Montag, 30. Dezember 2013

28.Dezember 2013



Detail aus dem Malindi House



Es gibt Tage, an denen man an böse Geister zu glauben beginnt in Afrika. Heute ist ein solcher Tag. Gestern Abend, als ich vom Lukmaan nach Hause gekommen bin, wollte ich rasch das Jogurt, das ich mitgebracht hatte, in Mohammeds Kühlschrank stellen, denn meinen habe ich abgestellt. Für etwas Milch und Jogurt rentiert das nicht. Im oberen Stock stinkt es merkwürdig nach verrottetem Fleisch und als ich mich dem Kühlschrank nähere, sehe ich plötzlich, dass darunter Blut hervor fliesst und sich bereits durch die Rinnen zwischen den Bodenplatten überall ausgebreitet hat. Ich verlasse den Raum fluchtartig und gehe hinunter. Was soll das? Ein Gruselfilm? Das ganze beschäftigt mich in der Nacht. Am Morgen schicke ich Ali hinauf. Der meint, da sei ein grosses Packet mit Fleisch im Gefrierfach, der Stromschalter zum Kühlschrank sei jedoch abgestellt. Ich habe diesen Schalter nie berührt, und bin auch überzeugt, dass vor zwei Tagen, als ich eine Mango kurz einfrieren wollte um sie besser schneiden zu können, das Gefrierfach gänzlich leer gewesen ist und abgestellt. Ali stellt den Schalter wieder ein und meint, jetzt könne man sowieso nichts machen. Müsse warten, bis die Sache wieder eingefroren sei. Und wahrscheinlich habe jemand einen Schlüssel zur Wohnung und habe dort das Fleisch lagern wollen. Ich bin bisher nie jemandem begegnet und wusste auch nichts davon. Vier riesige schwarze Fliegen verfolgen mich hinunter in meine Wohnung, ich bewaffne mich mit Insektenspray, langsam geht es ums Überleben, da ist mir egal, wenn auch ich etwas Gift abbekomme.
Als ich auf meine kleine Zehe blicke, bemerke ich, dass die schwarz geworden ist. Erst habe ich gedacht, dass sie unanständig schmutzig sei, mich aber dann erinnert, dass ich sie kürzlich angeschlagen habe, das ist ein tiefes Blau. Das i-phone kann ich auch nicht laden, verfluche das Gerät zuerst, bis mir dann in den Sinn kommt, dass Natels nicht allen Strom fressen, das ist mir in China auch schon passiert. Mit einem Zwischenstecker, der den Strom ausgleicht, ein nützliches Utensil in solchen Gegenden, klappt es dann schliesslich. Auch meine Funkmaus will wieder einmal nicht, das kenne ich, aber muss es gerade heute sein?

Im Lukmaan finde ich den besten Kassier, einen Bruder von Alis Frau und gut aussehend, zum ersten Mal nervös und übellaunig an der Kasse. So viele Leute hat es doch noch gar nicht im Restaurant. Im Malindi House muss ich den Terrazzogiessern erklären, dass mir das Resultat in der Toilette nicht wirklich gefällt, bei solchen Sachen hat mich der Ali immer gerne dabei. Wir werden uns nicht einig, wie man das besser machen könnte. Das Wissen, das müssten die Handwerker haben. Ich weiss lediglich, dass ich keine wolkenartigen Flecken will, sondern eine homogene Fläche. Und das zwischen dem Randbord, das dunkel vorgesehen war und dem Zentrum, das heller sein sollte, überhaupt kein Unterschied ist. Und mit all den Ideen, wie man die jetzt noch für Kinder gefährlichen schiessschartenartigen Öffnungen in bodennähe mit einer Metalldekoration sichern könnte, bin ich auch nicht zufrieden. Die richtige Idee scheint mir noch nicht gefunden zu sein. Ich habe keine Geduld heute, bin vielleicht immer noch zu krank, ich gehe auf einen Spaziergang durch die Forodhani Gardens. Das Kreuzfahrtschiff, das gestern im Hafenbecken ankerte ist verschwunden, dafür ist wieder einmal – selten nun, seit die neue Hafenanlage fertig ist – ein kleines Fährschiff beim Tembo Hotel am Strand gelandet, Fahrzeuge werden ein und ausgeladen. Das Meer zischt launisch, spritzt wilde Gischt über die Quaimauern hoch, keine grossen Wellen, denen man das zutrauen würde, aufgewühlt, nervös auch die See. Ich hänge mich im Schatten bequem an einen Balken und schaue dem Treiben zu, habe keine Energie zu Grösserem. Viele Einheimische sitzen mit mir reglos im Schatten. Zwischendurch springt einer auf, wenn ein Tourist in die Nähe kommt und versucht dem irgend etwas anzudrehen. Mit wenig Energie auch er heute, scheint mir, die Touristen bleiben sowieso nicht lange hier.

