Donnerstag, 24. Oktober 2019

21.Oktober

Bauruinen eines ehemaligen Entwicklungsprojektes

Ich gehe heute mit Raphael Flury und drei Amerikanern das Lager- und Verarbeitungszentrum von 1001 Organic in Manakwerekwe besuchen. Auf dem grossen Gelände sind erst einmal Bauruinen auffällig. Überreste von einem Entwicklungsprojekt, das ein Einheimischer zusammen mit einem Schweizer und dem Geld der Weltbank angestossen hat. Da sollten Süsswasserfische vom Lake Manyara in Becken gezüchtet werden und dann in Europa als Aquarienfische verkauft. Bereits die Idee, diese Fische vom süsswasserreichen Festland auf die süsswasserarme Insel Sansibar zu verfrachten! Doch da wurde gross investiert, Becken, Gebäude, sogar eine Hightech Trockungsanlage wurde installiert, denn man versuchte es auch etwas mit Gewürzen.
Heute steht auf dem weitläufigen Grundstück das Lager- und Verarbeitungszentrum der Gewürzpflanzer und -händler. In einem offenen Unterstand werden gerade von acht Männern - alle mit Haarnetzen und Mundschutz - Zimtschnipsel aussortiert. Flury erklärt mir, dass Hygiene, gerade bei biozertifizierten Sachen, extrem wichtig sei. So verwende er Zuhause beispielsweise keinen Mückenspray, seine Kleidung könnte davon kontaminiert werden und die Angestellten tragen bei der Arbeit spezielle Kleidung.



Zimt ist nicht die Rinde des Strauches, verwendet wird die Gewebeschicht darunter. Geschält werden die Bäume im Turnus. Je die eine Hälfte des
Strauches, dann die andere.
Aussortiert wird auf einfachen Metalltischen mit einem interessannten Detail: Sie sind magnetisch, allfällige Metallstücke bleiben haften, Plastik hingegen muss von Hand aussortiert werden. Beim Pfeffer sei das extrem aufwändig, meint Flury, weshalb er dafür jetzt Maschinen einsetzen müsse, zu teuer sei so der Pfeffer geworden. Klar, Arbeitsplätze gingen hier verloren, doch besser, als keinen Pfeffer mehr verkaufen zu können!  Den Social Impact mache man schliesslich auf Farmerebene. Die amerikanischen Kunden fragen sich, weshalb denn die Leute stehen und nicht sitzen würden? Raphael erklärt sehr richtig, dass die Leute hier eben nicht gewohnt seien, auf Stühlen zu sitzen. Frauen würden lieber auf dem Boden sitzen und Männer lieber stehen.

Eine Trocknungsanlage gibt es ebenfalls, allerdings nicht hightech, sondern solarbetrieben. Eigentlich ein  Treibhaus mit speziellen Plexigläsern, in dem
es tagsüber bis 70 Grad warm wird. Einfache Ventilatoren führen
die Feuchtigkeit aus dem Gebäude.
Einer der Amerikaner ist  Kunde von 1001 Organic, er verkauft von New York aus Bio-Gewürze. Er bringt zwei seiner Kunden mit, einer ist ein Spitzenkoch und einer ein Ingenieur. Der Ingenieur hat Maschinen entwickelt, die Routinearbeiten beim Kochen verrichten können und auch gleich die Zutaten mengenmässig richtig beigeben, man müsse nur die Rezepte eingeben. Die Kreation der Rezepte und das Abschmecken übernehme sein Partner, ein Spitzenkoch. So könne man erstklassige Küche viel billiger anbieten, ein Konzept, das offenbar erfolgreich ist und bereits grosse Investoren angelockt hat.

Vorgestellt werde ich übrigens als Gründerin des berühmten Lukmaan und dass diese Spitzenköche finden, sie hätten gestern Abend exzellent dort gegessen, ist natürlich wirklich Balsam - auch für meine Seele. Obwohl ich ja dort gar nicht mehr involviert bin.

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