Montag, 18. Dezember 2017

2017.12.17, Sansibar

Der Flamboyant vor dem Kiponda Lukmaan sieht immer noch nicht recht glücklich aus, da gab es doch in letzter Zeit genug Wasser und viele dieser Bäume stehen nun in schönster Blüte.
Frühmorgens kommt Jojo nochmals ins Bett schmusen, dann stehe ich auf, beschäftige mich mit den Pflanzen und allem Übrigen, das noch zu machen bleibt, geschäftig, wie immer in diesen Momenten, die Katzen spüren das. Schliesslich gehe ich nochmals aus, will am Araberhaus vorbei gehen, dem James Kibonge einen Besuch abstatten und dort mein letztes Poster abgeben. Doch wenig entfernt von unserem Haus in einem Gässchen sehe ich ein Kätzchen in der Grösse der meinigen, ich habe doch in den letzten Nächten immer eines jammern gehört. Es liegt dort, doch irgendwie komisch, lebt das noch? Es reagiert nicht auf mein Rufen. Auf der Westseite des Araberhauses treffe ich später eine grosse weisse Katze an mit einem fürchterlich von Krätze entstellten Kopf, vielleicht auch Verletzungen, leise klagt der Kater zu mir. Ich will dem Tierarzt anrufen, doch breche ich in Tränen aus, mein seelisches Gleichgewicht ist heute geschwächt, und als ich mich umdrehe, ist die Katze weg. Schweren Herzens gehe ich weiter zu James Kibonge und übergebe ihm das letzte Plakat. Sofort werden wir von ein paar jungen Männern umringt, alle beschäftigt meine Mitteilung von den unglücklichen Bäumen. James pflückt für mich gelbe Blüten und weissen Jasmin.




Und Mgeni kocht für mich Kokosnussöl aus den Nüssen, die Salums Mutter für mich geschickt hat. Das riecht wunderbar nach frischem Brot. Zu schade, um es sich auf die Haut zu streichen, finde ich, auch kochen könne man damit, meint sie. Aber am meisten Freude macht mir, dass Mgeni, sonst eher eine unterkühlte Frau, kulturell bedingt, nehme ich an, meint, sie alle würden mich dann vermissen. Asfia sicher, auch wenn ich nicht genau weiss, weshalb sie immer „Bi Hawa“schreiend vor meiner Türe stand, die Zuneigung war nicht ganz symmetrisch. Auch von Usna, dem Kindermädchen, ist der Abschied sehr herzlich, und der Schreiner Ngomba schenkt mir eine kleine geschnitzte Truhe. Selber gemacht, mindestens ein Tageswerk, das macht mir sehr Freude, von Ajba zwei Kangas, die Frau aus dem Kopierladen schenkt mir Baobabsweets. Eigentlich viel Grund, glücklich zu sein. Und trotzdem kämpfe ich den ganzen Tag mit Tränen. Der nahende Abschied von meinen beiden Katerlis drückt auf die Seele.




2017.12.16, Sansibar

Am Morgen schaffe ich es, noch fast alles zu erledigen, was ich mir vorgenommen habe. Der zweite Arztbesuch. Dr. Omari ist begeistert von den Wundern der Cortisonspritze, die meine schlimme Allergie weggefegt hat. Sie kam von meinen Kätzchen, der Hals und der ganze Bauch waren rot und juckend, vom Hautkontakt glücklicherweise, kein Asthma. Photokopien, die noch benötigt werden und Passfotos für die restlichen Dokumente, die Salum zu organisieren hat. Schliesslich finde ich auch noch Orte für die verbliebenen Baumposter, das Publikum ist allgemein sehr wohlwollend (wo ich doch jedes Mal ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich wieder eines aufhänge ohne zu fragen).

