Dienstag, 29. Oktober 2019

24.Oktober

Impressionen aus dem ersten Visual Art Festival in Sansibar
Im Schminkstudio. Anschliessend wird fotografiert, nicht gemalt. Der Andrang ist gross.

Eine ganze Woche lang Kunst, das erste Visual Art Festival von Sansibar ist am Montag gestartet. Rebecca, eine Nachbarin, war die treibende Kraft und ich muss zugeben, ich bin erstaunt, wie erfolgreich das ganze war. Jeden Abend kamen rund 100 Leute. Es gab verschiedene Events - geschminkt und fotografiert werden zum Beispiel - nicht alles hochstehende Kunst, alles begann natürlich mit grosser Verspätung, nur ich kam mit leichter und musste dann warten. Erstaunlich, die hohen Besucherzahlen, viele Leute von Daresalaam. Mit dem ZIFF, dem Filmfestival und den Sauti za Busara, dem Musikfestival, hat Sansibar nun kulturell bereits 3 grosse Events pro Jahr zu bieten.

Rebecca referiert vor interessiertem Publikum
Der Charme des Gebäudes kommt gut zur Geltung
Abstrakte Kunst vor offenen Elektrizitätsschaltungen finde ich sehr gut.

Zur Eröffnung kam die ganze Prominenz von Sansibar, Tourismusminister etcetera, nur ich habe diesen Anlass ausgelassen, ich habe ja bereits am Sonntag meine Pflicht getan. Deshalb nun keine Fotos von Promis, sondern Eindrücke von der Ausstellung, die in dem halbrenovierten Gebäude bestens zur Geltung kam.

Eine Videoinstallation von Lana Murdochi, die sie mit einheimischen Töpferinnen aus Kiwembe Samaki gemacht hat.

Dort lerne ich Lana aus Schottland kennen, eine junge Künstlerin, sie sei als Voluntier eine Freundin beim Gestalten und Organisieren der Ausstellung unterstützen gekommen. Nun suche sie einen Job, sie bleibe noch zwei Monate in Tansania. Wahrscheinlich auf dem Festland, hier in Sansibar gäbe es keine Künstlerhäuser wo sie wohnen könne. - Erst zwei Tage später kommt mir in den Sinn, dass sie die Person sein könnte, die ich für die Katzenklinik brauche, ich frage sie und erstaunlicherweise zeigt sie Interesse. Mal schauen.

Samstag, 26. Oktober 2019

23.Oktober

Bereits einmal ist der Ausflug zu den Permakulturleuten ins Wasser gefallen. Deshalb machen wir uns diesmal, trotz heftigstem Regen und Donnergrollen auf den Weg.


Der Platz liegt recht verborgen auf dem Weg nach Fumba,
unweit vom Flughafen gelegen.
http://www.permaculture-eastafrica.com/zanzibar/idea/   

Permakultur, erklärt mir Laura Mayer,  die Leiterin, unterscheidet sich von biologischem Anbau dadurch, dass Monokulturen nicht möglich sind. Immer wird alles durcheinander angepflanzt. Die Art eigentlich, wie das hier traditionell gemacht wurde und nun leider vergessen geht. Beeindrucken tut mich überdies, dass die ganze Landschaft gestaltet wird. Hochbeete, wo Pflanzen hinkommen, die stehende Nässe fürchten, Teiche aber auch, um die herum Pflanzen angebaut werden, die es gerne feucht haben. In den Hochbeeten werden Kompostzylinder oder Zylinder mit Steinen eingebaut, wo das Schmutzwasser hineingegossen werden kann und so gefiltert wird. So werden die Pflanzen direkt mit Flüssignahrung versorgt. In den Teichen ernähren sich Fische, Tilapia, von dem Schmutzwasser aus Küche und Bad. In leicht abschüssigem Gelände werden Kies- und Sandschichten eingebaut und spezielle Pflanzen gepflanzt, die das Toilettenwasser filtern. Die Wasseraufbereitung erfolgt auf natürliche Weise, ohne grosse Technologien, was mir gerade hier sehr wichtig erscheint. Permakultur wird in Sansibar zwar auch ganzheitlich verstanden, doch ist sie praktisch orientiert und viel weniger esoterisch, als ich dies in der Schweiz erlebt habe.


Salum, nur halb im Bild, wird nächste Woche den zweiwöchigen Kurs anfangen, der hier angeboten wird, um Gärtnern von Hotels und anderen interessierten Einheimischen zu lehren, wie diese Art Landwirtschaft und auch Gartengestaltung funktioniert.






Freitag, 25. Oktober 2019

22.Oktober

Der winzige Bruder des getöteten Kätzchens behauptet sich
im Kinderzimmer der Katzenklinik sehr gut.
Das kleine rote Kätzchen hat Zahnprobleme. Hier während der Behandlung in Narkose,
Katzen schliessen die Augen dabei nicht. - Das ist bereits die zweite Katze,
der ein Zahn gezogen werden muss.
Heute Morgen bin ich früh unten auf der Steinbank, ein neues Kätzchen versucht sich hier zu installieren, es will nicht aufhören mit dem Nachwuchs. Da kommt ein älterer Mann zu mir, ein Araber vermutlich, Mustafa, gebildet, er wohne in Hurumzi, einem Quartier nordwestlich von uns. Ob er mich fragen dürfe, weshalb ich den Katzen helfe? Ob ich - wie die Inder - erhoffe, damit mein Karma zu verbessern, bei Gott ein besseres Ansehen zu gewinnen? Nein, sage ich ihm, mir täten diese wehrlosen Kreaturen einfach leid und ich hätte Mühe damit, bei Leiden untätig zuzuschauen. Wir sind uns einig darin, dass man nicht der Belohnung wegen Gutes tun sollte. Doch in dieser oder auch in der nächsten Welt, meint er, werde schon irgend etwas in irgend einer Form zurück kommen. Auch da sind wir uns einig. Obwohl ich das eher in dieser Welt sehe.


