Man gewöhnt
sich an Orte. Und Menschen. Das Hotel Quseir – obwohl etwas gar schäbig, im
Gemeinschaftsbad ein Rinnsal, warmes Wasser habe ich noch nie gefunden,
fleckige Polster. Doch die schlichten hohen Zimmer und der Ausblick aufs Meer
machen das alles wett. Heute endlich, mit starkem Wind und Wellen, nimmt es die
schönsten Blautöne an. Dunkelblau allerdings, nie türkisfarben, wie ich das von
Sansibar her kenne. Wahrscheinlich wird das Wasser sofort sehr tief.
Nicht nur an das Hotel, auch den älteren Mann, der sich Dr.Badawy nennt, er
habe diesen Ehrentitel bekommen, weil er schon viele Touristinnen mit seinen
Massagen – bei einem Inder habe er das gelernt – geheilt habe, den vermisse
ich. Heute ist er seine Frau in Hurghada besuchen gegangen. Ich habe es
verpasst, mich von ihm zu verabschieden. Dabei war er wirklich immer sehr hilfreich
und freundlich. Gilbert, der Westschweizer ist heute früh auch abgereist, ich
fühle, dass auch für mich die Zeit gekommen ist.
An etwas
werde ich mich wohl nie richtig gewöhnen, das sind die Fliegen. Wie Fliegen hat
Mahmud immer gesagt, wie Fliegen seinen all diese fliegenden Händler, wir
sollten sie einfach nicht beachten. Kein Gespräch mit ihnen beginnen. – Das ist
wohl das Prinzip all dieser Ressorts hier an der Küste. Von hohen Mauern
umgeben, Supermarkt, Bank, alles ist vorhanden. Und des Abends ein Ausflug in
die Touristenshops.
Ich sitze neben der Strasse in einem kleinen Restaurant und esse Falafel. Und
schaue den vielen Touristenbussen zu, die durch die Strassen kurven. Häufig
sind die Vorhänge gezogen.
Fliegen
sind hier sehr präsent und lästig. Ignorieren müsse ich die, meint Gilbert, ein
bereits sehr ägyptengewohnter Mann. Je mehr man da herumschlage, sich wehre,
desto mehr kämen die. Einfach stillhalten. Und das Kitzeln als angenehm, statt
als Belästigung empfinden. - Es dauert wohl noch eine Weile, bis ich soweit
bin.
Nächstens
wird hier der Präsident gewählt. Das sieht man an den Wahlplakaten – hier
allerdings immer demselben – einem älteren Herr mit Bart. Ein Auto mit
Lautsprechern und hupendem Gefolge von Wagen und Motorrädern ist gestern mit
diesem Plakat durch den Ort gekurvt. - Kaum der Kandidat von Dr.Badawi. Der ist
für denjenigen vom Militär, der jetzt in der Übergangszeit regiert. In den hat
er am meisten Vertrauen.
Heute hat
es keine Kolonnen vor der Tankstelle. Offensichtlich hat es nun überhaupt kein
Benzin mehr. Und die Autos rollen trotzdem weiter, selbst dieser Benzinnotstand
bringt sie nicht zum Stillstand.
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