Samstag, 24. Februar 2018

2018.02.21, Sansibar

Die Hitze, über die nun alle klagen wie die Leute in der Schweiz es über die Kälte tun, hat auch ihre gute Seite. Wie das winterliche Hudelwetter in  der Schweiz, hilft sie mir, mich hinter die Büroarbeiten zu klemmen, denn tagsüber ist es nun derartig heiss, dass ich nur noch hinaus gehe, wenn ich etwas benötige oder Hunger habe. Selbst die Nächte wollen nicht mehr richtig auskühlen.
Der einzige Unterschied: Während in der Schweiz die Wohnung behaglich geheizt ist und ich einen Pullover tragen kann, gibt es hier kaum mehr etwas auszuziehen und drinnen ist es auch nicht viel kühler als draussen, einzig die Ventilatoren bringen etwas Linderung. Jetzt wäre eine Klimaanlage nicht unangenehm. Doch für diese wenigen Wochen jedes Jahr…. Und ja, während Kälte einem quasi zwingt tätig zu sein um nicht zu erfrieren, frisst die Hitze die Energie. Selbst das Gehirn bringt nicht mehr die volle Leistung.

Frühmorgens sind die Temperaturen noch erträglich. Dann sitze ich für eine Weile draussen auf der Baraza. Jojo erkundet die Umgebung und die Katzen des Quartiers kommen miauend auf mich zugelaufen, denn sie wissen, dass es nun Futter gibt.
Am Abend im Baobab Lukmaan sehen die Angestellten sehr müde aus, Ajba, die nun täglich mehrere Stunden hier sitzt, eingeschlossen. Doch, das bringe etwas, die Disziplin habe sich verbessert, findet sie auf meine Frage, ob sich dadurch etwas verändert habe. Aber von den Finanzen habe sie immer noch keine Ahnung. Ajba wirkt trotzdem entspannt und gut gelaunt. Ihre neue Beschäftigung scheint ihr gut zu tun. Von ihrem Zitronengetränk, das sie nun teuer im Restaurant verkauft, habe ich den Verdacht, dass das nicht aus frischen Zitronen, sondern aus Konzentrat hergestellt wird. Bei den Preisen ist die Gewinnmarge fürstlich. Vielleicht ein weiterer Grund für die Zufriedenheit der Frau.

Mittwoch, 21. Februar 2018

2018.02.19, Sansibar


Zuerst will sie, sie ist es, die sich immer um Jojo herum drückt, der zeigt anfänglich wenig Interesse, er schnüffelt lieber herum. Später bemerkt er sie, er will spielen, immer spielen, mir wird das fast etwas zu viel, ich wäre froh um eine Ablösung, obwohl er auch stundenlang allein spielen kann. Nun versucht Jojo alles, um sie zum Spiel zu animieren. Sie kommt neugierig ins Erdgeschoss hinein, ich hoffe bereits, doch später kommt er alleine wieder hinaus. Als ich den Strassenkatzen Futter gebe, will Jojo auch etwas. Nun wird das Mädchen richtig brutal mit ihm. Also doch nicht, dann bleibst du halt Strassenkatze.

2018.02.17, Sansibar

Salum braucht beim Lesen auch schon eine Brille. Die Beleuchtung ist schwach.
Heute gehe ich mit Salum in das neue Restaurant vom Emerson Spice, das sehr schön in einen pflanzenbewachsenen und von Ruinen umstandenen Hof eingebaut ist. Teile der Ruinen wurden sanft renoviert. Zusammen mit dem kultiviert wuchernden Grün gibt das eine sehr angenehme Ambiance, die erstaunlicherweise mückenfrei ist, sagen die Einheimischen doch immer, dass Pflanzen das Ungeziefer anziehen würden.
Wegen dem Ort also unbedingt empfehlenswert. Auf einen Drink. Mit dem Essen waren wir weniger glücklich. Zwar schön angerichtet, der Salat jedoch sauer, Limettensaft und Salz, kein Öl, auch der Passionsfruchtsaft unheimlich sauer, das will etwas heissen, wenn ich es sage, Salum meint höflich "gesund", der Kingfish gut, doch die Rosmarinkartoffeln enttäuschend. Alles in allem den Preis nicht wert.

Das neue Restaurant im Innenhof des Emerson Space Hotels


Sonntag, 18. Februar 2018

2018.02.16, Sansibar

Der Sonnenschirmbaum verliert Blätter
Es ist heiss geworden, das bisher war nur ein Vorspiel. Ich habe zu früh gedacht, nun gut an die Hitze angepasst zu sein. Temperaturen über 30 Grad machen mir zu schaffen, zumal der Wind sich beruhigt hat und die Nächte nicht mehr auskühlen. Seit ein paar Tagen sind all die Grasflächen in der Stadt braun. Bereits frühmorgens auf meiner Terrasse brennt die Sonne herunter. Alle Pflanzen leiden. Selbst unter meiner fürsorglichen Pflege und täglich viel Wasser, verliert mein kleiner Sonnenschirmbaum immer mehr Blätter. Schon jetzt? Der war doch im September, bei meiner Ankunft bereits kahl. Gleichzeitig sehe ich aber neue Blätter sich entfalten, das scheint hier weit komplizierter zu sein als bei uns in der Schweiz. Ich muss die Sache mit dem Blattfall besser beobachten, logisch scheint mir das ganze nicht. Der Flamboyant im Kiponda Lukmaan, der nach dem Schnitt in der Herbstregenzeit einfach nicht wieder ausschlagen wollte, beginnt nun in der grössten Hitze stark auszutreiben, Blätter, aber auch Blüten. Nicht einmal alle Individuen einer einzelnen Art scheinen den gleichen Rhythmus zu haben, die meisten Flamboyants blühten bereits an Weihnachten, weshalb sie häufig auch als Weihnachtsbaum bezeichnet werden.