Der Kassier vom Passig Show, einem bekannten Restaurant, füttert täglich noch mehr Katzen als ich. Mohammed war ein grosser Katzenfreund, viele Stellen im Koran sprechen davon. Deshalb habe ich hier in Sansibar eigentlich Glück, die meisten Leute mögen Katzen.


Donnerstag, 24. Oktober 2019

21.Oktober

Bauruinen eines ehemaligen Entwicklungsprojektes

Ich gehe heute mit Raphael Flury und drei Amerikanern das Lager- und Verarbeitungszentrum von 1001 Organic in Manakwerekwe besuchen. Auf dem grossen Gelände sind erst einmal Bauruinen auffällig. Überreste von einem Entwicklungsprojekt, das ein Einheimischer zusammen mit einem Schweizer und dem Geld der Weltbank angestossen hat. Da sollten Süsswasserfische vom Lake Manyara in Becken gezüchtet werden und dann in Europa als Aquarienfische verkauft. Bereits die Idee, diese Fische vom süsswasserreichen Festland auf die süsswasserarme Insel Sansibar zu verfrachten! Doch da wurde gross investiert, Becken, Gebäude, sogar eine Hightech Trockungsanlage wurde installiert, denn man versuchte es auch etwas mit Gewürzen.
Heute steht auf dem weitläufigen Grundstück das Lager- und Verarbeitungszentrum der Gewürzpflanzer und -händler. In einem offenen Unterstand werden gerade von acht Männern - alle mit Haarnetzen und Mundschutz - Zimtschnipsel aussortiert. Flury erklärt mir, dass Hygiene, gerade bei biozertifizierten Sachen, extrem wichtig sei. So verwende er Zuhause beispielsweise keinen Mückenspray, seine Kleidung könnte davon kontaminiert werden und die Angestellten tragen bei der Arbeit spezielle Kleidung.



Zimt ist nicht die Rinde des Strauches, verwendet wird die Gewebeschicht darunter. Geschält werden die Bäume im Turnus. Je die eine Hälfte des
Strauches, dann die andere.
Aussortiert wird auf einfachen Metalltischen mit einem interessannten Detail: Sie sind magnetisch, allfällige Metallstücke bleiben haften, Plastik hingegen muss von Hand aussortiert werden. Beim Pfeffer sei das extrem aufwändig, meint Flury, weshalb er dafür jetzt Maschinen einsetzen müsse, zu teuer sei so der Pfeffer geworden. Klar, Arbeitsplätze gingen hier verloren, doch besser, als keinen Pfeffer mehr verkaufen zu können!  Den Social Impact mache man schliesslich auf Farmerebene. Die amerikanischen Kunden fragen sich, weshalb denn die Leute stehen und nicht sitzen würden? Raphael erklärt sehr richtig, dass die Leute hier eben nicht gewohnt seien, auf Stühlen zu sitzen. Frauen würden lieber auf dem Boden sitzen und Männer lieber stehen.

Eine Trocknungsanlage gibt es ebenfalls, allerdings nicht hightech, sondern solarbetrieben. Eigentlich ein  Treibhaus mit speziellen Plexigläsern, in dem
es tagsüber bis 70 Grad warm wird. Einfache Ventilatoren führen
die Feuchtigkeit aus dem Gebäude.
Einer der Amerikaner ist  Kunde von 1001 Organic, er verkauft von New York aus Bio-Gewürze. Er bringt zwei seiner Kunden mit, einer ist ein Spitzenkoch und einer ein Ingenieur. Der Ingenieur hat Maschinen entwickelt, die Routinearbeiten beim Kochen verrichten können und auch gleich die Zutaten mengenmässig richtig beigeben, man müsse nur die Rezepte eingeben. Die Kreation der Rezepte und das Abschmecken übernehme sein Partner, ein Spitzenkoch. So könne man erstklassige Küche viel billiger anbieten, ein Konzept, das offenbar erfolgreich ist und bereits grosse Investoren angelockt hat.

Vorgestellt werde ich übrigens als Gründerin des berühmten Lukmaan und dass diese Spitzenköche finden, sie hätten gestern Abend exzellent dort gegessen, ist natürlich wirklich Balsam - auch für meine Seele. Obwohl ich ja dort gar nicht mehr involviert bin.

Montag, 21. Oktober 2019

20.Oktober

Wirklich spannend fand ich einzig die Dame in recycling Papier. Vermutlich eine Kreation des verrückten Designers Farouk, einem Freund des Eventmanagers Farid, der den Anlass gestaltet hat.
Nach dem Schrecken etwas peoples Zeugs. Am Sonntag Nachmittag war ein Anlass in einem neuen Hotel, das in einem Gebäude eingerichtet wurde, das ich auch einmal besichtigt habe, ich war deshalb neugierig. Artistic dressing and food für das Buffet war gefragt und wie überall auf der Welt, haben sich die Leute mächtig ins Zeug gelegt um aufzufallen. Sehen und gesehen werden.

