfärberli hier. Das lasse ich frei laufen, es hat ja im Saal genug Versteckmöglichkeiten, wo die Kleinen entwischen könnten. Das andere hat Durchfall und kriegt den grösseren Käfig,  zum Glück ist gerade einer der grossen Käfige zu mir gekommen, Lucky und Mini ziehen nun gemeinsam dort ein.


Black Tiger hinten, vorne, die kleinste, sehr muntere Dame, Fahmi wird sie Carmelo nennen. Überhaupt ist er der Mann für Namen. Bei mir dauert das immer eine Weile, bei Fahmi sprudeln die Namen nur so heraus.
Am Morgen bringt mir eine Schar kleiner Knaben ein noch kleineres Kätzchen. Nun habe ich wirklich genug und schimpfe. Mit dem Erfolg, dass die Kinder davon rennen und ich mit dem Winzling zurück bleibe. Zum Glück sind auch ein paar ältere Knaben dabei. Einer versteht, als ich sage, dass dieses Ding ohne Mutter sterben werde, das müsse unbedingt zu der zurück. Er führt mich in ein erstes Haus. Unglaublich, wie viele Leute hier  zusammen gepfercht wohnen, wir gehen bis unters Dach hinauf. Nein, nicht hier, doch zum Glück weiss man weiter. Richtung Markt finden wir dann eine Kartonschachtel mit 6 Katzenbabies derselben Grösse und legen das 7 dazu. Neben der Schachtel noch 5 etwas grössere, die Mütter scheinen hier einen Kindergarten zu haben. Ja doch, meinen die Frauen dort, es wäre gut, wenn man die kastrieren würde, sobald die Kleinen gross genug seien.

Mjomba, unser Schreiner, bessert einen der grossen Käfige mit engmaschigerem Gitter auf. Die Eingangstüren sind immer noch suboptimal.
Am Silvesterabend dann noch eine grosse Aufregung. Lucky fällt beim Spielen von dem hohen Rezeptionsmöbel hinunter und wird sofort von der Katzenmutter angegriffen, ein Biss ins Genick, er blutet. Erschrocken hebe ich ihn auf und wickle ihn in ein Tuch und renne ins Bahari Kaffe, wo sich des abends die Nachbarn, auch Fahmi, versammeln. Ich gebe ihm das Tuch mit Lucky, er solle schauen, was dem passiert sei, ich getraue mich nicht das zu tun. Nicht so schlimm, meint der und hilft mir die Wunden zu desinfizieren, Lucky hat einen Schock und schimpft knurrend. Am Morgen meinen dann die Tierärzte, das sei gefährlich, das Virus habe durch den Biss übertragen werden können, zum Glück hat Lucky wenigstens eine erste Impfung, Mini wird nun auch geimpft. Das schwarze, Black Tiger nennt ihn Fahmi, kriegt Antibiotika.



Donnerstag, 2. Januar 2020

31.Dezember

Der Nachbar Fahmi mit seinem jüngsten Sohn. Beides sind grosse Katzenfreunde,
man trifft sich deshalb häufig.
Ich gebe Fahmi, dem Nachbarn einen Kredit von 20’000.- Dollar zur Renovation seiner Liegenschaft. Erstens einmal, weil er nach dem unglücklichen Brand - es war Brandstiftung weiss man unterdessen - sein Haus nicht hat vergammeln lassen und unverzüglich angereist ist, und begonnen hat, es zu schützen und ein neues Dach zu machen. Zwei Tage später hat die Regenzeit angefangen, das war enorm wichtig. Trotzdem sind durch das Wasser noch grössere Schäden entstanden als durch das Feuer selber, die Renovation wird sehr viel kosten. Zumal sie - ich habe das Haus besichtigt, ein schönes Haus, etwas kleiner als unseres - bereits vorher einen rechten Renovationsbedarf hatte.

Das Treppenhaus in den obersten Stock ist vom Brand schwer beschädigt.
Ich leihe ihm also das Geld, weil ich sehr froh bin, dass ein Haus in der Nachbarschaft im Besitz der Familie bleibt und nicht ein Hotel wird. Ein Neubau wäre viel billiger, mit kommerziellem Denken würde man das nie renovieren. Mit meinen Anteilsscheinen an Hifadhi, einer Gesellschaft, die alte Häuser kaufen und renovieren will - dort habe ich gleich viel investiert - haben wir in den 5 Jahren seit der Gründung weit weniger erreicht.
Der zweite Grund ist, dass unser Haus damals auch nicht versichert war, das habe ich erst nach dem Brand getan. Schlimm wenn so etwas ohne Kostendeckung passiert, es hätte auch uns passieren können. Und schliesslich kriegt man in der Schweiz im Moment sowieso nichts für gespartes Geld.

Richtung Nord hat es im Erdgeschoss einen sehr schönen Raum,
die alten Einbauten sind noch vorhanden.
Die ganze Familie, die meisten davon wohnen in Dubai, eine alte Araberfamilie, bedankt sich telefonisch und sehr herzlich bei mir. Das kommt als Belohnung noch dazu.