Freitag, 16. März 2018

2018.03.13, Sansibar

Chango nimmt den Platz ein, der frei geworden ist
Chango steht plötzlich im Zimmer neben dem Bett. „Chongo“, der Einäugige, kein schönes Wort findet Salum - Chango also, das tönt für mich gut, ein afrikanischer Donnergott - drängt darauf, Jojos Platz einzunehmen. Bereits als er noch lebte, ist er manchmal kurz hinauf gekommen.  Er ist aber nie geblieben, er hat Jojos Territorium respektiert. Das ist nun frei. Eigentlich möchte ich das nicht, ich nehme etwas Futter und versuche ihn ins Erdgeschoss zu locken. Doch nein, er legt sich auf die Terrasse, will kein Futter. Gestern noch dachte ich, wenigstens diese Geschichte habe ein Happyend gefunden. In der vorderen Nacht wollte er hinaus zu seinen Geschwistern und ist dann nicht zurück gekommen. Am nächsten Tag habe ich ihn bei den Leuten gefunden, die diese Katzenfamilie füttern. Er war dort zusammen mit einem Geschwister im Hof, der zur Strasse hin vergittert ist. Gestern Abend, als ich im Erdgeschoss den Winzling pflegte, hörte ich plötzlich sein Miauen vor der Tür und habe geöffnet. Und jetzt ist er wieder drin. Ich habe ihn zwar heute Morgen nach dem Füttern hinaus gelassen und gedacht, er komme dann am Abend zurück, doch ist er offensichtlich bereits jetzt wieder herein gekommen, als die Handwerker unten die Türe öffneten.
Die kleine E.T., sie läuft nur mit drei Beinen, eines scheint gelähmt zu sein, und der einäugige Chango leben nun im  Haus. Wobei E.T. im Erdgeschoss lebt, ich gehe sie nur mehrmals täglich besuchen und füttern. So wie das Katzenmütter auch machen.
Auch Chango wird wohl bald den Weg in mein Bett schaffen, selbst Jojo habe ich eine Weile abgewehrt, und der Winzling unten, wahrscheinlich ein Mädchen, schafft es bestimmt auch noch hinauf in die Wohnung. Dabei will ich nun wirklich keine Beziehungen mehr aufbauen zu Tieren. Mindestens keine solchen wie zu Jojo. Doch irgendwie scheinen die Katzen Mitgefühl enorm gut zu spüren. Vielleicht Tiere überhaupt. Und vielleicht fühlen sie auch, dass es mir nicht gut geht, denn Tiere sind sensibel.

Chango benimmt sich typisch afrikanisch. Hier wird jeder Platz, der im Moment nicht besetzt ist, von jemandem eingenommen. All die Handwerker, die sich auf öffentlichen Plätzen oder in Gebäuden einnisten, etwa im „House of Wonders“, das wegen Einsturzgefahr geschlossen ist. Auch privates Eigentum ist beliebt, System Squatter.  Salum hat  den Schreiner Mnjomba sich im Erdgeschoss einnisten lassen, ab und zu hilft er uns etwas. Er ist jedoch weder Bau- noch Möbelschreiner, seine Spezialität sind Schnitzereien. Nur leider macht er nun immer häufiger grosse Sachen mit der Motorsäge, der Lärm ist unerträglich, denn Mnjomba ist ein fleissiger Arbeiter, der wenig Pausen macht. Mir gefallen seine neuen Arbeiten nicht mehr, Dekorationswände für Läden, keine sorgfältige Arbeit. Wohl auch deshalb nervt mich der Lärm. - Salum beschwert sich vor allem über all den angesammelten Plunder, jetzt wo das Erdgeschoss fertig wird. Bald schon soll alles ins neue Haus gezügelt werden, dort wird ja vorerst nicht gross renoviert. Was mir aber nicht besonders gefällt ist, dass der Lärm dann dort weiter geht.

Die Handwerker, die Glasvitrinen basteln - ein grosses Geschäft jetzt mit all den neuen Restaurants - benutzen unsere grosse Baraza ebenfalls ohne zu fragen. Auch sie machen Krach, nur sind sie längstens nicht so fleissig. Salum beklagt sich, dass sie die steinerne Sitzbank beschädigten und verschmutzen. - Doch direkt dagegen unternehmen tut er nichts. Er will mit dem Nachbarn sprechen, der sie beherbergt. Oder duldet. Salum weicht allen Konfrontationen aus.


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