Die zwei Statuen vom Festland mussten ins Innere verlegt werden. Diesmal bin ich mit der Stone Town Authority einverstanden. Die haben wirklich nichts zu tun mit der Swahili Kultur.
Ein Schwimmbad und erstaunlich viel Grün liegt hier in der Altstadt verborgen. Brakedancer wurden als Showeinlage engagiert, falsch eigentlich, es brauchte hier mehr Swahili Kultur.
Taarab nach Breakdance funktioniert nicht wirklich gut.
Die Cervelat-Prominenz.....
.....von Sansibar.
Ich spiele heute etwas Berner Bär Reporterin

19.Oktober

Ein anstrengender Tag heute. Bereits um 5Uhr früh bin ich mit dem Ruf des Muezzin aufgestanden, erwacht durch den Regen, der eingesetzt hat. Ich zog mich an und ging hinunter, denn bei Regen wollte ich die zwei winzigen Kätzchen hinein holen. Ich wollte sicher sein, dass keine Mutter mehr da ist, deshalb habe ich zugewartet. Dann wollte ich die beiden in die Katzenklinik bringen, doch - dachte ich - wäre es einen Versuch wert zu schauen, ob die Katzenmutter, die nur noch ein Junges hat und nun im Erdgeschoss haust, es vielleicht adoptieren würde.

Die zwei Kleinen. Das obere gibt es bereits nicht mehr...
Da geschah etwas Furchtbares. Die Katze stürzte sich auf das Kleine, biss es ins Genick, verletzte dabei die Halsschlagader, das Blut pulste heraus, das Kleine war innerhalb kurzer Zeit tot. Und ich schockiert vom Verhalten der sonst sehr fürsorglichen Katzenmutter, die bisher auch andere Kleine, wenn nicht adoptiert, dann mindestens geduldet hat, sie durften zusammen mit ihr fressen. Die Katze ist auch zu Menschen extrem freundlich. Doch das war wie ein Reflex, ging so schnell. Wie eine Beute hat sie es umgebracht. Der herbei gerufene Flavi versteht es auch nicht. Man kann eben nicht in die Seelen dieser Wesen hinein schauen, ihr Verhalten bleibt unvorhersehbar, nicht bis ins letzte verständlich. Der Tierarzt meint, es tue ihr leid, das sehe man - Salum hingegen meint, vielleicht ein Teufel? Die könnten auch in Katzen hineinfahren.


Die Katze ist eigentlich eine vorbildliche Mutter
Im Endeffekt kommt mir das ähnlich vor, wie oft auch mit den Leuten hier. Bis zu einem bestimmten Punkt verstehen wir uns gut, doch es gibt eine Grenze, wo ich ihnen nicht mehr folgen kann. - Vielleicht bin ich auch hier,  um damit leben zu lernen. Zu lernen auch, besser mit dem Tod umgehen zu können. So viele Kätzchen und Katzen sind bereits gestorben. Es schmerzt jedes Mal. Doch gehöre ich zum Glück zu den Leuten, die schlimme Erlebnisse rasch verdauen können. Aber manchmal hätte ich gerne eine dickere Haut.

Samstag, 19. Oktober 2019

18.September

Im Restaurant gab es offenbar eine Palastrevolution. Der Kiponda Lukmaan, den nun Othman geführt hat, wurde vom Steueramt geschlossen, da Othman die Steuern nicht bezahlt hat und auch nicht auf Briefe reagiert. Da kam Othman halt einfach wieder in den Baobab Lukmaan zurück, obwohl der ja nun von Ajba zusammen mit dem Kenianer recht gut geführt wird. Seine viel zu vielen Angestellten nahm er auch gleich mit. Er begann sofort herumzukommandieren und Dinge zu verändern und am dritten Tag wollte er wieder die Herrschaft über die Finanzen. Der Zeitpunkt war gut geplant. Salum und ein zweiter Teilhaber waren gerade für drei Tage auf dem Festland. - Das erinnert mich doch stark an die Revolution in Sansibar, ich lese eben einen dicken Wälzer darüber. Der erste Präsident Karume hat sich mit Nyerere, dem Präsidenten vom Festland auf einen Zusammenschluss geeinigt, als die kommunistische Opposition in der Regierung gerade im Ausland war. Man ergreift halt die Gelegenheit.

Salum bringt mir vom Festland eine spezielle Sorte Passionsfrüchte mit. Das Fleisch um die Kerne ist weiss und nicht orange und im Geschmack ähneln sie am ersten Stachelbeeren, sind nicht säuerlich.
Katastrophal, finde ich, doch Salum beruhigt mich. Er habe Ajba telefonisch geraten zum Sheha zu gehen und sich dort über dieses Verhalten zu beschweren. Zusammen mit ihrem Mann, Awadh, der auch unser Anwalt ist, habe sie das dann getan und der Sheha, der Quartiervorsteher, habe Othman zu sich zitiert und ihm gesagt, wenn er nicht sofort aufhöre, dort hinein zu funken, dann würden polizeiliche Massnahmen gegen ihn ergriffen. Immerhin. Hoffen wir, dass das dauerhaft etwas bringt. Die einzige Lösung wäre allerdings, den Othman aus der Gmbh hinaus zu bringen. Doch dies ist wohl nicht ohne finanzielle Abgeltung möglich, selbst wenn Othman nur einen Schuldenberg hinterlässt - aber immerhin ein Restaurant mit einem sehr guten Ruf - den er allerdings nicht allein aufgebaut hat.
Aus Moshi bringt mir Salum auch diesen Bambusbecher - wobei ich lieber etwas mit Umwelt und Abfall darauf geschrieben gehabt hätte. Aber Bambus ist ein interessantes Material. Sehr leicht, stabil und auch dicht. Möbel damit zu designen wäre eine spannende Aufgabe.
Ich erzähle, dass ich einen Ort mit etwas Land in der Nähe der Stadt suche, damit die rund 30 unvermittelbaren Katzen, die auch nicht mehr in die Freiheit entlassen werden können weil zu stark handikapiert, dort einen ruhigen Lebensabend verbringen können, Anna möchte ja nicht mehr für sie schauen. - Da hat Salum eine gute Idee. In Mangwapani hatte sein verstorbener Bruder zwei Häuser und bei dem einen ein zusätzliches Stück Land hinterlassen. Der Bruder hatte offenbar auch eine zweite Frau, mit der er sich eine Woche vor seinem plötzlichen und unerwarteten Tod verheiratet hat. Sie wird die bei der Erbschaft auch berücksichtigt, die Frauen erhalten -  nach Abzug der Schulden - je einen Achtel des vererbten Gutes. Damit diese Frau ausbezahlt werden kann, muss das Stück Land beim einen Haus verkauft werden. Das könnte ich für 2000.- kaufen. Ich finde das eine gute Idee. Mangwapani ist mit der neuen Strasse gut erreichbar, der Boden dort sehr fruchtbar, das Grundstück also jederzeit wieder verkäuflich. Zusätzlich hätte eine von Salums Schwestern, die wohlbeleibte mit ihrem gluckernden Lachen, sie wohnt in dem Haus gleich nebenan, dann auch gerade ein kleines Auskommen, indem ich sie für die Pflege der Katzen entschädigen würde. Eine gute Lösung für alle.

