Ägypter
sind definitiv das Volk, mit dem man am einfachsten in Kontakt kommt. Sonst
kann ich mir das nur mit meinem Alter erklären, vielleicht wird es einfacher
mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Oder vielleicht wird man beim Reisen auch
geübter.
Gestern haben mir meine beiden Führer, Mohammed und Ahmed, einen Platz in einem Sammelbus gesichert, der direkt von Shalatein nach Assuan fuhr. Gegen zwei Uhr mittags gab es einen Minibus, der genügend Mitfahrer hatte, aber leider kein Benzin, denn der Benzinnotstand dauert an. Ein kleines Grüppchen von Mitfahrwilligen war bereits auf den Bodenmatten des Beduinenkaffees versammelt, trank Tee und rauchte Wasserpfeiffe. Mohammed meinte, das seien seriöse Leute, da müsse ich keine Angst haben, und machte mich mit einem älteren Mann bekannt, der mit seiner Frau zusammen reisen wollte. Die Frau war natürlich nicht da – ich hatte zu diesem Zeitpunkt immer noch keine Frau getroffen in Shalatein – sondern wartete Zuhause. Der Mann bot nun an, dass ich zu ihm nach Hause kommen könne und dort zusammen mit den Frauen auf das Fahrzeug warten. Das war ein tolles Angebot, war ich doch sowieso neugierig auf das Leben dieser stolzen hochgewachsenen Wüstenleute.
Wir fuhren zu einem eingeschossigen Haus am staubigen Rand von Shalatein. Wobei Shalatein - überhaupt die ganze Rotmeerküste - eigentlich immer und überall staubig ist. Eine schöne Türe, grün mit rot-weisser aufgemalter Lotosblume, überhaupt – werde ich rasch merken – wird in dem sehr einfachen Haus dekoriert und möglichst gemütlich gestaltet. Erst ein Hof, dann ein kleines Haus, ein Teil der Wände ist gemauert, der grösste Teil der Wände und das Dach bestehen aus dünnen Holzplatten. In dieser Gegend muss weder gegen Kälte noch vor Regen geschützt werden, einzig vor Sonne und dem manchmal sehr heftigen Wind. Zwei Betten stehen an einer Wand, ich werde gebeten, mich zu setzen, gegenüber ein Gaskochherd und ein Holzbüffet mit Glastüren, das Geschirr darin fein säuberlich aufgestellt. Offensichtlich der Stolz der Frau. Nachdem sie mir einen Kaffee gebraut hat, wäscht sie die Tasse sofort wieder ab und versorgt sie. Der Mann holt aus einem abgeschlossenen Raum – das muss das Schlafzimmer sein – einen Ventilator und baut ihn vor mich auf. Die beiden, sie mag um die 40 sein, er etwa 60, sind derartig süss zueinander und auch freundlich zu mir, dass ich sofort ein gutes Gefühl habe. Später werde ich in einen weiteren grossen Hof geführt und gegenüber auf den überdachten Sitzplatz, der mit einem Teppich ausgerüstet ist. Hier sind nochmals Frauen, viele, eine Frau mit arabischen Zügen und braunen etwas krausen, fast schon afrikanischen Haaren fällt mir auf. Das besondere ist ihr Blick. Wasserblaue eindrückliche Augen, ich kann den Blick kaum von ihr abwenden. Auch sie blickt mich interessiert an. Frauen und Kinder schwatzen, lachen viel, auch der Mann sitzt zu uns, spielt mit den Kindern. Mir scheinen hier alle - ausser den kleinen Knaben die sich gerade streiten - sehr zufrieden zu sein. Ich habe mir solch ein Harem etwas anders vorgestellt. Die Frau mit den wasserblauen Augen hat ein Kleinkind, das herum krabbelt, immer wieder von der Bodenmatte auf den staubigen Boden, zwischendurch packt sie es an einem Arm oder am Pullover, hebt es auf wie eine kleine Katze und zieht es zurück. Sie fragt mich, ob ich es wolle. Ich bedeute ihr, nein mitnehmen wolle ich das nicht. Sie lacht, hebt die Schultern, eine andere Frau übernimmt das weinende Mädchen. Irgendeinmal kommt dann noch eine jüngere Frau mit stark schwarzafrikanischen Zügen, Kraushaar ebenfalls, und setzt sich zu uns. Sie ist die einzige, die etwas Englisch spricht. Und keinen Schleier trägt. Wobei die übrigen Frauen das recht kokett tun, ihn manchmal wegnehmen, das scheint etwas ein Spielzeug. Sie sei die Tochter meines Gastgebers. Und nein, lacht sie und nun lachen alle, das seien nicht alles die Frauen des Vaters. Die schwarz gekleidete ältere Frau – immer noch eine schöne Frau, finde ich – sei die Mutter, nur zwei Frauen habe ihr Vater. So wie ich das verstehe, hat die Frau, die nach Assuan mitkommt, keine Kinder. Einen sehr guten Mann habe sie gefunden, Allah sei dank, bedeutet sie mir.
