Dienstag, 31. Dezember 2019

26.Dezember

Der Lukmaan, ein katzenfreundliches Restaurant
Mitten im abendlichen Getümmel im Restaurant Lukmaan, im Moment ist es extrem geschäftig, die Insel ist von Weihnachtstouristen überschwemmt worden, schlafen zwei Katzen friedlich auf der Steinbank neben den Gästen. Das nennt man doch ein katzenfreundliches Restaurant! Nicht ängstlich und gierig unter den Tischen nach Futter bettelnd, wie das leider so oft zu sehen ist an Orten, wo die Katzen vertrieben werden. Kastriert sind zwar auch unsere Katzen noch nicht, doch einmal getan, könnte das Restaurant ein Vorbild werden, um den Leuten im Gastgewerbe klar zu machen, dass eine gesunde und kastrierte Katzenpopulation viel besser ist, als immer wieder wechselnde verängstigte und kranke Tiere. Wechselnd, weil die Katzen regelmässig in den Vororten ausgesetzt werden, dieses Vakuum aber sehr rasch von neuen Tieren gefüllt wird.

Inzwischen ist mir klar geworden, dass ich die Katzenklinik im neuen Haus Al Munar im Erdgeschoss definitiv installieren möchte. In der Werkstatt des Schreiners Mjomba käme dann ein Katzenkaffe zu liegen, und die Zimmer darüber möchte ich in sehr unterschiedlichem Ausbaustandard renovieren, so dass sowohl Touristen unterschiedlichen Budgets, wie auch Leute, die hier eine Weile arbeiten, sich an dem speziellen Ort wohlfühlen können. - Natürlich nur Katzenfreunde, das ist klar.

Aussicht vom Klinikfenster auf den belebten Platz. Es werden gerade Mehlsäcke ausgeladen
Bezüglich Baubewilligung bewegt sich auch etwas, Der neu gefundene Architekt und Bauleiter Marine hat früher in der Stone Town Authority gearbeitet, es gilt im Endeffekt nur noch auszuhandeln, wieviel die Pläne, die das Amt neu anfertigen will, kosten sollen.

Sonntag, 29. Dezember 2019

25.Dezember

Ich hoffe, ihr habt ein bekömmliches und erfreuliches Weihnachtsmahl genossen. Und ebenso freudig - vielleicht etwas weniger gierig - als meine zwei Kleinsten zugeschlagen.


Mini, der Jüngste, hat leider noch keine guten Tischmanieren.



Donnerstag, 26. Dezember 2019

24.Dezember

Wir bewundern die frisch gepflanzte Hecke, links im Bild Steve.
Ein erlebnisreicher 24ter Dezember. Erst fahren wir mit Steve, es ist sein letzter Tag hier, nach Mangwapani und schauen das Landstück an, das wir gekauft haben. Die Moeringa-Baumspinat-Sticksotffgenerierer-Hecke entwickelt sich gut, die Stecklinge haben praktisch alle bereits Blätter, viel besser, als diejenigen bei uns in der Stadt. Und der Wasserturm ist gewachsen, ein riesiges Ding. Vielleicht nicht unbedingt nötig, doch freue ich mich bereits darauf, einmal eine Nacht dort oben zu verbringen. Über dem Toiletten- und Lager-Teil hat es im ersten Stock Platz für eine Matratze. Dort sieht man bereits in die Baumwipfel hinein, ein toller Ausblick. Einzig die Wasserfassung ist noch nicht in Betrieb. Mohammed scheint sehr beschäftigt zu sein, er ist die provisorische Pumpe nicht installieren gekommen, so dass es auch kein fliessendes Wasser gibt, doch hat es ja in letzter Zeit genügend geregnet.



Der Wasserturm in Konstruktion
ein kurzer Besuch bei der Familie. Foto Steve Todds
Ein kurzer Besuch bei der Familie, wir bringen Fisch und Brötchen und Steve macht ein paar Fotos, dann gehen wir an den Strand des Serena Hotels. Das Fährschiff liegt nun noch näher im Sand und rostet weiter. Das Restaurant ist geschlossen, hier will niemand mehr baden. Und dies am wohl schönsten Strand der Insel.


Das Wrack des Fährschiffes
So bringt Salum Steve und mich Richtung Airport ans Meer. Im Beach Resort Hotel, das muss der Regierung gehören, überall Konferenzräume, Karume Hall, Nyerere Hall und so weiter, aber auch ein recht schöner Garten und ein Schwimmbad. Wir baden und essen dort, was erstaunlich gut ist, dann ein Spaziergang am Fischerstrand und zurück in die Stadt. Steve fährt mit dem Nachtschiff weiter.