Freitag, 18. Oktober 2019

17.Oktober


Nach ein paar trockenen Tagen erneut ein Regentag. Der Abfluss auf meiner Terrasse vermag das viele Wasser nicht mehr abzuleiten, es dringt in die Küche ein. Zum Glück stehen dort alle Apparate auf einem Betonsockel.

Jeden Morgen bringt mir nun Naima Uji, eine Art Porige, das die Frauen hier am Morgen in den Gassen kochen und verkaufen. Das ist sicher gesund, genügend Flüssigkeit, eher eine Suppe mit wenig Gemüse und Fleisch drin, gewürzt mit Zimt und Kardamom und leicht süss. Ich habe sie an einem Morgen gefragt, ob sie auch welches für mich bringe, nun ist das zur Gewohnheit geworden. Naima hat auch begonnen, für mich zu nähen, ein Talent, und auch sonst sind wir uns näher gekommen. Sie erzählt mir, nein, auf dem Festland sei das anders, da würden die Kinder strenger erzogen und hätten bessere Manieren als hier. So ab 18 Jahren, da müssten sie für sich selber schauen. Nicht wie hier, wo viele junge Leute gar nie den Ehrgeiz entwickelten, auf eigenen Füssen zu stehen, weil man ja Zuhause recht bequem leben könne.
Ich bin erstaunt, wie gut wir zusammen sprechen können, ich habe hier bisher noch keine Person getroffen, die so ähnlich dachte und empfand wie ich. Sie erzählt mir auch von den Tischmanieren, da habe ihre Mutter sehr darauf geschaut. Und wie man sich benehme, wenn man auf Besuch sei, nicht alles anfassen und in der ganzen Wohnung herum stöbern. Das alles erinnert mich doch sehr an meine eigene Kindheit.
Vielleicht gibt es eben doch einen Unterschied zwischen der christlichen und islamischen Mentalität, in Tanga, wo Naima herkommt, ist der Islam nicht vorherrschend. Dort war ich erstaunt darüber, wie abschätzig Bruder Nchimbi meinte, also die Muslime, die seien wirklich faul. Hätten das Gefühl, das Schicksal bestimme sowieso alles. Deshalb hätten viele eine schlechte Bildung.


Endlich schaffe ich es heute, den ängstlichen Kleinen zu den anderen Kätzchen  in mein Erdgeschoss zu locken. Bei diesem Regen hatte ich Angst um ihn.
Oder wohl doch eher eine sie? Kokett reinigt es sich bereits bestens ganz allein und geschminkte Augen hat es ebenfalls.

Donnerstag, 17. Oktober 2019

16.Oktober

Grosse Aufregung bereits vor dem Frühstück. Als ich die Strassenkatzen füttere,  höre ich ein hohes Miauen. Da jedoch die Tierärzte gerade daran sind, einen meiner Pensionäre einzufangen, er hat Krätze und sollte auch gleich kastriert werden, gebe ich nicht weiter darauf acht. Sonst eine sehr umgängliche Katze, kriegt er eine Panik beim Einfangen, auch die weisse Mutter hat gestern ein Riesentheater gemacht.
Als die beiden mit der Katze weg sind, höre ich wieder dieses Miauen. Es ist E.T., die vom untersten Dach der Nachbarn hinunter schreit. Sie ist nicht zum Frühstück erschienen, doch da dies ab und zu passiert, beunruhigte mich das nicht weiter. Nun aber ist sie gänzlich durcheinander, getraut sich nicht mehr von diesem Dach auf unseren untersten Balkon zu springen, obwohl der durchaus erreichbar wäre. So muss eine lange Leiter organisiert werden, sicher fünf Leute sind in die Rettungsaktion involviert. Schliesslich schaffen es Naima und ich vom Balkon aus, sie dort hinauf zu hieven. Sie blutet etwas auf dem Nasenrücken von dem Sturz, doch sonst schient sie das ganze unversehrt überlebt zu haben. Sie will keinen Trost, hat eine schlechte Laune. Sie war noch nie eine gute Kletterin.


Ganz so selbstsicher sah E.T., die Diva, heute Morgen nicht aus.
Anschliessend gehe ich in der Katzenklinik vorbei, denn es hat im Moment 3 meiner Schützlinge dort. Im Behandlungsraum ist ein Einheimischer mit zwei kleinen Kätzchen und einer erwachsenen Katze, die verschüchtert wirkt und stark hinkt. Flavi sagt sofort, die habe die Schulter ausgerenkt. Für mich berührend ist es zu sehen, wie der ältere Mann mindestens ebenso besorgt ist um seine Schützlinge, wie das ein Schweizer Besitzer wäre. - Vielleicht hat man auch nur lethargisch dem Leiden der Strassenkatzen zugeschaut, weil es gar keine Möglichkeit gab, etwas dagegen zu tun. Ich bin erstaunt, wie oft nun die Leute kranke und verletzte Tiere herbringen.
Auf dem Weg nach Hause, spricht mich ein anderer Mann an. Wie es meiner weissen Katze auf dem Dach oben gehe? er muss einer der Zuschauer gewesen sei. Gut, meine ich, er „God bless you“.

