Freitag, 29. November 2019

23.November

Wieder einmal schaffe ich es bis in den Baobab Lukmaan, und bleibe auch dort zum Essen. Häufig hat es mir zu viele Leute, zu langes Warten, dann hole ich mir lieber nur etwas. Eben war die erste Shareholdersitzung ohne Othman. Ajba und Mr.Kanzu sitzen noch dort, wir kommen ins Gespräch. Also der Othman, als er gegangen sei, habe die Warenlager in beiden Restaurants gleich mit abgezügelt, nichts mehr da, alles habe neu eingekauft werden müssen, sogar ein grosser Teil des Besteckes sei mit ihm verschwunden. Unschön natürlich, nachdem Salum und er doch ein paar Jahre, in den Jahren des Aufbaus, gute Freunde waren und einander auch vertrauen konnten. Ajba erzählt mir weiter, dass Othman die Steuern über Jahre nicht bezahlt habe und teils Angestellte 6 Monate auf ihr Gehalt hätten warten müssen. Dass ich mich etwas darüber wundere, dass niemand der übrigen Besitzer das je bemerkt und früher eingegriffen hat, das behalte ich für mich.

Die Lampen mindestens, hat Othman nicht mitgenommen....
Inzwischen also engagiert sich Othman im Bahari Cafe, eine tolle Mitgift hat er ja mitgebracht. Ob als Angestellter oder Teilhaber, das  weiss man nicht. So mache ich heute mit Meinolf, der über das Wochenende von Daresalaam hierher gekommen ist, im Bahari Cafe beim Fährhafen ab. Es ist neun Uhr früh, um diese Zeit sah man Othman sowieso nie, der ist ein Nachtmensch. Meinolf bestellt einen Milchkaffee, eine gewagte Bestellung, ich wohlweislich eine Cola. Ich entdecke zwei ehemalige Angestellte vom Lukmaan, nicht die Tüchtigsten, das ist gut so. Ajba hat mir ja weiter erzählt, dass sie mit den Angestellten ausgemacht hätten, dass alle nur noch jeden zweiten Tag arbeiten kämen und auch nur für jeden zweiten bezahlt würden. Doch, die hätten eingewilligt, die Alternative, die man ihnen vorgeschlagen habe, wäre ja gewesen, die Hälfte der Angestellten zu entlassen. Da war man offenbar solidarisch genug. Interessant ist übrigens, dass es Im Lukmaan seither nicht schlechter geht und dass man auch nicht länger warten muss. Im Gegenteil, mit der Hälfte der Leute wird effizienter gearbeitet.

Schatten der Vergangenheit
Nach etwa 20 Minuten kriegt Meinolf seinen Milchkaffee. Die Milch separat in einem weissen Kännchen serviert, gediegen, doch leider ist dieses Kännchen total verschmutzt und auch der Löffel sei nicht sauber, meint Meinolf. Doch der Kaffee sei okay. Immerhin. Lachend empfiehlt mir Meinolf, doch jedes Mal, wenn ich hierher komme, wieder etwas Besteck nach Hause zu nehmen. Quasi eine Repatriierung der Dinge.

Donnerstag, 28. November 2019

22.November

Kibi miaut nicht wegen dem Bein, er will Futter
Genau in der gleichen Position, wie Häxli stundenlang vor dem Kühlschrank sitzt und hinauf blickt, um mir zu sagen, dass sie bitte, bitte dringend ein Katzenwürstli will, genau gleich sehe ich sie in der Nacht  auf der Terrasse an die Wand hinauf starren. Dort wo sie hinblickt, sehe ich, ebenso unbeweglich, eine Gottesanbeterin an der Wand. Und genau gleich unbeweglich blickt diese Gottesanbeterin hinauf zu den Insekten, die die Glühbirne umschwirren. Jäger jagt Jäger. Dasselbe passiert in einer anderen Nacht mit einem jungen Gecko. Am Morgen finde ich beide wüst zugerichtet tot auf, sie tun mir leid, doch auch dies ist eben ein Gesetz der Natur. So beobachte ich am Nachmittag das Mutterhuhn, wie es seinen Küken zeigt, wie man eine Gottesanbeterin bei lebendigem Leibe zerhackt. Das ist auch nicht schön anzusehen.
Häxli ist übrigens die einzige wirkliche Jägerin unter meinen vier Katzen, die anderen machen das eher spielerisch, etwas, das sich bewegt, ist interessant. - Was mir erst jetzt aufgeht ist, dass Häxli vor dem Kühlschrank auf ihre Art auch jagt.

Häxli konzentriert nicht neben, sondern auf dem Kühlschrank, eine
Gottesanbeterin sitzt in der Lampe

Während ich mit den Jägern, die gejagt werden, etwas weniger Mitgefühl habe, mag ich es überhaupt nicht, wenn die Katzen Nachtfalter erledigen. Insbesondere ein mittelgrosser schwarzer Schwärmer, der eigentlich viel mehr wie ein Schmetterling aussieht, schwirrt hier in der Nacht oft herum und wird Opfer des Spieltriebs der Katzen.