In der katholischen Kathedrale
Am Abend gehe ich kurz in die katholische Kathedrale. Die Kirche ist für meinen Geschmack fürchterlich bunt, weiss gewandete Männer und Frauen singen Choräle, dazwischen diese afrikanischen Trillerrufe, etwas Trommel, ein eigenartiges Gemisch, zusammen mit dem schweren Duft des Weihrauches. Nebst einem Priester spricht auch eine ebenfalls weiss gekleidete Nonne, modern finde ich das für eine katholische Kirche. Zum Glück kommen auch noch ein paar neugierige Touristen, sonst wäre noch viel mehr fühlbar, was Tatsache. Die Gläubigen hier vermögen die Kathedrale kaum zu einem Viertel zu füllen und dies nicht einmal an Weihnachten. Etwas besser immerhin, als was ich an Weihnachten in Myanmar erlebt habe.

Mittwoch, 25. Dezember 2019

21.Dezember

21.Dezember, die Regenzeit müsste längstens vorbei sein, doch diese Nacht gab es ein Gewitter, wie ich das noch nie erlebt habe, ich dachte das Ende der Welt. Der Wind war sehr stark - und meine Wohnung ist ja offen - zusätzlich direkt aus Norden vom Meer, da sind wir auch nicht von anderen Gebäuden geschützt. Überall flatterten die Blechdächer auf den Häusern und man musste jederzeit damit rechnen, dass sich ein Blatt löst und davon fliegt. Ich habe erst oben im TeaHouse gegen die Wassermassen gekämpft, denn wenn dort ein Schwimmbad entsteht, geht das Wasser durch die Decke in meinen Raum, was es auch teilweise tat. Doch irgend einmal wurde es mir zu gefährlich, ich hatte Angst, dass die Rollos dem Wind nicht standhalten würden, sich losreissen könnten und mich erschlagen. In der Küche unten stand das Wasser knöcheltief, ich begann mit einer Bratpfanne zu schöpfen, doch erreichte ich nur, dass es nicht weiter anstieg, der Ablauf auf der Terrasse war überfordert, unmöglich all das Wasser zu schlucken. Nach ungefähr einer halben Stunde war der Spuck vorbei, der Wind liess nach, der Regen auch. Der ging zwar weiter bis in den Morgen, doch ohne Wind und in normaler Stärke, da waren keine Schäden mehr zu erwarten.

Nun reinigen wir und hängen zum trocknen auf und hoffen vor allem, dass die Wetterprognosen nicht stimmen und der Regen, wie prognostiziert, nicht nochmals in dieser unglücklichen Konstellation von Starkregen und Wind hier vorbei zieht.

Der Mangobaum im Garten unten wurde zerrissen und
muss stark zurückgeschnitten werden

19.Dezember

Salum jammert, dass all meine Katzen das ganze Haus verstinken würden, Mgeni und auch Maya im Erdgeschoss, würden sich beklagen, eine Belästigung, das müsse ändern.
Das geht aber im Moment nicht, in der Klinik wird es keinen Kindergarten mehr geben, das ist einfach viel zu gefährlich, gleich wie ein Spital. Orte wo viele kranke Lebewesen hinkommen, haben unfehlbar auch grössere Risiken. Ich bleibe also stur, und schaue einzig, dass ich und Naima das Erdgeschoss so sauber wie möglich halten. Gerade die Babies haben zwar bereits ihre Toiletten im Käfig und nutzen die, doch bleibt halt immer wieder etwas an den Pfoten und anderswo hängen.

Ein Foto von Steve  Todds, meinem Gast.

Als mir also Naima sagt, die Nachbarin möchte mit mir sprechen, schwant mir bereits Ungemach. Doch nein, diese meint, sie hätte Rosenstecklinge und Samen von einer Freundin mit Garten erhalten. Ob ich nicht für sie versuchen wolle, die Stecklinge zu bewurzeln? Natürlich will ich das, sogar gerne. Ich muss aber gestehen, dass meine vorherigen Versuche mit den Rosenstecklingen von Naima misslungen sind. Die Nachbarin antwortet, sie wisse, dass Rosen in Sansibar schwierig zu züchten seien, einfach versuchen, vielleicht hätten wir ja diesmal Glück.

Nochmals versuche ich es mit Rosenstecklingen. Fast alles kann man hier einfach in den Boden stecken und es wurzelt, einzig mit den Rosen gelingt das selten. Die sind wohl nicht für tropisches Klima gemacht.

17.Dezember

Heute  unerwartet Regen, gut auch, so finde ich endlich etwas Zeit zum Schreiben und etwas Ruhe. Steve Todds, ich bin in Myanmar eine Weile mit ihm herumgereist, ist mich besuchen gekommen. Das ist schön, so viele gemeinsame Erinnerungen, vor drei Jahren sind wir uns an Weihnachten in einem kleinen Ort namens Ye südlich von Mawlamyine begegnet und dann bis über die thailändische Grenze zusammen gereist.
Steve ist seit ein paar Tagen hier, er ist ein sehr selbständiger Traveller und hilft mir viel, er ist heute nach Nungwi hinauf gefahren. Nicht der beste Entscheid, der Regen, vielleicht hätte man das von den Wetterprognosen her voraussehen müssen.
Gut aber für mich, heute keine Verpflichtungen zu haben, ausser meinen Katzenwaisen, endlich wieder einmal etwas Zeit für mich. Nebst dem Schreiben beschliesse ich, Kimchi, koreanisches Sauerkraut zuzubereiten.


