Sonntag, 22. April 2012

Marsa Alam, den 19. April 2012











In Marsa Alam hat Mohammed ein Hotelzimmer in einem Ressort für mich gebucht, ich möchte am letzten Tag vom Hotelzimmer aus direkt an ein Korallenriff gelangen. Die Hotelanlage ist neu, der Garten erst am entstehen, das ganze relativ klein, mein  Zimmer durchaus okay. Von der grossen Terrasse sehe ich direkt auf das geschwungene Schwimmbad, dahinter als schmaler Streifen das Meer. Ich werde mit „Ciao“ begrüsst, die Gäste sind hier ausschliesslich Italiener, ein Blatt mit Essenszeiten wird mir in die Hand gedrückt. Einerseits die ägyptischen Zeiten - die sind früh - andererseits etwas, das sie „Marevero Time“ nennen, eine Stunde später, und damit Sommerzeit in Europa. Auf dass sich die Gäste ja nicht umgewöhnen müssen in ihren Ferien. Ich nehme an, im italienischen „all inclusive Packet“ ist selbst die Flugzeit in „Marvero“ angegeben, ein durchschnittlicher Gast merkt wohl nicht einmal, das Ägypten eigentlich anderes tickt. Ausser dass die Gäste ihre Uhren nicht umstellen müssen, hat dies den Vorteil, dass die Sonne nicht vor fünf Uhr morgens aufgeht sondern erst um sechs und nicht vor sechs Uhr untergeht, sondern erst um sieben. Das passt uns Europäern doch viel besser.

Ich gehe den Strand entlang auf die Suche nach einem Korallenriff. Das gibt es hier nicht, gut einen Kilometer wate ich durch das Wasser, an einem weiteren Hotelkomplex vorbei, drei Hotels, ein gemeinsamer riesiger mit Italienern gefüllter Strand, dicht and dicht gepackt liegt man da. Die Bambinis spielen im Sand, graben die Quallen mit ihren violetten Gedärmen in künstliche Seen, offensichtlich wissen sie noch nicht, was die Jungen in Al-Quseir wussten. Die haben die Quallen mit einem Stein auf der Ufermauer zerschlagen, eine Art violette, stark färbende Tinte floss aus den Tieren heraus und hat das Meer pink eingefärbt. Auf meine Frage, warum sie dies täten, wussten sie keine Antwort. Meinten hingegen „I love you“. Auch dies bringt der Tourismus mit sich.
Korallen also keine, einfach ein Sandstrand, sauberes Wasser und Sonne. Das offensichtlich reicht den Touristen hier. Deswegen sitzen sie 4 Stunden in ein Flugzeug. Ich werde nie verstehen, weshalb gerade die Italiener, die selber wirklich genug Strände haben, rings um den Globus dasselbe suchen.

In der Nacht erwache ich, heftiger Wind streicht um die Gemäuer, Türen und Fenster beginnen zu zittern, schlagen in den Rahmen, so gut sind die Gebäude hier nicht gebaut. Ich stopfe WC-Papier in die Spalten, bis das Geklapper endlich aufhört. Und begreife erst jetzt, was mir in Shalatein noch als neckische Exzentrik vorkam. Dort steckten zwischen Fenster und Rahmen ein paar weisse Baumwollhandschuhe, in einem zerschlagenen Fenster eine Zeitung. Erschien mir dies damals noch wie eine merkwürdige Verzweiflungstat, so verstehe ich jetzt: Bei einem Sandsturm macht das Sinn.
Ein brauner Morgen erwacht, immer noch stürmischer Wind, der Himmel farblos düster, wie von Nebel verhangen, hoffentlich wird mein Flug deshalb nicht abgesagt. Hier möchte ich auch ohne Sandsturm nicht länger bleiben.

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