Dienstag, 17. April 2012

Luxor, den 5.April 2012









Marhaba heisst auf Arabisch willkommen und willkommen geheissen wird man wirklich im Marhaba Hotel in Assuan vom Generalmanager Ismail, einem älteren Herrn, immer korrekt westlich in grauen Anzug gekleidet, ein sehr freundlicher Herr, der vieles wettmacht.

Denn die besten Zeiten des Hotels sind vorbei. Die schweren und schwülstigen Vorhänge, das Hotel wurde für den arabischen Geschmack gestaltet, sind stellenweise heruntergerissen, viele Glühbirnen fehlen, das Wasser tröpfelt zwar heiss, jedoch vollkommen ohne Druck aus der Leitung. Und es ist lärmig. Wie überall in Assuan. Im Frühstücksaal gibt es Unterhaltungsmusik, unauffällig gedämpft, das besondere daran ist fröhliches Vogelgezwitscher, das gleichzeitig aus den Lautsprechern dringt. Beides zusammen schafft es gerade, den tosenden Verkehr auf der Corniche, der Uferstrasse jenseits des keinen Parks zu einem gezügelten Rauschen zu dimmen.

Shukran, Rhamadan, Danke, sage ich einem Nubier mit eben diesem Namen. Er hat mich am Morgen am Westufer von Assuan in dem nubischen Dorf herumgeführt. Kein aufdringlicher Verkäufer, der mich zu einem Kamelritt oder einer Feluccafahrt überreden wollte. Er führte mich einfach in seinem Ort herum, das grüne Nilufer, Esel und Kamele, Büffel und Kühe, plötzlich ist alles ländlich und vom gegenüberliegenden Ufer dringt der Lärm von Assuan nur noch gedämpft herüber. Wir gehen Tee trinken in einem Kaffee, in das ich mich kaum alleine hinein getraut hätte, später führt er mich in sein Familienhaus zu den Eltern. Die begrüssen wir kurz, dann werde ich in den kleinen Gastraum gebracht, mit Tonnengewölbe, blau gestrichen, drinnen ist es erstaunlich kühl und gemütlich. Der Fernseher wird sofort angestellt, dann Ananassaft serviert, ich denke, der ist aus der Dose, später eine Mahlzeit serviert, die ich nicht ablehnen kann obwohl ich vom Frühstück noch ganz voll gefressen bin. Fladenbrot, Reis und diese grüne, schleimige Suppe, von der ich im Reiseführer gelesen habe. Gar nicht so schlecht - wenn man vom Aussehen absieht. Und die Omelette mit einer Art Gröibi, knusprigen ausgelassenen Fettstücken drin, die ist sogar exzellent.

Der Rhamadan ist freundlich, auch humorvoll, zündet sich immer wieder mal einen Joint an und will dann schliesslich eigentlich am liebsten mich. Denn ältere Frauen, das seien die besten Liebhaberinnen. Da ich ihm bereits von meinem muslimischen Mann berichtet habe und ihm auch noch ein Foto von Ali vor den Pyramiden gezeigt habe zur Bekräftigung, hat er jedoch Respekt. Versucht zwar hartnäckig, akzeptiert aber auch ein nein.

Zurück im lärmigen Assuan hilft mir der Portier ein Zugticket nach Luxor zu kaufen. 280 Pfund verdiene er im Hotel. Ob ich mir vorstellen könne, wie man da mit einer Familie überleben solle? Das sind rund 55 Dollar und damit deutlich weniger als das, was unser Reiseführer Mahmud als normales Einkommen angab. Für die Fähre ans Westufer habe ich 5 Pfund bezahlt, 1 Pfund wäre der Preis, erklärt mir der deutsche Archäologe, der auch mitfährt. Seit der Revolution arbeite er als Reiseführer, kein Geld mehr für archäologische Grabungen. - Kareem, mein Busnachbar gestern, hatte folgende Erklärung zu den Preisen. Da er manchmal nur einmal pro Woche etwas verkaufe, müsse das so teuer sein, dass er davon leben könne. So kann man es auch sehen.
Vor dem Bahnhof wird demonstriert, Benzinknappheit, das habe ich gestern bereits gesehen, eine Wagenschlange von 2km vor den Tankstellen, die Leute sind nicht zufrieden. Aber ob man das politische Wirren nennen kann? Irgendwie hoffen alle auf den neuen Präsidenten, der im Mai gewählt werden soll. Der soll das richten.

Zum Sonnenuntergang gehe ich ins „Old Cataract“ Hotel. Wirklich ein wunderbarer Ort, diese Terrasse über dem Nil, etwas flussaufwärts und ruhig gelegen. Manche Touristen kommen wie ich nur auf einen Drink in das historische fünfstern Hotel. Aus Neugierde, denn hier soll Agatha Cristie geschrieben haben. - Hier würde ich auch gerne schreiben.
Darauf gehe ich ins nubische Museum, das diese Kultur in Erinnerung behalten soll. Auffallen tun mir in dem schönen modernen Gebäude, dass im Neolithikum, vor 6000 Jahren, die Wandmalereien unseren Tierzeichnungen der Steinzeitmenschen extrem ähnlich sind. Einzig Giraffen kommen häufig vor und die gibt es bei uns nicht. Aus späterer Zeit, die Pharaonen haben auch die nubische Kultur beeinflusst, dann eine Steinbüste, mit einem ganz erstaunlichen Lächeln, selbst nach tausenden von Jahren. Das macht auch mich glücklich, dieses zufriedene Gesicht.

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