Nicht nur bei Hitze, auch bei Regen sind meine Katzen tagsüber ziemlich faul.

Samstag, 21. Dezember 2019

15.Dezember

Die beiden leben in getrennten Käfigen, doch lasse ich sie zusammen spielen.
Lucky ist ein sehr aufgewecktes Bürschchen geworden und bereits gegen Katzenschnupfen ein erstes Mal geimpft.
Schon wieder, und hoffentlich das letzte Mal, erleichtert hier jemand sein schlechtes Gewissen, indem er ein kaum 3-wöchiges Kätzchen vor unserer Tür ablegt. Es ist gesund und gut im Fleisch, kommt also direkt von einer Mutter und vermisst diese auch sehr, sucht überall an meinem Körper nach Milch und klagt fürchterlich. Zum Glück findet es sich nach einer Weile mit seinem Schicksal ab und beginnt Dosenfutter zu fressen. Zusammen mit dem ersten Winzling - Fahmi, ein Nachbar, gibt ihm den Namen Lucky, denn der sei sehr glücklich gewesen mich gefunden zu haben - kann ich ihn nicht in einen Käfig sperren. Zu gefährlich, meint Goodluck, die Seuche immer noch. Lucky wurde zwar vor 10 Tagen geimpft und sein Immunsystem sollte sich inzwischen entwickelt haben, das zweite ist jedoch zu klein um jetzt geimpft werden zu können, es kriegt den Namen Mini. 

Mini, der Neuste, hat noch blaue Babyaugen und vermisst seine Mutter sehr.
Praktisch gleichzeitig wirft endlich die Mutter, die sich kaum mehr bewegen konnte, ihre 6 Kätzchen, das ist eindrücklich für mich. Über Stunden dauert das Gebären an. Das Muttertier hat sich einen recht öffentlichen Platz in unserem grossen Saal im Erdgeschoss unten ausgesucht, die übrigen Katzen sind aufgeräumt und halten respektvoll Distanz. Auch nach der Geburt bleibt die Mutter freundlich mit den beiden etwas älteren Kätzchen, die bereits seit einer Weile bei uns im Erdgeschoss leben.

Ich habe Freude an all den Kleinen, obwohl sie mir sehr viel Arbeit geben und wir im Prinzip das Gegenteil machen wollen, nämlich die Zahl der Geburten reduzieren, doch zu spät nun, was soll’s.

4 der sechs Jüngsten. Sie bewegen sich kaum, klagen kaum, ab und zu geht die Mutter zu ihnen und gibt ihnen Milch. Normal meint Goodluck, deren Aufgabe sei im Moment einfach zu wachsen.

Freitag, 20. Dezember 2019

13.Dezember

Die alte Holzbrücke ist verfault und muss ersetzt werden.
Ich stelle fest, dass wohl alles steht und fällt mit den Leuten, denen man - meist zufällig - begegnet und dann das Gefühl hat, die sind es, wir müssen es zusammen versuchen. Diesen Herbst hatte ich eine glückliche Hand. Erst Naima - es gilt immer noch viel zu lernen - doch insgesamt eine sehr gute Wahl, nun die Katzenklinik und schliesslich Marine, der Sohn vom berühmten Vater Marine, den wir eigentlich gerne als Architekten für das neue Haus gehabt hätten. Doch das übliche Problem, die wirklich guten Leute sind hier leider bereits alt. Der alte Kassim Marine, ein Omani, verbringt nun viel Zeit in seiner Heimat. Wegen irgend einer Eingebung, anders kann ich es nicht sagen, fand ich dann, dass wir für den Wiederaufbau der Brücke diesmal wirklich Profis bräuchten, weil dieses kleine Detail doch ein recht heikler Bauteil sei. Salum war erst beleidigt, hat aber später eingewilligt, so dachte ich, dass wir es einmal mit dem Sohn Marine, ebenfalls einem Architekten und Nachbarn, versuchen sollten. Es war ja eine kleine Aufgabe, verlieren konnten wir nichts. Der Kostenvoranschlag von Marine betrug dann 800.-, Arbeit und seine Beratung inbegriffen, in der Schweiz würde man für so etwas 10’000.- bezahlen. Es wird nun auch etwas mehr kosten, denn die Anpassungen beim Geländer kommen noch hinzu, doch denke ich, dass wir für 2000.- eine sehr professionelle Arbeit bekommen werden.

Diesmal wird es Beton werden, die Schalung ist bereit.
Nun wird betoniert.
Der Sohn Marine ist also ebenfalls eine sehr glückliche Wahl. Er versucht nun, das Tempo für die Baubewilligung für das neue Haus zu beschleunigen,  er hat Beziehungen zu der Stone Town Authority. Marine wird hoffentlich die Bauleitung dort übernehmen, die groben Pläne haben wir ja bereits, so dass ich hoffe, dass wir dort nächstens mit dem neuen Dach und dem Tea House beginnen können.