Das war ein Nachtfalter, kein Jäger

Sonntag, 24. November 2019

20.November

Wie erklärt man hier jemandem, weshalb Gegenstände - insbesondere Möbel - eine bestimmte Ausrichtung haben müssen? Parallel etwa, bei mir kann das auch einmal schief sein, doch Zufall ist das dann nie. Der Winkel muss stimmen. Hier in meinem Haus in Sansibar passt schief eigentlich selten.
Naima ist meine bisher beste Putzhilfe, sie macht das so, wie ich es ihr sage, einzig den Staubsauger braucht sie nicht gerne, ist sich das nicht gewohnt. Allzu traurig bin ich nicht, denn es ist ein lärmiges Ding. Dass sie aufpassen muss beim Aufräumen habe ich ihr bereits gesagt, keine Papiere, die herum liegen, irgendwo versorgen, solche Tische besser gar nicht reinigen. Falls einmal , auch dies ist bei ihr selten, etwas zerbricht, dann kommt sie mir dies melden und legt die Sachen nicht kaputt wieder zurück. Ich bin erstaunt, wie viel seltener ich neues Putzzeug einkaufen muss als bisher.

Vom Nachbarn, dem Schreiner, haben wir ein altes Möbelstück gekauft, das in einem Hotel in Tanga als Empfangstresen gedient haben muss. Ein riesiges Möbelstück. Zuerst denke ich einfach an all das alte Holz,  das gegen Insekten bereits resistent ist, da gibt es keine Überraschungen mehr. Doch als es dann in unserer grossen Halle im Erdgeschoss steht, merke ich sofort, dass es hier seinen Platz gefunden hat. Allerdings steht es recht schief in der Landschaft, daran müssen wir noch arbeiten.....
Aber etwas kann selbst Naima nicht. Die Möbel wieder genau so ausrichten, wie sie vorher standen, das scheint den Leuten hier nicht einzuleuchten. Ich korrigiere dann, denn es stört mich, doch getraue ich mich nicht recht, ihr das zu sagen. Ich habe das Gefühl, dass die armen Afrikaner uns doch als unheimlich pingelige Leute ansehen müssen……

Donnerstag, 21. November 2019

19.November

Das Stück Holz vom Baumspinat habe ich vor 5 Tagen in den Boden gesteckt.
Es zeigt bereits erste Lebenszeichen.
Ich weiss nicht, ob ich glücklich sein soll über diese merkwürdige Regenzeit, lange andauernd, nie sehr heftig, keine Überschwemmungen bisher, fünf sonnige Tage, dann wieder zwei bis drei Tage, wo es herunter giesst. Der Kazkazi, der Nord-Ost Passat wurde nochmals besiegt. Den Pflanzen gefällt das extrem, die spriessen, doch für Tiere und Menschen ist es ein ungesundes Klima, denn auch Viren und Bakterien und Pilze gedeihen prächtig, manchmal habe ich das Gefühl,  die Luft sei dick davon und es schwirre nur so von Viechern. Wenn man die sehen könnte, wäre das wohl gruslig, es scheint das ideale Klima zu sein für sie. Erneut Schnupfen, Halsschmerzen, manchmal die Ohren, doch so lange man Reserven hat, geht das rasch wieder weg.
Mit dem felinen Katzenvirus sterben die Kätzchen wie Fliegen, der arme Dr.Goodluck ist im Moment hauptsächlich damit beschäftigt Kätzchen einzuschläfern, sicher keine schöne Arbeit für einen Tierarzt. Dies zu seinem Einstieg hier in Sansibar, das er kaum kennt.

Auch diesen Tierchen scheint es bestens zu gefallen, eine Ameisenart, die Holz frisst. Weshalb man hier vorzugsweise Hartholz verwendet, verstehe ich nun besser, das wird kaum befallen.

17.November

Nochmals ein schwarzer Sonntag, ich habe ihn bereits am Samstag vorausgefühlt. Drei Kleine aus der Jungkätzchengruppe in der Katzenklinik sind gestorben, ein plötzlicher Anfall von feliner Katzenseuche rafft die Tierchen dahin, Dr.Goodluck meint, man müsse froh sein, wenn zwei der Gruppe von zwölf dies überleben würden. Mangelnde Vorsicht und Hygiene sicher,  die durften oft überall herum wieseln, selbst im Operationssaal, doch die Kleinen kann man ja nicht tagelang in Einzelhaft halten. Auch mein kleiner Frecher, mit der dramatischen Geschichte, sieht schlecht aus und rennt nicht mehr herum. Er ist plötzlich gänzlich abgemagert und will nicht mehr fressen, sein eines Auge ist verklebt. Ich habe Angst, besser eine Vorahnung, dass das für ihn das Ende ist. Wenigstens sitzt er noch eine Weile schnurrend, gut eingepackt in ein  Kanga, auf meinen Beinen, dann lege ich ihn sanft zurück in das Katzenzimmer. Es wird unsere letzte Begegnung gewesen sein. Und das hübsche einäugige Kätzchen hat nun sein Augenlicht gänzlich verloren, es irrt herum und ruft. Nein, einschläfern, dafür sei es zu früh, meint Goodluck, sonst sei es ja gesund, das lerne damit umzugehen.
Das hübsche Kleine hat nun sein Augenlicht gänzlich verloren
All dies sind für mich immer belastende Momente, gerade bei den Kleinen, die so viel Vertrauen in uns haben. Obwohl ich eigentlich weiss, dass nur etwa 5 Prozent davon überleben - so ist die Natur - für mich ist es schwierig, dem Leiden zuzuschauen ohne selber zu leiden.