Als ich wieder Zuhause ankomme, bemerke ich, dass ich vergessen habe, den Schalter für die Wasserpumpe abzustellen. Zum Glück versickert hier überflüssiges Wasser einfach im Sand des Hofes. Im Badezimmer fliesst eine zähe braune Flüssigkeit an mehreren Stellen vom Dach hinunter, wenn sie beim Duschen nass wird, dann bröckelt es. Barton Fink lässt grüssen.
Der Himmel ist träge, enorm schwül ist es, zwischendurch ein paar Tropfen. Wenn dem heute auch noch einfallen würde, einfach hinunter zu fallen, dann würde mich dies nicht wirklich erstaunen.

Sonntag, 29. Dezember 2013

27.Dezember 2013





Nach 5 Tagen gebe ich auf mit Panadol und Hustensirup, das scheint nicht wirklich auszureichen, meine Bronchitis wird nun mit Antibiotika behandelt.
Im kranken Zustand erlaube auch ich mir heisse Duschen. Als ich die dritte Kanne heissen Wassers in den Kübel giessen will, zappelt eine riesige Kakerlake an der Oberfläche. Ich überlege mir kurz, ob ich deswegen die ganze Prozedur von vorne anfangen solle, hebe dann das Insekt in eine Tasse und werfe es weit über die hohe Hofmauer hinaus. So schmutzig kann ja das Viech auch nicht gewesen sein.
Im Lukmaan bestelle ich zum Frühstück ein supu, eine Fleischsuppe, das soll kräftigen, findet man hier, das Salz kann sicher nicht schaden. Als bevorzugter Gast kriege ich dazu auch eine Menge Knochen mit etwas Ziegenfleisch, worauf ich gerne verzichtet hätte. Stören tut mich aber vor allem ein Fellbüschel in der Suppe, wie ich finde. Ali, einer meiner Lieblingsangestellten, denkt dann zwar, das seien Ingwerfasern, aber doch, Haare könnten das eigentlich auch sein. Ich beende die Suppe ohne allzu grossen Genuss.

Am Nachmittag fahren wir nach Jambiani. Ich möchte Nabawia, einer Frau, die ich noch nicht kenne, ein Geschenk von Urs, einem Schweizer, der drei Monate dort verbracht hat, überbringen. Wir treffen  Nabawia im Blue Oyster Hotel. Ein entspannender Nachmittag auch ohne Baden. Das möchte ich meiner angeschlagenen Gesundheit im Moment nicht zumuten.


Freitag, 27. Dezember 2013

24.Dezember 2013




Gestern Abend war Heuschreckenzeit. Eine ganze Gruppe wollte unbedingt zu mir in die Wohnung. Zwei haben es bis ins Bett geschafft, eine habe ich am Morgen lebendig befreit, die zweite zerquetscht aufgefunden. Weitere zehn waren im Moskitovorhang verheddert, ihre langen Beine unförmig verdreht. Mindestens eine halbe Stunde hat meine Befreiungsaktion gedauert, doch nur die Hälfte der Tiere hatte am Schluss noch alle Beine. - Die seien sowieso zum Sterben gekommen meint Ali. Selten, vielleicht einmal pro Jahr würden die vom Licht angelockt und kämen in die Häuser. Weshalb, das weiss auch er nicht.

Für Ali und Othman ist offensichtlich, warum die Leute in der Küche viel fröhlicher und entspannter sind als die Angestellten im Service. Die würden ihre ein bis zwei Gerichte, für die sie zuständig seien, zubereiten, alles nach ihrem Rhythmus und auch über den Tag verteilt, denn alle gleichzeitig in der Küche, das wäre gar nicht möglich. Die Speisen werden hier nicht jedes Mal frisch zubereitet, sondern einmal pro Tag gekocht und dann in einem Warmhaltebuffet aufbewahrt. Wenn die Küchenleute fertig seien, dann könnten sie nach Hause gehen. – Die Kellner hingegen, manchmal kämen alle Gäste aufs Mal, das sei ein wahnsinniger Stress.

