Donnerstag, 30. Juli 2020

26.Juli 2020

Häxli schaut mir beim Nachtessen zu. Ihr zu Vertrauen wäre fahrlässig.
Von wegen Redlichkeit. Zwar muss man sich jederzeit bewusst sein, das alles, was einfach genommen werden kann im allgemeinen auch verschwindet. Das ist wie bei meinen Katzen. Da darf man auch kein Fleisch oder Fisch offen auf dem Tisch liegen lassen. Obwohl die wissen, dass man eigentlich nicht auf den Tisch springen darf.

Die älteste Strassernkatze in unserer Umgebung, Miss Barky nenne ich sie, weil sie eher bellt als miaut,  hat ein Bad im Kohlenstaub genommen, normalerweise ist sie weiss. Ganz offensichtlich hat das sehr gut getan.

Umgekehrt ist es mir aber bereits zweimal passiert, dass mich jemand darauf aufmerksam gemacht hat, dass mir Geld zu Boden gefallen sei. Heute war das eine 100 Dollarnote. - Allerdings im Laden, der Waren aus Amerika bezieht. Da kennt man mich gut, wir kaufen das Katzenfutter dort ein.

Blacky, eines der Kätzchen, das eine Weile bei mir unten war, wurde heute von einer Omanifamilie adoptiert, die bereits mehrere Strassenkatzen hat. Immer ein schönes Gefühl, wenn man einer Katze einen guten Platz vermitteln kann.

Mittwoch, 29. Juli 2020

25.Juli 2020

Am Nachmittag treffe ich rasch Kwema von Hifadhi, in dem nahe gelegenen Gebäude, wo sie ihr Büro hat. Sie ist die neue Direktorin von Hifadhi, gelernte Architektin, 18 Jahre in England aufgewachsen, vor 5 Jahren nach Sansibar zurück und geheiratet, Kinder, Haare bedeckt nun, nein einfach sei das nicht gewesen zurück hier, meint sie. Bereits die Bewachung, das beständige beurteilt werden von der Familie des Mannes, das sei sie sich nicht gewohnt. Ihre Familie, sie kommt aus Daresalaam, habe das viel lockerer gehandhabt. - Kwema ist eine sympathische Frau, gut dass sie nun die Leitung von Hifadhi übernommen hat. Ein schwieriger Brocken. Für die Renovation des Majestic Gebäudes, eines alten Jugendstil Kinokomplexes, bestehen Geldgeber, die Japaner wollen das berappen. Doch erst muss die Präsident die Übernahme der Liegenschaft im Baurecht bewilligen. Und der Tourismusminister, der mit dem Werbevideo, dass man mit Kräuterdampfbädern Covid heilen könne, der sei auch am Gebäude interessiert.

Blick nicht auf, sondern aus dem Gebäude von Hifadhi auf den Hof der Komorischen Gemeinschaft. Ich bin immer wieder erstaunt, wie gross die offenen Flächen sind, die sich hinter hohen Mauern verbergen.

Für das kleinere Hifadhi Gebäude gleich neben unserem Haus scheint auch eine Finanzierung zu bestehen, Kwema überprüft zwei Offerten zur Erneuerung des Daches.

24.July 2020

Mariam, mit den eben für mich gemachten Visitenkarten
Nachdem alles mit der Katzenklinik sehr erfreulich angelaufen ist, finde ich, sollten wir endlich eigene Visitenkarten haben. Obwohl vielleicht eine juristische Form unserer Organisation vordringlicher wäre, doch das lässt sich nur schwer beschleunigen.
Anna will nicht mehr, dass wir am Eingang der Paka Clinik ein Schild haben, mit der Bemerkung „run by ZAASO“. Das ist einerseits verständlich, wir haben uns ja vor einem halben Jahr gütlich getrennt, doch auch etwas mühsam, wir unterstützen ja ZAASO immer noch mit Futter und Wissen, Goodluck hilft, wenn sie ein medizinisches Problem haben. Im Moment ist dort kein diplomierter Tierarzt angestellt.

Sehr bequem sind die Installationen nicht im Druckerladen, den Mariam betreut. Auch muss viel improvisiert werden, doch Mariam - ohne jemals etwas gelernt zu haben - hat sich zu einer Geräte- und IT-Spezialistin entwickelt, die nie aufgibt, da mögen die Hindernisse noch so gross sein.