Kiwengwa, ein noch recht unverdorbener Ort an der Ostküste. Nordwärts schliessen einsame Strände an.
Selbst ein Schwimmbad hat es gegeben im kleinen Hotel von Jakub. Wir essen dort im Restaurant und sitzen auf den eleganten Kokospalmholzmöbeln, die der Däne Jakub kreiert.
Am Nachmittag fahre ich mit Salum nach Kiwengwa. Wir besuchen den Dänen Jakub - er ist mit einer Einheimischen verheiratet - der dort ein kleines Hotel und Restaurant aufgebaut hat und Möbel aus Kokospalmenholz herstellt. Wir haben das Projekt vor etwa 5 Jahren besucht, als Jakub erklärte, wie das einmal aussehen solle. Und in der nächsten Woche bereits Gäste erwartete. Ich gab dem ganzen damals keine Chance, doch jetzt ist eigentlich praktisch alles, selbst der Garten, verwirklicht, so wie er sich das vorgestellt hat. Wir essen gut, aber teuer, wie immer an den Stränden, und ich gehe anschliessend mit meinem SUP aufs Meer. Der Wind ist stark, die Fahrt anstrengend, doch ich geniesse sie, denn sie wird für eine Weile meine letzte sein, in der Schweiz werde ich nicht vor Mitte März wieder auf ein Board steigen.

Salum drückt sich auch diesmal davor, auf das SUP zu steigen, das könne er schon. Schliesslich habe er das als Junge in Pemba gelernt, die Fischer, die würden immer stehen beim Rudern.
Hier ein Fischerboot im Hafen der Stone Town.

2017.12.15, Sansibar

Datteltomaten aus Samen aus der Schweiz

Die Tomaten haben es geschafft, die ersten sind drei Monate nach der Aussaat reif geworden. Doch bin ich etwas enttäuscht, so gut wie die in der Schweiz gewachsenen Datteltomaten schmecken sie nicht. Es muss also doch etwas mit dem Klima oder dem Boden zu tun haben, dass ich Tomaten hier roh weniger gern habe. - Etwas kann ich nun aber eindeutig sagen: Tomaten brauchen keinen Schutz vor dem Regen, die haben die teils heftigen Güsse der Regenzeit absolut schadlos überstanden und auch die Blätter sehen viel gesünder aus als in der Schweiz. Mgeni ist erstaunt über die Grösse der Pflanzen. Die sind nun aufgebunden bereits praktisch so hoch wie ich und da keine kalte Jahreszeit bevor steht, kappe ich die Spitzen nicht, die wachsen und blühen einfach weiter. Ihre Tomatenpflanzen - meint Mgeni - würden niedrig am Boden bleiben und nach etwa 3 Monaten absterben. Vielleicht liegt das auch an der Pflege, die kriegten von mir täglich Wasser

2017.12.13, Sansibar


Heute Abend mache ich mit Moddy ab. Seine Frau, die sei nun in Bangalore, in Indien am Studieren. Die Regierung - sie wurde nach ihrem Studium der Informatik sofort an der Universität in Tungu angestellt - habe sie dorthin gesandt, damit sie einen Master machen könne. Alles bezahlt, auch die Wohnung. Moddy hofft nun, bald mit den zwei jüngsten Kindern, drei und fünf Jahre alt sind die, nachreisen zu können, damit die dort eingeschult würden, schliesslich dauert das Studium ganze 3 Jahre. Eine Gelegenheit, findet er, denn die Ausbildung in Indien sei viel besser. Die drei älteren Kinder werden von der Mutter der Frau hier in Sansibar betreut. Das Problem sei nur noch, das notwendige Geld für den Flug zu finden, er wolle sein Auto verkaufen. Ich gebe ihm einen kleinen Unterstützungsbeitrag. Wie so vielen hier, jedes Mal vor meiner Abreise

