Sonntag, 31. März 2019

24.März 2019


Frühmorgens im Hafen von Sansibar, kurz nach der Abfahrt Richtung Tanga.
Viertel nach 10, einen Drittel der Reise haben wir geschafft, bereits ist die Nordspitze von Sansibar vorüber, das Meer ist rauher geworden, hoffentlich beginnt nicht das grosse Erbrechen.
Die erste Klasse drinnen ist bequem, doch von quengelnden Kindern erfüllt. Der stolze Vater vis-a-vis, ist sehr zärtlich mit seiner hübsch gekleideten Tochter, die gerade so ziemlich zahnlos ist, schade eigentlich, dass ich bei Salum solches nur ganz am Anfang gefühlt habe, als die Kinder noch sehr klein waren. Daneben sitzt ein ungefähr gleich altes Mädchen, etwas dumpf ist es, schaut zu, erst jetzt gibt es erstmals einen Kontakt zu einer Bezugsperson, die Mutter scheint sich ausschliesslich um den etwas kleineren Knaben zu kümmern. Unwillkürlich kommt mir ein Vergleich zu den Kätzchen. Wie viel verspielter und neugieriger sind doch die zwei kleinen Weibchen mit Katzenschnupfen, deren Mutter sich liebevoll um sie kümmert. Die fünf Kleinen ohne Fürsorge sind rasch verkümmert, der Lebenswille scheint ihnen zu fehlen.
Der Papa gegenüber ist wirklich perfekt, was mich einzig stört, ist, dass ich mich etwas gedrängt fühle, mich mit seiner Tochter abzugeben. Wie immer in solchen Situationen flüchte ich auf  Deck. Stundenlang kann ich das Ufer, die wenigen winzige Auslegerboote, Schiffe kreuzen uns keine, beobachten und meine Gedanken fliegen lassen, das langweilt mich nie, ich finde es entspannend.

Halb zwölf, aufgestanden bin ich um 5:30, gegessen habe ich so viel, wie sonst in zwei Tagen und vor allem Junk. Zum Kaffee, der irgendwie leicht salzig schmeckte, war da noch Bouillon drin, doch warum nicht, esse ich eine süssliche frittierte Reiskugel mit Gewürzen, nicht schlecht, aber fettig. Anschliessend ein scharfer Kartoffelpuffer, später Chipsi na Kuku, wobei das gebratene Huhn gar nicht schlecht schmeckt, von den fetttriefenden durchs Salz hindurch süsslich schmeckenden Frites esse ich die Hälfte, den Rest versorge ich im Rücksack, man weiss ja nie, zwischendurch schüttelt sich der Schiffsrumpf etwas, ähnlich eigentlich, wie das Flugzeuge unter Windstössen machen. Unter dem IC ist es mir zu kalt, draussen ist es ruhiger, doch meine Nachbarin schreit in ihr Telefon. Der Verkäufer in der Economy Class verkauft nun unreife Mangos mit Salz und Chili, etwas Gesundes braucht es schliesslich auch noch, ich greife zu, alles sehr billig. Am Horizont unter flachen Gebirgszügen bereits weisse Streifen. Das sind die Sandstrände von Pemba.

Um 13 Uhr landen wir in Mkoani, dem einfachen Hafen von Pemba. Praktisch alle Passagiere verlassen das Schiff.

Lastwagen werden ein und ausgeladen, erst denke ich, vollkommen chaotisch, alles zur selben Zeit, warum warten die denn nicht, bis ausgeladen ist? Später merke ich, dass das ganze eine Ordnung hat. Rechts fahren leere Lastwagen hinein, die mit Waren aus dem Schiffsbauch beladen werden. Links fahren leere Lastwagen hinein, die nach Tanga wollen, denn was gibt es ausser Gewürznelken schon aus Pemba zu exportieren? Entladen wird hier vor allem Baumaterial. Pemba lebt vom Geld der vielen Auswanderer, Tourismus gibt es immer noch wenig.
Ich scheine gut eine halbe Stunde geschlafen zu haben, inzwischen ist das Schiff rings um mich wieder voll. 15 Uhr, fahrplanmässige Abfahrtszeit. Die Ladeklappe in den Schiffsbauch wird geschlossen, die Lastwagen, die darüber standen, kommen zurück, die mit Röhren und Säcken beladenen Lastwagen verlassen das Schiff, einzig die enge Rampe, über die die Laster um die Kurve aufs Schiff manövrieren müssen ist unprofessionell. Die letzten Laster müssen am tiefsten Punkt bereits durchs Wasser fahren, die Flut kommt herein und die Schiffsrampe wird hochgezogen, bereits spüre ich, dass die Schiffsmotoren  laufen. Nicht schlecht, gerade einmal mit 5 Minuten Verspätung legen wir ab.

Die Küste von Tanga ihn der Abendsonne
17:30 Land in Sicht, spätestens in einer Stunde müssten wir ankommen, die Reise ist lang. Nachdem es eine Weile selbst in der gekühlten 1.Klasse heiss wurde, sinkt die Sonne wieder, kein Schatten mehr, doch der Fahrtwind kühlt. Die Wellen treffen nun genau seitwärts auf den Schiffsrumpf auf, wir haben einen Seegang, der es schwierig macht, herum zu laufen.

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