Spuren im Schnee
…die Architektengeschichte führt mich aber auch wieder zu einem traurigen Kapitel. Der Architekt und Planer für die Entwicklung von Sansibar, ein alter Freund  von uns, Muhammad Juma, hat aufgegeben. Die korrupte Regierung hat ihm immer schlimmer zuwider gearbeitet, all seine Pläne wurden entweder gar nie ausgeführt oder sogar, was vorhanden, zerstört. Klammheimlich, er hat seine Abreise niemandem verkündet, ist er zu seiner Frau nach Paris gezügelt und arbeitet nun wieder für die UNESCO, Projekte in Afrika. Die Regierung hat es nochmals geschafft, einen der begabten Köpfe, die einen Wechsel in der Selbstbedienungsmentalität schaffen wollten, zu beseitigen, ein frischer Wind hat immer noch Mühe aufzukommen.

Mittwoch, 18. Dezember 2019

12.Dezember

Die Ereignisse überschlagen sich, hier passiert in einem Tag so viel wie in der Schweiz in zwei Wochen bezüglich Begegnungen und Emotionen. Wunderschön und gleichzeitig mich oft an die Grenzen meiner Kräfte bringend. So wurde ich - nicht zufällig - vor zehn Tagen ziemlich krank. Hohes Fieber, eine Grippe, ein paar Tage war ich so müde, dass ich die meiste Zeit verdöste, doch dann begannen die Antibiotika zu wirken und nach fünf Tagen ging es bereits wieder ordentlich. Wir haben hier einen alten Doktor, Dr.Omari, der wirklich sehr gut ist und nicht einfach immer „Malaria“ sagt. Hoffentlich bleibt er uns noch lange erhalten, er ist weit über dem Pensionsalter angelangt. 
Eben als ich die letzte Antibiotikatablette eingenommen habe, passiert ein kleiner Unfall. Der neue Tierarzt Goodluck hat leider noch keine Erfahrung mit Strassenkatzen. Ich wollte ihm helfen eine Katze zu fixieren, die ich sehr gut kenne, ein liebes Tier, doch leider kam es in eine Panik und umklammerte meinen Unterarm und verbiss sich in ihm wie ein Hund, der nicht mehr loslassen kann. Das war sehr schmerzhaft und auch gefährlich, selbst wenn meine Tetanus- und Tollwutimpfungen aktuell sind. Der Arzt hat die Wunden gereinigt und verbunden und gefunden, nun müsse ich 5 weitere Tage Antibiotika nehmen. Unterdessen ist der Arm wieder gut. Nicht geheilt, aber brauchbar und die Verdauung spinnt etwas.

selfille 10.Dezember 19
Das zu den negativen Ereignissen - nebst ein paar traurigen Geschichten, die mir von den Nachbarn zugetragen wurden. Es gab aber auch ganz viele positive Ereignisse, das wichtigste eigentlich ist, dass die Katzenklinik nun wirklich sehr gut angelaufen ist. Zum Team kam neu auch wieder Laura, über deren Einsatz ich vor einem Jahr nicht glücklich war. Sie hat mir versprochen, dass sie sich unterdessen verbessert habe, sie war in Kianga, in der Klinik auf dem Land. Das stimmt und vor allem tut sie dem Männerteam sehr gut. Das harmonisiert nun wunderbar, Goodluck, Eddy und Laura, eine Freude, ihnen bei der Arbeit zuzuschauen.
Endlich ein zuverlässiges gewissenhaftes Team, wo ich doch bereits gedacht habe, dies sei in Afrika wohl zu viel verlangt und nicht zu erwarten. Es stimmt nicht. Wenn man auf die richtigen Leute stösst und zusätzlich noch die richtigen zusammen bringt, ist sehr viel möglich.

Montag, 9. Dezember 2019

4.Dezember

In der Katzenklinik ist man seit zwei Wochen ohne Wasser, das „Quellwasser“ hat schon wieder zu stinken begonnen, unbrauchbar, ich habe keine Lust, nochmals tiefer zu bohren, eine Wasserfassung mitten in der Stadt scheint mir sowieso aus hygienischen Gründen problematisch. Inzwischen ist aber die Wasserverteilung der Stadt erneuert worden. In der Nacht sieht man die Handwerker an den grossen Leitungen arbeiten, Verbesserung der Infrastruktur, es gibt doch auch Positives von der Insel zu vermelden.
Allerdings bedingt das nun auch das ganze bürokratische Prozedere. Sheha, Stadtregierung, Wasseramt, zum Glück übernimmt das alles Salum, es ist eine langwierige Angelegenheit.

Die Leitung von der Hauptleitung bis neben unser Haus wurde von Arbeitern der Stadt gemacht. Ich bin erstaunt, wie wenig tief die graben. Die Leitung ist ein etwas besserer Gartenschlauch und liegt kaum 20cm tief. Frost gibt es hier keinen, doch finde ich, dass die Verletzungsgefahr gross ist. Auch scheint die Stadtregierung keinen Plan der vorhandenen Leitungen zu haben. Beim Graben wird eine Abwasserleitung aufgehackt und muss natürlich wieder ersetzt werden.
Ich beschliesse, in etwas ruhigeren Zeiten unser Haus hier auch an das städtische Wassernetz anzuschliessen. Wie lange unsere Wasserfassung noch brauchbares Wasser liefert ist ungewiss und ich habe keine Lust, auch zwei Wochen auf fliessendes Wasser warten zu müssen.