2017.12.12, Sansibar


Malträtierte Baumriesen
Frühmorgens gehe ich auf einen Spaziergang durch die Stadt, in meiner grossen Einkaufstasche habe ich die Baumplakate, Schnur und eine Schere versorgt. Am Stamm der dicksten Palme auf der neuen Uferpromenade, hänge ich das erste Plakat auf. Sofort nachdem ich weiter gehe, kommen die wenigen Leute, die frühmorgens unterwegs sind, schauen. Ein weiteres Plakat kommt beim House of Wonders, auch hier keine negativen Reaktionen. Nun werde ich mutiger und hänge eines in den Forodhani Gardens auf. Eine der Wächterinnen kommt herbei, ich denke schon, dass ist das Ende, sie meint „nzuri“, gut, und „ahsante“, Danke. Am nächsten Tag ist das Plakat trotzdem verschwunden, doch allgemein reagieren alle Leute, die mir zuschauen, positiv, ich werde auch gefragt, von welcher Organisation ich sei. Keine Organisation, antworte ich, ich selber, wenn man etwas schlecht finde, müsse man versuchen, etwas dagegen zu tun. Auf dem Weg nach Hause komme ich bei MishMish vorbei, er hat heute bereits um 8 Uhr offen. Ich hole Milch und Joghurt, leider habe ich kein Geld dabei, ob ich später……“Hamna shida“, kein Problem, meint der, ich könne auch morgen oder übermorgen bezahlen.

Fotos für meine Putzfrau, damit sie weiss, wie das aussehen sollte, wenn die ersten Gäste kommen.

Tagsüber kämpfe ich mit dem booking.com Angebot, das ich eben eingerichtet habe, und bevor ich alles richtig eingestellt und begriffen habe kommen bereits 4 Anfragen für die Wohnung. Leider funktioniert das ganz anders als die airbnb App, so dass Verwirrung herrscht. Daneben unterschreibe ich die Verträge für die neu gegründete Gesellschaft mit Salum, und den Kauf des Hauses in Malindi und leite die neue Putzhilfe an.Theresa, die Perle vom Festland, ist leider dorthin verschwunden. Die neue Frau kommt auch vom Festland, „mchamba“, vom Land, meint sie, 7 Stunden von Morogoro mit dem Bus entfernt, Morogoro ist die nächste grössere Stadt 3 Busstunden landeinwärts von Daresalaam. Nun kann ich mir ungefähr vorstellen, wie sie wohnt und nehme ihr auch nicht übel, dass sie keine Ahnung davon hat, wie Badezimmer und Küchen zu putzen sind, hat sie doch solches sicher hier zum ersten Mal betreten. Die jüngere, feste Frau ist freundlich und zeigt sich auch willig zu lernen. Ob das auch bleibt und sie dies das nächste Mal allein wieder so machen wird, da bin ich nicht ganz überzeugt. Ich beschliesse, Fotos zu machen von jedem Zimmer mit Bettbezügen und allem, so wie dies für die Gäste parat sein müsste. Als Hilfe für die Putzfrau und auch für Salum.
WC-Papier für die Gäste, ich selber brauche hier keines, es ist sündhaft teuer.  Eine geschickte  Anspielung auf ein Markenprodukt, das man kennt, erst  später sehe ich  "Tembo", Elefant, anstatt Tempo.

Am Abend schlendere ich durch die Forodhani Gardens, als Mohammed und Zack mich rufen. Zack ist zu Besuch aus Daresalaam. Nein, Norwegen, er ist einer Touristin dorthin gefolgt, das habe ihm gar nicht gefallen. Nun zurück in seiner Stadt, Geschäftsmann, zwei Dreiradtaxis, das laufe gut, daneben schnitze er noch auf Auftrag. Verheiratet, ja, die Frau schwanger, eine 26-jährige Kindergärtnerin, er fast doppelt so alt, eine gute Sache, findet er. Der attraktive Mohammed hingegen ist jünger, erst 32, zwei Frauen habe er und bereits 3 Kinder. Wie er denn dies geschafft habe, zwei Haushalte, das sei doch teuer? Die Frauen bräuchten wenig, meint er, zweideutig lachend, auch ihm scheint es gut zu gehen.