Heute gehe ich ins Fünfstern-Boutique-Hotel Mashariki, dem meiner Meinung nach best renovierten Palast der Altstadt, ich will mich nach der Fassadentechnik erkundigen, denn die gefällt mir besonders gut. Ich habe Glück. Die Managerin, erst seit 6 Monaten hier, ist freundlich und meint, der Italienische Architekt, der sei gerade in Sansibar. Ich treffe den ausserordentlich sympathischen Mann und seine Frau. Bescheidene Leute mit gutem Geschmack. Nach Neujahr will Silvano gerne einmal unser Haus anschauen kommen, dann habe er mehr Zeit. Schön, eine solche Begegnung zu machen, das korrigiert mein – halt auch sehr klischeehaftes - Bild der Italiener hier. Im Allgemeinen wird von der Italienischen Mafia gesprochen. Man munkelt, dass viele der Hotelbesitzer in den internationalen Drogenhandel verstrickt seien.

Seit fast einer Stunde höre ich einen Muezzin aus dem Lautsprecher predigen. Was soll das? Es ist doch Heiliger Abend heute, nicht irgendein islamisches Fest? Um acht Uhr beginnt dann auch noch die Glocke der nahen Anglikanischen Kirche zu bimmeln.

25.Dezember 2013









Meine Erkältungssymptome verschlimmern sich, mit nassen Haaren muss ich aufpassen. Deshalb begebe ich mich auf einen kurzen Spaziergang durch das angrenzende etwas grünere Vuga, das ehemalige Europäerquartier. Die Luft ist um die Mittagszeit stickig heiss und der Kazkazi nun ein stürmischer Nordostwind, die Haare sind bereits nach 10 Minuten wie von einem unsichtbaren Föhn getrocknet.

Die Flugzeuge am Himmel ziehen ebenso träge wie ich am Boden Richtung Flughafen. Viele Flieger nun, es ist Hauptferienzeit hier, das spürt man überall in der Altstadt, die Zahl der Touristen ist extrem angewachsen.

Dienstag, 24. Dezember 2013

22.Dezember 2013









Weder mit der Mastercard noch mit der Kreditkarte der Post wollen mir die hiesigen Geldautomaten etwas geben. Das funktionierte doch letztes Mal ordentlich. Beim hiesigen Bankkonto warten wir auf Geld aus der Schweiz, die Bauarbeiten der letzten Tage haben viel verschlungen. Ali bietet mir dann Geld vom Lukmaan an. Ein neues Gefühl, das mir sehr Freude bereitet. Früher war das immer umgekehrt.
Die 50'000.- Schilling, knapp 30 Franken, kann ich ihm aber am nächsten Morgen bereits zurückgeben. Auf der Suche nach Medikamenten gegen meinen Husten stosse ich in der Hausapotheke auf 100'000.- Schilling, das reicht hier für ein paar Tage. Die habe ich wohl beim letzten Aufenthalt in Sansibar dort versteckt und dann gänzlich vergessen. Nach dem Eichhörnchenprinzip.

Manche Sachen sind hier in Afrika auch viel einfacher. Ali schüttelt lachend den Kopf, als ich ihm erkläre, dass wir in Biel im Moment am planen seien, was dann nächsten Mai ausgeführt werden solle. Solches kann man sich hier gar nicht vorstellen. Man lebt im Jetzt und wahrscheinlich ist das auch viel gesünder.
Vor einer Woche haben wir dem Elektriker das Haus gezeigt, ich habe die Arbeiten laufend mit ihm besprochen, skizziert, aber auch direkt Schalter und Steckdosen auf die Wände gezeichnet, und jetzt ist das kleine Häuschen bereits verkabelt. Und die Gipser machen die Wände fertig. Bereits habe ich auch das Design der Badezimmerkacheln gemacht und mit dem Plattenleger besprochen - es wird ein Muster-Patchwork geben, mein Roter Gestaltungsfaden ganz allgemein, und bei schlechter Auswahl das einzig witzige. Die Hälfte der Plättli sind bereits eingekauft, für die zweite Hälfte der Motive will ich noch etwas herumsuchen, bin nicht befriedigt, ich habe ja noch gut 5 Tage Zeit. Soviel Zeit braucht der Mann, der den Terrazzoboden giesst. Wir haben ihn gestern getroffen, drei Stunden später wurden bereits die feinen Steinchen vors Haus gekippt, Ali und ich besorgten in Mlandege noch weiteres Material und heute wurde ein Teil des Bodens gegossen. Nach 5 Tagen aushärten soll geschliffen werden. Einzig der Mann, der die Solaranlage beschaffen und mit dem Sanitärinstallateur einrichten soll, hat gestern sein Rendezvous ohne Entschuldigung verpatzt.
Ein solches Tempo möchte ich in der Schweiz erst einmal sehen! Allerdings ist das alles auch etwas anstrengend für Ali und mich. Vor allem der Staub auf der Baustelle setzt mir enorm zu, und führt zu hässlichen Hustenanfällen.