Suchbild. Wo ist das Kätzchen? Vor rund 5 Tagen ist es in meiner Gegend aufgetaucht und bisher noch gesund. Ich schaue gut, dass es genügend Futter kriegt. Es lebt verborgen im Abfall.
Von einer Reduktion der Geburtenrate sieht man noch kaum etwas, obwohl wir nur noch wenige unkastrierte Weibchen in meinem Quartier haben. Trotzdem tauchen immer wieder Kleine jammernd bei mir auf. Die Leute setzen ihre überzähligen Kätzchen gerne an Orten aus, von welchen sie wissen, dass dort Katzenliebhaber leben. Auch vor der Klinik tauchen immer auffällig viele Katzenbabies auf.



Mittwoch, 20. November 2019

16.November

Der Wind hat auf nördliche Richtung gedreht, das ist gut, so kommt er direkt vom Meer her zu mir und wird nicht von Häusern abgebremst. Die Windstärke hat zugenommen, was die stechende Sonne mildert, ohne Wolken wird es nun morgens rasch unertäglich heiss, und auch die Nächte, wenn der Wind abstirbt, bleiben schwül. Bereits vor einer Woche habe ich die leichte Baumwolldecke zurück in den Schrank gelegt und nächstens wird auch das weisse Leintuch verschwinden. Die Tage sind länger geworden, ich stehe immer früher auf.

Schon  wieder sind zwei, der grossen und unheimlich schweren Betontöpfe gebrochen, das Umtopfen der bereits grossen Bäume ist mühsam. 
Deshalb bin ich erfreut, dass die Leute, die in Bububu Kunststoff rezyklieren - HDPE Nr.2 wird präzisiert - auch Blumentöpfe daraus herstellen, hier ein Beispiel. Allerdings ist die Grösse noch begrenzt, bis 42cm. Auch scheinen sie überlastet zu sein, das Weihnachtsgeschäft, eigentlich ein gutes Zeichen. 
Naima erklärt mir, dass man das Uji, die Haferschleimsuppe trinken müsse und nicht löffeln, denn das mache stärker. Ich mache das willig, ohne gross daran zu glauben, und bin auch sehr froh um die tägliche Speise. Sonst würde ich mir wohl häufig keine Zeit fürs Essen nehmen.



15.November

Die Bautätigkeit in Mangwapani ist mit der neuen Strasse enorm angewachsen und vollkommen ungeordnet. Zonenpläne scheint es noch nicht zu geben, obwohl der Planer Mohammed die schon lange einführen wollte, um das fruchtbare Land zu schützen.
Morgens um 6 Uhr früh fahren wir zusammen mit Mohammed, eigentlich einem Elektriker, doch hat er sich in letzter Zeit als Allrounder, insbesondere Sanitär, sehr bewährt, nach Mangewapani hinaus, um dort die Wasser- und Stromsituation für unseren Katzen- und Permakulturgarten zu analysieren. Strom ist kein Problem, eine Leitung führt gleich am Grundstück vorbei. Allerdings bemerkt dann Mohammed sehr richtig, dass man den eigentlich mit Sonnenkraft auch selber produzieren könne. Das sei jetzt erprobt, er habe das auch schon eingerichtet, viel Strom würden wir ja nicht brauchen zum Betreiben der Pumpen, etwas Licht und dem Laden der Handys.

In Verlängerung des Mäuerchens geht die Grundstücksgrenze mitten durch den Bananenhain.
Ein Problem ist hingegen das Wasser. Keine Leitung in der Nähe, alle drei Tage holen die Leute das an einem etwa 5 Minuten entfernten Ort, wo es zu bestimmten Zeiten zugänglich sei. Wir beschliessen, selber eine Wasserfassung zu bohren, das scheint mir die sicherste Lösung. Einen Wasserturm braucht es auch, damit das Wasser genügend Druck für die Bewässerung hat und auch gleich das Haus nebenan bedienen kann - und wohl noch gerade ein paar Nachbarhäuser dazu. Das ist hier normal, wenn man Wasser hat, gibt man auch den anderen. Salum findet, man solle denen täglich 3 Stunden Wasser abgeben. Mohammed hingegen findet, aus seiner Erfahrung komme das nicht gut. Besser einen Tank für uns und einen für die übrigen montieren.
Auf dem Fundament des Turmes wird ein einfaches Bad entstehen, auf der Decke dieses Raumes, kann erhöht eine Matratze liegen, denn sobald es hier Tiere und Früchte gäbe, brauche es ja dann noch einen Wachmann, sonst werde das alles gestohlen. Darüber dann die zwei Wassertanks auf einer Plattform und zuoberst schliesslich die Solarzellen. Auf einem Grundriss von 3 x 1.5 Metern, soll so ein etwa 5 Meter hoher Wasserturm entstehen. Mit Mohammed wird auch gleich diskutiert, wie das Küchen- und Duschwasser des Hauses nebenan genutzt werden kann. Das Gelände ist leicht geneigt, also ideal für Permakultur.


Mit dem Plastikabfall müssen wir erst fertig werden. Die Hühner des Nachbarn...
.......und ein Büffel arbeiten bereits für uns und produzieren Mist.