Ich finde aber, dass wir, selbst wenn die Leute in der Umgebung uns kennen, doch dringend am Gebäude angeschrieben sein müssten. - Zu gefährlich, lässt Charles ausrichten, so frage ich Salum. Also schon nicht wirklich erlaubt, meint der, aber viel könne mir nicht passieren, ins Gefängnis komme ich deswegen sicher nicht. Vielleicht müsse man dann halt etwas bezahlen. Die Leute wüssten ja sowieso bereits von unserer Existenz, denn die Tierärzte laufen nun mit T-shirts mit dem Logo der Klinik herum. Im Laden, der das Katzenfutter verkauft, lasse ich mit nicht ganz ruhigem Gewissen auch ein paar Visitenkarten, den hier beziehen viele Katzenbesitzer ihr Futter - potentielle Kunden von uns.

Abdull mit dem T-shirt der Katzenklinik
.

Sonntag, 26. Juli 2020

23.Juli 2020

Nachdem wir mit den Abrechnungen mit Mohammed zu viert eine akzeptable Lösung gefunden haben, gehe ich mit Jomarie meinen Donnerstagsdrink ins Serena Hotel einnehmen.
Da das ganze chaotisch war und Salum offenbar auch gänzlich überfordert oder unwillig war, das zu Ende zu führen, habe ich Jomarie gefragt, ob wir das gemeinsam machen könnten. Sie hat dann gleich noch den zweiten Manager vom Livingstone, Peter - der erwies sich als sehr nützlich - als Übersetzer mitgebracht. So haben wir festgestellt, dass nebst den vielen Sachen die nicht ausgeführt wurden, auch manche Sachen hinzu gekommen sind, die aus uns nicht ganz erfindlichen Gründen nicht bereits im Budget waren, kurz, die Kosten wurden dann irgendwie plausibel, so dass man das ganze abschliessen konnte.
Die Angestellten, die das Livingstone nicht wie Jomarie, bereits vor Covid verlassen haben, sind weiter dort angestellt, allerdings ohne Bezahlung. Ihre Präsenz wird erwartet, obwohl es kaum etwas zu tun gibt. Besonders lästig ist dies, weil der Besitzer, der Sohn des ehemaligen Präsidenten, währen dieser Zeit für sich und seine Freunde Bands hat kommen lassen und gefeiert wurde. Die Angestellten hingegen müssen ohne Bezahlung auf bessere Zeiten warten…..

In der Abenddämmerung werden nicht nur die Katzen aktiv.
Später am Abend durchquere ich die ganze Altstadt zurück nach Hause. Unterwegs sehe ich viele zufriedene Katzen, die Fische oder andere Speisen, die man ihnen offensichtlich gebracht hat, fressen, es sieht doch sehr gut aus für die Strassenkatzen in der Stone Town.

Katzen warten auf die Fischer, die ihren Fang herein bringen und am Strand säubern.

22.Juli 2020

E.T. und Rosso begutachten mein frisch gewaschenes SUP.
Der Kazkazi ist immer noch stark, doch nach meinem Misserfolg am Sonntag und dem Nichtgetrauen gestern Abend, finde ich, dass es heute Zeit sei, aufs Meer zu gehen. Die Bedingungen um 9 Uhr morgens sind bereits sehr rauh, der Wind zwar richtig aus der Direktion Südwest, so dass ich gegen den Wind weg muss und mit ihm zurück komme, aber leider viel zu stark. Nur auf den Knien kann ich mich bis zum Restaurant, das bei den Forodhani Gardens ins Meer hinaus ragt, vorkämpfen. Dort wende ich und stehe endlich, mit dem Wind nun, auf. Eine rasante Fahrt zurück in den Hafen folgt, die recht starke Brandung überholt mich dauernd, unangenehm, denn von hinten sieht man die Wellen nicht kommen. Bis zurück an den Strand beim Mercureys hören meine Beine nicht richtig auf, zu zittern. So ist das zwar einerseits kein Spass, doch andererseits - gleich wie beim Gleitschirmfliegen - kommt anschliessend die Belohnung, man hat den Mut gehabt und es geschafft, auch wenn vieles nicht perfekt war. Das animiert zu weiteren Versuchen. Die Belohnung ist Adrenalin, eine Droge, die doch immer wieder angenehm und gratis ist.

Mini ist ein grosser Bube geworden. Wir haben unsere geheimen Treffen nun in Salum's
Wohnung, denn Häxli ist sehr eifersüchtig und greift ihn ununterbrochen an.

Mini, einer meiner beiden kleinen Schützlinge meines letzten Aufenthaltes, hat mich wieder als Mama erkannt. Er schmust und saugt an meinen Kleidern wie die Kleinen, ein Ersatz der Zitzen, auch ohne Milch scheint ihnen das sehr gut zu tun. Mini hat eine sehr witzige variable Stimme und verlangt nun immer, zu mir hinauf zu kommen. Meine beiden Damen sind aber eifersüchtig, Häxli hat ihn schon drei Mal angegriffen. So treffen wir uns in Salums momentan leerer Wohnung, das ist neutrales Territorium. Dort im grossen Saal hat nun auch Jomarie ihr Büro eingerichtet,  was für mich sehr praktisch ist. - Ich muss zugeben, dass ich hier in Sansibar recht afrikanisch geworden bin. Frei gewordener Platz wird sofort besetzt.