Donnerstag, 5. Dezember 2019

3.Dezember

Bisher habe ich mehrere Excel-Tabellen geführt um hier bei den diversen Projekten, Häusern und neuerdings auch einem Stück Land, die Übersicht zu bewahren, doch das führte in ein riesiges Chaos, denn ich habe ja nur ein einziges Bankkonto hier. Excel, weil ich eigentlich dachte, dann könne das der Salum selber eingeben.
Nun habe ich mich endlich entschlossen, doch eine doppelte Buchhaltung zu führen und deshalb eine für meine Bedürfnisse zugeschnittene eingerichtet. Und wieder einmal muss ich sagen, dass das  ein vollkommen geniales System ist, erstmals habe ich wieder das Gefühl, eine Übersicht zu haben, eine Riesenerleichterung für mich. Dank sei dem genialen Erfinder!

Luca Pacioli (* um 1445 in Borgo San Sepolcro, Toskana; † 1514 oder 1517 in Rom) war ein italienischer Mathematiker und Franziskaner. Bekannt ist er in den Wirtschaftswissenschaften, weil er 1494 als erster die doppelte Buchführung komplett beschreibt.

Porträt Luca Paciolis


2.Dezember

Mit einem leitenden Angestellten vom Lukmaan bin ich am Abend unterwegs in der Nachtmarktgegend. Wir sehen eine Katze, die hinkt, es sieht so aus, als habe sie ihr Bein gebrochen. Ich habe weder ein Tuch noch einen Käfig hier, also weiss ich, dass man eine erwachsene Strassenkatze, nicht einfach so einfangen kann.
Doch der Angestellte will sich nützlich machen, vielleicht auch mich beeindrucken, und meint, er gehe rasch eine Kartonschachtel holen. Als wir die Katze dort hinein packen wollen, kriegt das sonst friedliche Tier eine Panik und springt mir an den Kopf.

Glück gehabt, das hätte auch ins Auge gehen können.

Mittwoch, 4. Dezember 2019

1.Dezember

Wieder einmal hinaus aus der Stadt. Ich brauche dringend etwas Erholung. Und möchte endlich einmal auf mein SUP, ich will es in Nungwi, im Norden, wassern. Wir nehmen einen alten Mann mit, den Salum gut kennt, er will für eine Moschee in seinem Heimatdorf gleich nebenan drei Fernseher spenden. Bildungsprogramme, meint Salum auf meine misstrauische Frage wozu? Na ja, in Myanmar haben die buddhistischen Mönche in ihren Gebetsstätten auch Fussball am Fernsehen geschaut.

Die neue Strasse nach Nungwi ermöglicht den Touristen nun
ein rasches Erreichen ihres Ferienzieles.
Salum und ich fahren weiter bis in die  nördliche Spitze der Insel zum Turtle Sanctuary, wo Schildkröten von der Nachbarinsel Tumbatu aufgezogen werden. Ob das wirklich ein naturschützerisch wertvolles Projekt ist, weiss ich nicht, doch ganz sicher ist es eine Touristenattraktion. Insbesondere Sansibars lieben es, am Sonntag einen Ausflug hierher zu machen. Auch Leute vom Festland hat es viele.
Ob das noch in Betrieb ist?
Wir installieren uns in der kleinen Strandbeiz daneben. Das Essen ist schlecht und teuer, doch der Ort angenehm. Wahrscheinlich die noch am wenigsten vom internationalen Tourismus verdorbene Ecke von Nungwi.
Die Katzen  dort sind kastriert, das sehe ich an den abgeschnittenen linken Ohrspitzen, doch sonst in keinem guten Zustand. Fellprobleme, ein Kleines hat die Augen verklebt, Katzenschnupfen. Ich reinige es, denn da kann man viel helfen. Salum meint, ich solle es mit in die Stadt nehmen, es braucht eine Antibiotikaspritze. Doch dann stelle ich fest, dass es bereits zu spät ist, beide Augen sind weg, nur noch leere Augenhöhlen. Ein kleiner Trost ist mir, dass die Mutter offenbar immer noch gut zu ihm schaut, und dass es sich in seiner gewohnten Umgebung gut orientieren kann.

Vom Umweltschützerischen Nutzen des Turtle Sanktuary bin ich nicht ganz überzeugt.
Die Nordspitze der Insel bei Nungwi bei Ebbe.