Montag, 18. November 2019

14.November

Heute taucht der neue Ersatz von Flavi, Dr.Goodluck auf, und muss direkt zu einem Notfalleinsatz ausrücken. Eine Frau telefoniert mir, der alte Strassenkater einer Gasse im Shanghaniquartier liege auf dem Rücken und atme schwer, ob wir helfen könnten. Bis wir zu Fuss dort angelangt sind, kümmern sich auch bereits drei Massai ums das Tier, die Anteilnahme der Leute freut mich sehr.

Zu retten gibt es allerdings nicht viel, der alte Kater hat wahrscheinlich Gift erwischt, mit Infusionen und Antibiotika geht es ihm zwar erst noch etwas besser, er kriegt Besuch von seinen Rettern, doch am dritten Tag muss Goodluck in einschläfern, seine Organe sind irreversibel geschädigt.

Der alte Kater aus dem Shanghaniquartier wird fachgerecht betreut. Links Dr.Goodluck, der neu Flavi vertritt, daneben  Jussuf, der nun in die Klinik aufs Land zügelt und im Vordergrund eine Tierarztstudentin. Warum ich nur bei Goodluck ein Dr. davor setze, kann ich nicht sagen. Ohne tönt sein Name einfach schief.
Dieses Weibchen habe ich beim Old Fort aufgelesen, es war voller offener Wunden. Da es sehr zutraulich ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass es von Menschen so zugerichtet wurde. In der Klinik meint man, wahrscheinlich von Kämpfen unter Katzen. Das schockiert mich etwas, ich hätte nicht gedacht, dass die sich so schlimm verletzen. Meine Kater singen vor allem, kämpfen tun sie selten.

Die grünen Flecken sind Wundspray. Ich habe das Kätzchen
übel zugerichtet in die Klinik gebracht.



13.November


Gleich kopiere ich, was ich gestern von Franco gelernt habe. Naima muss mir helfen, den  Kompost umzuschichten. Mit einem Zusatz von Erde und Kartonschnipseln in den untersten Lagen meiner abgeschnittenen Wasserflaschen, die hier ihr zweites Leben finden, sollten die darüber geschichteten Speise- und Pflanzenreste weniger Saft ziehen und so auch weniger Fruchtfliegen anlocken. Im Boden der Flaschen braucht es Löcher, so dass überflüssige Feuchtigkeit abziehen kann. Die wird in einem Untersatz aufgefangen und dient gleich als Flüssigdünger.

Meine Terrasse. Die Pflanzen haben unheimlich gewachsen. Beim Frangipani links habe ich einfach ein Stück Holz in den Boden gesteckt und nach rund 3 Jahren sieht das so aus.
Meine Balkon-Kompostieranlage. Ob die Palme, die ich auch einfach in die Erde gesteckt habe, Wurzeln schlagen wird, ist ungewiss. Das war wohl ein etwas gewagter Versuch.
Anzuchtbeutel eines Baumspinatgehölzes
Die grossen gelappten Blätter  des Baumspinates in der natürlichen Umgebung.  Mit dem Gehölz werden ebenfalls Hecken gepflanzt. Franco hat die Pflanze aus der Gegend von Kilimanjaro mitgebracht.





Samstag, 16. November 2019

12.November

Franco rede wie eine Nähmaschine, findet Salum, er hat recht, eine Nähmaschine, die häufig aus der Spur springt, Umwege macht und Umwege von Umwegen, der Ostdeutsche hat ja so viel zu erzählen. Das ist ermüdend, doch bin ich beeindruckt von dem Mann. Er ist von Kilimanjaro auf die Insel gekommen und nun zuständig für die Gartenanlagen der New Fumba Town, die wir ja bereits bewundert haben (Post vom 29.September). Daneben ist er ebenfalls zuständig für das Abfallmanagement der geplanten Stadt, die im Endausbau mehrere Tausend Einwohner zählen soll. In der New Fumba Town hätten alle Haushalte drei Abfalleiner, einen für organisches Material, einen für rezyklierbares Material und einen für den Rest.

Der Abfall wird in der Rezyklingstation von Hand aussortiert, so viele Bewohner hat die New Fumba Town ja noch nicht.
Direktrezykling in der Legestation der Hühner. Aufgeschnittene ehemalige Speiseölkanister  haben hier ein zweites Leben.
Haushaltsplastik für die Frau in Bububu, die den einschmilzt und damit neue Gegenstände herstellt, Petflaschen, nur ganz, die werden nochmals gebraucht, Aluminium, Papier und braune Glasflaschen, die nehme ein Mann hier, wofür weiss Franco nicht, die Konjagi Flaschen, ein billiger Fusel wird darin verkauft, die könne man den Imkern geben und aus den Milchverpackungen macht Franco ganz simple Gefässe für Setzlinge, denn hier liegt ja auch die Aufzuchtstation für die Gewächse, die in den Anlagen gepflanzt werden. Franco ist pragmatisch, in dem Kübel, wo Karton - auch der wird in den Kompost eingearbeitet - gelagert wird, hat es auch bedruckte Sachen. Solches würde in Europa nie als biologisch durchgehen, bemerke ich. Dazu meint Franco, er sei schon zufrieden, wenn die Leute  hier Plastik von Karton trennen könnten, man müsse nicht päpstlicher sein als der Papst. Auch in Sachen Kompost ist Franco am Tüfteln, rund 10% Kohle - die feinen Reste aus den Säcken kriege man ganz billig - müsse man dem Kompost beifügen, denn sonst würden die Nährstoffe beim hiesigen Klima und den Böden zu rasch ausgewaschen.

