Samstag, 21. April 2012

Al-Quseir, 11.April 2012







Der Jugendliche rechts neben mir ist nicht am Spielen, er schaut eine Sendung, eine Diskussion zwischen zwei Frauen, eine verschleiert, ernsthaft und würdig sprechend, predigend würde ich sagen, das ist aber ungewiss, denn der Junge benützt Kopfhörer, überhaupt ist es hier im Internet sehr ruhig, das war ganz anders in China. Auf der einen Seite also diese Verschleierte, auf der anderen Seite eine europäisch aussehende Frau ohne Schleier. Irgendwie sieht sie jämmerlich aus, hat sie geweint? Und spricht auch kaum. Gerne wüsste ich mehr über die Sendung.

Al-Quseir hat schlechte Karten, denn ausgerechnet jetzt, wo ich es besuche, werden im ganzen Ort die Kanalisationsrohre neu verlegt. Gräben überall, kaum ein Durchkommen auf dem eigentlich schönen Uferquai. Auch der ganze Verkehr rollt jetzt hier durch, in normalen Zeiten wäre der Ort sicherlich viel friedlicher. Unter den wenigen Palmen, die sich am Quai aneinander reihen, hat es schwarze Flecken auf dem Belag des Trottoirs. Zur Unkenntlichkeit zerdrückte Datteln. Wie Kaumgummi in Bern sieht das aus. Dass die niemand essen wollte?
Der Esel, dem ich heute die letzten bereits etwas vertrockneten Reste des Zuckerrohrs füttern will, schnuppert misstrauisch daran. Küstenesel wissen offensichtlich nicht, was Zuckerrohr ist. Schliesslich kaut er doch genüsslich langsam und lässt sich nicht im 
Geringsten hetzen von einem zweiten Stück, das ich ihm hinhalte.

Heute Nachmittag bin ich erstmals ins Rote Meer baden gegangen, in einem Diving Camp etwa 10 km nördlich von Al-Quseir. Sofort Korallen, da muss man überhaupt nicht hinaus schwimmen, die sind ganz wunderbar, farbenprächtig, viele Violett- und Blautöne, überhaupt diese Vielfalt, auch Fische extrem viele verschiedene und so grosse, wie ich das noch nirgendwo sonst gesehen habe. Traumhaft eigentlich. - Nur ist das Wasser so kalt, dass ich selbst mit dem Neoprenanzug kaum eine Viertel Stunde drin bleiben kann, keine 20 Grad warm. Und im Camp fühle ich mich wie eine Exotin. Deutsche und Schweizerinnen mit junger ägyptischer Begleitung. Auch Frauen mit Kindern alleine hier, das ist doch schon fast etwas penetrant. Mein Traum, die letzten Tage komfortabel in einem Ressort zu verbringen – dort wäre das allerdings nicht möglich, ich denke nicht, dass die ägyptische Männer hinein lassen – schwindet langsam. Ohne das Schnorcheln, was soll ich denn tun an solch einem Ort?



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