Samstag, 16. Dezember 2017

2017.12.10, Sansibar

Sarahs sansibarischer Ehemann in dem Zentrum, das gleichzeitig ein Dorfladen ist.
Heute mache ich Sahras Exkursion ins Dorfleben von Pete. Ich will wissen, ob das etwas ist, das ich meinen Gästen empfehlen kann, denn so viele interessante Exkursionen gibt es nicht. - Vielleicht besser gab es. Schliesslich haben inzwischen viele NGO’s daran gearbeitet, Einheimische zu Tourguides auszubilden, eigentlich müsste das geändert haben. - Doch bin ich seit gut 10 Jahren nicht mehr Touristin und kann deshalb nicht aus eigener Erfahrung sprechen.



Sarah neben einem Ochsenkarren, einer der  Attraktionen des Rundganges
In Pete werden auch jetzt noch traditionelle Lehmhäuser gebaut, das finde ich erstaunlich. Für die Leute, die kein Geld hätten für ein "modernes" Haus, meint Sarah.

Doch auch dieses Dorf hat sich in den letzten Jahren enorm verändert.
Links eine der von Sarah kreierten Uniformen an einem einheimischen Guide, rechts daneben, Sarahs Ehemann als Medizinmann. Er macht das gut, seine Stimme hat etwas beruhigendes, ich denke, das kann Kranken gut tun. Überhaupt gefällt mir die Exkursion, obwobwohl ich anfangs skeptisch bin, denn Sarahs historische Exkurse finde ich recht subjektiv. Doch so einfach kommt man als Mzungu sonst nicht ins Dorfleben hinein. 


2017.12.09, Sansibar

 



Immer noch ein regnerischer Tag, die Katzen sind faul, ich nutze die Zeit zum nähen. Am Abend gehe ich mit Salum in der alten Hauptpost essen, die Regierung hat das Obergeschoss umgebaut und vermietet es jetzt. Nun hat es dort einen italienischen Laden, der Salami und Parmesan und andere Köstlichkeiten verkauft, sündhaft teuer alles, eine Taperia, mit alkoholischen Drinks und Snacks und im Moment einen Japaner, dort wo vorher ein Italiener war. Wir entscheiden uns für den Japaner. Der Service ist gut, fast etwas zu schnell, das Essen kommt rasch, ist schön angerichtet und schmackhaft, einzig scharfe und salzige Saucen vermisse ich etwas. Salum findet dazu, sehr gesund, ist es auch und für Sansibarische Verhältnisse etwas gar wenig gewürzt. Ich erkläre ihm, dass die Japaner eben die einzelnen Zutaten gut spüren wollten. Salum erstaunt mich damit, dass er besser als ich mit den Stäbchen isst. Beim Chinesen, vor Jahren, in Gümmligen, dort wo er gearbeitet habe, dort habe er das Essen mit Stäbchen gelernt.

"James Kibonge for president"  ist ein Spruch, den ich oft gehört habe. Vermutlich, weil James so ziemlich alles macht. Übrigens heisst Salum bei seinen Angestellten Obama, bei Leuten, die sein Auto besser kennen als ihn, jedoch Mr. Trump, wegen der Aufschrift "yes,  Mr.Trump". Und Othman heisst bei den Angestellten im Lukmaan Magufuli,  so wie der heutige Präsident von Tanzania

Anschliessend spazieren wir ins Fischerquartier um zu schauen, wie es dort des nachts aussieht. Ruhig ist es rings um das Araberhaus, angenehm, nicht beängstigend, Leute sitzen herum, sauber, schliesslich gehen wir Richtung Bawani Hotel. Die alte Hotelanlage wird nun abgerissen, eine moderne Siedlung soll dort entstehen, ein neues Quartier für die Mittelklasse. Doch die Disco im damals futuristischen Betonbau, die funktioniert immer noch, auch wenn im Schwimmbad, durch dessen Glaswände man vom Raum aus sehen kann, schon lange kein Wasser mehr ist. Vor dem Eingang der Anlage steht das winzige Häuschen von James Kibonge, er verkauft dort alkoholfreie Getränke an die Nachtschwärmer. Herzlich lädt er uns an den einzigen Tisch ein, serviert Mangosäfte und das Wasser, von dem er weiss, dass Salum es liebt, eingeladen natürlich, sind wir, dazu auch noch Salznüsschen. Der James, meint Salum - genau der, der auch die Bäume pflegt - den kenne er schon seit Jahren. Der mache so ziemlich alles und habe im Lukmaan seit dem Anfang mitgeholfen, wenn es Probleme gab. Er entstopfe Toiletten, die gesamte Kanalisation, pflanze und schneide Bäume - nun hoffentlich besser - und des nachts verkaufe er Getränke hier. Schlafen? Er habe eine Familie Richtung Flughafen, dort schaue er ein- bis zwei Mal pro Woche vorbei. Sonst sei er ja hier. Er schläft wohl im winzigen Laden am Boden. Oder auf dem bequemen Sessel, den er mir anbietet.