Der Schuhflicker hat seine Werkstatt unten auf der Baraza eingerichtet.

Samstag, 25. Juli 2020

20.Juli 2020

Nach und nach sind viele der Lärmquellen zurück gekommen, die Leute gehen wieder aus, es wird gefeiert, ruhig ist es noch im Shanghaiquartier, obwohl auch dort täglich ein Geschäft mehr offen steht. Erste Verkehrsstaus, insbesondere in der wegen der vielen Lokale stark frequentierten Mkunazini Road wo der Baobab Lukmaan ist und nun auch viele weitere Restaurants. Das jedoch, wovor ich am meisten Angst hatte, die Bodabodas, die Taximotorräder, die hupend vor unserem Hause vorbeibrausten um Leute zur Fähre zu bringen oder abzuholen, die sind nicht zurück gekommen.

Fahmi zeigt mir sein im Mai letzten Jahres ausgebranntes oberstes Stockwerk, das nun renoviert wird. Von hier aus sieht man auf meine Terrasse hinüber. Eine ganz neue Perspektive auf unser Haus.



Verboten sei das nun, wie in Daresalaam ja ebenfalls, meint Fahmi, dass die die Fussgängerzone der Altstadt - obwohl hier nicht explizit definiert - durchquerten, da habe er sich persönlich dafür eingesetzt, die Polizei verteile nun Bussen. - Plausibler scheint mir Salum’s Erklärung: Da ja der Kreisverkehr rings um die Altstadt gedreht worden sei, vorher mit dem Uhrzeigersinn, nun gegen, sei dieser Weg unattraktiv geworden, nun müssten die Motorräder auf der Hauptstrasse ja gar keinen Umweg mehr machen. Überhaupt bewähre sich der Richtungswechsel, viel weniger Staus im Zentrum.

Freitag, 24. Juli 2020

19.Juli 2020


Ein lärmiges Wochenende, vor allem wegen all der Hochzeiten, die offenbar nach Corona nachgeholt werden müssen.
Sonntagmorgens stelle ich fest, dass nun auch die Madrasa, die Koranschule und der dort einquartierte Kindergarten ihren Betrieb wieder aufgenommen haben. Nachdem die Schulen ja bereits seit zwei Wochen wieder offen sind.

Die Strandbuden von Kiwengwa sind alle geschlossen, ebenso Hotels und Restaurants
Ich will endlich wieder einmal mein SUB wassern, es ist ganz verstaubt, Salum findet, mit dem starken Kazkazi könnten wir einmal Kizimkazi and der Nordostküste versuchen. Am Strand ist alles geschlossen und ich versuche es mit meinem Brett. Die Brandung ist sehr stark, und zusätzlich kommt der Wind aus Südost angebraust. Erst muss ich die grossen Wellen durchwaten, bevor daran zu denken ist, auf das Brett zu steigen. Das schaffe ich dann noch knapp bis auf die Knie und paddle sofort los, die Spitze des Brettes direkt in den Wind haltend. Dies gelingt mir aber nur kurz, dann dreht das Brett ab, ich habe den Wind von der Seite, zusätzlich die starke Brandung, hoffungslos, plötzlich bin ich untergetaucht, doch irgendwie schaffe ich es, sowohl das Brett, wie das Paddel zu packen. Abbruch der Übung, Kizimkazi ist bei Kazkazi unbrauchbar, zusammenpacken.

Der Italiener auf der Backroad hat dafür offen.
Hunger, hier am Strand gibt es nichts, doch auf der neuen Strasse Richtung Norden finden wir ein offenes Restaurant. Wie überall auf der Welt wo die Touristen den Strand besetzen, etabliert sich auf den rückwärtigen Strassen das Leben der Leute, die im Tourismus arbeiten.  Das ganze sieht ziemlich amerikanisch aus, die verschiedenen angrenzenden Läden sind zwar geschlossen, doch im Restaurant, das auch Pizza serviert, sehe ich Mozzarella und eingelegte italienische Gemüse, der Besitzer ist offenbar Italiener. Wir sind die ersten Gäste, doch rasch folgen weitere. Dass es hier Touristen hat glaube ich nicht.

Die von den Chinesen neu gebaute Strasse Richtung Nungwi.
Sogar an Ausweichstellen für die Minibusse wurde gedacht. Ob das verhindern wird,
dass die Leute  überall auf der Strecke ein-und aussteigen bezweifle ich.
Dann fahren wir auf der neuen Strasse nach Nugwi zurück. Die haben die Chinesen eben gebaut. In der Ebene sehen wir gewaltige Erdbewegungen, riesige Reisfelder werden angelegt, diese scheinen Chinesen zu gehören, oder werden mindestens von denen erstellt.

