Mittwoch, 9. Dezember 2015

Jaws Corner, Wahlen und Humor



Wimpel der Oppositionspartei...


...auch auf dem Platz unten bei unserem Haus

Jaws Corner an meinem ersten Abend in Sansibar. Eine Menschenmenge, alles Männer natürlich. Ich zögere etwas, ob ich da hindurchgehen solle oder den Platz besser meiden. Eine Demonstration, aufbrausende Gefühle? Doch nein, Fussball läuft am Fernseher. Das zieht immer viele Leute an.

Vor rund einem Monat waren Wahlen. Das Resultat der Abstimmung hat dem bisherigen Präsidenten nicht gepasst, die Wahlresultate von Sansibar wurden kurzerhand annulliert . Anfangs gab es Widerstand in der Bevölkerung, ein paar Demonstrationen, doch das sehr präsente Militär hat die Unruhen im Keim erstickt. Nun spürt man eigentlich kaum mehr etwas davon. Die Leute behaupten einzig, das Geschäft laufe schlecht, wegen dieser Ungewissheit mit den Wahlen. Die Touristen würden sich nicht mehr getrauen, auf die Insel zu kommen. Und Mody hat Pech mit seinen chinesischen Arbeitgebern von Huawei. Die hätten bei den Wahlen kräftig Geld für den jetzigen Präsidenten gesponsert, denn die wollten ja weiterhin Aufträge vom Staat. Nun jedoch, wo es gar keinen gewählten Präsidenten gäbe, man auf Neuwahlen warten müsse und nicht wisse, wann die kommen würden, da hätten die Chinesen ihre Geschäfte hier eingefroren. - Geblieben vom ganzen Wahlkarussell sind einzig ein paar Wahlplakate - es gab nur zwei Kandidaten, Regierungspartei oder Opposition - und die Wimpel, die man vorausschauend auf öffentlichen Plätzen bereits für das Fest aufgehängt hat. Weiss-blau-rot für die Opposition, etwa im Jaws Corner, dem traditionellen Treffpunkt der Opposition CUF, von dem ich oben gesprochen habe. CCM, die Regierungspartei, hat Wimpel in den Farben von Tansania, dem Festland, gelb und grün. Auch diese Farben sieht man zerstreut, jedoch deutlich weniger häufig. Das ist auch logisch, die verfallende Altstadt war bei den Einheimischen nicht beliebt. Hier haben sich die Bewohner von Pemba, der zu Sansibar gehörenden weniger entwickelten Geschwisterinsel angesiedelt. Die Leute von Pemba - auch Salum gehört dazu - sind Anhänger der Oppositionspartei. Wie das Verhältnis auf dem Rest der Insel ist, kann ich nicht beurteilen.  Doch eigentlich staune ich schon immer wieder, wie einfach man hier den Willen der Bevölkerung übergehen kann.


Das erinnert mich an die versteckte Kamera, die im Kenyan Airways Flug gezeigt wurde. Eine afrikanische Kopie dieses Fernsehformates. Der Humor der Afrikaner, das war schon krass, ist ziemlich unterschiedlich von dem unsrigen. Da wurde ein Video gezeigt, in dem ein grimmiger Mann mit Peitsche Leute auf einer Parkbank anschreit und auffordert, sich auf den Boden zu legen, da sie nun bestraft werden müssten. Praktisch ohne Widerspruch oder Zögern haben dies die meisten Männer gemacht. Für uns Weisse peinlich, nicht lustig, das erinnert an Sklavenzeiten. -  Eine Szene auch mit einem Dieb und einem Polizisten. Die Leute beobachten, wie der Mann stielt, das ist offensichtlich, doch als ein Polizist kommt, tun alle so, als ob sie von nichts wüssten oder geben dem Polizisten sogar eine falsche Richtung an. - Dann ein Mann mit Anzugsjacke und Krawatte, aber in Unterhosen. Wenn nicht peinlich, so doch zumindest merkwürdig. Doch alle Anwesenden versuchen peinlichst,  an ihm vorbei zu schauen. Nichts zu sehen. Nicht in etwas hinein gezogen zu werden. Eine letzte Sequenz hat auch mich zum Lachen gebracht. Ein Mann mit sehr plumper Totenkopfmaske, da sieht man besseres an der Fasnacht, kommt in der Nacht hinter einem Baum hervor. Voller Angst rennen alle davon.
Ob die Afrikaner diese versteckte Kamera überhaupt lustig finden, darüber bin ich mir nicht ganz im Klaren, denn normalerweise kann ich mit ihnen sehr gut scherzen, wir haben einen ähnlichen Humor. Doch über die Afrikanische Seele, über die sagen diese kurzen Sequenzen schon etwas aus.

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