Eines der Hühnergehege, es wird mit 4 Sorten Hühnern experimentiert.
Franco arbeitet auch eng mit einer Organisation zusammen, die an der Ostküste ins Abfallmanagement involviert ist. Vorerst nicht in Dorfgemeinschaften, die arbeiten für Hotels und werden auch von denen bezahlt. Nein, gewinnbringend sei das im Moment nicht, meint Franco, das sei Aufbauarbeit, er werde von der New Fumba Town bezahlt, indem jeder Bewohner dort eine Abgabe für den Abfall entrichten müsse. Hier gehe es darum, Wissen zu sammeln. Später, mit dem vielen organischen Abfall, da gedenke er schon verdienen zu können. Vor allem die Wurmproduktion aus den Essensabfällen könne gut verkauft werden und sei vielseitig einsetzbar. Etwa zum Füttern der biologischen Hühner - auch dies erst in einer Pilotphase - die Nachfrage an biologischen Eiern und Hühnern, die könne er nie befriedigen, er arbeite vor allem daran, einen Leitfaden für diese Art Hühnerzucht in den Tropen auszuarbeiten, so dass das von weiteren Leuten übernommen  werden könne. Auch Fischer würden die grossen Würmer kaufen und als Humusbildner könnten sie auch verkauft werden, selbst in den Schulhäusern könne man sie während der Ferien in die Jauchegruben geben, die würden dort das organische Material stark reduzieren, was übrig bleibe, könne problemlos kompostiert werden.
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Franco ist offensichtlich ein leidenschaftlicher Tüftler und probiert vieles aus. Eine Wasserfarnzucht für das Hühnerfutter, das wachse auf Kuhmist plus Wasser bestens, und eine Bienenzucht hat er ebenfalls aufgebaut.
Auf dem Grundstück, das nach den Grundsätzen der Permakultur bewirtschaftet wird, hat es ferner Ziegen und Kühe, denn deren Mist wird auch kompostiert. Er arbeite ja hier auf sehr magerem Korallensteinboden, eine Humusschicht müsse erst aufgebaut werden.

Was mir zusätzlich gefällt an Franco ist, dass er bestens vernetzt ist mit allen Projekten, die auf der Insel laufen. Bisher hatte ich häufig das Gefühl, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht und deshalb viel Wissen verloren geht. Hier ist dies ausdrücklich nicht der Fall, man bildet möglichst viele Leute aus - Salum hat diesen Kurs ja auch besucht - und hofft, dass manche davon in irgend eine der Geschäftssparten einsteigen werden.

Freitag, 15. November 2019

11.November

Ein WhatsApp von Flavi, es tue ihm leid, so kurzfristig, aber er sei auf dem Weg nach Daresalaam. Er sei ausgewählt worden, um zusammen mit der Tansanischen Delegation an einem Fortbildungskurs für Tierärzte in Südafrika teilzunehmen, er müsse nun für 6 Wochen weg.

Das kastrierte Tigermännchen sollte schon lange seinem Besitzer zurückgegeben, oder zurück auf der Strasse sein. Ich habe das Gefühl, in der Klinik hat man die Übersicht über den Katzenbestand verloren.
Ich bin schockiert. Charles werde in die Katzenklinik gehen, und ein Kollege ihn selber vertreten. Alarmiert gehe ich sofort dorthin und treffe einen Studienkollege von Flavi. Mit Charles, den ich überzeugen konnte, die Organisation der Stadtklinik und der Klinik auf dem Lande zu übernehmen, treffe ich mich später. Mit ihm kann ich mich am besten austauschen, er denkt am ähnlichsten  wie ich. Nein, dieses Chaos bei ZAASO, solches sei er von Zuhause her nicht gewohnt. Ich hoffe, von ihm bald eine Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben zu haben und gemeinsam mit ihm ein Budget aufstellen zu können.


Katzenportraits, die ich für unsere Facebook Adoptionsseite gemacht habe. Viel zu lange ist dieses Weibchen bereits hier.
Eine ganz süsse Katze, die leider schon lange in der Stadtklinik ist und dringend adoptiert werden müsste. 
Mein Vorschlag, dass wir am besten einen dritten Tierarzt anstellen sollten, damit im allgemeinen zwei auch wirklich am Arbeitsplatz seien, war eine kluge Voraussicht. Flavi ist nun in Daresalaam am Vorbereiten seiner Abreise und Abassi, der Landtierarzt scheint immer noch mit Familienproblemen beschäftigt zu sein, ein krankes Kind, nun ist er schon bald zwei Wochen weg.

Der Kleine links, scheint den alten kranken Kater aufzumuntern, er sitzt meistens neben ihm.



Donnerstag, 14. November 2019

10.November

Am Abend zündet Maya, die Spanierin, die im Erdgeschoss wohnt, immer Räucherstäbchen an. Sie betreibt Joga und Meditation. Weshalb sie sich die Stone Town als Wohnort ausgesucht hat, weiss ich nicht, doch scheint sie zufrieden zu sein und wir auch mit ihr.  Dieser süsse, schwere Geruch, den ich merkwürdigerweise hier mag, Zuhause wäre das wohl kaum mein Geschmack, passt vortrefflich zum voller werdenden Mond.

