Freitag, 27. Dezember 2013

24.Dezember 2013




Gestern Abend war Heuschreckenzeit. Eine ganze Gruppe wollte unbedingt zu mir in die Wohnung. Zwei haben es bis ins Bett geschafft, eine habe ich am Morgen lebendig befreit, die zweite zerquetscht aufgefunden. Weitere zehn waren im Moskitovorhang verheddert, ihre langen Beine unförmig verdreht. Mindestens eine halbe Stunde hat meine Befreiungsaktion gedauert, doch nur die Hälfte der Tiere hatte am Schluss noch alle Beine. - Die seien sowieso zum Sterben gekommen meint Ali. Selten, vielleicht einmal pro Jahr würden die vom Licht angelockt und kämen in die Häuser. Weshalb, das weiss auch er nicht.

Für Ali und Othman ist offensichtlich, warum die Leute in der Küche viel fröhlicher und entspannter sind als die Angestellten im Service. Die würden ihre ein bis zwei Gerichte, für die sie zuständig seien, zubereiten, alles nach ihrem Rhythmus und auch über den Tag verteilt, denn alle gleichzeitig in der Küche, das wäre gar nicht möglich. Die Speisen werden hier nicht jedes Mal frisch zubereitet, sondern einmal pro Tag gekocht und dann in einem Warmhaltebuffet aufbewahrt. Wenn die Küchenleute fertig seien, dann könnten sie nach Hause gehen. – Die Kellner hingegen, manchmal kämen alle Gäste aufs Mal, das sei ein wahnsinniger Stress.

Heute gehe ich ins Fünfstern-Boutique-Hotel Mashariki, dem meiner Meinung nach best renovierten Palast der Altstadt, ich will mich nach der Fassadentechnik erkundigen, denn die gefällt mir besonders gut. Ich habe Glück. Die Managerin, erst seit 6 Monaten hier, ist freundlich und meint, der Italienische Architekt, der sei gerade in Sansibar. Ich treffe den ausserordentlich sympathischen Mann und seine Frau. Bescheidene Leute mit gutem Geschmack. Nach Neujahr will Silvano gerne einmal unser Haus anschauen kommen, dann habe er mehr Zeit. Schön, eine solche Begegnung zu machen, das korrigiert mein – halt auch sehr klischeehaftes - Bild der Italiener hier. Im Allgemeinen wird von der Italienischen Mafia gesprochen. Man munkelt, dass viele der Hotelbesitzer in den internationalen Drogenhandel verstrickt seien.

Seit fast einer Stunde höre ich einen Muezzin aus dem Lautsprecher predigen. Was soll das? Es ist doch Heiliger Abend heute, nicht irgendein islamisches Fest? Um acht Uhr beginnt dann auch noch die Glocke der nahen Anglikanischen Kirche zu bimmeln.

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