Sonntag, 31. März 2019

26.März 2019

Emma und Ussi

Ich frühstücke auf der Terrasse, verarbeite und ordne dann meine Notizen, es ist heiss, wir blicken der Morgensonne entgegen. Der schwarze Hund kommt mich besuchen, gestern Abend war er angebunden, heute ist es Emma, die gefleckte Dame. Offenbar hat Sybille Angst, dass beide zusammen herum streunen würden und womöglich wieder einer der Hunde in einen Kampf mit Nachbarhunden verwickelt werden könnte. Letztes Jahr sind so drei Hunde - wie sie meint - unter etwas mysteriösen Umständen, ums Leben gekommen. Natürlich hätten die gerettet werden können, aber in Tanga gäbe es keinen valablen Tierarzt. - Auch keinen brauchbaren Arzt. Weshalb sie daran denkt, in ihrem Alter nach Deutschland zurück zu kehren. Sybille ist eine leidenschaftliche Schwimmerin und auch im Jachtclub, sie hat einen Kathamaran. Leider fehlen ihr hier nun die Leute zum mitsegeln, die Kolonie der Weissen stirbt in Tanga langsam aus.
Sie erklärt mir, dass durch Magufuli und sein irres Besteuerungssystem all die kleinen Lodges hier ausgeblutet würden. Einzig die internationalen Ketten könnten überleben, die hätten ihre Anwälte und Möglichkeiten, ihr Geld zu verschieben. Das sei nun viel schlimmer auf dem Festland als in Sansibar, die sozialistischen Ideen Magufulis würgten die Wirtschaft ab. Ein zweiter Maduro? Auch Mr. Kanzu, der mit Kleidern handelt, meinte kürzlich, er komme von Daresalaam  zurück nach Sansibar. Kein Überleben mehr dort.

Das kleine Häuschen der Angestellten im Schatten unter den Bäumen, in dem in grossen Teilen wilden Garten.
Am Anfang hat Sybille 10 Jahre an Schulen ökologischen Landbau gelehrt. Das Projekt sei erfolgreich gewesen, die Schweden hätten dafür bezahlen wollen, den Unterricht im ganzen Land zu verbreiten. Doch damals sei gerade Nyerere an die Macht gekommen. Der Sozialist habe ein fortschrittliches Land gewollt, bis heute würden die Präsidenten die Landwirtschaft vernachlässigen. Und mit der Industrie sei es schwierig. Afrika sei eben nicht so arm wie Asien, hier gäbe es immer noch genug Land, damit alle irgendwie überleben könnten. Die würden nicht für Billigstlöhne in die Fabriken gehen, man sei international nicht konkurrenzfähig.
Und lebe vor allem vom Strand- und Safaritourismus. Nur eben auch hier ohne Planung. Da sei doch während Wochen vor der Küste von Nungwi nach Öl- und Gasvorkommen gesucht worden. Die Bade- und Tauchgäste hätten nicht ins Wasser gedurft, keine Ankündigung im voraus und auch keine Entschädigung für die Tourismusindustrie. Nein, das sei nicht die Tansanische Regierung gewesen, das habe die Sanisarische gemacht. Und da hört man doch immer auf der Insel, die Mainländer wollten einem die Rohstoffe stehlen. - Klar, Erdöl gefalle der Regierung besser als Tourismus. Ein einziger grosser Topf aus dem man sich bedienen könne, im Tourismus sei das komplexer.


Schon wieder ist es Brother Nchimbi, der mich zum Flughafen fährt, mit gefühlten 20 Stundenkilometern, ob auf staubiger Holperpiste oder auf geteerter Hauptstrasse. Er spricht sehr viel und sehr schlecht Englisch, mir ist der Mann wenig sympathisch. Offenbar hat er eine  schlechte Meinung von den Muslimen. Gefährlich und aggressiv seien die, würden nicht zur Schule gehen und nicht arbeiten, denn die dächten, Allah haber ihr Schicksal sowieso voraus bestimmt. In Tanga ist die Gesellschaft glaubensmässig gemischt, wobei mit dem Wegzug der Weissen der Prozentsatz der Muslime steigt. Erstaunlicherweise wurde in letzter Zeit sehr viel neu gebaut, doch die Häuser stehen leer. Die seien gebaut worden, weil der neue Hafen für Daresalaam erst hier in Tanga geplant worden sei. Inzwischen habe sich die Regierung aber umentschieden, man baue den südlich von Bagamoyo, bzw. bauen den die Chinesen, trotz Widerstand aus ökologischen Kreisen. Die haben wohl die Regierung besser geschmiert.

Die Wartehalle im Flughafen von Tanga.
Zum Glück sind wir mit der eingeplanten Zeitreserve rechtzeitig am Flughafen. Die Wartehalle, erstaunlich zivilisiert für diesen kleinen Flughafen, ist angenehm gekühlt und im Fernseher wird eben ein Mann von einem anderen erwürgt. Ob Christ oder Muslim ist nicht ersichtlich.


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