15.Oktober

Mohammed, der Elektriker und Allrounder, kommt mir drei Steckdosen flicken, die von Ameisen gänzlich versandet wurden, so funktionieren die Schalter nicht mehr. Man müsse etwas Zitronengras oder Zimtrinde in die Dose legen. Das würde die Ameisen davon abhalten, hinein zu gehen. Er tut das und nun hoffen wir doch, dass diese biologische Schädlingsbekämpfungsmethode es bringt - oder dann mindestens die Geister helfen.

Die obere Terrasse vom Baobab Lukmaan bei Regen
Am Abend bin ich wieder einmal im Lukmaan. Auch jetzt hat es viele Besucher. Einen Tisch mit 12 Personen, Muhammad bringt Äthiopische Besucher zum Essen mit und im 1.Stock hat es eine Gruppe Touristen, also viel zu tun. Ich finde, dass das die Kellner nun doch etwas organisierter angehen. Immer noch rennen sie herum, und könnten es gelassener nehmen, wenn sie ihre Wege besser organisieren würden. Trotzdem, ein Fortschritt, ich sage das dem neuen kenianischen Geschäftsführer Daniel, der nun ja auch wieder gewinnbringend zu arbeiten scheint. Die Kellner wirken motivierter, ich habe das Gefühl, er hat einen guten Führungsstil. Bei der Essensausgabe sehe ich den grossen mageren Jüngling, der im anderen Lukmaan gearbeitet hat. Am Anfang sah er aus, als würde er stehend schlafen und überhaupt nichts begreifen, ich fand ihn einen hoffnungslosen Fall. Doch er machte Fortschritte und wurde Kassier. Nun wirkt er noch aufgeweckter. Ich frage ihn, wo es ihm den besser gefalle. Er meint hier, da habe er etwas zu tun. Vorher sei es langweilig gewesen.
Für diesen Wechsel musste aber erst Othman verschwinden, mit ihm war keine Neuerung möglich. Schade finde ich nun wirklich, dass sie den schönen Ort so bald wieder aufgeben müssen.

Mittwoch, 16. Oktober 2019

14.Oktober

Am Morgen treffe ich Njomba, den Schreiner, in der Katzenklinik. Er soll ein paar Tablare in den Medikamentenschrank einbauen, so wird der Schrank praktischer, und Flavi hat keine Ausrede mehr, dass dort ein unheimliches Chaos herrscht. Daneben braucht es in dem kleinen Raum, ursprünglich als Büro gedacht, aber nun zur Aufzucht der vielen Katzenwaisen benutzt, auch noch Gitter an den Fenstern, damit man die Läden öffnen kann ohne dass die Kätzchen entwischen. Obwohl mir dieses Risiko klein scheint. Manchmal lassen sie die Türe offen, dann wuseln diese Dinger auf dem ganzen Stock herum. Offenbar bringen doch auch recht viele Einheimische ihr Katzen nun in die Klinik zur Kastration oder wenn sie ein Gesundheitsproblem haben. Das erhöht natürlich die Zahl der nichtbezahlenden Patienten, ist aber trotzdem gut, denn unkastrierte Hauskatzen tragen ebenso zur Vergrößerung des Katzenbestandes bei.

Der Schrank zwei Tage später. Es ist etwas besser geworden
Ein Problem bleibt die Quarantäne von infizierten Katzen. Immer wieder werden kastrierte Tiere mit Katzenschnupfen angesteckt und müssen dann viel länger dort bleiben als geplant. Aber da haben wir natürlich ein Platzproblem. Alle neuen Katzen absondern, das können wir nicht.


Dann kommt Anna auch dazu und wir diskutieren über die Abtrennung der Katzenklinik von ZAASO. Anna ist auffällig kooperativ, ich mag sie eigentlich, doch scheint sie eben im Nachhinein oft ihre Meinung zu ändern, deshalb bleibe ich vorsichtig.
Sie bietet an, dass wir die Stadtklinik weiter unter dann Namen ZAASO führen, sie gebe dann auch die Angestellten beim Steuer- und Arbeitsamt an, darüber bin ich froh, denn um diese offiziellen Papiere geht es ja, ich habe die nicht.

13.Oktober

Ich bin im Lukmaan oben auf der Terrasse, denn dort hat es fünf Katzenjunge von zwei Müttern, zwei davon haben schlimmen Katzenschnupfen und müssen behandelt werden. Zum Glück sorgt die Mutter noch liebevoll für sie. Es hat auch heute, trotz Regen, wieder sehr viele Leute im Restaurant, obwohl es bereits vier Uhr ist. Eine Gruppe Osteuropäer kommen hinein, sofort werden zwei Tische zusammen geschoben, der Kellner entfernt das schmutzige Geschirr, immerhin, doch verlässt er denn Ort mit klebrigen Tischplatten. Hallo, meine ich, so geht das nicht, aber bereits ist er weg. Die Gäste sind offensichtlich sehr irritiert vom Schmutz. So gehe ich einen Schwamm holen und putze den Tisch selber. Der Kellner fühlt sich nicht schlecht, weil ich mit ihm geschimpft habe, das ist etwas, das mich immer wieder erstaunt. Oft schimpfe ich, aber man scheint mir das nicht übel zu nehmen. Beeindrucken tut es allerdings die Leute auch nicht gross.