Nicht nur das Leben im Hier und Jetzt unterscheidet die Afrikaner von uns. Auch beim Arbeitsrhythmus gibt es Unterschiede. Die Leute, die nicht in einem Büro angestellt sind, das heisst die Mehrheit, arbeiten 7 Tage pro Woche. Wenn sie Arbeit haben. Auch ist das Arbeiten nicht strickt von der Freizeit, besser vom übrigen Leben getrennt, das vermischt sich alles. Ganz klar ist zum Beispiel für die Leute, weshalb es im Lukmaan heute nur bis 15 Uhr frische Chapatis gibt. Die dritte Frau, die Chapatis bäckt und die Spätschicht hätte übernehmen sollen, fällt für drei Tage aus. Ein Todesfall in der Familie - das muss nicht die nähere Verwandtschaft sein. Und die Bauarbeiter kriegen häufig Besuch auf der Baustelle. Da wird dann durchaus eine halbe Stunde geplaudert, auch wenn ich gerade daneben stehe, da hat niemand ein schlechtes Gewissen, selbst beim Haare schneiden habe ich schon zuschauen können. Die Leute werden ja auch nicht pro Stunde entlöhnt, mir kann das egal sein. Obwohl mich dann doch zwischendurch nervt, dass nun zusätzlich auch noch das Natel einen rechten Teil der Zeit wegfrisst.


7 Tage pro Woche arbeiten, das merke ich bei mir, das sei eben auch nicht gesund, finde ich. Nie wirklich frei haben. Ali sieht da kein Problem. Wenn jemand zu müde sei, dann nehme er halt ein, bis zwei Tage frei, das mache man so. In dem Zusammenhang muss ich mir wohl auch die auf der Baustelle schlafenden Handwerker erklären.

Montag, 23. Dezember 2013

21.Dezember 2013


Ich klage Ali über meine Albträume. Von grosser Grausamkeit, Schwarze, die sich zerfleischen. Ich habe doch sonst selten schlechte Träume. Ob ich wohl insgeheim, ohne mir das bewusst zu sein, Angst habe vor den Einheimischen? Das könnten die Geister sein, meint Ali dazu. Das sei gut möglich, dass die mich in Mohammeds Haus heimsuchen kämen. In Afrika ist solches nie als Scherz gemeint.




ä Guätä?