Das zweite Haus des Bruders. Noch im Rohbau,
doch hier werden die Häuser auch so bewohnt.
Die komfortable neue Strasse in die Stone Town, führt zu einer
rasanten Überbauung der sehr fruchtbaren Gegend.
Heute sind wir nach Mangwapani gefahren, um uns das Stück Land in der Nähe der Sippe von Salum anzusehen. Hier hat Salum’s Bruder ein Haus gebaut für seine zweite Frau und mit ihr ganze drei Tage dort gewohnt, dann ist er plötzlich gestorben. Da  er ebenfalls Schulden hinterlassen hat und nun auch diese zweite Frau ausbezahlt werden muss, wird das Stück Land, etwas mehr als 300 Quadratmeter, gleich neben dem Haus, verkauft.
Salum hat mir vorgeschlagen, das Land zu kaufen,  als ich ihm davon erzählt habe, dass wir einen Ort suchen für die Katzen, die nicht mehr auf die Strasse entlassen, und auch schwer an einen neuen Besitzer vermittelt werden können, weil sie behindert sind. Die Klinik in der Stadt ist kein Ort für Langzeitaufenthalter.

Die erste Frau des Bruders vor dem Haus, in dem auch Salum's Mutter wohnt.
Wir wurden eben mit Reis und Gemüse und einer wundervollen Mango bewirtet,
die Leute essen nie mit den Gästen zusammen.
Mir gefällt das Grundstück, rund 300 Quadratmeter, für etwa 2500.-. Ich finde, der fruchtbare Boden hier, der leider mit der neuen Strasse von Überbauung bedroht ist - dieser Flecken Land sei mir das wert. Wir fahren zu der Mutter und der 1.Frau des Bruders und Salum verhandelt. Sie finden das Angebot zu tief, die Bodenpreise in der Gegend sind in den letzten Jahren laufend gestiegen, es wird spekuliert. Bauzonen gibt es in Sansibar keine, überall darf gebaut werden. Bei guten Verkehrsverhältnissen ist man in weniger als einer halben Stunde von der Stone Town aus hier, das verteuert den Boden natürlich. Salum entgegnet, wenn er dafür Strom und fliessendes Wasser gleich für beide Grundstücke heranführe, koste das viel und bringe auch ihnen etwas, das gebotene Geld sei also korrekt. Die Frauen - die Mutter und die Ehefrau vertreten ja auch die Rechte der Kinder, die den Hauptteil erben - willigen ein. Noch diese Woche soll der Handel abgeschlossen werden und die zweite Ehefrau ausbezahlt.


Die zwei kleinsten, der 5  Kinder aus erster Ehe.



Mittwoch, 13. November 2019

9.November

Unsere Tierärzte werden (von manchen Katzen) freudig empfangen.
Die Kleinen leiden unter Katzenschnupfen
Aus dem Klinikalltag. Unser Operationstisch.
Aus Schweden meldet sich Mia, sie war schon mehrere Male in Sansibar und hat sich auch um Katzen gekümmert, sie würde gerne helfen mit dem Facebook-Auftritt. Da bin ich sehr froh. Das ist nicht mein Ding, ladet hier auch viel zu langsam, wird aber selbst von Organisationen verwendet, mehr eigentlich als Websites, denn es ist gratis. Ich verspreche Mia, ihr Geschichten und  Fotos zu liefern, damit wir aktiver werden können. Ich möchte vor allem eine Adoptionsseite einführen, damit wir die gesunden Katzen loswerden können. Flavi ist zwar ein genialer Tierarzt, scheint aber Schwierigkeiten damit zu haben, die Katzen wieder wegzugeben. Ich bemerke, dass dies auch ein logistisches Problem ist. Bei einem gemeinsamen Gespräch finden wir heraus, dass wir zu wenige Käfige haben und auch der Transport in der Stadt ein Problem ist. Als gute Idee von Salum kristallisiert sich heraus, dass wir ein Tuktuk beschaffen sollten. Für ein Elektrotuktuk ist es leider wohl noch zu früh, wir brauchen keine zusätzlichen Probleme mit mangelnden Wartungsmöglichkeiten im Moment.


Ein Katzenportrait, das ich für die facebookseite geschossen habe.


5.Novembert


Kibi geniesst es nun, wenn ich ihn streichle. Habe ich wohl ein Faible für Katzen mit Batmanmasken, schwarz-weiss gefleckte, weil unsere erste Katze Zuhause, der Peterli, auch ein schwarz-weisser Moudi mit Maske war?
Kibi, - nachdem er monatelang praktisch unsichtbar als Geist hier gelebt hat, die meisten Leute haben ihn nie zu Gesicht bekommen - wird jetzt sehr zutraulich. Er reibt sich intensiv an meinen Beinen, wenn er auf das Futter wartet, sein Fell ist seidenweich und die feuchte Nase kitzelt mich etwas an den nackten Beinen. Mir ist schon lange klar, dass er eigentlich gestreichelt werden möchte, aber in einer Art Reflex vor der Hand von Menschen davon rennt, das war stärker als er. Inzwischen darf ich ihn berühren und er geniesst das sogar extrem und rollt sich und miaut, das hat schon fast erotische Anstriche. Häxli sieht das gar nicht gerne, die Damen sind doch viel eifersüchtiger, dem Rosso ist solches egal. Ganz allgemein hat sich die Position von Kibi verändert. Wohl zeigt er immer noch Respekt vor den beiden Weibchen, doch Angst könnte man das nicht mehr nennen und dem Rosso macht er manchmal fast etwas Angst, wenn er mit ihm spielen will. Er ist nun eindeutig die grösste Katze und wächst vermutlich noch weiter. Die dickste leider ebenfalls, weshalb ich froh bin, dass er langsam wieder Vertrauen fasst und hinaus gehen kann. Wir üben nun jeden Morgen früh, bevor viele Menschen die Gassen bevölkern.