Mittwoch, 13. Dezember 2017

2017.12.08, Sansibar

Endspurt im Erdgeschoss, der grosse Saal mit Nebenräumen und die Wohnung auf der Rückseite sollen bald vermietet werden. Für Einheimische, die Wohnung, finde ich, welcher Ausländer wolle schon im Erdgeschoss so dicht am Puls der Nachbarschaft wohnen. Salum hat trotzdem eine Innenausstattung gemacht, die eher für Mzungus gedacht ist und gedenkt auch, sie an solche zu vermieten. Studenten vielleicht, für 250.- Dollar müsste das möglich sein. Die Kosten für den Ausbau? Salum kennt sie nicht, er habe das nie auf eine einzelne Wohnung gerechnet. Rendite, Profit, diese Begriffe sind hier nie angekommen. Der grosse Saal sei viel zu schade für ein Büro, finde ich, der müsse dringend so vermietet werden, dass er für ein grösseres Publikum zugänglich sei.


Der Reiniger, er kommt immer, wenn die Handwerker ihre Putz- und Farbresten hinterlassen haben, wir kennen uns unterdessen gut, er ist schon seit Jahren mit dabei, dem gefalle die Wohnung im Erdgeschoss sehr, der würde sie sofort mieten, sage ich Salum. Ich aber fände die Bodenplatten und die Küchenschränke aus Holz eher Swiss made und bünzli, aber ja, das ist natürlich Geschmackssache.

Samstag, 9. Dezember 2017

2017.12.08, Sansibar

Obwohl es nun bereits Dezember ist und damit die kleine Herbstregenzeit vorbei, haben wir in den letzten zwei Tagen  ein paar gewaltige Regengüsse gehabt und heute Morgen finde ich es fast etwas kühl, will heissen um die 26 Grad mit Wind.

Freitag, 8. Dezember 2017

2017.12.06, Sansibar

Unterwegs nach Mwera
Heute fährt Juma, der Sansibarer, der in Kanada lebt und merkwürdigerweise fast immer gleichzeitig wie ich in Sansibar weilt, zurück in die Kälte. Er arbeitet als Lastwagenfahrer in diesem grossen Land und scheint dort recht gut zu verdienen. Seine Frau, ebenfalls eine Sansibarerin, die beiden haben zwei Kinder, liess sich von ihm scheiden. Sie hatte wohl keine Freude daran, dass er vor Jahren hier ein Grundstück gekauft hat und ein Haus errichtet, und sich nach einer zweiten Frau vor Ort umgesehen, Salum hat ihm bei beidem geholfen. Nun steht das Haus, besser heraus gekommen als ich erwartet habe, und das grosse und fruchtbare Grundstück in Mwera ist von einer hohen Mauer umgeben. Juma, sicherlich eine gute Partie, sucht eine neue Frau. Nicht einfach meint er, die seien alle nicht „serious“. Nicht einfach, meint Ajba, sei Juma, mit seinen riesigen Ansprüchen an eine Frau.