Zwei der immer pittoresk gewachsenen Sonnenschirmbäume, die übersetzt auf Swahili "Schattenbäume" heissen. Einer gänzlich kahl, der andere normal geblättert.


2018.02.15,Sansibar


Jojo ist bereits berühmt, endlich entdecke ich es, ich finde ein Bild von ihm im Internet. Mindestens sieht diese Katze meinem Jojo erstaunlich ähnlich. Ich suche unter ägyptischen Katzen, denn sein Körperbau scheint mir beim Sitzen steil aufgerichtet, sein Gesicht etwas länger als bei Schweizerischen Hauskatzen zu sein. So stosse ich auf die „Ägyptische Mau Katze“, was nicht so ganz passt und später auf die „Arabische Mau“. Hier passt die Beschreibung perfekt, sowohl die äusserlichen wie die charakterlichen Merkmale stimmen. Was mich etwas verstimmt ist, dass es in einem Artikel heisst, als Einzelkatze geeignet, in einem anderen jedoch, sollte mit anderen Katzen oder auch Hunden und Kindern zusammen leben, denn sie ist sehr verspielt, was ja auch stimmt. Soll ich nun doch nochmals versuchen, ein passendes zweites Kätzchen zu finden? Er möchte spielen, das ist mir schon klar. Gestern wollte er die Katzenmutter, die immer noch zu ihren drei halbwüchsigen, etwa zwei Monate älteren Jungtieren schaut, zum Spiel animieren. Dazu ist er wie früher der Flan, mein Hund, auf den Rücken gelegen und hat mit den Pfoten in die Luft gegriffen. So hat er es auch mit dem Siri versucht, was ja nach einer Weile gelungen ist. Die Katzenmutter, eine sehr kleinwüchsige Katze, ist leider nicht darauf eingegangen. Dafür erlaubte sie ihm, ihr in den Mangobaum hinauf nach zu klettern. Am nächsten Tag, nun allein, probiert der Jojo es wieder, allerdings hat er der Mutter schlecht zugeschaut. Bei den untersten Ästen hat sie sich umgedreht und ist rückwärts den senkrechten Stamm hinunter geklettert. Jojo kriegt seine riesigen Augen, wie immer wenn er aufgeregt ist. Ich stehe auf einen Tisch und kann ihn von dort aus knapp erreichen und hinunter ziehen. Er wehrt sich, denn er hat Angst.

Als ursprüngliche Wüstenkatze ist Jojo bestens an heisses Klima angepasst.






Mittwoch, 14. Februar 2018

2018.02.13, Sansibar

Maryke und Gareth beim Packen für ihr Kanuabenteuer
Maryke und Gareth aus Südafrika bleiben noch eine weitere Nacht, ihnen wurde am letzten Abend des Festivals Telefon und Portemonnaie gestohlen. Sie zügeln ins kleine Haus, denn sie müssen die Sache mit den Banken regeln, sie brauchen noch Bargeld, bevor sie zu ihrer Umrundung der Insel mit Kanus starten. Ein abenteuerliches Projekt und interessante Menschen. Sie wollen an einsamen Stränden kampieren. Das sportliche Paar könnte gut einen Outdoor Katalog zieren. Ich schaue ihnen zu, wie sie stundenlang ihr Gepäck sortieren und wasserdicht abpacken, die Kanus sind klein, all das Campingmaterial, etwas Essen, sie sind bescheiden, viel Wasser, denn mit Süsswasser wird es sehr schwierig sein.



In Südafrika weitab im Busch leben sie zusammen mit Pferden und Katzen äusserst primitiv in einem Haus, das sie selber am Bauen sind. Nein, kalt werde es dort nicht, ungefähr das gleiche Klima wie Sansibar, sehr staubig ebenfalls, meinen sie. Er ist Biologe und hat im Moment ein Projekt in der Serengeti, sie arbeitet als Physiotherapeutin.

das Foto kriege ich heute Morgen per WhatsApp, Maryke berichtet von den ersten Abenteuern, die Welt ist klein geworden.

Dienstag, 13. Februar 2018

2018.02.12, Sansibar

Gratiskonzerte gegen Abend in den Forodhani Gardens
Gestern ist das 4-tägige Musikfestival „Sauti za Busara“ zu Ende gegangen. Ich habe nicht viel davon gesehen, vor allem wahrscheinlich vieles verpasst, man erzählt mir, das die zwei letzten Gruppen des Abends jeweilen sehr gut gewesen seien. Ich bin immer zu früh gestartet, denn nach 10 Uhr hinaus wird für mich schwierig und war dann bereits müde und ging nach Haus. 
Jussuf,  der Gründer und nun Mitorganisator, hat mit dem Festival ungefähr gleichzeitig angefangen, wie Salum und Othman mit dem Lukmaan. Ich kann mich noch gut erinnern, wie er damals, als der Lukmaan noch überhaupt nicht bekannt war und etwas Werbung gut vertragen hätte, ins Restaurant kam und fragte, ob wir die Verpflegung der Künstler - das waren damals erst wenige - übernehmen wollten? Er würde im Gegenzug am Festival Werbung für den Lukmaan machen. Othman wollte, nicht aber Salum, denn Musik als Vergnügen sei im Islam nicht erlaubt. Jussuf hat ihm das nicht übel genommen, er kommt immer noch ab und zu ins Restaurant und schwärmt davon, er ist jedoch jetzt ein sehr vielbeschäftigter Mann.

