Freitag, 4. Oktober 2019

24.September 2019


Von der Umgebung bin ich enttäuscht, der Garten sieht wieder grässlich aus. Das hat sicher mit den Säcken voller Bauschutt vom Nachbarhaus begonnen. Ich beschliesse Fahmi, den Besitzer des Hauses, das gebrannt hat und renoviert wird, aufzusuchen, denn der verreist am Abend für ein paar Tage nach Daresalaam. Fahmi, ein Abkömmling aus einer alteingesessenen Araberfamilie, ist ein umgänglicher Mann. Er liebt Tiere, ich spreche gerne mit ihm, aber jetzt muss ich schimpfen - doch verläuft das Gespräch ganz anders. Der Lärm des Aluminiumschneiders, der wieder zurück gekommen ist, macht es mühsam, sich zu verstehen. So gehen wir eben direkt das nächste Problem an. Ja, natürlich nerve er sich auch über diesen Lärm, meint er. Ich sage ihm, dass ich mit Salum zum Sheha, zum Quartiervorsteher gehen werde um mich zu beklagen. Es stimme nämlich nicht, dass man nichts machen könne. Die Nachbarin in unserem Haus beim Fischerhafen hat sich über Njomba, den Schreiner, der dort im Erdgeschoss einquartiert ist, beim Sheha beklagt und recht bekommen. Lärmiges Gewerbe sei in der Altstadt unerwünscht.


Fahmi, findet den Besuch beim Sheha keine gute Idee, die Nachbarschaft ist heilig. Man müsse zuerst mit dem Mann sprechen. Da ich dränge, dass ich das diese Woche angehen möchte, geht er hinaus und ruft den Boss der Aluminium-Vitrinenmacher hinein. Fahmi ist ein cleverer Kommunikator. Erst sagt er ihm, er müsse das Metall anderswo schneiden, zusammensetzen könne er die Vitrinen schon hier. Ja, wo er denn das schneiden solle? Fahmi meint, unter dem Big Tree habe die Regierung einen Ort mit Strom eingerichtet, den die Arbeiter, viele machen ihre Arbeit ja auf öffentlichem Grund, nutzen könnten. Der Mann ist damit nicht zufrieden. Wir finden, dann müsse er eben in den Industriequartieren ausserhalb der Stadt etwas mieten, solche wurden ja neu eingerichtet. Er habe kein Geld dafür, meint er - obwohl er drei Angestellten hat. Alle hätten kein Geld hier, sage ich. Schliesslich meint er, in Bububu an der Hauptstrasse habe er einen Ort, den er mieten könne, doch das Geld für 6 Monate im voraus, das habe er nicht. 120 Dollar sei das. Ich übernehme das gerne, wenn ich ihn soauf friedliche Weise los werden kann. Die weiteren Verhandlungen überlasse ich nun Salum, der ebenfalls erfreut ist über die Wendung der Dinge. Denn Streit in der Nachbarschaft, das will hier niemand. - Das Abfallproblem im Garten müssen wir nun auf Fahmis Rückkehr vertagen.


Zuvorderst mein Küchendach, zum Glück bereits etwas verblasst, dann das ganz neue Dach von Fahmi's Haus und zuhinterst das Dach eines Hotels, das seit Jahren im Bau ist und wohl nie fertig sein wird.
Was mir bleibt und mich trifft, ist die Bemerkung des Aluminiumschneiders, er sei doch von hier - was nicht ganz stimmt - er kommt aus Bububu - und ich nicht, er meint damit, ich eine Ausländerin. Nun müsse er hier weggehen, das sei nicht richtig. Auch das stimmt nicht ganz, viele Nachbarn haben sich über den Lärm beklagt, doch ihn erduldet, einzig war ich es, die die Initiative ergriff. Aber ja, klar, klassische Gentrifizierung, die Altstadt wird immer mehr von Ausländern und reichen Einheimischen bewohnt, da hat lärmiges und staubiges Gewerbe keinen Platz mehr.

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