Nein, das sei nicht alles von den Chinesen gesponsert, sagt mir Salum, als ich auf die Abhängigkeiten aufmerksam mache. Würden Amerikaner oder Europäer den Strassenbau übernehmen, dann wäre das viel zu teuer, weshalb eben neben den Kenianern häufig die Chinesen zum Zuge kämen, denn die einheimische Bauindustrie sei noch nicht professionell genug. - Und ja, manchmal würden die Chinesen schon etwas sponsern, aber das seien dann eher Schulgebäude.

Donnerstag, 23. Juli 2020

18.Juli

Kaum hat es wieder ein paar Touristen, sind auch die lästigen Beach Boys zurück. Wurde ich bisher nur auf Swahili angesprochen, die Leute, die dies taten kannten mich, so ist es bereits - mindestens dem Meer entlang und in Shanghai - nun wieder Englisch, hello, are you looking for something? Wie Flöhe springen sie einen an und es kommt mir vor, als seien die Flöhe vor den Katzen zurück gekommen. - Auffallend sind vor allem die gemischten Paare. Sie Weiss, er Schwarz, häufig mit beträchtlichem Altersunterschied. Asien upside down, me too# lässt grüssen. Doch sind das keine Touristen, es leben viele gemischte Paare in Afrika.

Die Covid-brothers wurden vor Weihnachten bei uns im Erdgeschoss geboren
Fahmi erklärt mir, das eines der fünf Jungen, die noch bei mir geboren wurden, bevor wir Mama zu ihm zügelten, Covid heisse, denn das habe furchtbar gehustet, gerade damals als das ganze mit Corona bekannt geworden sei. Die Covid brothers and sisters stammen alle von Abu Covid ab, so nennt Fahmi den Vater, im Arabischen heisse der Vater von Covid eben so.
Abu Covid, der Vater, schaut uns direkt an, einer seiner Söhne von  hinten im Vordergrund, hinter Abu Covid der Kopf eines anderen, dieser allerdings auch von einer anderen Mutter, nämlich derjenigen direkt rechts von ihm. Afrikanische Verhältnisse, wie es sich gehört.

Abu Covid hat allen diesen Katzen  einen langen ägyptischen Kopf vererbt und die leicht schrägen gestellten Augen, ein Typ Katze, der mir sehr gefällt. Viele seiner Nachkommen sind gleich wie er rot und weiss gefärbt. - Allerdings haben auch die meisten Jungen von Eddies Katzenmutter diesen charakteristischen Kopf geerbt und sind rot-weiss. Was Wunder, der stolze Abu Covid, immer noch das Alpha Tier, obwohl seit fast einem Jahr kastriert, hat eben dem Nachwuchs seine Schönheit vererbt.


"Oh du Fröhliche.....", die Covid brothers sind gute Sänger....
...aber auch sehr zärtliche Geschwister. Hier der namengebende Covid himself,
der sich einer Katzenwaise liebevoll annimmt.
Covid, sagt mir Salum, sei übrigens auch ein Drink, der von den Insidern im Lukmaan getrunken werde. Die Zutaten: Zitrone, Ingwer, Honig, bis hier für mich leicht verständlich, ferner auch noch etwas Zwiebel. Prosit, munden solls!

Mittwoch, 22. Juli 2020

17.Juli 2020

Jomarie sagt mir, da sie ja nicht gewusst habe, was für Jobs sie zurück in Sansibar finden würde, habe sie ihre Wohnung für 300.-USD gekündigt und das Angebot ihres alten Bekannten und Reisebüroinhabers angenommen, doch im Moment den zweiten Raum dort als Schlafzimmer zu nutzen, eine kleine Küche und Bad habe es auch. Sie bezahle ihm etwas, er habe im Moment sowieso keine Arbeit, das diene so beiden. Doch habe sie nun realisiert, dass auch im zweiten Raum zwei junge Männer schliefen, sogar im Korridor und in der Küche hätten Leute am Boden die Nacht verbracht. - Das sei aber eine Ausnahme gewesen, meint sie heute, die seien nur zu Gast gewesen, normalerweise schliefen nur zwei im Nebenraum.

Das Gebäude der Katzenklinik

Manchmal nervt es mich, dass das Gebäude der Katzenklinik im Erdgeschoss bereits von unzähligen Leuten bewohnt wird. Die Handwerker, die wir mit Mühe aus unserem Erdgeschoss wegkriegten, als wir dort renovieren wollten, sind nun auch dort einquartiert. Zusätzlich hat Salum das Erdgeschoss mit Baumaterial vollgestopft, er kauft alles, was ihm günstig scheint. Antike Möbel sind auch eingelagert, da habe ich nichts dagegen, denn Einrichtung werden wir brauchen.

