Sharifa, meine Hennapainterin, sitzt nicht mehr in ihrem Laden.
Nun doch verheiratet? Sie meinte im Frühling, sie glaube, sie werde
bald heiraten. Ob sie verliebt sei? Nein, einfach so ein Gefühl.
Nach der Sitzung im Lukmaan,
es ging um die Preisgestaltung und den Einsatz der einzelnen Köche und
Köchinnen, fragt Franziska Agba, die Besitzerin des Lokals des Kiponda Lukmaan,
der vom Lukmaan betrieben wird, unvermittelt, wie denn das so sei, als eine von
drei Frauen eines Mannes. Agba, die
zweite Frau eines reichen und einflussreichen Wirtschaftsanwaltes, findet das
kein Problem. Vielleicht in den ersten paar Tagen, nachdem ihr Mann eine dritte
Frau genommen habe, aber da gewöhne man sich rasch daran. Ihr Mann habe nun
insgesamt 16 Kinder, sie selber habe mit ihm deren vier, er kümmere sich um diese
Kinder, die würden alle zusammen zur Schule gehen und seien Freunde. Und der
Mann schaue täglich einmal kurz herein. Bei allen drei Haushalten? Ja doch.
Neben den zwei Gebeten allabendlich und der strengen Arbeit. Und je zwei Tage
pro Woche sei er bei einer der Frauen. - Das sei auch angenehm. Wenn er komme,
freue sie sich und wenn er weg sei, dann geniesse sie ihre Freiheit. So sei
ihre Gesellschaft, man sei sich das gewohnt, sie habe da keine Probleme. Für
eine Frau sei es auf alle Fälle besser verheiratet zu sein. Es gäbe keine
Alternative dazu, allein selbstständig leben, das sei in ihrer Gesellschaft
unmöglich. Eine geschiedene oder verwitwete Frau gehe wieder zu ihren Eltern
zurück, allenfalls zu Brüdern, denn die männlichen Mitglieder der Familie, die
seinen dafür verantwortlich, für den weiblichen Teil zu sorgen. Aber das sei
dann natürlich nicht immer einfach, man bevorzuge einen eigenen Haushalt.
Überhaupt ist ja das Leben
zwischen der Männer- und der Frauengesellschaft gänzlich getrennt. Man sieht
selten ganze Familien herumspazieren. Männergrüppchen – jetzt aber immer
häufiger auch Frauengrüppchen - sind unterwegs, in dem Sinne haben sich die
Frauen schon emanzipiert.
Asfia und Mgeni im Ausgang
Ich sage zu Salum, er sitzt
auch bei uns, dass ich denke, dass Asfia einmal anders leben wird. Dass sie
sich ihren Mann selber auswählen wird, denn wir sprechen auch über Verliebtheit.
Man müsse sich mögen, das schon, man werde sich zuerst vorgestellt und könne
ablehnen. So entsteht bestenfalls - aber nach meiner Erfahrung hier eben
doch häufig – nach einer gewissen Zeit Liebe. Ohne vorheriges Verliebtsein.
Salum meint, ja das sei schon möglich, dieser Wandel, der beginne im Nahen Osten bereits. Wir sind uns einig, dass dies wohl vor allem mit den wirtschaftlichen Bedingungen zu tun hat. - Aber ja, er als Vater, er wünsche sich das natürlich nicht unbedingt. Ich denke, dass gar mancher Vater auch bei uns in der Schweiz etwas Mühe hat, seine Tochter an einen Mann abzugeben, den er nicht mitbestimmen kann.
Salum meint, ja das sei schon möglich, dieser Wandel, der beginne im Nahen Osten bereits. Wir sind uns einig, dass dies wohl vor allem mit den wirtschaftlichen Bedingungen zu tun hat. - Aber ja, er als Vater, er wünsche sich das natürlich nicht unbedingt. Ich denke, dass gar mancher Vater auch bei uns in der Schweiz etwas Mühe hat, seine Tochter an einen Mann abzugeben, den er nicht mitbestimmen kann.
Die meisten Frauen, meint
Salum, die seien mit dem System glücklich. Ein zuverlässiger, wenn auch nicht immer
anwesender Mann, und die Kinder. Sicherheit, das sei das wichtigste was sie
wollten. Ich denke ebenfalls, das Mgeni glücklich ist, ich höre sie unten oft
lachen, mit Asfia spielen oder singen. Auch wenn ich überzeugt bin, dass sie
nichts dagegen hätte, wenn er mehr Zeit für sie hätte und immer noch ab und zu
mit ihr in die Forodhani Gardens gehen würde. So wie er das während der ersten
Schwangerschaft mit Ahmedi getan habe. Junge Paare, auch Paare mit dem ersten
Kind, die sieht man noch häufig zusammen im Ausgang. - Aber offensichtlich
scheint sie sich mit ihrer Rolle zufrieden gegeben zu haben. Wichtig sind ihr
die indischen Fernsehserien, wie sie mir erzählt (und wie sich Salum bei mir
beklagt). Einmal, als sie ein paar Tage
zu ihrer Familie gegangen sei, auch dies ist hier sehr geläufig, da habe Salum
einfach das Fernsehabonnement gewechselt, und sie habe die Sender, die sie möge
nicht mehr gehabt. Das habe sie dann sofort zurück gewechselt, auch wenn Salum
gemeint habe, dann müsse sie den Anschluss selber bezahlen, das sei ihr egal. –
Ich denke mir erst, dass diese schwülstigen Liebesfilme doch eher zu
Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben, der eigenen Partnerschaft aufstacheln
müssten. Aber das scheint nicht der Fall zu sein. Vermutlich ist die indische
Gesellschaft der Sansibarischen doch recht ähnlich und die Sehnsüchte und die Romanzen,
die finden im Kopf oben statt. Und scheinen auszureichen. - Vermutlich auch
häufig bei uns.
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