Sonntag, 11. März 2018

2018.03.09, Sansibar


Heute ist das wundervolle, witzige aber zarte Leben von Jojo bereits wieder erloschen. Ich verstehe das noch kaum, ein riesiges brennendes Loch ist in mir. - Dabei haben wir uns doch gar nicht so lange gekannt, seit dem 29. Oktober genau, also erst rund fünf Monate. Doch es war eine sehr intensive Zeit und eine "Amor Fou", etwas, das mich vollkommen überrumpelt hat, mit dem Flan war das nicht von Anfang an so, da ist die Liebe langsam gewachsen. Mit Jojo absolut stürmisch, man muss das schon fast Verliebtheit nennen. Die schönen Seiten davon, aber eben auch die Verlustangst. Seit meiner Rückkehr, ich habe ihn fast durch ein Wunder sofort wieder gefunden, war ich noch mehr überzeugt, dass wir füreinander bestimmt waren, dass das Vorsehung war. Jojo passte mir von seinen Charaktereigenschaften her wunderbar, sehr witzig, humorvoll, kreativ und klever - es gibt durchaus auch langweilige Katzen. Extrovertiert, ein Draufgänger auch, das war der Flan ebenfalls. Ich denke, ich kann mit ängstlichen Tieren wenig anfangen.
Wie oft habe ich über ihn gelacht und wie häufig sind wir durch das Haus gerannt, ich hinten, er vorne. Er wusste, dass das nicht ernst gemeint war, ein Spiel. Manchmal rannten wir auch in Gegenrichtung um das Himmelbett herum und stiessen zusammen. Und seine Kletterkünste, die er laufend perfektionierte und der Datteltomatenfussball, selbst wenn ich nur ein Stück Papier zusammen knüllte und weg warf, hat er das sofort als Spielzeug erkannt.
Hinaus gelassen habe ich ihn auch, er sollte ja das richtige Leben kennen lernen. Obwohl mich das immer unheimlich gestresst hat, insbesondere, nachdem ich den roten Kater als Pflegefall unten im Hof einquartiert habe, der wurde von einen erwachsenen Moudi fürchterlich traktiert und hat ein Auge verloren. 
Einfach wie mit meinem Hund war das nicht. Jojo wollte draussen nicht auf seinen Namen hören und wenn er Angst kriegte hatte er die Tendenz, nicht zu mir, sondern irgendwo hin zu rennen, wenn wir nicht mehr in der Nähe der Haustüre waren. Doch haben wir die gemeinsame Rückkehr immer geschafft. Mit viel Adrenalin, denn was nimmt man nicht alles in Kauf für solch ein Wesen.

Seit Jojo nicht mehr richtig fressen wollte, kriegte er nur noch Leckerbissen.
Das mag unverständlich sein für Nichteingeweihte, doch mit einem Tier kann genau dasselbe passieren wie mit einem Menschen. Bei Roby habe ich bereits nach kurzer Zeit das Gefühl gehabt, nicht ohne ihn leben zu können, obwohl das alles andere als gut war, er war drogensüchtig und hat mir viele Probleme gebracht. Das so etwas mit dem Jojo geschah, habe ich spätestens gemerkt, als ich drei Wochen in der Schweiz war und Salum immer Ausreden hatte, weshalb er mir kein Foto von den Katzen schicken könne, ich wurde richtig gehend krank. Und bekam dann auch eine heftige Grippe, in deren Nachwehen ich zurück nach Sansibar flog. - Das Wiedersehen mit Jojo war heftig, für beide Seiten, tagelang blieb er ganz nahe bei mir. Er liebte es am meisten, zwischen meinen Beinen zu liegen, er mochte diese Nähe, auch zwei Kissen waren gut.

Ein letztes Bild von Jojo, meiner grossen Liebe, ich ertrage die Bilder in nächster Zeit nicht mehr, liebte es, im Spalt von zwei Kissen zu liegen.
In wie kurzer Zeit war ich bereit, mein Leben umzukrempeln, Biel aufgeben, obwohl ich die Wohnung sehr mag, aber nichts für Jojo, der braucht Platz zum Spielen, letzte Woche habe ich Marco beauftragt, mir aus dem geschnittenen Holz der Bäume Kunstbäume - Kunstwerke gleichzeitig - zu basteln. Gerüste für meinen Klettermax. Gleichzeitig aber Stützen für die Netze, die ich von der Dachterrasse herunter lassen wollte, um so Jojos Leben zu sichern, alles war bereits bestens geplant. - Komischerweise habe ich sehr lange gewartet mit diesem Auftrag. Etwas Aberglaube auch, wenn man etwas fixiert, könnte noch etwas dazwischen kommen, die Angst um Jojos Leben war immer da. Bei jeder Unregelmässigkeit, wenn er nicht gerade auftauchte, wenn ich nach Hause kam, dachte ich schon, es sei etwas passiert. 

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