Seit kurzem steht in der Hälfte der Werkstatt des Schreiners das riesige fast bis
zur Decke reichende gemauerte Becken für den Kalkmörtel der Französin Anne.
Da hätte er mich wirklich erst fragen können, finde ich. Schliesslich gehöre das Gebäude der Stiftung und damit solle Gewinn gemacht werden. Also gut, all die Obdachlosen, aber Anne, die Apothekerin, die bereits eine Wohnung in Paris, eine in Bordeaux und nun noch eine hier habe, die müsse ich nun doch wirklich nicht unterstützen, die könne doch Miete bezahlen. - Das sei eben nicht so wie ich meine, entgegnet Salum. Sie habe die Mauern für das Becken bezahlt und wir könnten das später selber nutzen um unseren Chokaa, unser Kalkgemisch, das seit Monaten in den Vororten lagert, in grossen Portionen herzuführen und dort Zwischenzulagern, denn sonst sei der Transport viel zu teuer. Dieses Becken also, diene durchaus auch uns.

Die beiden Schreiner Mjomba und Peter haben nur noch halb so viel Platz.
Allerdings logieren auch sie hier gratis.

Montag, 20. Juli 2020

16.Juli 2020

Ein  letzter Anlauf, mit allen Dokumenten zurück ins Büro der NIDA. Zum Glück geht alles speditiv, mein zukünftiger Ausweis wird mir auf dem Bildschirm gezeigt. Ich soll die Richtigkeit der Angaben prüfen. Ich frage Salum ob er das fotografieren könne. Nein, fotografieren dürfe ich den Ausweis noch nicht, man werde mich telefonisch benachrichtigen. - Schade, irgend etwas hätte ich doch gerne in den Händen gehabt, aber das Prozedere scheint nun sein Ende genommen zu haben, nur noch warten.

Frühstück im Kiponda Lukmaan
Zusammen gehen wir im Kiponda Lukmaan frühstücken, Eddy, der Hotelmanager, ist auch dort. Eine Tansanische ID würde ich nun kriegen? Die sei leichter erhältlich als die Sansibarische, meint er. Was, eine Sansibarische gäbe es auch noch? Ja, die berechtige zu weiteren Sachen, zum Beispiel zum Abstimmen, so ganz dazu gehöre ich also noch nicht. - Nach 15 Jahren Heirat, da könne ich den Tansanischen Pass beantragen, meint Eddy. Das Problem ist allerdings, dass ich dann meinen Schweizer Pass aufgeben müsste. - Das werde bestimmt auch rasch ändern. Kenia kenne die doppelte Nationalität bereits, und Magufuli wolle das ebenfalls einführen. Salum und Eddy sprechen wieder positiv über den Tansanischen Präsidenten, eine zeitlang war die Meinung über ihn in Sansibar schlecht. Die höheren Beamten der Immigration kämen nun vom Festland und würden alle 2 Monate ausgewechselt, so dass sich gar keine Seilschaften mehr bilden könnten und Bestechung erschwert worden sei.
Einig ist man sich, dass sowohl Magufuli wie Trump zwar ihre schlechten Seiten hätten, aber eben doch auch vieles richtig machten. Wenigstens Politiker, die nicht nur immer redeten, sondern wirklich auch Taten folgen liessen. Selbst wenn diese manchmal an demokratischem Verständnis mangelten.


Ein paar neue Gebäude müssen abgestützt werden, weil ihre Stabilität nicht mehr gut ist.
Später gesellt sich Anne, die ältere Französin zu uns an den Tisch. Salum scheint die Frau weiterhin bei den Renovationsarbeiten zu beraten. Er hat eben immer auch seine mir häufig undurchsichtigen Einnahmequellen. Anne bedankt sich bei mir dafür, dass sie ihren Kalkmörtel bei mir lagern könne. Nichts zu danken, antworte ich, wenn ich das im voraus gewusst hätte, hatte ich es kaum erlaubt. Einerseits weil ich ja auch mit Bauen anfangen möchte und man dann solches erst wieder los werden muss. Andererseits aber auch, weil ich Respekt vor diesem Material habe, das anfangs schäumt und zischt sobald mit Wasser vermischt. Ich bezweifle, dass es gesund ist, solches im Haus zu lagern.