Der Lukmaan wurde während des Ramadans, also im Juli, um gut einen Drittel seiner Fläche vergrössert. Gleichzeitig wurde eine Art Selbstbedienungssystem eingeführt, das aber noch nicht so richtig funktioniert. Immer wieder am Mittag, kommt es zu hässlichen Staus. Man müsste dringend über die Organisation des ganzen nachdenken.
Othman ist, zu meinem Erstaunen, durchaus dazu bereit. Ebenso, wie er meine Empfehlungen zu seiner Malerei gerne annimmt. Es hapert da noch bei den Perspektiven und der Beleuchtung, erst vor 6 Monaten hat er mit Malen begonnen. Damit könne man enorm viel Geld verdienen, 100.-, 200.- Dollar pro Bild, wenn man gut sei. Ich finde es toll, das der Othman, er ist ja auch um die fünfzig, noch mit malen begonnen hat. Nachdem sein Computerspleen etwas abgekühlt ist.
Ja, das stimme, manchmal tue es ihm weh, wenn er sehe, wie sich die Leute stauten. Auch die armen Köche in der heissen und winzigen Küche. Was wolle man da machen? Wir beschliessen, einmal zu dritt darüber nachzudenken, bereits der Grundriss der nun genutzten Fläche macht das ganze nicht einfach. Die Küche verschieben? Die Toilette sicherlich. Dort wo sie jetzt ist, hinter dem Büffet und neben der Küche, das ist nicht mehr haltbar. Weder von den Arbeitsabläufen her, noch vom Publikum, das nun doch etwas höhere Ansprüche hat. - Das alles koste jedoch Geld und das müsse man auch erst verdienen. Einige Sachen könnten aber auch sofort, ohne grossen Aufwand, mit besserer Organisation gemacht werden, finde ich. Das sei nicht einfach, meint Othman. Die meisten Leute hier, die würden doch lieber etwas anderes machen, ihre Arbeit, das sei keine Wahl. Das Angebot an Jobs klein und mit etwas müsse man schliesslich Geld verdienen. Die hätten keinen Spass an ihrer Arbeit, die zu motivieren sei schwierig.
Heute Abend gucke ich rasch in die Küche und einer der Köche, der sowieso immer strahlt, zeigt mir begeistert und erklärt es mir auf Swahili – natürlich verstehe ich nur die Hälfte –  wie er die traditionelle und hier sehr beliebte Speise Biriani zubereite. Und freut sich enorm über meine Komplimente. Überhaupt ist das Küchenteam genial, zwei Frauen sind nun auch darunter. Die Arbeitsbedingungen sind ja eigentlich katastrophal, der Raum zu klein, kein Fenster, nur Ventilatoren, die vielen Gaskocher heizen enorm. Trotzdem sehe ich hier die fröhlichsten Gesichter. Und manchmal sehe ich sie trotz all diesen Widrigkeiten in der Küche tanzen und singen.

Samstag, 21. Dezember 2013

19.Dezember 2013






Hi Eva, I can supply the jars at 159.- R each. Kind regards, Bianca. – Dear Eva, each jar is around 180mm high and 120mm in diameter. Regards Gary.
Die LED-Lichter in Einmachgläsern sind in Südafrika zu rund 15.- Schweizer Franken erhältlich. Das ist die Hälfte des Preises, der in Europa verlangt wird, doch immer noch viel zu viel für die Leute hier. Zumal dann auch noch Transportkosten und Zoll hinzu kommen. Speziell finde ich die Anreden. Im Englischen – oder ist das Südafrikanische Sitte? - ist man sofort auf Duzis.

Eine einzige Mücke macht mir in meiner Wohnung das Leben schwer. Eine zweite im Toilettenhäuschen. Habe ich das Gefühl, denn viele können es wirklich nicht sein. So wenige, hinter meinen Moskitovorhängen, dass sich der Giftspray nicht lohnt. - Obwohl eine einzige Mücke durchaus fünfmal angreifen kann, bevor man reagieren kann.

Chinesische Musik nun auch auf dem Kinderspielplatz in den Forodhani Gardens. China ist im Vormarsch. Überall. Das Hyatt Luxushotel wird von einem chinesischen Baukonsortium im Auftrag von Arabern erstellt.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

16.Dezember 2013








Ich gehe heute auf die FMBE Bank und stelle schon wieder einen Riesenfortschritt fest. Natürlich, Internet-banking, das gäbe es jetzt, ich müsse nur ein paar Formulare ausfüllen. Es wird doch langsam alles einfacher.....
Dann spaziere ich hinaus nach Mlandege. Trottoirs hat es gegeben entlang der wenigen grossen Strassen bei den Mizengani-Wohnblöcken, die noch von Karume, dem wichtigsten Präsidenten von Sansibar gebaut worden sind. In kommunistischem Stil, Karume war zur selben Zeit hier tätig wie Nyerere auf dem Festland. Die Wohnungen sind drinnen recht geräumig und luftig. Für afrikanische Verhältnisse. Auffallen tut mir natürlich auch die neue Solar-Strassenbeleuchtung.

In Mlandege suche ich das Elektrofachgeschäft auf, in das mich Ali vor ein paar Tagen gebracht hat. Professionell sieht es aus, der Besitzer weiss enorm viel und kann viel und hat so ca. 7 Angestellte um sich herum, die mit ihrer Aufgabe meist nicht richtig Zugange kommen, so dass er sie am Schluss doch selber lösen muss. Das scheint ihn aber nicht zu stören, die vielen Angestellten haben immerhin den Job, sich mit den Kunden zu unterhalten und ihnen so das Warten zu erleichtern. Denn gewartet wird natürlich auch hier. Viele der Kunden sind Weisse, und scheinen irgendwelche Unternehmen zu haben. Seit ich mich für eine Warmwasser-Solaranlage interessiere, gehöre ich zu den bevorzugten Kunden und werde ausführlich beraten.
Da sieht man dann wieder etwas über die Baustrominstallationen im Malindi House hinweg, die mir jedes Mal ein grosses Gruseln einflössen.....

