Mittwoch, 8. Juli 2020

28.Juni 2020

Früh morgens kreuze ich unseren Nachbarn, den bekannten Arzt, mit Maske und Gummihandschuhen. - Unterwegs ins Spital frage ich? - Ja, meint der Mann, der eigentlich längstens pensioniert ist und immer noch als Berater in den Spitälern arbeitet. Gerne würde ich mich mit ihm über Corona unterhalten, doch getraue ich nicht, ihn zu stören.


Natürlich sprechen mich die Leute auf Corona an und fragen, ob es schlimm gewesen sei. Sie denken, das sei bei ihnen nun vorüber - oder eben gar nie richtig angekommen, eine Resistenz der Afrikaner. - Salum erzählt etwas Interessantes. Hier habe es ja gar keine Tests gegeben, weshalb die Regierung befohlen habe, alle Verstorbenen nicht regulär zu beerdigen, sie den Leuten gleich weggenommen habe. So sei natürlich das Gerücht aufgetaucht, das seien alles Coronakranke gewesen und die Sache sei schlimm. Doch seien das schlichtweg mindestens alle im Spital Verstorbenen gewesen. - Ich finde das eine sehr gute Vorsichtsmassnahme. Die aber verständlicherweise Verwirrung gestiftet hat. Insbesondere auch ausserhalb von Afrika. Dass unerwartet viele Leute hier in dieser Zeit verstorben seinen, davon hat niemand etwas bemerkt und niemand kennt einen Kranken persönlich.

Unterdessen ist die Angst sowieso gewichen. Die Leute erzählen mir, dass sie denken, dass Afrikaner Covid-19 gegenüber viel resistenter seien, weil ihr Immunsystem mit den vielen ansteckenden Tropenkrankheiten konstant sehr gefordert sei. Bereits die allgegenwärtige Malaria. Salum meint, als Kind habe er oft Malariamedikamente schlucken müssen - alle hätten dies getan - das habe sicher geholfen, dass Corona den Menschen hier nichts anhaben könne.

Ich fühle mich etwas schuldbewusst. Bereits habe ich viele Sicherheitsmassnahmen fallen gelassen, draussen nie mit Maske, berühren tue ich nichts, das habe ich mir bereits in der Schweiz angewöhnt, und immer Hände waschen sobald ich nach Hause komme. Doch die Maske benutze ich nicht mehr.

Die Tochter der Arabischen Nachbarsfamilie hingegen treffe ich mit Maske an. Sie habe den Schnupfen, meint sie, fast entschuldigend. Ihre Mutter sei im Oman stecken geblieben und dort herrsche immer noch strikter Lockdown, viele Tote. Die Mutter rege sich furchtbar auf, so eingesperrt zu sein. - Das verstehe ich gut. Eine wahnsinnig quirlige Frau, etwas älter als ich, die immer unterwegs ist und gerne am Abend den Sonnenuntergang am Strand geniesst.


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