Wimpel der Oppositionspartei...
...auch auf dem Platz unten bei unserem Haus
Jaws Corner an meinem ersten Abend in Sansibar. Eine
Menschenmenge, alles Männer natürlich. Ich zögere etwas, ob ich da hindurchgehen
solle oder den Platz besser meiden. Eine Demonstration, aufbrausende Gefühle?
Doch nein, Fussball läuft am Fernseher. Das zieht immer viele Leute an.
Vor rund einem Monat waren Wahlen. Das Resultat der
Abstimmung hat dem bisherigen Präsidenten nicht gepasst, die Wahlresultate von
Sansibar wurden kurzerhand annulliert . Anfangs gab es Widerstand in der
Bevölkerung, ein paar Demonstrationen, doch das sehr präsente Militär hat die
Unruhen im Keim erstickt. Nun spürt man eigentlich kaum mehr etwas davon. Die
Leute behaupten einzig, das Geschäft laufe schlecht, wegen dieser Ungewissheit
mit den Wahlen. Die Touristen würden sich nicht mehr getrauen, auf die Insel zu
kommen. Und Mody hat Pech mit seinen chinesischen Arbeitgebern von Huawei. Die
hätten bei den Wahlen kräftig Geld für den jetzigen Präsidenten gesponsert,
denn die wollten ja weiterhin Aufträge vom Staat. Nun jedoch, wo es gar keinen
gewählten Präsidenten gäbe, man auf Neuwahlen warten müsse und nicht wisse,
wann die kommen würden, da hätten die Chinesen ihre Geschäfte hier eingefroren.
- Geblieben vom ganzen Wahlkarussell sind einzig ein paar Wahlplakate - es gab
nur zwei Kandidaten, Regierungspartei oder Opposition - und die Wimpel, die man
vorausschauend auf öffentlichen Plätzen bereits für das Fest aufgehängt hat.
Weiss-blau-rot für die Opposition, etwa im Jaws Corner, dem traditionellen
Treffpunkt der Opposition CUF, von dem ich oben gesprochen habe. CCM, die Regierungspartei,
hat Wimpel in den Farben von Tansania, dem Festland, gelb und grün. Auch diese
Farben sieht man zerstreut, jedoch deutlich weniger häufig. Das ist auch
logisch, die verfallende Altstadt war bei den Einheimischen nicht beliebt. Hier
haben sich die Bewohner von Pemba, der zu Sansibar gehörenden weniger
entwickelten Geschwisterinsel angesiedelt. Die Leute von Pemba - auch Salum
gehört dazu - sind Anhänger der Oppositionspartei. Wie das Verhältnis auf dem
Rest der Insel ist, kann ich nicht beurteilen. Doch eigentlich staune ich schon immer wieder,
wie einfach man hier den Willen der Bevölkerung übergehen kann.
Das erinnert mich an die versteckte Kamera, die im Kenyan
Airways Flug gezeigt wurde. Eine afrikanische Kopie dieses Fernsehformates. Der
Humor der Afrikaner, das war schon krass, ist ziemlich unterschiedlich von dem
unsrigen. Da wurde ein Video gezeigt, in dem ein grimmiger Mann mit Peitsche Leute
auf einer Parkbank anschreit und auffordert, sich auf den Boden zu legen, da
sie nun bestraft werden müssten. Praktisch ohne Widerspruch oder Zögern haben
dies die meisten Männer gemacht. Für uns Weisse peinlich, nicht lustig, das
erinnert an Sklavenzeiten. - Eine Szene
auch mit einem Dieb und einem Polizisten. Die Leute beobachten, wie der Mann
stielt, das ist offensichtlich, doch als ein Polizist kommt, tun alle so, als
ob sie von nichts wüssten oder geben dem Polizisten sogar eine falsche Richtung
an. - Dann ein Mann mit Anzugsjacke und Krawatte, aber in Unterhosen. Wenn
nicht peinlich, so doch zumindest merkwürdig. Doch alle Anwesenden versuchen
peinlichst, an ihm vorbei zu schauen.
Nichts zu sehen. Nicht in etwas hinein gezogen zu werden. Eine letzte Sequenz
hat auch mich zum Lachen gebracht. Ein Mann mit sehr plumper Totenkopfmaske, da
sieht man besseres an der Fasnacht, kommt in der Nacht hinter einem Baum
hervor. Voller Angst rennen alle davon.
Ob die Afrikaner diese versteckte Kamera überhaupt lustig finden, darüber bin ich mir nicht ganz im Klaren, denn normalerweise kann ich mit ihnen sehr gut scherzen, wir haben einen ähnlichen Humor. Doch über die Afrikanische Seele, über die sagen diese kurzen Sequenzen schon etwas aus.
Ob die Afrikaner diese versteckte Kamera überhaupt lustig finden, darüber bin ich mir nicht ganz im Klaren, denn normalerweise kann ich mit ihnen sehr gut scherzen, wir haben einen ähnlichen Humor. Doch über die Afrikanische Seele, über die sagen diese kurzen Sequenzen schon etwas aus.
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