Die Bühne im Old Fort 
Salum würde heute kaum mehr gleich handeln. Damals - wir hatten noch kein Fahrzeug - hat er auch das Motorrad seines Onkels abgelehnt. Der meinte, Salum solle mir doch die Insel und die vielen Badestrände zeigen, doch das war nicht gut im Islam. - Heute hingegen fährt Salum sehr gerne mit Touristen und Touristinnen an den Strand. Deshalb frage ich ihn, ob er nicht ans Festival kommen wolle? Nein, zu laut, findet er, das möge er nicht. Ich fand die Musik nicht zu laut, da habe ich in der Schweiz schon Schlimmeres erlebt. Mit Mgeni, den Frauen und den Kindern bin ich am Freitag Abend gegangen. Für die Kinder war es nicht spannend und auch die Frauen, ausser Mgeni, haben lieber in ihre Handys gestarrt.


2018.02.11, Sansibar

Muhammad reist für eine Woche nach Japan, beruflich, nicht zum ersten Mal, eine Konferenz, er schwärmt von dem Land, der Sauberkeit und der Disziplin der Bewohner. Für ihn seien das auch immer etwas Ferien, hier wo man 7 Tage pro Woche arbeite. Wenn er nicht in seinem Büro ist, dann versucht er Handwerker aufzutreiben, wenn vorhanden, anzuleiten, damit sein Haus endlich fertig wird. Heute trägt er witzige Hosen. Schwarz und weiss, mit stilisiertem Blumendruck, eine Baumwolle vom Festland, geschneidert nach einem paar Jeans. Er scheint einen guten Schneider zu kennen, denn die Hosen sitzen. Das sieht frech aus, finde ich, und sage es ihm auch, damit mache er in Japan Furore. Ob er sich jedoch getraut, die dort zu tragen ist fraglich, denn für die Arbeit zieht er immer Anzüge an.


aus Petras Produktion
Petra aus der Schweiz sendet mir ein WhatsApp mit der Bitte, ihr noch ein paar Batikstoffe zu kaufen. Ich bin zwar nicht sicher, ob diese schönen und nicht ganz billigen Baumwollstoffe wirklich in einem Batikverfahren gemacht werden, mir scheint das eher ein Stempeldruck. Sie sendet mir Fotos von Lampenschirmen und Sesseln, die sie damit bezieht, das sieht toll aus. Ich sehe in unserem angehenden Guesthouse bereits eine Möblierung mit witzig bezogenen Stücken. Traditionelle Sofas und Sessel mit modernen afrikanischen Drucken bezogen, ein eigener Stil, auch Salum ist begeistert davon.



Die von Petra bestellten Stoffe habe ich noch nicht gefunden, dafür wieder zwei Kangas für mich.
Am Abend bei den Marktständen am Musikfestival sehe ich erstmals Umhänge aus Kangastpoffen, etwas einfacher gemachte Oberteile als aus meiner Produktion. Die Frauen am Stand, meinen, sie machten die selber. Hier in der Stone Town? Nein, oben in Nungwi. Die eine der Frauen kennt mich, ich sei doch Mama Lukmaan.

Sonntag, 11. Februar 2018

2018.02.10, Sansibar

Ich sei Grossmutter geworden, meint Mgeni, nein, nicht ich, die ältere Tochter meiner Schwester habe einen Sohn gekriegt, das erste Enkelkind. Egal, meint Mgeni, ich auch, das sei bei ihnen so. Mit Salum stelle ich fest, dass auch er bereits Grossvater ist, obwohl sein ältester Sohn erst 9-jährig, denn seine Schwestern, die haben bereits Enkel.


Mein Gästezimmer im 1.Stock, wo ich während dem Festival wohne.
Hier hat das Musikfestival „Sauti za Busara“, Klänge der Weisheit, begonnen, die Stadt ist voller Touristen, viele aus Afrika, doch auch von weiter. In meiner Wohnung sind zwei südafrikanische Pärchen einquartiert, die haben gebucht, bevor ich wusste, dass ich wieder hier sein werde, ich bin einen Stock tiefer ins Gästezimmer gezügelt. Das ist ein sehr angenehmer Raum, etwas finster, doch bleibt er schön kühl, angrenzend an den Salon und Balkon. Jojo schafft diese Züglerei erstaunlich gut, er scheint sich dort wohl zu fühlen, wo ich bin, das lässt Gutes ahnen für die Schweiz. Abu, der 15-monatige Kleinste von Salum und Mgeni, stresst mich recht, er läuft immer laut schreiend hinter Jojo her. Der verschwindet dann unter einem niedrigen Sofa oder Schrank. Wenn Abu mal nicht laut schreiend auf ihn los stürzt, dann rennt Jojo nicht weg und es wird gefährlich, denn dann packt er das Kätzchen plötzlich am Fell oder Schwanz und lässt nicht mehr los, er hat eine ungeheure Kraft in den Händen, überhaupt ist er sehr stark und gross, einzig sprechen will er ausser „ hmm, hmm“ noch nichts. Mit Asfia, geht es besser, die packt ihn nicht mehr und der 11-jährige Abassi kann bereits gut mit der Katze spielen. Überhaupt kann ich es am besten mit diesem Sohn des verstorbenen Bruders. Heute hat er mit meinem i-pad Fotos gemacht. Die meisten habe ich gelöscht, doch ein paar finde ich gut.