Von den übrigen Frauen ist mein Gastgeber der Onkel - oder der Vater - so genau verstehe ich das nicht, später kommen auch noch zwei junge Männer herein, die sich jedoch nicht zu uns setzen.
Gestern haben mir meine beiden Führer, Mohammed und Ahmed, einen Platz in einem Sammelbus gesichert, der direkt von Shalatein nach Assuan fuhr. Gegen zwei Uhr mittags gab es einen Minibus, der genügend Mitfahrer hatte, aber leider kein Benzin, denn der Benzinnotstand dauert an. Ein kleines Grüppchen von Mitfahrwilligen war bereits auf den Bodenmatten des Beduinenkaffees versammelt, trank Tee und rauchte Wasserpfeiffe. Mohammed meinte, das seien seriöse Leute, da müsse ich keine Angst haben, und machte mich mit einem älteren Mann bekannt, der mit seiner Frau zusammen reisen wollte. Die Frau war natürlich nicht da – ich hatte zu diesem Zeitpunkt immer noch keine Frau getroffen in Shalatein – sondern wartete Zuhause. Der Mann bot nun an, dass ich zu ihm nach Hause kommen könne und dort zusammen mit den Frauen auf das Fahrzeug warten. Das war ein tolles Angebot, war ich doch sowieso neugierig auf das Leben dieser stolzen hochgewachsenen Wüstenleute.
Wir fuhren zu einem eingeschossigen Haus am staubigen Rand von Shalatein. Wobei Shalatein - überhaupt die ganze Rotmeerküste - eigentlich immer und überall staubig ist. Eine schöne Türe, grün mit rot-weisser aufgemalter Lotosblume, überhaupt – werde ich rasch merken – wird in dem sehr einfachen Haus dekoriert und möglichst gemütlich gestaltet. Erst ein Hof, dann ein kleines Haus, ein Teil der Wände ist gemauert, der grösste Teil der Wände und das Dach bestehen aus dünnen Holzplatten. In dieser Gegend muss weder gegen Kälte noch vor Regen geschützt werden, einzig vor Sonne und dem manchmal sehr heftigen Wind. Zwei Betten stehen an einer Wand, ich werde gebeten, mich zu setzen, gegenüber ein Gaskochherd und ein Holzbüffet mit Glastüren, das Geschirr darin fein säuberlich aufgestellt. Offensichtlich der Stolz der Frau. Nachdem sie mir einen Kaffee gebraut hat, wäscht sie die Tasse sofort wieder ab und versorgt sie. Der Mann holt aus einem abgeschlossenen Raum – das muss das Schlafzimmer sein – einen Ventilator und baut ihn vor mich auf. Die beiden, sie mag um die 40 sein, er etwa 60, sind derartig süss zueinander und auch freundlich zu mir, dass ich sofort ein gutes Gefühl habe. Später werde ich in einen weiteren grossen Hof geführt und gegenüber auf den überdachten Sitzplatz, der mit einem Teppich ausgerüstet ist. Hier sind nochmals Frauen, viele, eine Frau mit arabischen Zügen und braunen etwas krausen, fast schon afrikanischen Haaren fällt mir auf. Das besondere ist ihr Blick. Wasserblaue eindrückliche Augen, ich kann den Blick kaum von ihr abwenden. Auch sie blickt mich interessiert an. Frauen und Kinder schwatzen, lachen viel, auch der Mann sitzt zu uns, spielt mit den Kindern. Mir scheinen hier alle - ausser den kleinen Knaben die sich gerade streiten - sehr zufrieden zu sein. Ich habe mir solch ein Harem etwas anders vorgestellt. Die Frau mit den wasserblauen Augen hat ein Kleinkind, das herum krabbelt, immer wieder von der Bodenmatte auf den staubigen