Sonntag, 31. März 2019

25.März 2019, in Tanga


Es ist immer etwas unheimlich in der Nacht an einem fremden Ort anzukommen und keine Ahnung von der Umgebung zu haben. Die ungewohnten Geräusche. Die Afrika-Romane von Mankell  kommen mir in den Sinn.
Im ehemaligen Kolonialhaus von Sybille, auf einem kleinen Cliff 10km südlich von Tanga über dem Meer gelegen, kriege ich ein angenehmes Gästezimmer, doch es ist stickig heiss. Trotzdem schlafe ich rasch ein. Vielleicht half ja auch das Bier.

Die Küste vor Sybilles Haus


Zum Frühstück am Morgen gibt es selber gemachte Leberwurst, Sybille bleibt ein paar deutschen Gewohnheiten treu. Cristina, die Köchin, hat sogar gelernt Roggenbrot zu backen, das schmeckt erstaunlich gut. Der Nachschub von Roggenmehl sei ein Problem, meint Sybille, immer weniger Deutsche wohnten in der Gegend, in den Usambara Mountains wird das Getreide nicht mehr angebaut.

Am Abend erklärt mir Bruder Vincent, dass hier an der Küste vor der Revolution 1963 sehr viele Europäer Liegenschaften besessen hätten. Damals, als die Sisalindustrie noch blühte, war die Gegend sehr wohlhabend. - Doch, meint Father Vincent, für Sisal kriege man noch immer gutes Geld.  Es gäbe noch eine grosse schweizerische Sisalplantage in der Gegend. Und die Regierung versuche Kleinbauern zu unterstützen, damit sie wieder mit dem Anbau anfangen könnten, denn bis zur ersten Ernte brauche es ganze 6 Jahre. Die Missionsstation gleich neben Sybilles Grundstück, die hätten sie von irischen Mönchen übernehmen können. Der Orden sei ausgestorben, teilweise nach Europa zurück gekehrt. Heute würden sie auch Touristen beherbergen, 45’000.- tansanische Shilling koste das mit Vollpension, also fast nichts. Trotzdem hätten sie wenig Touristen, hauptsächlich Brüder, die sich erholen kämen, die natürlich gratis, und häufig auch grössere Versammlungen dort. Daneben übernehmen die Brothers - immer in ziviler Kleidung - auch den Taxidienst nach Tanga, gestern hat mich Bruder Nchimbi von der Fähe abgeholt. Man ist also vielseitig und vom Kirchlichen ist wenig zu spüren.


Father Vincent im Speisesaal des "Klosters", von dem wenig zu spüren ist.
Doch eigentlich bin ich ja wegen Sybille hier und ihrer grossen Sammlung an alten Kolonialbetten, die sie während der 40 Jahre, die sie bereits hier lebt, angesammelt hat. Den ganzen Tag durchforste ich das riesige Lager und wähle passende Kopf- und Fussteile, aus denen man Betten nach europäischen Massen zusammensetzen kann. Die originalen Betten sind zu kurz und mit maximal 1.2m Breite für unsere Verhältnisse auch zu schmal für Doppelbetten. - Eine anstrengende, aber auch sehr erfüllende Arbeit, ich freue mich auf das Resultat.


Sybille vor ihrem Kolonialbettenlager
Sybille, die Gründerin vom Chumbe Island Coral Parc, hat eine unerwartete Einladung vom Tourismusminister von Sansibar erhalten, und muss bereits am Mittag abreisen. Cristina, die Köchin bleibt hier und tagsüber assistiert mir Rama, der Gärtner. Doch ich fühle mich unwohl und gedrängt, wenn ich überlege und er dauernd neben mir steht. Ich gäbe eine schlechte Kolonialherrin ab, bin mir das Befehlen nicht gewohnt. Neben den Angestellten bleiben auch die zwei Hunde, Emma, ein cleveres schwarz-weiss geschecktes Weibchen und der etwas weniger intelligente Ussi, von Nyeussi, schwarz, ein Männchen, bei mir. Ob sie gute Wächter sind weiss ich nicht, sicherlich nicht schlechter als der Nachtwächter, doch jetzt kenne ich die Umgebung ja und Mankel belästigt mich nicht mehr in der Nacht.


Ussi, mein Wächter

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