vom Hoffotografen im Salon fotografiert...
Abassi macht mit meinem i-pad recht witzige Fotos, hier ein Selflie..
ein Bild mit Asia


Und eines vom kräftigen Abu
Zum Glück ist die Familie heute zu Mgenis Eltern gefahren, das gibt uns etwas Ruhe, ich höre seit einer Stunde unten den anderen Abu, den Maler und Gipser, mit der Frau, die das Trevo Büro hütet plaudern, die zwei Jungen, die Möbel flicken, sitzen seit Stunden halb dämmernd in ihre Handys starrend herum, ein ganz normaler Samstag Nachmittag gefüllt mit Arbeit. Hier im 1. Stock bin ich dem ganzen Leben etwas näher

Freitag, 9. Februar 2018

2018.02.06, Sansibar


Im Moment bläst der Kazkazi wahnsinnig stark, Windgeschwindigkeiten von über 30km. Gestern habe ich trotzdem versucht, mit meinem SUP aufs Meer zu gehen, die Wellen sahen nicht extrem hoch aus. Schon bald merkte ich jedoch, dass sie von überall her auf mich zustürmten, kein Rhythmus, überhaupt nichts Vorhersehbares, ich wurde so richtig durchgeschüttelt und habe schon bald einmal aufgegeben und bin in die Knie gegangen. Bereits beim „Park Hyatt Hotel“ habe ich umgekehrt, denn ich hatte den Wind im Rücken. Die Drehung war ein Kraftakt, das Vorwärtskommen selbst auf den Knien sehr schwierig, mein Körper bot zu viel Angriffsfläche, rasch bin ich vom paddeln müde geworden. Eine Pause lag aber nicht drin, sofort wäre ich wieder zurück getrieben worden, und an Land wollte ich auch nicht, denn mein Brett von den Forodhani Gardens bis nach Hause zu tragen, das wäre auch mühsam gewesen.
Nun weiss ich, dass auch dem SUP bei hohen Windgeschwindigkeiten Grenzen gesetzt sind. Über 30km pro Stunde liegt nicht drin. In den nächsten Tagen wird der Kazkazi weiter wüten. Am Abend beobachte ich junge Einheimische, die einen Wettkampf daraus machen, wer sich am meisten von den Wellen, die sich an der Quaimauer brechen und über die Strandpromenade jagen, vollspritzen lasse.


Gegen das Wochenende sollen die Windgeschwindigkeiten auf 20km/h abnehmen, dafür steigt die Tagestemperatur dann auf 34 Grad an.

Mittwoch, 7. Februar 2018

2018.02.05, Sansibar

Othmans neustes Bauvorhaben
Muhammad findet, konsequenterweise müsse man dieses Dach abbrechen. Und einen Geldverwalter ausserhalb der Gesellschaft suchen. Nur so könne dem Othman der Geldhahn zugedreht werden und damit sein eigenmächtiges Tun. Er bestärkt mich darin, dass man nun endlich handeln muss. Othman hat wieder ein Bauprojekt angefangen ohne irgend einen der übrigen Besitzer zu kontaktieren. Auf meinen Hinweis, dass er mindestens dies hätte tun müssen antwortet mir Othman, das sei nur provisorisch, da müsse er nicht fragen. Allerdings versuchen dann fünf Personen planlos, besser unter Anleitung von Othman der auch keinen Plan hat, einfach ausprobiert, dieses Schatten- und Regendach zu montieren. Das Resultat ist lächerlich und gefährlich und vor allem viel zu hoch und zu gross. Dafür säbeln mir die Arbeiter ganz schlimm in meine von Cyril gestutzten Bäume hinein und dies gibt wohl der Ausschlag dafür, dass ich handle.

...ist etwas gar gross geraten, ich zweifle seine Stabilität an.

Wir beraumen eine Sitzung ein. Eigentlich wollte ich ruhig bleiben, habe meine Rede gut vorbereitet. Doch das ganze entartet, Othman ist fürchterlich beleidigt, dass ich diese gefährliche Konstruktion, die keinen grösseren Wind vertragen wird bullshit nenne. Auch Salum habe nur bullshit gebaut, der sei genau so wenig ein Profi. Dass die Pläne Salums jedoch vom Gremium abgesegnet worden sind und mit Architekten diskutiert, das will er gar nicht hören. Und das Hauptproblem, dass er wiederum ohne zu informieren ins Bauressort pfuscht, das sieht er schon gar nicht. Ja, er sei der König hier, er entscheide hier, er sei der einzige, der das könne, er habe hier alles aufgebaut. Othman hat die Realität verloren, ihm ist das ganze in den Kopf gestiegen, nicht für alle Leute ist äusserlicher Erfolg gut. Wir müssen ihn stoppen. Hätten ihn schon lange stoppen müssen, Salum und auch Ally und Ajba, weichen jeglichen Konflikten aus, fürchten sie wie den Teufel, führen lieber Kalten Krieg im Hintergrund. Ich verstehe langsam, weshalb in Afrika so viele Potentaten, die plötzlich glauben alles zu wissen, alles besser zu wissen, so lange an der Macht bleiben können. Afrikaner weichen Konfrontationen aus, für mich ist das feige. Wenn das Pulverfass dann explodiert, wird es unkontrollierbar und brutal.