Links eine Mauer der ehemaigen Geflügelfarm, das war nichts, bereits wieder abgebrochen...
...jetzt stehen dort Papayas, Bananen und Ananas. Nachdem eine Weile Wassermelonen gepflanzt wurden. Leider nichts, nicht die Melonen, aber weil damals  gerade alle Wassermelonen gepflanzt haben, der Geheimtipp, waren die Preise im Keller unten.
Ich frage Juma nach seinem Migrantenleben in Kanada. Damals, vor bald zwanzig Jahren, als er nach Kanada gegangen sei, sei das noch ganz einfach gewesen, heute nicht mehr. Er habe sich als Flüchtling registrieren lassen und bereits einen Monat nach der Registrierung - nicht erst nach dem amtlichen Entscheid - dürfe man dort arbeiten. Ich denke, das wäre doch eine gute Lösung auch für die Schweiz. Denn ich finde es besser, wenn die Afrikaner, die sowieso bei uns das Paradies erwarten, nicht darin bestätigt werden, dass man in der Schweiz überleben kann - und dies für ihre Verhältnisse doch recht gut - ohne irgend etwas dafür tun zu müssen.

Dienstag, 5. Dezember 2017

2017.12.05, Sansibar

Die Zeit eilt, ich habe nun Daten vom Baobab Lukmaan gekriegt, die machen Angst, 8300.- Dollar Defizit nur im November, plus 6 Monate Schulden bei den Steuern und weiteres, das noch nicht genau steht, auch der Kiponda Lukmaan schreibt ein Defizit. All dies macht mir Angst, ein fähiger Manager muss dringend gefunden werden, langsam kriege ich Panik. - Ich solle mich nicht aufregen, meint Salum, sie schafften das schon, auch wenn ich nicht mehr helfen wolle, Schulden hätten schliesslich hier alle, selbst die Regierung. Und die Bank, die regelmässig Essen beim Lukmaan bezieht, habe auch erst die Hälfte davon bezahlt.
Nachdem ich nun tagelang versucht habe Klarheit in das Chaos zu bringen, manchmal habe ich richtig das Gefühl - dass die gar keine Transparenz wollen, das ist schlimmer als das fallende Schweizer Bankgeheimnis - ist es wohl besser, mich da wieder heraus zu halten, mir tut das ganze nicht gut. Salum meint, er sei mir dankbar, denn endlich hätten alle - auch bei ihm selbst musste ich extrem stüpfen, dass etwas geschah - die Sachen zusammengestellt und selbst Othman müsse nun zugeben, dass es so nicht weiter gehen könne. Während ich in Panik bin wegen der Tatsachen, scheint ihn dies eher zu amüsieren.  Afrika werde ich nie ganz verstehen….


2017.12.04, Sansibar

Siri bleibt wohl blauäugig
Katzen können auch bleibend blaue Augen haben, lese ich im Internet, insbesondere all die Siamrassen und weisse Katzen, wahrscheinlich sind deshalb Siris Augen immer noch tiefblau, während Jojo nun seit Wochen eine indefinite Augenfarbe hat, rötlich wie sein Fell, was mag es daraus geben? Dafür hat er ein Tabby-Muster, wie ich erfahre, er hat eine "M"-förmige Zeichnung auf der Stirn in der jeweiligen Grundfarbe, bei ihm also rot.


Bei Jojo ist die "Tabby-Brille" hier gut sichtbar
Siri von seiner Fleckenseite her gesehen - Jojo ist ein verkappter Gepard 
Die Augen dieser Tiere sind üblicherweise hell umrandet, lese ich weiter, man spricht im Augenbereich auch von der Tabby-Brille, auch das trifft zu - der weisse Siri hat einen Tigerkatzenkopf mit schwarz umrandeten Augen. Jojo, manchmal nenne ich ihn auch Jöggu, hat allerdings zusätzlich eine schöne Gepardenfärbung auf seinem eleganten Körper.
Über Kugelkatzen hingegen finde ich nichts im Netz, nur Kugelfische, doch Siri gehört eindeutig dieser Rasse an. Sein Bäuchlein ist prallrund, immer zum Fressen aufgelegt, nun zwar auch aktiver und spielfreudiger, jedoch gegenüber dem ersten ein Phlegma. - Ich finde es interessant, wie unterschiedlich die Charakteren von Tieren sind. Dazu passt gut, dass Siri beim Spielen häufig wehleidig miaut, wenn es grob wird, während Jojo nie einen Laut von sich gibt. Während Siri eine Morgenkatze zu sein scheint ist Jojo eher nachtaktiv