Im ersten Stock Jomaries ehemalige Wohnung mitten im Shanghaniquartier.
Bauarbeiten in der Strasse, die Touristen sind auch hier noch nicht auffällig.
Am Abend ein kurzer Rundgang dem Meer entlang und durch Shanghai. Das Hyatt hat nun auch Licht, die Eingangstore stehen offen, das nahe gelegene dazugehörige Beach Restaurant ebenfalls, das Hilti ist noch geschlossen. Offen ist ebenfalls das Tempo Hotel und das Al Minar, ein kleineres neues Hotel. Die chinesische Pagoda ist auch wieder geöffnet - insbesondere Asiaten hat es, die fallen mit ihren Masken auf - und im ersten Stock des alten Postgebäudes haben der Italiener und der Japaner geöffnet.

Sonntag, 19. Juli 2020

15.Juli 2020

Weiterfahren mit dem Erlangen meiner Tansanischen ID-Nummer, ein Besuch bei dem Sheha ist angesagt. Nicht demjenigen von Malinidi sondern demjenigen von Shanghai, wo wir früher wohnten. Nein, es komme nicht darauf an, wo man wohne, das könne man machen wie man wolle, der Sheha müsse einem einzig kennen. Er bevorzuge den von Shanghai und Shanghai sei auch ein viel kleineres Quartier, weshalb der weniger ausgelastet sei. Klar, dort gibt es ja praktisch nur noch Hotels und Restaurants, kaum mehr normale Bewohner.

Auf der Bank laufen Videos der Wahlveranstaltung der Regierungspartei
Der Sheha ist leider nicht Zuhause, wir sollten ein anderes Mal vorbei kommen. So fahren wir erst zur Bank, wo man die Gebühren für die ID-Karte bezahlen muss. Die Bank kenne ich nicht, sie muss neu hier und vom Festland sein, CBDO, heisst sie. Die unsrige heisst PBZ, Peoples Bank of Zanzibar. Lange muss ich dort anstehen. Ich ziehe freiwillig und als einzige meine Hygienemaske an, denn in dem klimatisierten geschlossenen Raum hat es eindeutig zu viele Personen und beim Anstehen kann man die Distanzen nicht wahren. Videos von der Wahlkampagne der CCM,  der Regierungspartei vom Festland, laufen hier, Reden, Umzüge wie beim Carneval, ein Wagen mit einer Band darauf, laute Musik dröhnt herunter. Alles in Grün und Gelb, auch die Leute sind so angezogen, das sind die Farben der Regierungspartei. Lastwagen fahren hinterher, Leute rennen auf der Strasse johlend dem Musikwagen nach. - Zurück auf der Strasse, fährt der Trupp dann auch life an mir vorbei. So viele Leute sind das nun auch nicht, die ihm folgen. Und irgendwie habe ich auch noch das Gefühl dass die bezahlt seien oder gar nicht recht wüssten, wofür sie johlend mittanzten. 

Die Wahlveranstaltungen der Regierungspartei beginnen.
Auf Lastwagen werden Leute heran gekarrt.
Alles in den Farben der CCM, der Regierungspartei vom Festland, grün und gelb. Auf dem
Lastwagen spielt eine Band laute Musik, das ganze hat etwas carnevaleskes.
Zurück in der Altstadt kümmert das niemanden mehr, die ist traditionell Opposition, also CUF. (Wikipedia: CUF gleich Chama Cha Wananchi, eine liberale muslimisch geprägte Partei in Tansania. Ihre Hochburgen befinden sich auf den Sansibar-Inseln Unguja und Pemba).

Hier in Sansibar fühlen sich die Einheimischen seit Jahren um den Wahlsieg betrogen, denn jedes Mal gewinnt dann doch die CCM vom Festland und nicht die Opposition. Auf einem Platz in der Nähe des Jaws Corner, des Treffpunktes der Opposition, sehe ich eine Gruppe Leute um einen Redner herumstehen - gleich lang sind die Spiesse wirklich nicht.

14.Juli

Mgeni gebärt heute ihr 4.Kind per Kaiserschnitt. Salum textet mir, er habe ein baby girl bekommen, also nochmals ein Mädchen. Zwei Mädchen und zwei Buben, schön ausgeglichen, ich hoffe das reicht.

Eine bereits ältere Foto vom Ramadan vergangenes Jahr.

Komisch, irgendwie scheinen Eltern doch immer stolz zu sein, wenn Nachwuchs kommt. Der Stolz von jemandem, der etwas vollbracht, etwas produziert hat - dabei fängt es doch jetzt erst an. Salum war zwar gar nicht begeistert über diese 4.Schwangerschaft, fand, er habe bereits genug Kinder, die sind im zu wild und zu lärmig - mir übrigens auch - doch er, finde ich, ist für die Erziehung genauso verantwortlich, nicht ich. Er sieht das wohl anders, selten unternimmt er etwas mit ihnen. Wenn er Zuhause ist, schimpft er zwar, wenn sie Sachen kaputt machen, doch hat das keine Kontinuität und nützt so auch nichts. Mgeni wiederum überlässt die Erziehung dem nun knapp 18-jährigen Kindermädchen vom Festland. Das ist zwar nett, doch mit dieser Aufgabe komplett überfordert. Mgeni übernimmt lieber die schönen Aufgaben, flicht Asfia Köpfchen oder zieht sie schön an oder singt mit den Kindern, lernt ihnen ein paar Brocken Englische. Ihnen zu sagen, was sie nicht machen dürfen, das ist Aufgabe des Kindermädchens.