Eine moderne Patchworkfamilie, rechts oben die zwei Mütter

Flavi erklärt mir, das die Familienverhältnisse bei Katzen komplex seien. In Katzenfamilien herrscht eindeutig ein Matriarchat. Männchen werden nur geduldet, solange sie jung sind oder kastriert. Den Ton geben meistens die Weibchen an. Und nicht nur Junge, die von zwei Müttern gemeinsam aufgezogen werden gibt es, ein modernes Familienmodell, scheint mir, Flavi meint, dass auch häufig Kleine adoptiert würden, wenn eine Mutter ihre Jungen verliere. Es komme sogar vor, dass ein stärkeres Weibchen einem schwächeren die Jungen stehle.

Montag, 14. Oktober 2019

12.Oktober

Naima erklärt mir heute, dass man auf Muslimische Gräber nie eine Grabplatte lege, denn darauf müssten Pflanzen wachsen. Die Pflanzen würden dann für einen beten. Sie hat eine tiefe, aber schöne Religiosität. Den Koran studiere sie in Englisch und in Arabisch, so könne sie ihre Sprachkenntnis auch gleich trainieren. Ihr Mann habe ihr ein grosses Wörterlexikon geschenkt. Auch sonst lese sie englische Bücher. Ich war ja erstaunt, weshalb diese junge Frau so gut Englisch spricht. Manchmal brauche man auch Hilfe bei der Auslegung des Korans. Im Internet gebe es eine Sendung, wo ein Imam den Koran sehr gut erkläre. - Ich erwähne, dass man jedes Buch unterschiedlich auslegen könne und dass dies auch seine Risiken habe, ob sie denn nie daran zweifle, ob etwas richtig sei? Nein, das spüre man. Auch könne sie das Buch in Swahili,  Englisch und Arabisch lesen und vergleichen. - Ihr Mann sei über fünfzig gewesen als sie ihn 18-jährig geheiratet habe. Keine Liebesheirat, aber sie habe nie damit gehadert, ihr Vater habe ja keine andere Möglichkeit gehabt, das sei Schicksal. Das Schicksal ist hier ganz wichtig. Ich glaube, das tröstet die Leute auch über Todesfälle und anderen Schicksalsschläge hinweg; es musste so sein.

Spuren aus der Vergangenheit oben und unten Kibi sehr relaxed, doch muss ich nun wirklich aufpassen, dass er nicht  fett wird. Höchste Zeit, dass er wieder hinaus geht.
Ein Kätzchen habe sie auch einmal gehabt, mit dem habe sie gesprochen. Das sei aber dann plötzlich verschwunden, gestohlen worden wohl. Ich bin da etwas skeptisch. Auch Salum meinte, zwei der Katzen, die er gehabt habe seien gestohlen worden und Eddy ist überzeugt davon, dass zwei Kätzchen gestohlen wurden, plötzlich seien die weg gewesen. Irgendwie überzeugt mich das nicht ganz. Obwohl: Hier wird natürlich schon geklaut, was nicht niet-und-nagelfest ist.

11.Oktober

In Ermangelung von anderem Illustrationsmaterial, gibt es halt immer wieder Katzenfotos. Wobei hier? Und wer?
Am Mittag frage ich Naima, meine neue Perle, ob sie denn heute nicht beten wolle? Nein, meint sie, sie habe ihre Tage, da dürfe man das 7 Tage lang nicht und auch nicht den Koran berühren. Anschliessend rasiere und reinige man sich gründlich und dürfe dann wieder beten. Bei einer Geburt verlängere sich das ganze auf 40 Tage. Der Mann dürfe einem schon berühren, allerdings nur bis auf die Höhe des Bauchnabels hinunter, da wird Naima sehr präzis. Und ja, während der Monatsblutung und nach der Geburt, da sei der Körper geschwächt, weshalb man sehr aufpassen müsse wegen den Jin, den bösen Geistern, die dann eine leichte Beute witterten. Dagegen helfe, einen Zitronenschnitz in die Handtasche und unter das Kopfkissen zu legen.
18-jährig habe ihr Vater sie mit einem guten Freund seines Alters verheiratet, als er gespürt habe, dass er bald sterbe. Er habe seinem Freund gleichzeitig das Versprechen abgenommen, dass er auch zu den übrigen 3 Geschwistern schauen müsse und zu der Mutter. Es sei ein guter Mann gewesen, er habe ihr viel gelernt, sie in die Koranschule mitgenommen, denn ihre Mutter sei ja Christin gewesen, nur der Vater Muslim. Jetzt sei sie bald dreissig und seit 2 Jahren allein. Doch wolle sie jetzt nich pressieren, eine neue Heirat müsse gut überlegt sein. 

Ich erzähle Naima, dass ich Kupfermünzen ins Wasser von Schnittblumen gebe, damit dieses länger frisch bleibe. Sie meint, das würden die Inder hier auch machen, allerdings weil das Glück bringe. Geldsegen wohl, gegossenes Wasser.


Von Naima wird es schon noch Fotos geben, doch sie zu fragen, das wäre verfrüht. Deshalb hier Häxli, die fernsieht, bzw. mir sagt, dass sie unbedingt etwas von den Katzenwürstli dort oben haben möchte. Sie kann stundenlang so sitzen, damit ich es auch wirklich begreife. - Im oberen Bild war übrigens Rosso...

10.Oktober

Ein schlechtes System ist das. Katzenmütter werden bereits rund 2 Monate nach der Geburt wieder läufig und zwar unabhängig davon, wie gesund sie sind. So wurde die magere weisse Mutter vor 5 Tagen wieder begattet. Drei Tage lang von mehreren Katern. Sie hat sich nicht mehr um ihre Jungen gekümmert, der kleine Weiss-Abricotfarbene hat das mit seinem Leben bezahlt. Er war ein wahnsinniger Muetihöck. Ich habe das Gefühl, dass gerade diese Kätzchen in eine Depression verfallen, wenn die Mutter sie plötzlich zurückweist. Sie lassen sich quasi sterben.
Auch die andere Katzenmutter, die Junge hat, wurde eben läufig. 