2017.12.03, Sansibar

Man hätte es wissen können, ich wusste es nicht, Sonntagmorgen, merkwürdig ruhig, kein Strom. Das sei angekündigt gewesen, meint Salum später im Lukmaan, bis 10 Uhr morgens, darauf kommt ein Gast und meint nein, bis 6 Uhr abends sei das vorgesehen, Revisionsarbeiten am Netzwerk in Daresalaam. Stromunterbrüche gibt es hier regelmässig am Wochenende, meist jedoch nur für 2 Stunden, verständlich, irgendwie müssen die ja dem rasch wachsenden Chaos von Leitungen auch einmal gefahrlos beikommen.
Unpraktisch trotzdem. Wieder einmal wird mir bewusst, für was alles wir Strom brauchen, die Vorhänge für das kleine Haus können nicht fertig genäht werden, die Waschmaschine funktioniert auch nicht, auf dem i-pad kaum mehr Strom, ausser mit den Katzen spielen bleibt nicht gerade viel zu tun. Nun muss ich auch langsam daran denken, was mit denen geschieht, wenn ich in zwei Wochen abreise. Salum möchte sie zu der ersten Frau seines Bruders in die Vororte bringen. Die Frau ist ja nett, der Ort aber extrem primitiv, die werden doch anschliessend nicht mehr stubenrein sein. Mir gefällt die Idee gar nicht.
Ich mache bereits eine Tagesplanung ohne Strom, dusche kalt, wie rasch man sich an den Komfort gewöhnt, ich finde es furchtbar und habe das doch hier jahrelang so gemacht, als um elf Uhr der Strom wieder einsetzt. Afrika ist eben immer für eine  Überraschung gut.

Mjomba, Onkel, wird der Schreiner genannt, der im Erdgeschoss seiner Arbeit nachgeht. Er ist sehr kreativ. Aus den Lamellen eines Ladens, dessen Seitenteile wir zur Verbreiterung dreier weiterer Fensterläden benötigten, so dass sie nun im TeaHouse oben passen,  hat er Souvenirs gebastelt mit den typischen Sprüchen wie "pole pole", immer mit der Ruhe, die man den Touristen gerne sagt.


Spannend ist es schon hier. Aber wenn man nicht nur in den Ferien ist, auch manchmal schön anstrengend. Man muss sich darauf einlassen können, das nichts so läuft wie geplant, immer flexibel bleiben und das Vertrauen haben, dass es wider alle westliche Vernunft doch meistens irgendwie klappt. Zum Glück habe ich nach elf Jahren diese Qualität langsam gewonnen und ich denke, eigentlich hilft sie mir auch in der Schweiz. Ganz allgemein im Leben.

Samstag, 2. Dezember 2017

2017.11.01, Sansibar


Ahmedi, Mgeni, Asfia, Lukmaan mit Abui und das Kindermädchen Usna

Freitag Abend, Mgeni hat heute den letzten Schultag gehabt, nun ein ganzer Monat Ferien, Zena hat am Wochenende noch Prüfungen. Wie gewohnt gehen wir zusammen in die Forodhani Gardens. Ahmedi, der älteste Sohn und Lukmaan, der jüngste Bruder von Mgeni, ein Nachzügler, sind diesmal auch mit dabei.
Ich versuche, Asfia zu lernen, wie man die Pedale eines Dreirads benutzt, doch irgendwie schafft sie das nicht, wenn sie dreht, dann rückwärts, doch meist stellt sie die Füsse einfach auf den Boden oder zieht sie hinten nach, wenn man sie schiebt. Das kann doch nicht so kompliziert sein! Ihr wird das langweilig, zu Fuss läuft sie davon.

Irgendwie erinnert mich die Haltung von Abui an meine Katzen



2017.11.30, Sansibar

Arbeitszimmer mit Katz
Meine Mitarbeiter sind  leider nicht gerade nützlich...
sie bringen eher das grosse Chaos in meinen luftigen Raum