Rosso nimmt die Konkurrenz gelassen

3.November

Ein schwarzer Tag heute, geahnt habe ich es bereits gestern, das letzte der 6 Kätzchen war apathisch, wollte selbst die grössten Leckerbissen nicht mehr essen, die Durchfallerkrankung rafft die Kleinen gnadenlos hin. Ich habe so lange um dieses Kätzchen gekämpft. Und wahrscheinlich hätte es auch überlebt, wenn ich es hinauf genommen hätte. Aber das geht jetzt nicht mehr, neben meinen vier Katzen verträgt es keine weiteren mehr. Oft bin ich mitten in der Nacht, mitten im Regen hinaus gegangen, und wenn ich es nicht gerade gefunden habe war ich unruhig. Doch irgendwie hat es ohne Mutter überlebt, ein tapferes Kerlchen. Deshalb schmerzt es umso mehr.
Trauertag, ich nähe den ganzen Morgen an meinem Moskitonetz herum, es braucht Flicke - meine Katzen - daneben grabe ich ein Loch in Jojo’s Blumentopf, da hat es genug Platz für den Kleinen. Ich will ihn gegen Abend vergraben, sein Körper ist immer noch weich.


Am Mittag kommt Salum mich besuchen, er hat heute frei, wir haben uns sehr viel zu erzählen, das vertreibt die trüben Gedanken. Er ist begeistert von der Permakultur. Der Kurs sei sehr interessant. Gestern wurde er angestellt, um  den Leuten die Stone Town zu zeigen, denn er sei ja der einzige von hier. Vier Männer  und zwei Frauen, auch Leute vom Festland seien dabei, interessante Leute. Wir beschliessen, bereits nächsten Sonntag, wenn der Kurs zu Ende ist, nach Mangwapani zu gehen und das Grundstück nach den Gesetzen der Permakultur für Katzen, Hühner und Ziegen einzurichten.
Am meisten erstaunt mich übrigens, dass Mgeni, als ich sie gefragt habe, was ihr denn Salum so erzähle, bemerkt, eigentlich würde sie sehr gerne auf dem Land in einer Farm wohnen. Das habe ich überhaupt nicht erwartet.

Mittwoch, 6. November 2019

2.November

Ich höre Schritte auf den Blechdächern im Hof unten. Ein Mann liest dort den Abfall auf, was mich extrem erstaunt. Bis ich realisiere, dass er zwei Blechstücke montieren will, die den einfliessenden Regen für ein Weilchen wieder abwenden sollen.
Heute Morgen habe ich eine Frau getroffen, die sich auf mein Inserat gemeldet hat. Jomarie, eine sehr sympathische weisse Südafrikanerin. Sie ist im Moment Managerin vom „Livingstone“ der legendären Jazzbar, die einem Sohn des Präsidenten gehört. - Nein, gut verdienen würde sie dort überhaupt nicht, sie habe einen Prozentsatz vom Gewinn. Und da es dem Besitzer egal sei, ob er Gewinn mache und ob seine Angestellten ihn beklauten, das Geschäft müsse ja nicht rentieren, das Geld habe er von anderswo, sei der überhaupt nicht an ihren Vorschlägen interessiert, frustrierend sei  das. Und statt der 1500.- Dollar verdiene sie im Moment nur 750.-. Sie habe zwar in letzter Zeit immer im Gastgewerbe gearbeitet, aber auch irgendwie genug davon. Zwei Jahre sei sie jetzt in Kambodscha gewesen, dort würden ihre erwachsenen Kinder wohnen. Doch Asien, die Mentalität dort, das gehe für sie nicht, da gefalle ihr Sansibar viel besser. Das sei etwas wie Südafrika vor 40 Jahren, hier fühle sie sich wohl. - Mir ist die 53-jährige Jomarie auf Anhieb sympathisch, wir versprechen, in Kontakt zu bleiben, auch wenn uns beiden klar ist, dass wir mit der Katzenklinik sicher keinen vernünftigen Lohn für ihre Qualifikation bezahlen können. Sie meint dann noch, dass sie in ihrer Freizeit ja für mich in die Restaurants und Hotels gehen könnte, um die Besitzer zu überzeugen, einen Beitrag für die Kastration der Tiere zu bezahlen. Wir vereinbaren, uns wieder zu treffen um einen Leitfaden auszuarbeiten.

1.November

Ich schreibe der Anna, so wie bisher könne es mit der Klinik nicht weiter gehen,  nun sei ja der Flavi eine ganze Woche weg gewesen, wir sollten einmal alle zusammen sitzen. Keine Zeit, schreibt sie zurück, sie reise am Dienstag aufs Festland und habe noch so viel zu tun. Ich schreibe zurück, dann würde ich die Sache eben alleine angehen, ich könne nicht mehr länger warten. Anna schreibt zurück „okay“.