Boden, zwischendurch packt sie es an einem Arm oder am Pullover, hebt es auf wie eine kleine Katze und zieht es zurück. Sie fragt mich, ob ich es wolle. Ich bedeute ihr, nein mitnehmen wolle ich das nicht. Sie lacht, hebt die Schultern, eine andere Frau übernimmt das weinende Mädchen. Irgendeinmal kommt dann noch eine jüngere Frau mit stark schwarzafrikanischen Zügen, Kraushaar ebenfalls, und setzt sich zu uns. Sie ist die einzige, die etwas Englisch spricht. Und keinen Schleier trägt. Wobei die übrigen Frauen das recht kokett tun, ihn manchmal wegnehmen, das scheint etwas ein Spielzeug. Sie sei die Tochter meines Gastgebers. Und nein, lacht sie und nun lachen alle, das seien nicht alles die Frauen des Vaters. Die schwarz gekleidete ältere Frau – immer noch eine schöne Frau, finde ich – sei die Mutter, nur zwei Frauen habe ihr Vater. So wie ich das verstehe, hat die Frau, die nach Assuan mitkommt, keine Kinder. Einen sehr guten Mann habe sie gefunden, Allah sei dank, bedeutet sie mir.
Von den übrigen Frauen ist mein Gastgeber der Onkel - oder der Vater - so genau verstehe ich das nicht, später kommen auch noch zwei junge Männer herein, die sich jedoch nicht zu uns setzen.
Die Sonne
ist bereits am sinken, als der Bus uns endlich abholen kommt. Bis alle
Passagiere irgendwo aufgeladen sind, wird sie untergegangen sein und als wir am
Militärposten von Shalatein anhalten müssen - hier hat es sehr viele Kontrollstellen, offensichtlich ist man sich auch heute noch nicht einig über die
Grenze zum Sudan - wird es bereits finster. Ich habe etwas Angst, dass das
nochmals eine lange Sache wird, als man meinen Pass sehen will. Doch ein junger
Soldat bringt ihn mir zurück und meint in bestem Englisch „always welcome
to Egypt, come back“. In der Dämmerung sehe ich am Horizont die schroffen
Bergzacken, die sich vor dem Abendhimmel noch lange abheben, wir fahren erst
140km nordwärts zum Militärflughafen Berenice, einem Sperrgebiet für Touristen.
Kurz danach biegt die Strasse ins Landesinnere ein, jetzt ist es finster, die
nächsten vier Stunden werden wir westwärts fahren. Der Sternenhimmel, die
vielen Tausend Sterne, die man in der Wüste sieht, praktisch kein Mond heute.
Ich döse etwas, Schlaglöcher zwischendurch, manchmal rumpelt es recht und weckt
mich wieder auf. Dann, kurz nach einer Verzweigung, nordwärts Richtung Edfu,
südwärts Richtung Assuan - das muss die Kreuzung sein, die mir beschrieben
worden ist – halten wir im Finsteren, ich sehe ein Haus, ein Gasthaus muss das
sein, keine Elektizität hier. Ich sage der Frau, dass ich auf die Toilette möchte, denn sonst,
befürchte ich, wird sie sitzen bleiben, wie das Frauen normalerweise tun, und
ich werde nicht in den Genuss des Sternenhimmels kommen.
Nach dem Toilettengang, sie begleitet mich, setze ich mich zu ihr in das Scheinwerferlicht des Autos. Der Mann bringt uns Frauen Tee und Bisquits. Zu den Männern gehen wir nicht.
Nach dem Toilettengang, sie begleitet mich, setze ich mich zu ihr in das Scheinwerferlicht des Autos. Der Mann bringt uns Frauen Tee und Bisquits. Zu den Männern gehen wir nicht.
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