Worauf der Bauherr, links im Bild, "Verstrebungen" einbaut. Etwa Ähnliches hat er wohl einmal bei einem Kran gesehen....

Dienstag, 6. Februar 2018

2018.02.02, Sansibar


Jojo, ein richtiger Milchbub, passt in die Schweiz.  Milch ist seine Leibspeise geworden und zum Glück verträgt seine Verdauung die nun auch. Alle sind verwundert, wie rasch er wächst, auch der Tierarzt, das muss die gute Ernährung sein.
Letzte Nacht hat er einen grossen Kakerlaken gefunden, hier oben hab ich eigentlich noch nie welche gesehen, stundenlang hat er mit ihm gespielt. Am Morgen bin ich vorsichtig aus dem Bett gestiegen, keine Lust den Kadaver unter den Fußsohlen zu spüren, doch nein, der ist pulverisiert, in seine Bestandteile zerlegt worden. Mit Mäusen hingegen, weiss Jojo nichts anzufangen. Die Maus, die kürzlich im Erdgeschoss fast in ihn hinein rannte und darob erschrak, tat dies fast weniger als mein Held.



Um einen Spielgefährten für Jojo zu suchen, ist es nun wohl zu spät. Vor grösseren Katzen hat er Angst, duckt sich zu Boden, legt die Ohren zurück und faucht, die kleineren fauchen ihn an.
Wie die Menschen, scheinen auch die Katzen auf der Rückseite des Hauses einer anderen Gruppe anzugehören als diejenigen der Vorderseite. Das Haus ist sehr tief, die meisten Häuser gehen nicht durch, die haben den Eingang auf der einen oder der anderen Seite. Das wird auch bei mir so sein. Sobald das Erdgeschoss vermietet ist, gehöre ich zum Rückseitenclan. Der scheint allgemein jünger zu sein, viele junge Männer lungern herum und auch die zwei Katzen, die wir treffen, sind ungefähr gleich alt wie Jojo. Vor ihnen hat er keine Angst und sie auch nicht vor ihm. Als ich den beiden Trockenfutter gebe, faucht der Weisse, ein Sirityp, den Roten an. Jojo schaut zu und mischt sich nicht ein beim Fressen. Doch es wird dunkel, ich will hinein, was er mit lautem Klagen quittiert, er wäre gerne noch bei den beiden geblieben. Vor allem das weisse Tier, ich denke es ist ein etwas älteres Weibchen, interessiert ihn sehr, er kommt langsam in die Pubertät.

Die Siestatime wird eingehalten, die Temperaturen sind gestiegen, für nächste Woche sind gar 34 angesagt.
In den Forodhani Gardens sehe ich einen fast gleich gefärbten, etwas älteren Kater. Gerne hätte ich auch seinen Bauch angeschaut, denn die roten Punkte auf reinweissem Grund sind schon sehr speziell. Doch der Kater will mir seinen Bauch nicht zeigen, er ist sehr scheu. Durch dies und seinen Blick unterscheidet er sich hauptsächlich von Jojo. Seit ich Katzen besser beobachte, stelle ich fest, dass sie sehr unterschiedlich drein schauen, das ist nicht nur die Augenfarbe. Wie bei den Menschen, sieht man hier eine Spur in die Seele hinein.

Sonntag, 4. Februar 2018

2018.01.31, Sansibar

Eddys Bungalowanlage in Kizimkazi
Ein Besuch bei Eddy in Kizimkazi. Er hat zusammen mit einem Bulgaren, bzw. wohl mit der normalen einheimischen Beteiligung von 5-10% die hier notwendig ist, um eine Gesesellschft zu eröffnen, ein kleines Hotel mit 12 Zimmern übernommen, verteilt auf mehrere Häuschen, das ganze in einer gepflegten Gartenanlage und einem sehr schönen Restaurant direkt über dem Meer mit Blick Richtung Sonnenuntergang. Ich bin wirklich positiv überrascht. Eddy ist der perfekte Gastgeber, freundlich und hilfsbereit zu den Gästen, auch mit den Angestellten, alle vom Festland, er selber kommt aus Pemba wie Salum, hat er einen sehr guten Umgang, man hat das Gefühl, die Angestellten arbeiten gerne mit ihm. Die Gebäude hat er geschmackvoll eingerichtet, wobei ich nicht genau weiss, wie vieles von dem Bulgaren, der auch ab und zu dort ist, kommt. Gehören tut ihnen die Anlage nicht, sie haben sie nur gemietet. Jemand baut eine Hotel auf und wenn es dann läuft, wird das ganze vermietet und man lebt nur noch von den Mietzinsen, das sieht man hier häufig. Auch Rebecca, eine Nachbarin von uns, und ihr Mann besässen eine Hotelanlage im Norden und hätten sich dort noch einen Bungalow behalten. Sie leitet jetzt eine NGO, ist aber noch häufig am Strand.