Sonntag, 15. Dezember 2013

14.Dezember 2013







Heute ist Freitag. Ich beobachte die Männer, wie sie um halb zwei Uhr in Gruppen aus den Moscheen strömen. Ali sitzt bereits auf der Baraza vor unserem Haus und wartet auf den Elektriker, denn der gehe immer in diese Moschee. Ich habe mir schon viele Gedanken gemacht über das Malindi House, die Wohnung im Kopf möbliert, denn nur so kann ich mir vorstellen wo es Licht, Schalter und Steckdosen braucht.
Wir machen dann mit dem Elektriker einen Rundgang durch mein Stockwerk , ich erkläre ihm, was ich vorhabe. Erst im kleinen Häuschen, einem Studio, das ich Annex nenne, denn es ist wohl vernünftig, mich einmal dort einzurichten. Das ist klein und übersichtlich und wird vielleicht sogar fertig, bis ich hier abreise, sicherlich jedoch, bis ich das nächste Mal nach Sansibar komme. Ich bin erstaunt, der Elektriker begreift meine Ideen rasch, ich male Schalter, Steckdosen und Lichthalterungen mit Kreide direkt auf die Mauern, er bringt auch Ideen ein, der macht mir echt einen professionellen Eindruck.

Vielleicht bin ich halt doch zu misstrauisch. Auch die Sanitärleitungen scheinen mir professionell gelegt, sogar Entlüftungsrohre gibt es, das hätte ich nicht erwartet. Und Ali hat auch bereits Warm- und Kaltwasserleitungen einlegen lassen, das ist genial. Und auch klar. Schliesslich ist vor allem er es, der selbst nach siebenjähriger Rückkehr nach Sansibar immer noch heisses Wasser kocht um sich zu waschen. Ich mache das nur noch, wenn ich mir die Haare wasche. Ein wenig Snob ist er geblieben.
Beim Autofahren ist er viel selbstbewusster geworden, fährt aber trotzdem vorsichtig. Mir sagt, dass er nie nahe auf das vordere Auto auffahre um mehr Zeit zu haben zum reagieren und ja, so wie viele hier vor oder in den Kurven überholten, das sei ja gemeingefährlich. Das habe er alles in der Fahrschule gelernt. Auch hier bin ich positiv überrascht. Offensichtlich wird auch in Sansibar den Fahrschülern richtiges Verhalten beigebracht.

Gegen Abend fahren wir zur Scanza Fabrik hinaus, dem bekanntesten und ältesten Unternehmen, das Möbel aus Kokospalmenholz baut. Seit 20 Jahren hier in Sansibar, meint die Britische Besitzerin. Sie führt uns in einen kleinen Showroom. Sehr schön gearbeitete Möbel. Insbesondere das Himmelbett hat es mir angetan. Bequem, auch die Nachtischchen im Moskitonetz drinnen, eine gute moderne Interpretation der sansibarischen Himmelbetten, finde ich. Aber extrem teuer, findet Ali. Das Bett ohne Matratzen und Nachtischen kostet etwa 400.- Schweizer Franken.
Auf der Rückfahrt sinkt die Sonne, der Muezzin ruft, Gebetszeit, Ali hält in einem kleinen Dörflein und geht in die Moschee. Ich schaue den Frauen und Kindern zu, wie sie Nelken und Pfeffer auf Plastikplachen ausbreiten. Und bitte den Ali, fragen zu gehen, ob sie mir frischen Pfeffer verkaufen könnten. Nein, das könnten sie nicht, meinen sie, der Besitzer sei gerade nicht hier. Grosszügig schenken sie mir dafür eine Handvoll von beidem.

Samstag, 14. Dezember 2013

13.Dezember 2013








Heute erwache ich ohne Energie. Früh genug zwar, vor 7Uhr, um den Abfall hinaus zu stellen, doch kann ich mich nicht aufraffen, an den Strand joggen zu gehen. Das viele, das hier noch zu tun bleibt, führt manchmal dazu, dass ich gar keine Lust habe, damit anzufangen. – Vielleicht geht es hier vielen Menschen so. 