13.Juli 2020

Im Baobab Lukmaan hat es doch wieder recht viele Gäste
Ich gehe wieder einmal in den Baobab Lukmaan. Das Gemüsecurry ist ausgezeichnet, ich werde rasch bedient, erkenne viele der Mitarbeiter, alles perfekt. Das Restaurant ist nicht voll, doch immer noch voller als viele Touristenrestaurants in der Hochsaison. Ajba kommt mich dann auch noch begrüssen. Sie ist freundlich, doch eine Zurückhaltung bleibt, sie setzt sich nicht an meinen Tisch - weder Salum noch Mr.Kanzu noch der Ingeneer oder Eddy kommen noch in den Baobab Lukmaan, die sitzen nun alle im kleinen Kiponda Lukmaan. Dass man nicht einverstanden ist mit ihrer undemokratischen Machtübernahme ist auch ohne grosse Worte klar und ich sehe, dass sich Ajba mir gegenüber leicht unwohl fühlt. Genau gleich wie ich das bereits bei ihrem Mann Awadh gespürt habe. Ich werde sicher weiterhin ab und zu hier essen kommen und nun sicherlich auch ohne zu bezahlen Essen für mich und Naima mitnehmen. Quasi als Dividende für meine 10 Anteile.


Die grosse Faida, seit Jahren im Lukmaan als Köchin angestellt, begleitet mich ein Stück Richtung Zuhause, ihre Schicht ist gerade vorbei. Ob es ihr besser gefalle zurück im Baobab Lukmaan, frage ich sie, denn vorher hat sie ein paar Jahre im Kiponda Lukmaan gearbeitet? Ja doch, viel besser, die Küche sei gut organisiert. Knapp ist der Platz zwar auch dort, doch die Küche ist Richtung Restaurant geöffnet. Mehr Luft, aber auch Aussicht auf das Geschehen dort.

Die grosse Fait kocht seit Jahren für uns. Hier noch in der Küche des Kiponda Lukmaan

Samstag, 18. Juli 2020

12.Juli 2020

Die Einwohner Sansibars haben die Sonnenuntergänge noch mehrheitlich für sich.
Jomarie, nach langem hin und her, ist aus Südafrika endlich in Sansibar angekommen. Sie scheint eine sehr selbständige Frau zu sein, hat alles anders organisiert als ich geplant habe, das verwirrt mich etwas, aber vielleicht muss man, wenn man statt um 9Uhr abends um 3Uhr morgens in Daresalaam ankommt , 3 Stunden schläft und dann mit der Fähre nach Sansibar reist, einfach dringend einmal Zuhause ankommen.
Ich setzte sehr viel Hoffnung in diese Frau, obwohl ich sie eigentlich wenig kenne. Einmal habe ich ein langes Gespräch mit ihr geführt wegen einer möglichen Zusammenarbeit mit der Paka Clinic. Ein anderes Mal habe ich sie - etwas weniger konzentriert diesmal - bei ihrer Arbeit als Managerin im Livingstone getroffen. Da fand ich es durchaus positiv, dass sie immer mit einem Auge bei ihren Gästen und dem Personal war.

Dass sich im Serena Hotel die Gäste auf den Zehen stehen, das könnte man nicht sagen.
Aus Südafrika ist das Fliegen noch sehr beschwerlich, doch offenbar hat dieser Qatar Airlines Flug gestern nun doch bereits Touristen aus Europa mitgebracht, nicht einfach Rückkehrer wie mich. Im Baobab Lukmaan sehe ich 4 Weisse, das seien Touristen aus Ex-Jugoslawien, sagt man mir, Magufuli hat ja absolut alle willkommen geheissen. Keine Einschränkungen für Länder, in denen Corona noch immer grassiert. - Ein Touristenführer begrüsst mich freundlich. Wieder zurück? Auch er hat zwei weisse Touristen im Schlepptau. Ich bin schon etwas überrascht über den Mut, vielleicht auch über den Leichtsinn dieser Ferienmacher. Fliegen ist immer noch ein Abenteuer.