Das Essen kann ich auch nur rühmen, das will im Moment etwas heissen. Grillierter Tintenfisch an Zitronenbutter, würzige Kartoffeln und guter Salat. Anschliessend, zum Sonnenuntergang gehe ich auf das Meer mit meinem SUP, das Aufpumpen haben die Angestellten übernommen. Die Bucht ist wunderschön, weisser Sand, türkisfarben, wenig Seegras und keine Seeigel. Rasch aber recht anstrengend gleite ich darüber hinweg. Ich muss gegen den Wind ankämpfen, der mich aufs Meer hinaus treiben will, eine Art kreuzen erweist sich als besser, als immer hart am Wind zu bleiben. Nach der kleinen Sandbucht kommen 1-2m hohe scharfe Korallenklippen, dahinter viel grün. Verteilt sehe ich noch mehrere Bungalowanlagen, manche sehen vielversprechend aus, es ist eine schöne Küste.
Der Gastgeber Eddy und Salum
Als ich das erste Mal in Kizimkazi war, war dies für eine Dolphin Tour, wofür die Bucht bekannt ist. Ich fand den Ort grässlich, die Bewohner unfreundlich, hordenweise sind Boote übers Meer geknattert, Delphine haben wir keine gesehen. Mit den Touren sollten sie aufhören, findet Salum, die meisten Leute sähen nichts. Ein zweites Mal waren Salum und ich mit dem Motorrad hier. Es war kühl, regnete immer wieder und die lange Fahrt auf dem zu kleinen Motorrad hat mich ermüdet. Hungrig fanden wir im Ort einzig Chipsy na mayay, Kartoffeln mit Ei, es war ein 13.Mai. Es war unser Geburtstag, eine weitere deprimierende Erinnerung an Kizimkazi. Inzwischen sind jedoch ein paar sympathische Hotelanlagen entstanden und auch das Dorf wirkt lebhaft, ich muss meine Meinung zu dem Ort nun korrigieren.



Freitag, 2. Februar 2018

2018.01.30, Sansibar

Besuch im Baobab Lukmaan, Salum hat eine Sitzung mit den Angestellten. Gut, wenn er langsam beginnt, seine guten Vorsätze fürs neue Jahr umzusetzen. Er beklagt sich, dass Othman wieder ohne Absprache begonnen habe, einen neuen Sonnenschutz auf der Dachterrasse oben zu montieren. Ich gehe mir das anschauen. Bereits die Tatsache, dass nun dort die Bäume wieder auf eine schlechte Art gestutzt worden sind nervt mich. Wozu haben wir denn Leute ausgebildet, wenn die Zweige wie gewohnt mit einer Machete abgesäbelt werden? Die beiden sind ja zurück auf der Insel, etwas Training täte Not, oder sind nicht sie das gewesen? Nein, behauptet Salum, die hätten nicht hier gearbeitet, die seien gehindert worden. Sie sollten kommen, wenn er, Salum hier sei, also heute Morgen. Auch Othman, dessen Büro ich wütend stürme, will nicht wissen, wer das gemacht hat, ebenso wenig kriege ich eine Antwort von den Angestellten, das übliche Spiel. Wenn ich bemängle, dass eine ganze Ladung Grillpoulets verbrannt statt gegrillt worden sei, wer denn das wieder gemacht habe, kriege ich auch nie eine Antwort. Man deckt sich.
Othman rechtfertigt seine eigenmächtige Bau-Aktion damit, dass was er hier mache, ja nur ein Provisorium sei. Dass man auch dies besser vorher abspräche, das will er nicht verstehen.

Je länger, desto mehr bin ich überzeugt, dass sich die afrikanische Seele nicht für gemeinsame Vorhaben eignet. So verkauft jetzt Ajba, eine Teilhaberin der Gesellschaft, dem Lokal nun ihre eigenen Säfte und Saucen. Mit eigenem Profit. Und Annuar, der Chefkoch vom Kiponda Lukmaan, sagt mir, dass sie am Abend den Tagesverdienst abholen komme, die meisten Rohwaren beziehe man ja vom anderen Lukmaan gratis. Sie bezahle dafür die Angestellten dort, wendet Salum ein. Aber dass man einen Gesamtüberblick haben sollte, wenn die Lokale zusammen gehören und dass so jegliche Berechnungen von Profit scheitern müsse, das scheint man nicht zu kapieren. Überhaupt: Das Hauptproblem sind die Besitzer. Solange sie sich mit Händen und Füssen dagegen wehren zu wissen, was sie alles gratis vom Restaurant beziehen, und wie viel Geld sie heraus nehmen, sind jegliche professionellen Berechnungen von vornherein zum Scheitern verurteilt, da nützt auch ein Manager nichts. Statt zusammen zu arbeiten, schaut jeder der Teilhaber möglichst gut für sich, nimmt vielleicht noch mehr, als er brauchte, da er vermutet, dass es beim anderen noch mehr sei.