Gestern waren wir an der Ostküste, in Kiwengwa, weil dort ein dänischer Schreiner lebt, der mit einer Sansibari Frau verheiratet ist. Ich möchte seine Einrichtungen aus Kokospalmenholz anschauen. Momentan ist dieses Holz – erstaunlich hart und schwer übrigens, ich habe mir Palmenholz anders vorgestellt – sehr beliebt und wird häufig beim Möbelbau eingesetzt. Die Schreinerei ist eindrücklich, Maschinen, etwa fünf Männer arbeiten hier, bei den Möbeln bin ich noch nicht ganz überzeugt, das Holz hat eine sehr auffällige Struktur, die teils fast wie ein Tierfell wirkt und in grosser Menge nervös werden könnte. Sehr gut gefällt mir übrigens das Holz, das an der Sonne war, das bekommt ein schönes Grau. Kokospalmenholz gibt es in verschiedenen Schattierungen, von fast gelb über dunkel bis rot.

Der Mann zeigt uns dann auch das Gebäude, das er am bauen ist, eine Art arabischen Palast mit Zinnen, ich teile seinen Geschmack nicht. Der Däne, Jacob heisst er, ist zwar sehr nett, doch kriege ich immer mehr das Gefühl, dass er ein grosser Träumer ist und nicht der erfolgreiche Geschäftsmann, den ich mir vorgestellt habe. Hat er überhaupt wirklich Schreiner gelernt? Hier weiss man nie so genau, wo die Wahrheit liegt, auch bei Ausländern nicht. Im Moment sei er gerade stark damit beschäftigt, 20 Betten herzustellen, die für die ersten Gäste, die in 3 Wochen kommen sollen, benötigt würden. Das Gebäude steht noch im Rohbau, ich kann mir nicht vorstellen, dass das in drei Wochen bewohnbar sein könnte. Zum Glück werden die Gäste junge Leute sein, die für eine NGO arbeiten. Die müssten eigentlich etwas nachsichtig sein.... Seine Schwester in Dänemark, die habe langsam genug, wolle ihm kein Geld mehr senden. Mit Ali verhandelt er, ob er bei einem seiner Verwandten, der einen Laden mit Sanitärartikeln führt, vielleicht 5 Toiletten auf Kredit kaufen könne.
Die Familie lebt bereits im Haus, geräumig zwar, doch in einem ganz furchtbaren Chaos. Jakob fragt uns etwas schüchtern, ob wir dächten, dass die Zeit ausreiche, bis dass seine ersten Gäste kämen? Ich sage nichts dazu, der Ali bekräftigt schwach und lobt vor allem die Aussicht.

Vor unserem Besuch bei Jakob gehen wir an den Strand hinunter und ich nehme mein erstes Bad hier in Sansibar. Das Wasser ist derartig warm, dass ich kaum Energie habe zu schwimmen, und mich in meinen Kleidern, wie das die Einheimischen auch tun, auf dem Wasser treiben lasse. Eine Abkühlung bringt dann vor allem das Spazieren in nasser Kleidung. Wir bestellen in einem kleinen Lokal etwas zu essen. Und warten dann gut 2 Stunden darauf. Rings herum träge vor sich hindösende Männer, wir stören ihre Mittagsruhe. Man gibt mir einen Schlüssel für einen Raum, wo ich duschen und mich umkleiden könne. Der Raum wird wohl manchmal an Touristen vermietet. Ziegen weiden im Garten und in dem Häuschen liegt die schmutzige Wäsche der letzten Gäste, seit Wochen wohl, noch herum, der Wassertank ist leer.

Vielleicht sind es solche Erlebnisse, die mir manchmal aufs Gemüt schlagen. Man müsste diese tropische Trägheit so gelassen nehmen können wie die Einheimischen.

Es dämmert bereits, als wir mit unserem Suzuki-Lastwägelchen zurück in die Stadt fahren, die Ladefläche gefüllt mit Leuten aus Kairo - so heisst der Weiler bei Kiwengwa – die in die Stadt gehen wollen. Bequemer ist es nun im Suzuki, sogar erstaunlich komfortabel, ein gutes Auto, doch vermisse ich etwas die Direktheit des Motorradfahrens, die Gerüche, den kühlenden Wind.

