Das Bed & Breakfest „Senmut“ gehört einer Frau aus Zürich, mit einem Ägypter verheiratet – wie dies hier häufig der Fall ist. Deutsche viele, Engländerinnen, Amerikanerinnen. Das „Senmut“ ist günstig, geschmackvoll einfach eingerichtet und sauber. Und ruhig, einzig das entfernte Brummen der Nil-Kreuzfahrtschiffe dringt gedämpft vom Ostufer über den Nil. Sonst ab und zu eine Kuh oder ein Esel oder ein Huhn, die sich melden.
Am Morgen früh bin ich aufgebrochen um den Tempel „Medinat Habu“ des Ramses III. zu Fuss besichtigen zu gehen. Es wurde ein langer Spaziergang, der erste Teil durch Felder. Viel Getreide wird angebaut, Bananen ebenfalls, Zuckerrohr eben geerntet. Als Futter für die Tiere wird Luzerne in Monokultur angepflanzt. Nach gut einer Stunde Marsch und mit Umwegen kam ich am Fuss des Gebirges an. Vor den Tempelruinen sah ich eine Frau zusammengekauert auf einem Stein sitzen, eine Gruppe Schafe und Ziegen um sie herum. Eine alte Frau, denke ich und bin dann ganz erstaunt, als ein junges hübsches Mädchen den Kopf hebt und mir freundlich „Good morning“ wünscht. Bereits um sieben Uhr früh verschmilzt der Himmel fast mit den Hügeln, die Luft wirkt braun von Sand oder auch von Rauch.
Der Tempel ist erstaunlich gut erhalten, die Farben der Malereien sind noch so bunt, wie ich das vorher nirgendwo gesehen habe. Verwirrt bin ich etwas, dass der Pharao – nehme ich mindestens an, nicht ein Gott – eine blaue Hautfarbe hat. Wo doch unser Reiseleiter gesagt hat, Männer seien immer mit brauner Hautfarbe dargestellt worden, Frauen hingegen mit gelber. Und schockiert bin ich wieder einmal über die Zerstörungswut der Kopten, die den Göttern mit blindem Eifer die Köpfe weg gemeisselt haben. Auf einem Wandrelief wird ein Sieg des Pharaos festgehalten. Die Beamten zählen nach der Schlacht die abgehackten Hände der gegnerischen Opfer und auch etwas längliches, das von manchen Führern als Penisse interpretiert wird. Von anderen als Zungen.
Der Hotelangestellte meint, so viele Leute wollten nun Präsident werden, Schreiner, Elektriker, alles Leute, die man kaum kenne. Militär, das will er nicht nochmals wählen, davon hat er genug. Was bleibt, sind die Muslimbrüder, insbesondere ein Kandidat, der Jahre im Gefängnis verbracht habe zur Zeit Mubaraks. Und auch viel in Asien, in China herum gereist sei um zu lernen, weshalb diese Länder so erfolgreich seien. Der sei wenigstens ehrlich, habe bisher immer getan, was er versprochen habe. Und nein, natürlich keine Salafisten, das nicht, schliesslich lebe Ägypten zu einem grossen Teil vom Tourismus. Und von Einnahmen aus dem Suez-Kanal. Das Verhältnis zwischen Muslimen und Christen habe sich verbessert, meint er. Mindestens stelle ich fest, dass es sehr viele neue Koptische Kirchen gibt, die 20% Christen, die er erwähnt, finde ich eigentlich wahrscheinlicher, als die 10% in meinem Reiseführer.
38 Grad tagsüber, 22 in der Nacht lese ich im Weltmeteo für Luxor. Nun ist es selbst für mich ganz massiv heiss geworden. Nur noch morgens früh und gegen Abend getraue ich mich aus dem Haus. Und habe eben im Internet Zuflucht gesucht, denn dort ist es klimatisiert.
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