Zwei Bilder, die Petra und Fabian, meine Schweizer Gäste, von Jambiani mitgebracht haben. Mir gefallen sie sehr.  Ist dies die Afrikanische Seele?
Unternehmen funktionieren bis zu einer gewissen Grösse. Planung, Logik - oder was wir logisch nennen, da zweifle ich ja auch manchmal, ob dies ein allgemein gültiger Wert ist - scheint den Leuten hier überhaupt nicht gegeben zu sein, ebenso wenig wie das Vorausschauen. Das sieht man bei allen grösseren Vorhaben, etwa auch den Flughäfen. Die sind derartig unpraktisch organisiert, dass man das Gefühl hat, da habe sich niemand etwas zu den Abläufen überlegt. - Und trotzdem habe ich ein unbestimmtes Gefühl, dass die Leute etwas haben, eine Art zu Denken, ein Geheimnis, das wir nicht haben und auch überhaupt nicht begreifen, etwas, das unsere Art Denken ersetzen kann oder immerhin macht, dass die Dinge hier, wider all unsere Logik, doch immer irgendwie funktionieren. Oder überleben.

Beeinflusst mich meiner momentane Lektüre, Tim Parks - Träume von Flüssen und Meeren?
Das Buch handelt von einem englischen Paar, sie selbstlose Entwicklungshelferin, er genialer, aber auch lebensunfähiger Wissenschafter, zusammen ziehen sie auf der Welt umher. Der Mann hat mit den exakten Wissenschaften begonnen, nähert sich aber immer mehr psychologischen bis gar spirituellen Gedanken, am Schluss wird er von seinen Mitmenschen kaum mehr verstanden, dafür jedoch als Genie angesehen, von etlichen auch als Scharlatan. Ein wichtiges Thema in diesem Buch ist genau dies. Das es möglicherweise jenseits unseres Denkens eine andere Art Denken gibt.

Donnerstag, 1. Februar 2018

2018.01.28, Sansibar

Am Freitag wird eine Tante von Mgeni beerdigt, auch Salum geht hin, und der ehemalige Besitzer des Hauses Al Munar, muss den Schwiegervater beerdigen, keine Zeit zu kommen. Ich verlange, dass die islamische  NGO endlich ihren Plunder hinaus räumen soll. Unser Elektriker hat es bereits geschafft, das Licht im Erdgeschoss wieder instand zu stellen, so haben wir auch Wasser, das sogar geniessbar ist, die Pumpen funktionieren noch. Mit recht geringem Aufwand könnte man die Katzenklinik nun einrichten.
So wahnsinnig vertrauenswürdig scheint mir diese Organisation nicht. Das wenige Brauchbare, die bemalten Serviertabletts, sehe ich, sobald sie verschwunden sind, bei unserem fetten Mann in der Strasse, der gebrauchte Sachen verkauft.
Wie mir verschiedentlich bestätigt wird, sollte für eine Sterilisation und Impfung der vielen Strassenkatzen das Terrain vorbereitet sein von der NGO, die das von 2002 bis 2005 gemacht hat. Am Schluss hätten die Leute die Katzen selber gebracht, weil sie bemerkt hätten, dass sie kastriert und geimpft angenehmer seien, am Anfang habe Misstrauen gegenüber den Katzenfängern geherrscht.

An Futter mangelt es den Strassenkatzen nicht, hier in den Forodhani Gardens.
Auch Mgeni ist heute mit verwandtschaftlichen Belangen beschäftigt, es ist Sonntag. Eine Tante sei im Spital, das Kind sei bei der Geburt gestorben, sie habe überlebt, sei nun aber sterilisiert worden. Mit  38 und nach dem 7 Kind. Mgeni kocht Kraftbrühe mit Poulet und frischem Gemüse. Sie bringt das ins Spital, denn hier sorgen die Angehörigen für die Patienten.

2018.01.25, Sansibar

Die Funktion des Sheiha und Steuern für Tansania.
Jedes Quartier hat seinen Sheiha, seinen Beamten, der am Anfang jeglicher Formalitäten steht. Er kriegt keinen Lohn, erklärt mir Salum, er lebt vom Preis der Formulare, die er ausfüllt. Man benötigt die, wenn man einen Pass beantragen will, einen Stimmausweis braucht, zügelt, eigentlich bei allen offiziellen Belangen, eben auch, wenn ich meine Niederlassungsbewilligung verlängern muss. Mit seinem Formular bestätigt er, dass ich in seinem Quartier wohne und er mich kenne. Nun könne jedoch dieser Sheiha, wenn er einem nicht gut gesinnt sei, sagen, er kenne einem nicht, weshalb seine Position sehr mächtig sei, meint Salum. Man könne dann versuchen, in einem anderen Quartier mit dem Sheiha zu verhandeln, wahltechnisch werde dies oft gemacht.
Auch den Beamten in der „Migration“ gibt Salum rund 2.5 Dollar. Nein, kein Bestechungsgeld, meint er, das sei nur, damit sie einem die Formulare ausfüllten, alleine wäre das zu mühsam. Das stimmt, auf der Bank müssen wir das selber machen. Die Formulare sind unleserliche Fotokopien in winziger Schrift, da bin ich froh um Hilfe.
Der Abfall wird jeden Morgen eingesammelt, doch erfahre ich von Rebecca, dass auch dies privat organisiert werde.  Die Bewohner der Altstadt selber hätten sich zusammen getan und eine NGO gegründet,  weil sie der Sache leid waren. Das ist einerseits sehr gut, Eigeninitiative, man organisiert sich selber, doch eigentlich ist dies ja etwas, das der Staat mit Steuergeldern finanzieren müsste.