Freitag, 13. Dezember 2013

11.Dezember 2013








Womit die Zeit hier verrinnt ohne dass man es bemerkt: In meiner Wohnung fliesst das Wasser in der Küche mit derartig wenig Druck, dass es viel schneller geht, wenn ich es in der Toilette im Hof draussen holen gehe. Die Milch wiederum, die hole ich im ersten Stock im Kühlschrank von Mohammed, denn es scheint mir wenig sinnvoll, zwei grosse halbleere Kühlschränke laufen zu lassen. Das Bewusstsein zum Energiesparen ist hier immer noch wenig entwickelt. Obwohl alle über die hohen Strom- und Benzinpreise klagen. Selbst Ali kann mir nicht sagen, ob man hier LED Lampen kaufen kann. Stromsparbirnen schon. Allerdings haben die ein derartig hässliches kaltes Licht, dass man sie in der Wohnung nicht einsetzen kann.

Diesmal erforsche ich die Beleuchtung. Dabei stosse ich ganz unverhofft auch auf LED-Leuchten.  Im Mercurys bringen die Angestellten beim Eindunkeln eine Art Einmachgläser auf die Tische, die mit blauen Glassteinchen bestückt sind, früher gab es hier Petrollampen. Ich finde die neuen Leuchten viel attraktiver. Man sagt mir, dass die tagsüber an die Sonne gestellt werden müssten und dann am Abend so ca. 3 Stunden Licht abgäben. Eine geniale Idee für Afrika, finde ich. Vor allem auf dem Land, wo es noch nicht überall Strom gibt. Allerdings meint Ali, dass es da noch sehr viel Überzeugungsarbeit brauche, die Leute hier würden nicht daran glauben, dass man die Sonne speichern könne, das erscheine denen ein Humbug, die kauften solches sicher nicht.

10.Dezember 2013








Mein Thema sind heute die Böden. Ich schaue mich um in verschiedenen Hotels und finde sehr schöne Bodenbeläge im alten Kidude Hotel von Emerson. Emerson war der erste, der in der Stone Town begonnen hat, verfallene Paläste aufzukaufen und zu Hotels umzubauen. Das Kidude Hotel ist der höchste Palast der Altstadt, die Aussicht von der Dachterrasse mit Bar bei Sonnenuntergang ist gewaltig. Ich genehmige mir hier meinen allwöchentlichen Gin Tonic und suche unser Haus, das mir immer so riesig erscheint. Und finde es kaum hinter grösseren Gebäuden. Das Kidude Hotel ist für mich immer noch das am besten umgebaute Gebäude, einzig das Mashariki Hotel, ein Fünfsternhotel in einem Prinzenpalast wurde kürzlich von einem Italiener auch sehr geschmackvoll restauriert. Den Geschmack der verschiedenen arabischen und indischen Investoren hingegen teile ich überhaupt nicht. Da wird meistens zuviel gemacht, Tausendundeinenacht, selbst das neu renovierte Spice Hotel von Emerson ist mir zu aufdringlich und kitschig renoviert.
Gestern bin ich mit Ali auf der Dachterrasse des MaruMaru Hotels essen gegangen. Enttäuschend, nicht nur das Essen. Da ist praktisch nichts Originales mehr übrig geblieben. Die alten Gemäuer wurden  fast gänzlich abgerissen und dann fantasielos neu aufgebaut, alle Kanten viel zu gerade, die Fensterbrüstungen zu weinig tief, hundert Mal dieselben Motive, dieses Gebäude lebt nicht mehr. Selbst der Kopfbau zur Strasse, wir glaubten, der wenigstens sei noch alt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als nachgebaut.

Am Abend schaue ich im Lukaan einer französischen Familie beim Essen zu. Nordafrikaner ursprünglich, nur eine Frau kleidet sich westlich. Sofort sind die Kinder von hungrigen Katzen umringt. Eigentlich sollte man die Katzen nicht an den Tischen füttern, doch was soll man den Gästen sagen?
In den Jahren seit dem Anfang des Restaurants sind sowohl die Katzen dicker und gesünder geworden, wie auch praktisch alle Angestellten schon fast fett. Ein gutes Zeichen? Der Lukmaan scheint ja zu rentieren, selbst wenn die Angestellten sehr viel essen und immer noch Bettler und Katzen und Familienangehörige mitgefüttert werden – was ja eigentlich auch schön ist.