Mehr
Touristen, meinte Mohammed, brauche es, damit der Staat seine Pflichten
erfüllen könne. Ich überlege mir, was dies bedeuten würde, als ich durch die
Darajani und die Mlandege Street gehe. Beides Marktstrassen, in der ersten
werden Kleider, die den Einheimischen gefallen, viel Synthetisches, und
Haushaltsgegenstände, auch Elektronik verkauft. Die zweite ist der
Bausupermarkt von Sansibar. Lampen, Kabel, Rohre, Seile, Toiletten und Lavabos,
Bodenplatten und Moskitogitter. Eine interessante Strasse für mich im Moment.
In diesen beiden Strassen gibt es auch jetzt noch kaum Touristen. Touristisch
ist eigentlich nur das Shanganiquartier, die ganze Seafront etwas, da gehören
auch Teile von Malindi und die küstennäheren Gebiete anderer Quartiere dazu.
Und selbst dort wagt sich ein grosser Teil der Touristen nur in Gruppen und mit
einem Führer hinein. Wird das etwas ändern, wenn es hier nächstens drei 5-Stern
Hotels gibt? Selbst wenn es gelingt, die zu füllen - was ich mir gut vorstellen
kann, die anvisierten Gäste sind reichen Araber - wird das nicht viel
verändern. Die werden sich kaum dafür interessieren, durch die Gassen der
Altstadt zu flanieren. Und selbst wenn, wir Mzungus, wir Weisse, würden sie gar
nicht so einfach als Touristen erkennen, die Sansibaris kopieren sowieso am
liebsten ihre Modetrends und Araber bilden hier traditionell die Oberschicht.
Genauso wenig, wie uns Touristen aus Kenia und Uganda auffallen, häufige Gäste
im Lukmaan. Dass die etwas anders Swahili sprechen, das merke auch ich kaum.
Dass sie vom Festland kommen hingegen schon. Meist sind es Christen, das sieht
man ihrer Kleidung und ihren Frisuren an.
Auf dem Weg
zu den Markstrassen fällt mir auf, dass es in dieser Stadt dauernd gilt
Entscheidungen zu fällen, denn einen logischen Weg um von A nach B zu gelangen,
den gibt es nicht, bei jeder Verzweigung mehrere Möglichkeiten. Auch nehme ich
nicht immer den direktesten Weg, der Weg hängt vom Sonnenstand ab, ich suche
den Schatten, in der Nacht die Beleuchtung, und ist abhängig davon, ob es eben
geregnet hat und manche Gassen überschwemmt oder sumpfig sind. Bei jeder
Kreuzung entscheidet also mein Schicksal (oder doch ich?) erneut, wem ich
begegne, was ich erlebe, vielleicht auch, wo ich am Schluss hingelange......
Eine der
Frauen, die im Lukmaan Chapatis macht, sagt mir, sie möchte gerne bei mir
wohnen. Für die ist das logisch, ich so ganz alleine in einem Haus. Ich gebe
vor nicht recht zu verstehen. Was soll ich da antworten? Das ich doch recht
gerne alleine lebe? Das würde sie nicht verstehen.
Best
Shisha, Wasserpfeife, in town, sehe ich an verschiedenen Restaurants
angeschrieben (und sah das genau gleiche diesen Sommer in Interlaken) und auch
Lavazzo, offensichtlich als Werbung für guten italienischen Kaffee gedacht,
richtige italienische Kaffeemaschinen haben nur wenige.
Ich esse
hier mehrheitlich vegetarisch. Kartoffeln in Kokosnuss gekocht, eine Art
Spinat, Erbsen in einer Sauce, verschiedene Sorten von Reis und häufig auch
Samosas. Für meinen Lieblingsfisch, den Kibua, eine Sardinenart, ist jetzt
nicht Saison. Ali, mein bevorzugter Angestellter im Lukmaan, hier heisst jeder
zweite Ali, der sehr zuverlässig arbeitet und nun für das Lager verantwortlich
ist und einkauft, verspricht mir, für mich Kibuas zu suchen. Er hat dann 5
Stück gefunden und vier in das Gefrierfach gelegt. Nun gibt es für mich täglich
einen Kibua. Gesund das Essen hier also, einzig Zucker nehme ich so vielen zu
mir wie Zuhause in einem ganzen Jahr. All die Fruchtsäfte sind gesüsst und der
gepresste Zuckerrohrsaft mit Ingwer und Limetten ist natürlich auch
zuckerhaltig, selbst der Saft der jungen Kokosfrüchte enthält viel Zucker.
Meine Lieblingsfrucht im Moment ist die Passionsfrucht. Ich löffle die
säuerlichen orangen Samen direkt aus den halbierten Früchten. Und habe dabei
eine interessante Bemerkung gemacht. Die Kerne und das Fruchtfleisch putzen die
Zähne, die vom Tee rau werden und machen sie schön glatt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen