Um 5 Uhr
morgens müsse ich gehen, findet der Hotelangestellte, wenn ich den Bus um 7 Uhr
erreichen wolle. Einen Fährmann finde ich sofort. Zu Fuss gehe ich durch den
noch kühlen Morgen bis zum Bahnhof, den ich um halb sechs erreiche. Ich trinke
in der Strasse Kaffee und komme mit einem Mann ins Gespräch, der auf einem
Nilkreuzfahrtschiff arbeitet. Ja, die „Isis Amarante“, das sei ein schnelles
Schiff. Auch der Felukka-Kapitän gestern hat dies gesagt und die ganze
Besatzung damals sowieso, denn die Nilkapitäne lieben es, sich ihre Zeit mit
Rennen zu verkürzen. Merkwürdig finde ich das schon etwas, denn das Schiff
gehört nicht zu den neusten.
Warum ich denn kein Privattaxi nähme nach Al-Quseir, meint mein
Gesprächspartner? Ich antworte, weil ich keine Lust habe, einen Preis
auszufeilschen und hier sowieso immer übers Ohr gehauen werde. Wie viel ich
denn bezahlen wolle? 200 Pfund. Der Mann verschwindet auf dem Bahnhofplatz. Als
er zurückkommt, meint er, nein, für 200 mache das niemand, für 300 wäre
möglich. Immerhin sind es hin und zurück 600km, die gebotenen 40 Franken waren
wenig, vor allem jetzt, wo es Probleme mit dem Benzin gibt. Also gut, sage ich,
halt 300. Ein klapperiger Peugot mit zwei Fahrern erscheint. Ob ich denn in die
zwei Vertrauen haben könne, gute Fahrer und so? Doch, doch, Freunde, kein
Problem, ich verabschiede mich. Und werde später erfahren, dass mein
Gesprächspartner die beiden gar nicht gekannt hat.
So richtig
gut fühle ich mich nicht in dem Wagen. Laute arabische Musik plärrt aus den
Lautsprechern in meinem Rücken, bei der ersten Tankstelle fahren wir vorbei,
müsste schon reichen, das Benzin, auf meine Frage, ob sie denn genug hätten
durch die Wüste. Erst fahren wir das Niltal hinunter, stark besiedelt, viel
Verkehr. Auffällig sind die vielen Strassenlampen, die auch über Land die
Fahrbahn säumen. Stromsparen, das scheint hier ein Fremdwort zu sein. Unterwegs
immer wieder Herumfragen nach Benzinpreisen und Tankstellen, die Antworten sind
negativ. Wir biegen ab in die Wüste, es wird einsam, doch die Strasse bleibt
gut und wir sind nicht ganz alleine, immer wieder Fahrzeuge, ich sage mir,
falls wir stecken bleiben, komme ich schon irgendwie weiter. Wohl ist mir nicht
wirklich, denn die beiden Typen machen andauernd anzügliche Bemerkungen und ich
muss immer wieder grob werden, damit sie begreifen.
Die Wüste,
eine Steinwüste, keine Sanddünen, hat zusammen mit meiner Fahrgelegenheit etwas
vollkommen Unwirkliches. Der Fahrtwind ist um 10 Uhr morgens bereits derartig
heiss, dass man das Gefühl hat, er entweiche einer Backofentür. Dornengestrüpp
manchmal in den Senken und zwischendurch immer wieder Gebüsch, das erstaunlich
grün leuchtet. Ab und zu auch Gebäuderuinen mitten im Nichts. Sind das
verfallene Häuser oder solche, die nie fertig gestellt wurden? Spuren von
Bergarbeiten, Kratzer, Wunden in der Landschaft, Phosphat soll hier abgebaut
werden, auch sonst an Mineralien reich soll die Gegend sein. In einer Kurve ein
umgekippter Lastenzug mit Anhänger. Im Schatten des Gefährts schläft ein Mann.
Nach rund drei Stunden Fahrt schliesslich ein Polizeiposten, wir erreichen Al-Quseir. Der Fahrer muss aussteigen, etwas mit den Papieren sei nicht in Ordnung, nein, ich solle sitzen bleiben. Als die beiden zurückkommen, meinen sie, 50 Pfund hätten sie bezahlen müssen um weiter fahren zu können. – Ob ich das gesehen habe, fragt mich später der Besitzer des Hotels „Quseir“? Die brächten das immer.
Im Ort angekommen stelle ich fest, dass die beiden keine Ahnung von der Stadt haben, obwohl sie das Gegenteil behaupten. Dreimal sind wir insgesamt am Hotel vorbei gefahren ohne dass sie es bemerkt hätten. Hunger, finden die beiden, den habe ich auch langsam, es geht gegen Mittag, ich habe nichts dagegen, mit ihnen etwas essen zu gehen. Sie bestellen gewaltig, Krebssuppe, dann Fisch. Die beiden essen nicht die Hälfte der Speisen, der Preis ist hoch, ich werde wütend, diese Verschwendung. - Normal sei das hier, wird mir später der Westschweizer sagen, der im selben Hotel wohnt. Die Leute würden immer einen grossen Teil der Speisen übrig lassen, denn der sei für die Frauen und Kinder bestimmt.
Endlich kommen wir doch noch im Hotel an. Die beiden finden nun 300 Pfund sei zu wenig, der Benzinpreis, die Busse, das gehe doch nicht. Ich bin zwar nicht zufrieden, denn überlegen, ob sich die Fahrt für 300 Pfund lohne, das hätten sie ja vorher machen können. Schimpfend rücke ich dann nochmals Geld heraus, insgesamt hat mich die Fahrt schliesslich 500 Pfund gekostet. Ich beschliesse, zukünftig nur noch mit öffentlichen Bussen zu fahren. Die waren bisher zuverlässig und billig.
Nach rund drei Stunden Fahrt schliesslich ein Polizeiposten, wir erreichen Al-Quseir. Der Fahrer muss aussteigen, etwas mit den Papieren sei nicht in Ordnung, nein, ich solle sitzen bleiben. Als die beiden zurückkommen, meinen sie, 50 Pfund hätten sie bezahlen müssen um weiter fahren zu können. – Ob ich das gesehen habe, fragt mich später der Besitzer des Hotels „Quseir“? Die brächten das immer.
Im Ort angekommen stelle ich fest, dass die beiden keine Ahnung von der Stadt haben, obwohl sie das Gegenteil behaupten. Dreimal sind wir insgesamt am Hotel vorbei gefahren ohne dass sie es bemerkt hätten. Hunger, finden die beiden, den habe ich auch langsam, es geht gegen Mittag, ich habe nichts dagegen, mit ihnen etwas essen zu gehen. Sie bestellen gewaltig, Krebssuppe, dann Fisch. Die beiden essen nicht die Hälfte der Speisen, der Preis ist hoch, ich werde wütend, diese Verschwendung. - Normal sei das hier, wird mir später der Westschweizer sagen, der im selben Hotel wohnt. Die Leute würden immer einen grossen Teil der Speisen übrig lassen, denn der sei für die Frauen und Kinder bestimmt.
Endlich kommen wir doch noch im Hotel an. Die beiden finden nun 300 Pfund sei zu wenig, der Benzinpreis, die Busse, das gehe doch nicht. Ich bin zwar nicht zufrieden, denn überlegen, ob sich die Fahrt für 300 Pfund lohne, das hätten sie ja vorher machen können. Schimpfend rücke ich dann nochmals Geld heraus, insgesamt hat mich die Fahrt schliesslich 500 Pfund gekostet. Ich beschliesse, zukünftig nur noch mit öffentlichen Bussen zu fahren. Die waren bisher zuverlässig und billig.
Das
Unwirkliche des Tages geht weiter. Ich stelle fest, dass ich meinen Pass im
Hotel in Luxor nicht zurückbekommen habe. Sofort erklärt sich der ältere Mann
an der Rezeption bereit, ihn holen zu gehen. Er kenne den Mann in Luxor,
Familie. Das ist kein schlechtes Angebot, mich würde das wieder ein Vermögen
kosten. Oder zwei Reisetage im Bus. Er meint, er könne die Fahrt hin und zurück
für 200 Pfund machen mit dem Taxi. Beunruhigt bin ich trotzdem etwas. Bisher
war selten etwas gratis und ohne Hintergedanken in Ägypten. Viel hilft es mir
nicht, dass ich hier immer erzähle, dass ich einen Mann habe und ein Foto von
Ali vor den Pyramiden zeige.
Mutig sei ich, findet der Mann aus dem Welschland, in Ägypten alleine herum zu reisen als Frau. Er lebt schon seit Jahren im Sinai, in Dahab nördlich von Sharm-el-Sheich. Frühpensioniert, meint er, spricht Arabisch und war bereits vorher sehr viel in Ägypten herum gereist. Wieder einmal unterwegs ins Niltal. Ein Reisevogel wie ich, wir verbringen den Abend zusammen und stellen fest, dass wir ganz ähnlich funktionieren. Zuschauer werden beim Reisen, eintauchen ins Wundersame.
Mutig sei ich, findet der Mann aus dem Welschland, in Ägypten alleine herum zu reisen als Frau. Er lebt schon seit Jahren im Sinai, in Dahab nördlich von Sharm-el-Sheich. Frühpensioniert, meint er, spricht Arabisch und war bereits vorher sehr viel in Ägypten herum gereist. Wieder einmal unterwegs ins Niltal. Ein Reisevogel wie ich, wir verbringen den Abend zusammen und stellen fest, dass wir ganz ähnlich funktionieren. Zuschauer werden beim Reisen, eintauchen ins Wundersame.
Al-Quseir
selber schockiert mich mit seiner vegetationslosen Kargheit und türkisblau ist
das rauschende Meer vor dem Fenster auch nicht. Doch die Palme gefällt mir, der
Ausblick, die Einrichtung des alten Hotels. Einzig die mangelnde Sauberkeit
stört mich, da scheine ich typisch Frau zu sein. Denn der Mann aus dem
Welschland hat nichts davon bemerkt und der Hotelbesitzer meint zu mir, er habe
es gerne sauber. Trotzdem, ich finde, dass der ausserordentlich hübsche junge
Mann, der hier die Zimmer macht, wohl anderes besser kann als putzen.
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