Immer ist es derselbe rot-weisse Kater, der die Weibchen begattet. Er ist noch jung und sieht noch nicht abgekämpft aus und ist für einen solchen begattenden Kater erstaunlich zutraulich.

9.Oktober 2019

Mgeni fängt mich im Treppenhaus ab. Die Naima, das sei ganz eine Gute. Ich freue mich über dieses Kompliment, war ich es doch, die diese Frau hierher gebracht hat. Die offenen Wohnungen müssen regelmässig geputzt werden, täglich die Böden aufgewaschen, denn es ist sehr staubig hier. So fand ich nun doch, es sei an der Zeit, nicht mehr alles selber zu machen. Zumal ich jetzt doch sehr beschäftigt bin mit all meinen Projekten. Als Entspannung sorge ich lieber für die Pflanzen und Katzen oder mache ab und zu selber kleinere handwerkliche Arbeiten oder nähe. Da bin ich froh, jemanden zu haben, der mir das Putzen abnimmt. Weil auch Mgeni, halbtags berufstätig, mit ihren zwei kleinen Kindern und immer wechselnden Kindermädchen wirklich überlastet war, fand ich, dass wir uns eine Frau teilen sollten. Nur gibt es hier sehr viele Leute die nach Arbeit schreien, aber mit unseren Putzfrauen war ich bisher noch nie glücklich.


Für das Zitronengrass links muss ich erst noch einen Topf finden.
Naima ist ein Glücksfall und auch ein Zufall. Sie kam zu mir, als ich die Strassenkatzen fütterte, wie das viele Leute machen. Sie war mir auf Anhieb sympathisch, ich spürte auch, dass sie Katzen nicht nur duldet, sondern liebt. Ich fragte sie, ob sie in der Umgebung wohne. Nein, sie arbeite hier nur für drei Wochen in dem Hotel, das wohl nie eröffnet werden wird. Es gehört einem Reichen aus Dubai. Naima aus Tanga, ursprünglich Christin, doch mit der Heirat zum Islam konvertiert, sagt mir, dass ihr Mann kürzlich gestorben sei. Nein, Kinder hätten sie keine gehabt. Nun sei sie aber bereits seit 12 Jahren in Sansibar, hier sei nun ihr Zuhause und ihr Freundeskreis. Aber ohne Mann sei es schon nicht einfach. Ob sie denn Arbeit brauche, frage ich sie. Ja, das hier sei nur temporär. Da mir Naima intelligent und wohlerzogen vorkommt, sie spricht auch sehr gut Englisch, getraue ich mich kaum zu fragen, ob sie denn bei mir putzen würde. Sie bejaht und scheint mit den 150.- Dollar monatlich sehr zufrieden zu sein.

Vor 3 Tagen hat sie nun also ihren Job hier begonnen und wir alle sind zufrieden mit ihr. Heute Morgen hat sie mir einen Sack mit Rosenstecklingen, Zitronengras und Aloepflanzen gebracht. Für meinen Balkon, meint sie. Nein, sie habe keinen Garten, aber eine Freundin habe einen. Sie habe Pflanzen sehr gern. So fühle ich mich wieder einmal bestätigt in meiner Meinung, dass man mit Menschen, die Pflanzen und Tiere lieben, nie ganz falsch liegen kann. 

Eine internationale Gesellschaft wächst hier. Aus Samen von der Monika orange Cosmeen,  Tagetes Samen, die ich aus China mitgebracht habe, und nun noch drei sansibarische Rosenstöcke, bzw. sind das eigentlich Stecklinge, die müssen erst noch bewurzeln. In der Mitte etwas, das gekeimt ist, und das ich nicht kenne. Mal schauen, was daraus wird.



Freitag, 11. Oktober 2019

8.Oktober

Seit Stunden heftiger Regen heute, die Regenzeit scheint nun ernsthaft begonnen zu haben. Etwas früh, nach meinem Gefühl - dafür war die Frühlingsregenzeit verspätet. Bisher keine Probleme, ich muss nirgendwo Wasser aufwischen, es hat keinen Wind, der Regen prasselt senkrecht hinunter.
Flavi schreibt mir, dass der kleine Abricot-Weisse nun doch gestorben sei. Ich bin froh, dass ich ihn habe bringen können, obwohl ihm dort kaum mehr geholfen werden konnte, als wenn ich es hier versucht hätte. Für mich ist der Tod dieser winzigen Wesen jedes Mal schmerzhaft, wenn ich einen solchen Winzling ein paar Tage aufgepäpplt habe. Zusätzlich weiss ich, dass es in der Wohnung keine weitere Katze mehr verträgt. Ein Kleines, das durchkommt, ist nachher stark auf einen fixiert, man ist Ersatzmutter - und umgekehrt, das weiss ich von JoJo - das kann man dann unmöglich wieder weggeben.

Ein letztes Foto. Kurzfristig ging es dem Kleinen wieder besser, doch waren seine Organe wahrscheinlich bereits geschädigt.