Dienstag, 3. Dezember 2019

27.November

Naima hat sehr viele gute Eigenschaften. Zum Beispiel kann sie gut nähen. Hier ein neu bezogenes Kissen von ihr.
Doch Naima hat eine Eigenschaft, die mich stört: Sie liebt es sehr zu plaudern. Zwar hat sie Erziehung und Disziplin, weshalb sie das bleiben lässt, wenn ich am Computer arbeite, doch irgendwie ist ihre Präsenz fordernd, wenn sie rings um mich putzt, ich fühle mich unwohl und bedrängt. - Vielleicht ist dies ja auch mein Problem. Leute, die mir zu nahe kommen wollen, stossen mich rasch wieder ab. So weiche ich ihr zunehmend aus, das ist schade. - Vielleicht habe ich sie am Anfang auch zu fest verwöhnt. In den ersten zwei Wochen habe ich mir oft die Zeit genommen, mit ihr zu plaudern und Kaffee zu trinken. Unterdessen bin ich aber von morgens bis abends sehr eingespannt und häufig auch froh, gar nicht sprechen zu müssen, wenn meine Gedanken mit anderem beschäftigt sind. 

Montag, 2. Dezember 2019

25.November

Der Liegenschaftsverkäufer in der New Fumba Town heisst Godlisten, was wohl meint, das er gut auf Gott hört.
Mein neuer Tierarzt, ich bin mit ihm sehr zufrieden, zwar hat er keine Erfahrung in der Behandlung von Strassenkatzen, dafür viel mehr Disziplin, Hygiene ist bei ihm kein Fremdwort, heisst etwas zweideutig Goodluck. Heisst das nun, dass man ihm viel Glück wünschen muss oder dass er ein Mensch ist, der viel Glück hat? - Beides sind Christen und kommen vom Festland.

Mit verklebten Augen habe ich den Winzling vor unserem Haus vorgefunden, keine 3 Wochen alt, meint Goodluck. Wegen der Seuche können sie keine Kätzchen mehr aufnehmen und ich kann das arme Ding auch nicht einfach auf der Strasse sterben lassen.
Goodluck, der Neue, ist ein guter Ersatz für Flavi. Das sehe ich sofort, als ich das erste von ihm kastrierte Weibchen anschaue. Die Naht ist kurz, nur ein Drittel so lang wie früher, das ganze heilt sehr schnell ab. Mit dem Einschläfern der kranken und hoffnungslosen Tiere ist er auch nicht zögerlich, im Moment der Seuche ist das wichtig, das Ansteckungsrisiko muss minimiert werden. Wo einzig noch grosser Nachholbedarf herrscht, ist in der Kenntnis des Einfangens der Strassenkatzen. In der Kenntnis der Altstadt überhaupt. Gestern kaufte ich für ihn einen Plan der Stone Town und stellte erfreut fest, dass er Pläne lesen kann.

So lebt es nun bei mir in Quarantäne, denn das Virus ist ja auch hier, eben hat Häxli wieder einen Krankheitschub gehabt. So kann der Arme nur spielen, wo die anderen nicht dürfen. Er entwickelt sich prächtig, muss aber leider oft alleine in seinem Käfig sein. Und gibt mir viel zusätzliche Arbeit.
Eddy, den Abgänger der hiesigen Veterinärschule, bezahle ich nun ebenfalls, doch nur zur Probe. Er zeigt typisch Sansibarische Probleme. Alleine denken und arbeiten kann er nicht, doch wenn man ihm etwas befiehlt, dann tut er es - allerdings muss man das täglich überwachen. Das muss natürlich ändern. Überhaupt sage ich den beiden, dass es kaum effizient sei, wenn sie in der Klinik darauf warten würden, bis jemand ihnen eine Katze bringe. Sie müssten hinaus gehen, ein Netzwerk von Katzenliebhabern aufbauen, denn die kennen ihren Katzenbestand gut.  Es gibt erstaunlich viele davon. Warum, wird mir auch langsam klar. Die Leute sagen mir häufig, dass ich ins Paradies kommen werde, weil ich mich um Katzen kümmere, Allah habe das so gesagt. - Das ist nicht unbedingt die Katzenliebe, die ich suche, aber immerhin besser als keine.



Freitag, 29. November 2019

23.November

Wieder einmal schaffe ich es bis in den Baobab Lukmaan, und bleibe auch dort zum Essen. Häufig hat es mir zu viele Leute, zu langes Warten, dann hole ich mir lieber nur etwas. Eben war die erste Shareholdersitzung ohne Othman. Ajba und Mr.Kanzu sitzen noch dort, wir kommen ins Gespräch. Also der Othman, als er gegangen sei, habe die Warenlager in beiden Restaurants gleich mit abgezügelt, nichts mehr da, alles habe neu eingekauft werden müssen, sogar ein grosser Teil des Besteckes sei mit ihm verschwunden. Unschön natürlich, nachdem Salum und er doch ein paar Jahre, in den Jahren des Aufbaus, gute Freunde waren und einander auch vertrauen konnten. Ajba erzählt mir weiter, dass Othman die Steuern über Jahre nicht bezahlt habe und teils Angestellte 6 Monate auf ihr Gehalt hätten warten müssen. Dass ich mich etwas darüber wundere, dass niemand der übrigen Besitzer das je bemerkt und früher eingegriffen hat, das behalte ich für mich.

