Mit Ali zusammen spiele ich nun etwas Tourist, viele Fotos, wenig Text, man teilt ja seine Beobachtungen, seine Gedanken, beim Reisen zu zweit. Das Bedürfnis zu schreiben wird geringer. Vielleicht beobachtet man auch schlechter, das „Zuschauergefühl“, das ich normalerweise so schätze, wenn ich unterwegs bin, entfällt. Aber doch, Ali ist durchaus ein guter Reisebegleiter, interessiert. Da war ich nicht so sicher. Moddy hat ganz erstaunlich wenig Interesse für Neues gezeigt in der Schweiz, das hat mich enttäuscht.
Ali interessiert sich sehr für die Kultur der Pharaonen – obwohl er sie natürlich für Fehlgeleitete hält, für Ungläubige. Schade sei das, bei dieser so hoch entwickelten Kultur, das stehe auch im Koran, die Pharaonen würden häufig erwähnt. Ali interessiert sich insbesondere dafür, welcher Pharao wohl zur Zeit von Moses regiert habe, denn Moses ist auch im Koran eine wichtige Figur. Er erhält von verschiedenen Reiseführern unterschiedliche Antworten, Ramses II., der wohl mächtigste Pharao wird erwähnt, aber auch andere, die von ihren Ehefrauen keine Nachkommen erhalten haben. Häufig wurde dies durch die Nachkommen des Harems kompensiert. Legitim war das allerdings nicht, weshalb man sie dann wenn möglich mit einer leiblichen Tochter der Ehefrau verheiratet hat. – Ali war nicht sehr glücklich über die unterschiedlichen Antworten. Und will immer noch nicht verstehen, dass man Geschichte, die Geschichte der alten Ägypter, die sie selber peinlich genau hinterlassen haben, schwer mit dem Glauben, mit Legenden verknüpfen kann.
In Gizeh bringt uns unser Taxichauffeur in einen Stall mit Pferden und Dromedaren. Unbequem die Pyramiden zu Fuss zu besichtigen, zu weit weg, meint er. Der Ali, der zwar etwas Angst vor Pferden und Dromedaren hat, findet das eine gute Idee, dann lange Spaziergänge in der Hitze sind nicht seine Sache. Deshalb mieten wir Kamele und nähern uns den Pyramiden langsam über eine Sanddünen. Um später festzustellen, dass man problemlos bis praktisch zu den Pyramiden hinauf hätte fahren können. Aber so hätte der Kamelbesitzer seinen teuren Ausflug nicht verkaufen können und unser Taxifahrer seine Prozente nicht abgekriegt.
Gizeh beeindruckt mich wenig, der Touristenrummel ist auch jetzt, wo man klagt, dass keine Touristen da seien gewaltig, die Verkäufer überall sind extrem aufdringlich, hier hat der Tourismus wirklich alles verdorben. – Viel besser hat mir am Morgen das Ruinenfeld von Saqqara gefallen. Die älteste Pyramide von Ägypten steht hier, noch in Stufen erbaut. Beeindruckt haben mich vor allem die Grabkammern mit Reliefzeichnungen aus dem Alltag des Lebens am Nil.
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