Donnerstag, 10. Oktober 2019

7.Oktober

Ich begegne Abu, unserem Maurer und Maler direkt vor dem Kiponda Lukmaan. Ob er Zeit habe, heute den Beton um den Baum herum wieder hinaus zu spitzen? Er meint, da müsse er erst ein paar Leute organisieren, das sei harte Arbeit. Wie dick denn die Zementschicht sei, frage ich ihn. Sehr dick, meint er, er hat das ja selber auf Befehl von Othman verbrochen. Nun frage ich mich, ob nun Abu auch bereits so weit ist, dass er Arbeiten lässt - wie alle einigermassen erfolgreichen Handwerker. Unseren Nachbarn, den Schreiner, sehe ich selten mit Holz arbeiten, das tun zwei Männer für ihn, und auch Mr.Kibonge, der Mann für alles, insbesondere für das Entstopfen der Kanalisation, schickt nun seine Männer und arbeitet nicht mehr selber.
Oder ist es doch etwas anderes? Hat Abu keine Lust, das zu machen, weil er nun nicht mehr weiss, wem er gehorchen soll? Dem Othman oder mir? Seine Antwort  wäre dann typisch sansibarisch gewesen und hätte bedeutet, passieren wird nichts.

Othman liess den Stamm des wunderschönen Flamboyant, auf den ich so stolz war, bei seiner Verschönerungsaktion gleich zubetonieren.

6.Oktober

Gestern Abend habe ich Anna, der holländischen Gründerin von ZAASO, getroffen. Nicht wie erwartet zusammen mit den Tierärzten, nur sie allein kam, und sie beklagt sich über diese. Da mag sie in vielem Recht haben, ich bin auch nicht ganz glücklich mit ihnen, zu häufig sind sie nicht da und nicht erreichbar, doch Anna kommt zu mir wegen der Finanzen. Nein, sie könne das nicht mehr bezahlen, dauernd all diese Rechnungen. - Aber die Volunteers, die bezahlen um kommen zu dürfen, und die vielen bezahlenden Haustierbesitzer? Da müsste doch eigentlich genügend Geld vorhanden sein, wenn ich den Tierarzt bezahle und den Ort gratis abgebe? Ja schon, aber seit sie nur noch sporadisch auf die Insel komme, sie lebt mit einem grossen Teil ihrer Pferde nun hauptsächlich auf dem Festland, sei nie mehr etwas in der Kasse. - Für mich ist klar, dass ich die Blackbox ZAASO als ganzes nicht unterstützen will. Mit drei Standorten und drei Autos und unzählig vielen Tieren. Zumal Anna Geschäfts- und  Wohltätigkeitsarbeit und Privates vermischt. Unmöglich unter diesen Umständen Sponsoren zu finden.
Dann betreibe ich die Sache eben selber, suche einen guten Tierarzt in Daresalaam, sage ich zu Salum, das wolle ich ihnen nun androhen. - Ich solle das ruhiger angehen, findet Salum. Mit ihnen sprechen und schauen, wo der Schuh drückt und dann gemeinsam eine Lösung finden. Er hat wohl recht. Obwohl mir klar ist, was es braucht. Einen Geschäftsführer, der täglich dort ist. Der die Rendezvous organisiert und die Einnahmen verwahrt, überhaupt die Finanzen regelt und schaut, das auch genügend Strassenkatzen versorgt werden und nicht nur für Geld gearbeitet wird. Daneben müsste diese Person auch noch den Medizinschrank verwalten, ein unheimliches Chaos herrscht dort, und auch mit den Hotels verhandeln. Diese davon überzeugen, das es für sie ein Gewinn ist, ihren Katzenbestand kastrieren zum lassen. Im Moment wollen sie ihn ja nur loswerden. Doch bringt das nichts, innert kürzester Zeit wird das Gelände von neuen Tieren besiedelt. Es braucht jemanden, der ihnen das richtig erklären kann.

Dem kleinen geht es gar nicht gut, zu schwach.
Anschliessend schon wieder ein Notfall. Das rot-abricotfarbene Kleine der mageren Mutter taucht nicht zum Fressen auf. Schon gestern erschien  es mir schwach. Ich finde es im Garten leblos auf der Seite liegend, aber es lebt noch. Ist es verletzt oder einfach zu schwach? Sorgfältig trage ich es hinein und gebe ihm etwas von der Futterpaste, die es leckt. Etwas Flüssigkeit kann ich ihm auch einflössen es scheint ausgetrocknet zu sein. Flavi kommt es abholen, man müsse das rehydrieren, das sei zu schwach. Nun hoffe ich, dass es stimmt und es eine Überlebenschance hat, denn sonst wäre es wohl besser friedlich bei mir gestorben. - Obwohl ich da jedesmal mitleide.


Mittwoch, 9. Oktober 2019

4.Oktober

Ich bin zuoberst im TeaHouse, als ich den Geruch von Rauch wahrnehme. Seit dem Brand des Nachbarhauses macht mir das immer Angst. Sofort gehe ich die steilen Holztreppen hinunter um zu schauen, was los ist. Auf der Rückseite unseres Hauses steigt schwarzer Rauch auf und hohe Flammen lodern auf dem Stück Ödland. Ein Mann hat ein Feuer entfacht und schürt es fleissig mit Abfall, zum grossen Teil Plastik. Salum ist auch alarmiert und schaut zum Fenster hinaus. Er fragt den Mann, was er denn da verbrenne? Stromkabel meint der, um ans Kupfer zu kommen. Das kann man teuer verkaufen, das rentiert. - Es wurden hier bereits Leute getötet, die versucht haben, bei längeren Stromunterbrüchen Stromleitungen abzuschneiden, um an das wertvolle Metall zu kommen….

Ein Mann verbrennt Stromkabel hinter unserem Haus. Nicht gerade die beste Art von Recycling. Zum Glück meint es dann Petrus gut mit mir. Er schickt einen Regenguss, der diesen Spektakel rasch beendet.
Wer denn das gewesen sei, frage ich Salum? Er kenne den Mann nicht, meint er, der komme nicht aus dem Quartier. Wohl ein  Bauarbeiter, der in irgend einer Liegenschaft rings herum am Arbeiten sei.