Die Lampen mindestens, hat Othman nicht mitgenommen....
Inzwischen also engagiert sich Othman im Bahari Cafe, eine tolle Mitgift hat er ja mitgebracht. Ob als Angestellter oder Teilhaber, das  weiss man nicht. So mache ich heute mit Meinolf, der über das Wochenende von Daresalaam hierher gekommen ist, im Bahari Cafe beim Fährhafen ab. Es ist neun Uhr früh, um diese Zeit sah man Othman sowieso nie, der ist ein Nachtmensch. Meinolf bestellt einen Milchkaffee, eine gewagte Bestellung, ich wohlweislich eine Cola. Ich entdecke zwei ehemalige Angestellte vom Lukmaan, nicht die Tüchtigsten, das ist gut so. Ajba hat mir ja weiter erzählt, dass sie mit den Angestellten ausgemacht hätten, dass alle nur noch jeden zweiten Tag arbeiten kämen und auch nur für jeden zweiten bezahlt würden. Doch, die hätten eingewilligt, die Alternative, die man ihnen vorgeschlagen habe, wäre ja gewesen, die Hälfte der Angestellten zu entlassen. Da war man offenbar solidarisch genug. Interessant ist übrigens, dass es Im Lukmaan seither nicht schlechter geht und dass man auch nicht länger warten muss. Im Gegenteil, mit der Hälfte der Leute wird effizienter gearbeitet.

Schatten der Vergangenheit
Nach etwa 20 Minuten kriegt Meinolf seinen Milchkaffee. Die Milch separat in einem weissen Kännchen serviert, gediegen, doch leider ist dieses Kännchen total verschmutzt und auch der Löffel sei nicht sauber, meint Meinolf. Doch der Kaffee sei okay. Immerhin. Lachend empfiehlt mir Meinolf, doch jedes Mal, wenn ich hierher komme, wieder etwas Besteck nach Hause zu nehmen. Quasi eine Repatriierung der Dinge.

Donnerstag, 28. November 2019

22.November

Kibi miaut nicht wegen dem Bein, er will Futter
Genau in der gleichen Position, wie Häxli stundenlang vor dem Kühlschrank sitzt und hinauf blickt, um mir zu sagen, dass sie bitte, bitte dringend ein Katzenwürstli will, genau gleich sehe ich sie in der Nacht  auf der Terrasse an die Wand hinauf starren. Dort wo sie hinblickt, sehe ich, ebenso unbeweglich, eine Gottesanbeterin an der Wand. Und genau gleich unbeweglich blickt diese Gottesanbeterin hinauf zu den Insekten, die die Glühbirne umschwirren. Jäger jagt Jäger. Dasselbe passiert in einer anderen Nacht mit einem jungen Gecko. Am Morgen finde ich beide wüst zugerichtet tot auf, sie tun mir leid, doch auch dies ist eben ein Gesetz der Natur. So beobachte ich am Nachmittag das Mutterhuhn, wie es seinen Küken zeigt, wie man eine Gottesanbeterin bei lebendigem Leibe zerhackt. Das ist auch nicht schön anzusehen.
Häxli ist übrigens die einzige wirkliche Jägerin unter meinen vier Katzen, die anderen machen das eher spielerisch, etwas, das sich bewegt, ist interessant. - Was mir erst jetzt aufgeht ist, dass Häxli vor dem Kühlschrank auf ihre Art auch jagt.

Häxli konzentriert nicht neben, sondern auf dem Kühlschrank, eine
Gottesanbeterin sitzt in der Lampe

Während ich mit den Jägern, die gejagt werden, etwas weniger Mitgefühl habe, mag ich es überhaupt nicht, wenn die Katzen Nachtfalter erledigen. Insbesondere ein mittelgrosser schwarzer Schwärmer, der eigentlich viel mehr wie ein Schmetterling aussieht, schwirrt hier in der Nacht oft herum und wird Opfer des Spieltriebs der Katzen.


Das war ein Nachtfalter, kein Jäger

Sonntag, 24. November 2019

20.November

Wie erklärt man hier jemandem, weshalb Gegenstände - insbesondere Möbel - eine bestimmte Ausrichtung haben müssen? Parallel etwa, bei mir kann das auch einmal schief sein, doch Zufall ist das dann nie. Der Winkel muss stimmen. Hier in meinem Haus in Sansibar passt schief eigentlich selten.
Naima ist meine bisher beste Putzhilfe, sie macht das so, wie ich es ihr sage, einzig den Staubsauger braucht sie nicht gerne, ist sich das nicht gewohnt. Allzu traurig bin ich nicht, denn es ist ein lärmiges Ding. Dass sie aufpassen muss beim Aufräumen habe ich ihr bereits gesagt, keine Papiere, die herum liegen, irgendwo versorgen, solche Tische besser gar nicht reinigen. Falls einmal , auch dies ist bei ihr selten, etwas zerbricht, dann kommt sie mir dies melden und legt die Sachen nicht kaputt wieder zurück. Ich bin erstaunt, wie viel seltener ich neues Putzzeug einkaufen muss als bisher.