Ein Gesellschaftskonto haben wir nun nicht, doch immerhin ein Konto auf unsere beiden Namen, denn mit dem neuen Präsidenten Magufuli ändert sich auch in Sansibar vieles. Salum muss  erst seine ausstehenden Einkommenssteuern der letzten zwei Jahre bezahlen, bevor wir ein Bankkonto für eine Gesellschaft eröffnen können. Vor zwei Jahren wusste man hier noch gar nichts von Einkommenssteuern, besser gesagt, haben die Beamten sie nicht eingezogen. Die bevorzugten es, den Leuten regelmässig Geld abzuzapfen für den eigenen Sack, damit sie sie in Ruhe liessen. Gut diese Neuerungen, findet Salum, doch sind die rückwirkenden Steuerschulden natürlich nicht willkommen. Und ja, die Steuern, die ans Festland gehen, die sind in Sansibar sowieso nicht beliebt. Man glaubt, von Tansania nichts dafür zurück zu erhalten. Damit werde vor allem die Regierung bezahlt, die in Sansibar nicht als legitim gewählt erachtet wird. Überhöhte Saläre für die Beamten und das viele Militär, das hier stationiert worden ist, um die von der Bevölkerung nicht akzeptierte Regierung zu schützen, da bleibe wenig übrig für Investitionen auf der Insel.

2018.01.24, Sansibar

Warten in einem Büro, drei Personen arbeiten hier, ein Computer, immerhin, die Tische sind nicht mit Akten überladen. Ich muss meine Niederlassungsbewilligung erneuern und bin sehr froh um Salum, der die zuständigen Leute kennt, mit ihnen scherzt, allein würde ich das nie schaffen. Eben diskutiert man, dass ich das nächste Mal für jeden der drei eine Schweizer Uhr mitbringen solle. Immerhin ist man mit Swatch zufrieden.
Anschliessend werden wir zum Sheiha, zum Quartiervorsteher gehen müssen, es braucht noch ein Papier von ihm, den nächsten Schritt kenne ich noch nicht, aber irgend einmal werde ich mein Dokument haben. Für diese Arbeiten ist Geduld gefragt.
mein Schweizer Kanga. Das könnte ich gut am 1.August tragen.

2018.01.21, Sansibar

Der Verkäufer, Deddy, wie Eddy kommt das von Mohammed, als Silhouette im Vordergrund.
Der staubige Platz, den ich gerne mit Bäumen bepflanzen möchte
Sonntag Nachmittag, ich schaffe es, den Muhammad ins Fischerquartier zu locken um ihm unser neues Haus zu zeigen. Als Planer ist er auch am Quartier selber interessiert, er kenne die Gegend schlecht, meint er. Auch er findet, man sollte auf dem grossen staubigen Platz gleich neben der Liegenschaft, dort wo jetzt nur Autos parkiert werden, Bäume pflanzen. Selbst für die parkierten Autos wäre doch Schatten besser, finde ich. Er meint nein, keine Autos mehr, eine Grünfläche, Parkbänke, das müsse alles gut geplant werden. Nur kenne ich solche Vorhaben, das dauert immer unheimlich lange. Schon nur, weil die Bewohner aufbegehren, wenn man ihnen alle Parkplätze wegnimmt. Als Endziel sicherlich gut, doch wäre mir eine Bewilligung, dort einfach einmal einen grossen oder zwei bis drei kleinere Bäume zu pflanzen, die Kosten hätte ich gerne übernommen, viel lieber gewesen. 
Auch in der Liegenschaft sieht er Potenzial. Nein, aus dem Jahre 1952, wie es oben im 3.Stock angeschrieben ist, aus diesem Jahr sei die Liegenschaft nicht. Die sei in mehreren Etappen gebaut worden, das Erdgeschoss sei sicherlich 100 Jahre alt. Der nördliche und östliche Teil sicherlich älter, als die südlich und westlich des kleinen Innenhofes angebauten. Letzteres habe ich selber bemerkt, die Deckenkonstruktionen sind verschieden und jetzt sehe auch ich die Etappen, ganz am Anfang war es bestimmt ein 1-stöckiges Gebäude mit einer Dachterrasse.
Auch Salum findet nun, man sollte besser einen Architekten für die Bauleitung anstellen und Muhammad hat eine gute Idee. Er schlägt vor, die Leute von Hifadhi anzufragen. Dann hätten wir zwar immer noch kein eigenes Haus in dieser Gesellschaft zur Wahrung der Altstadthäuser, aber mindestens einmal eine Arbeit.


Grobe Grundrisspläne habe ich bereits gemacht.
Anschliessend gehe ich in den Baobab Lukmaan essen. Mitten an einem heissen Sonntagnachmittag hat es dort wenige Gäste. Am Tisch neben mir sitzen drei junge Einheimische. Einer schmeisst eine gebrauchte Papierserviette knapp an mir vorbei Richtung Abfalleimer, dort liegt bereits weiteres zerknülltes Papier. Das nervt mich und das sieht man meinem Blick sicher an. „Haina desturi nzuri“, kommt mir in den Sinn, du hast keine Erziehung, wie mir das Salum gelernt hat, würde ich ihm am liebsten sagen. Als die drei das Lokal verlassen, läuft auch dieser Junge an mir vorbei Richtung Ausgang. Und kehrt dann um und kommt zerknirscht zu mir. Er habe gesehen, dass ich ihn beobachtet hätte, es tue ihm leid, das getan zu haben. Ich freue mich sehr über diese Entschuldigung und sage es ihm auch.