Vor dem Tempo Hotel räkeln sich erste Sonnenhungrige. Ob das nun Touristen von weit her sind oder nur in Afrika lebende Weisse, das weiss ich allerdings nicht. Sansibar ist auch für letztere ein beliebtes Ferienziel.
Wegen des Verschleppen des Virus mache ich mir ebenfalls Sorgen - die scheint man aber hier nicht zu teilen. Leluu, eine alte Bekannte, ist überzeugt, dass die Afrikaner resistenter seien und Corona eine Plage der Weissen sei.

Donnerstag, 16. Juli 2020

11.Juli 2020

Das Meer am südlichen Rand der Altstadt, wo Felsplatten bei Ebbe trocken fallen.
Ich mache einen langen Spaziergang durch die Altstadt  bis zum Gerichtsgebäude im Süden, und gehe dort ans Meer hinunter. Es ist zwar Mittag, doch bewölkt, weshalb ich beschliesse, dem Strand entlang bis in die Forodhani Gardens zu spazieren, das ist bei Ebbe gut möglich. Vom Meer her sieht die Stadt besonders jämmerlich aus und das  scheint schon immer so gewesen zu sein. In historischen Berichten von Mitte bis Ende des 19.Jahrhunderts beschreiben das Europäische Reisende ähnlich. Neubauten neben renovierten Gebäuden neben vollständig Zerfallenen, ohne Regel, so, wie es die Mittel der jeweiligen Besitzer gerade erlauben (aus historischen Texten gesammelt von Erich Meffert, dem ehemaligen deutschen Konsul und Nachbarn: „ Ein deutsches Lesebuch“ 1844-1914).

Diese Quaimauer könnte eine Renovation gut vertragen.
Beim Serena Hotel nehme ich einen langen Schritt - bei Südwestmonsun wird auf der Westseite der Insel der Sand abgetragen - und erreiche so den Treppenabsatz hinauf zur Hotelterrasse. Der Watchman öffnet mir. Ich beschliesse, meinen ersten Gin Tonic dieses Aufenthaltes hier zu geniessen. 6 junge englisch sprechende Schwarze sitzen auch hier. Der Kellner meint, ab diesem Wochenende sei das Hotel bereits wieder zu 30% ausgelastet. Morgen Samstag komme ein Flug der Qatar Airlines in Sansibar an. Das Hyatt  Hotel, noch geschlossen, übernehme das Catering im Flughafen.

Der Südwestmonsun trägt den Sand ab, so dass die Treppe hoch oben beginnt.
Näher bei uns gelegen ist das Mizenghani Seafront Hotel. Am Abend sehe ich Licht in der Rezeption. Bereits seit dem 1.Juli hätten sie wieder geöffnet, meint man. Auch hier einige Gäste, alles Schwarze. Zum Glück gibt es nun in Afrika selber Touristen, die den Mangel an Gästen aus anderen Kontinenten etwas mildern.

10.Juli 2020

„Sunday“ nenne ich sie erst, an einem Sonntag wurde sie hinein gelegt, „Muus“ habe ich sie gerufen, denn etwas gräulich sah sie aus, mit feinen weissen und roten Einsprengseln, nicht rein schwarz, und schliesslich kam mir der Name „Black Beauty“ in den Sinn. Bereits die Tatsache, dass dieses Kätzchen in 10 Tagen so viele Namen erhalten hat macht klar, wie wichtig sie in kurzer Zeit geworden ist.

Black Beauty war bereits in die Familie integriert, Rosso mochte sie sehr, einzig die Diva E.T. liess sich kaum mehr blicken, denn sie verträgt keine Konkurrenz
Kurz bin ich eingeschlafen gestern Abend, Black Beauty lag in ein Tuch eingewickelt neben mir. Als ich erwachte, stellte ich fest, dass sie bereits gestorben war. Das ist sehr schmerzhaft, denn schon wieder habe ich mich in so ein Tierchen verliebt. Ich muss mir wieder mehr Zurückhaltung vornehmen.

 Gerade an die Winzlinge darf man sich nicht binden, ihr Leben ist zu fragil.

Halb sechs Uhr abends, nochmals ein starker Regenguss, eigentlich ist ja die Regenzeit vorbei. Alle paar Tage Regen ist zwar angenehm, das wäscht den Staub herunter und macht die Pflanzen glücklich, doch bitte nicht heute. Zusätzlich weiträumig ein Problem mit dem Strom, ich sitze schon fast im Finsteren in der Wohnung und der Computer hat auch kaum mehr Strom. Black Beauty fehlt überall, obwohl ich wirklich genügend Katzen habe, die gerne gestreichelt werden. Was habe ich mir vorgestellt, was sie, einmal erwachsen, für eine Schönheit werde. Nun ist alles vorbei. So plötzlich. Ich kann das immer noch kaum begreifen.

Ihre noch milchigblauen Augen blickten mich so klug an.