Vom Nachbarn, dem Schreiner, haben wir ein altes Möbelstück gekauft, das in einem Hotel in Tanga als Empfangstresen gedient haben muss. Ein riesiges Möbelstück. Zuerst denke ich einfach an all das alte Holz,  das gegen Insekten bereits resistent ist, da gibt es keine Überraschungen mehr. Doch als es dann in unserer grossen Halle im Erdgeschoss steht, merke ich sofort, dass es hier seinen Platz gefunden hat. Allerdings steht es recht schief in der Landschaft, daran müssen wir noch arbeiten.....
Aber etwas kann selbst Naima nicht. Die Möbel wieder genau so ausrichten, wie sie vorher standen, das scheint den Leuten hier nicht einzuleuchten. Ich korrigiere dann, denn es stört mich, doch getraue ich mich nicht recht, ihr das zu sagen. Ich habe das Gefühl, dass die armen Afrikaner uns doch als unheimlich pingelige Leute ansehen müssen……

Donnerstag, 21. November 2019

19.November

Das Stück Holz vom Baumspinat habe ich vor 5 Tagen in den Boden gesteckt.
Es zeigt bereits erste Lebenszeichen.
Ich weiss nicht, ob ich glücklich sein soll über diese merkwürdige Regenzeit, lange andauernd, nie sehr heftig, keine Überschwemmungen bisher, fünf sonnige Tage, dann wieder zwei bis drei Tage, wo es herunter giesst. Der Kazkazi, der Nord-Ost Passat wurde nochmals besiegt. Den Pflanzen gefällt das extrem, die spriessen, doch für Tiere und Menschen ist es ein ungesundes Klima, denn auch Viren und Bakterien und Pilze gedeihen prächtig, manchmal habe ich das Gefühl,  die Luft sei dick davon und es schwirre nur so von Viechern. Wenn man die sehen könnte, wäre das wohl gruslig, es scheint das ideale Klima zu sein für sie. Erneut Schnupfen, Halsschmerzen, manchmal die Ohren, doch so lange man Reserven hat, geht das rasch wieder weg.
Mit dem felinen Katzenvirus sterben die Kätzchen wie Fliegen, der arme Dr.Goodluck ist im Moment hauptsächlich damit beschäftigt Kätzchen einzuschläfern, sicher keine schöne Arbeit für einen Tierarzt. Dies zu seinem Einstieg hier in Sansibar, das er kaum kennt.

Auch diesen Tierchen scheint es bestens zu gefallen, eine Ameisenart, die Holz frisst. Weshalb man hier vorzugsweise Hartholz verwendet, verstehe ich nun besser, das wird kaum befallen.

17.November

Nochmals ein schwarzer Sonntag, ich habe ihn bereits am Samstag vorausgefühlt. Drei Kleine aus der Jungkätzchengruppe in der Katzenklinik sind gestorben, ein plötzlicher Anfall von feliner Katzenseuche rafft die Tierchen dahin, Dr.Goodluck meint, man müsse froh sein, wenn zwei der Gruppe von zwölf dies überleben würden. Mangelnde Vorsicht und Hygiene sicher,  die durften oft überall herum wieseln, selbst im Operationssaal, doch die Kleinen kann man ja nicht tagelang in Einzelhaft halten. Auch mein kleiner Frecher, mit der dramatischen Geschichte, sieht schlecht aus und rennt nicht mehr herum. Er ist plötzlich gänzlich abgemagert und will nicht mehr fressen, sein eines Auge ist verklebt. Ich habe Angst, besser eine Vorahnung, dass das für ihn das Ende ist. Wenigstens sitzt er noch eine Weile schnurrend, gut eingepackt in ein  Kanga, auf meinen Beinen, dann lege ich ihn sanft zurück in das Katzenzimmer. Es wird unsere letzte Begegnung gewesen sein. Und das hübsche einäugige Kätzchen hat nun sein Augenlicht gänzlich verloren, es irrt herum und ruft. Nein, einschläfern, dafür sei es zu früh, meint Goodluck, sonst sei es ja gesund, das lerne damit umzugehen.
Das hübsche Kleine hat nun sein Augenlicht gänzlich verloren
All dies sind für mich immer belastende Momente, gerade bei den Kleinen, die so viel Vertrauen in uns haben. Obwohl ich eigentlich weiss, dass nur etwa 5 Prozent davon überleben - so ist die Natur - für mich ist es schwierig, dem Leiden zuzuschauen ohne selber zu leiden.

Suchbild. Wo ist das Kätzchen? Vor rund 5 Tagen ist es in meiner Gegend aufgetaucht und bisher noch gesund. Ich schaue gut, dass es genügend Futter kriegt. Es lebt verborgen im Abfall.
Von einer Reduktion der Geburtenrate sieht man noch kaum etwas, obwohl wir nur noch wenige unkastrierte Weibchen in meinem Quartier haben. Trotzdem tauchen immer wieder Kleine jammernd bei mir auf. Die Leute setzen ihre überzähligen Kätzchen gerne an Orten aus, von welchen sie wissen, dass dort Katzenliebhaber leben. Auch vor der Klinik tauchen immer auffällig viele Katzenbabies auf.