Beefi im Vordergrund, darf nach langer Krankheit wieder zurück auf die Strasse. Allerdings findet er sich dort überhaupt nicht mehr zurecht, ich bin froh, dass
die Kinder von Suzanne ihn aufnehmen.
Eigentlich wollte ich ihr ja vorschlagen,  statt einer vollkommenen Trennung der Stadtklinik vom Rest, einen einheimischen Tierarzt mehr anzustellen. Nun, mit Abassi und Flavi, sei ja immer gerade einer auf dem Festland wegen einem Todesfall, einer Geburt oder was immer. Und mit einem einzigen Tierarzt könnten wir unmöglich die Klinik in der Stadt und diejenige auf dem Land und den Notfalldienst auf der ganzen Insel vernünftig erfüllen. Wenn wir drei Tierärzte hätten, dann sei die Wahrscheinlichkeit grösser, dass zwei auch wirklich da seien.
Und Charles, der offenbar wie Laura kein Abschlussdiplom hat und eigentlich gar nicht alleine praktizieren dürfte, den könnten wir dann als Organisator für alles einsetzen, denn der hat ein Flair für solches.
Wahrscheinlich käme das immer noch günstiger, als einen ausländischer Manager anzustellen.

Montag, 4. November 2019

30.Oktober

Ich gehe am Abend mit Salum auf den Polizeiposten. Die müssten endlich ins Gefängnis, findet er, bereits zwei Mal seien sie auf seinen Balkon hinauf geklettert, deshalb müsse er nun dort in der Nacht Fenster und Türen verbarrikadieren. Auf dem Posten arbeiten zwei Männer und eine Frau, der eine Mann hat seine gestiefelten Füsse auf dem Arbeitstisch. Die sehen nicht danach aus, als ob sie arbeiten wollten, bereits die arrogant-gelangweilten Gesichter. Ich schaue den Mann extrem böse an, schliesslich beginnt er dann doch noch zu schreiben, alles in Zeitlupentempo.

Düstere Gewitterwolken über der Insel
Wie anders ist es später auf dem Amt, wo man in die Videoaufnahmen Einsicht haben kann, es hat ja nun in der Stadt überall Kameras. Das Büro ist etwas ausserhalb am Strand, gleich nach dem Platz der Wanderfischer. Ein Mann fängt uns am Eingang ab, hinein dürfen wir nicht. Dafür wird uns ein Platz auf Stühlen unter einem Baum angeboten. Der Beamte kommt rasch, weiss, was er für Angaben braucht, das ganze ist in weniger als 10 Minuten erledigt. Es ist ein Posten der tansanischen Armee. Meist Leute vom Festland, man hat  Angst vor Abspaltungsgelüsten, die Armee ist bei den Bewohnern Sansibars nicht beliebt. - Erst jetzt begreife ich, dass all diese Kameras wohl kaum nur dem Aufspüren von Dieben dienen. Das ist gleichzeitig eine perfekte Überwachung der Opposition, die traditionell vor allem in der Altstadt wohnt.

29.Oktober

Naima. Sie hatte übrigens nichts dagegen, fotografiert zu werden
Ich treffe Lana, die junge und selbstbewusste Künstlerin, die bei der Organisation des Kunst-Festivals mitgeholfen hat. Ihre Freundin ist zufälligerweise die Tochter von Lorna, einer englischen Biologin, mit der ich mich angefreundet habe.
Lana verlangt 560.- Dollar pro Monat und macht sich Gedanken, wieviel sie denn dafür arbeiten müsse, mir wird sofort klar, dass sie nicht die richtige Person ist. Wenn ich denke, dass Naima, meine Hilfe für 150.- Dollar von 8 Uhr früh bis 4 Uhr nachmittags 6 Tage pro Woche für mich arbeitet und mit dem Lohn sehr zufrieden ist. In vielem könnte Naima diesen Job in der Katzenklinik sicher auch erfüllen, sie spricht gut Englisch und Swahili, bereits ein Plus. - Doch brauche ich sie noch etwas hier, sie ist eine gute Näherin. 

Ein Kissen, das Naima mit der Nähmaschine gestickt hat, sie ist sehr geschickt im Nähen.
Als ich spät von der Katzenklinik nach Hause komme, gehe ich direkt im Erdgeschoss die Katzen füttern. Wie immer stelle ich meine Tasche drinnen neben den Eingang, dort wo auch der Futterkübel ist. Als ich fertig bin mit füttern, reinigen, streicheln und schauen, dass es allen gut geht, will ich mit meiner Tasche hinauf gehen. Doch ist die nicht mehr dort. Am nächsten Morgen ist die Tasche zurück, durch die Gitterstäbe  des Fensters hindurch gezwängt. Fehlen tut mein i-phone in dem Täschli aus Südamerika, das ich sehr geliebt habe, doch  - das rechne ich dem Dieb hoch an - hat er die Schlüssel der Katzenklinik zurückgelegt. Immerhin. Auch das Portemonnaie und die Versicherungskarten, Kreditkarten waren keine drin, sind in der Tasche, einzig das Geld fehlt. Und meine teure Sonnenbrille ist ebenfalls verschwunden. Und eine Kokosnuss, die mir vorher geschenkt wurde, was mich sehr gefreut hat. Letztere allerdings sicher nur, weil man sie unmöglich durch die Gitterstäbe wieder zurück zwängen konnte.