Und
plötzlich bin ich mitten in der
Wüste, weit weg von allem, in Shalatein nahe an der sudanesischen Grenze.
Eigentlich wollte ich ja nur rund 60km südlich in ein Wadi, ein Wüstental, in
dem man in Beduinenzelten hätte übernachten können und so das Wüstengefühl kurz
erleben. Das Camp gibt es aber nicht mehr, der Tourismus ist eingebrochen, und
meine Führer zieht es sowieso viel weiter in den Süden. Nach einem kurzen
Exkurs ins Wasser - wieder wunderbare Korallen, doch heftigste Brandung und
Wind, leider nichts für mich – landen wir in dem 280km südlich gelegenen
Shalatein. Bekannt ist der Ort für seinen Kamelmarkt. Heute hatte es nur wenige
Tiere auf dem staubigen Platz, doch morgen sollen selbst aus Saudiarabien noch Kamele kommen, überhaupt ist Shalatein ein Handelsknoten zwischen dem Sudan und
Ägypten. Viele Lastwagenfahrer hat es hier, Touristen hingegen gelangen nur
selten soweit und dann meist in Gruppen. Im Moment bin ich nicht nur die
einzige Touristin, sondern – und vor allem – die einzige Frau in dem Ort. Nicht
einmal in einem Fensterrahmen habe ich ein Gesicht hervorblitzen sehen. Das
habe ich noch nirgendwo erlebt. Merkwürdigerweise haben diese Wüstenmänner mir
gegenüber dennoch eine Würde, sind weder abweisend noch aufdringlich, ich fühle
mich wohl hier. Gross gewachsene schlanke Figuren, verwitterte Gesichter, ein
paar geniale Opfer zum Portraitieren finde ich auch. Etwa den melancholisch
traurigen Kamelhändler, der an seiner Wasserpfeiffe saugt. Er habe einen Handel
nicht abschliessen können, weil ihm 2000 Pfund fehlten, erklärt mir Mohammed.
2000 Pfund sind rund 380 Franken. Ein Kamel kostet etwa 1800 Franken, das finde
ich einen stolzen Preis. In
Anbetracht dessen, dass die Männer 50 Kamele für mich geboten haben.
Scherzeshalber. Doch das wären immerhin rund 90'000 Franken. Und ein Haus am
Meer dazu.
Samstag, 21. April 2012
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