Samstag, 21. April 2012

Al-Quseir, 10.April 2012












Erst gegen Abend gehen die Shops in Al-Quseir auf, die bunte Beleuchtung der Hauptstrasse, die Touristen werden aus ihren abgelegenen  Ressorts mit Bussen in den Ort gekarrt, die Händler warten auf sie. - Wie anders wirkt da die Stadt bei Tageslicht. Staubig, wenige geteerte Strassen, schmutzig, der Abfall liegt überall herum, halb aufgebaute Häuser, die wenigen alten Gemäuer sind meist in schlechtem Zustand. An Sansibar erinnert mich das. Die alten Häuser haben ebenfalls Holzbalkone mit durchbrochenen Gittern, hier nur oben, überhaupt scheint mir alles viel weniger prächtig, viel weniger wohlhabend als auf „meiner“ Insel. Das Besondere sind die Fassaden - etwa beim Hotel Quesir, in dem ich wohne - die häufig nicht verputzt sind. Man sieht die gehauenen Korallensteine schön aufgeschichtet, mit hellen Mörtelfugen dazwischen.
Kein Schatten, kaum Vegetation, die Fensterläden und Türen sind geschlossen, die Leute scheinen tagsüber nur wenn es notwendig ist hinaus zu gehen, einzig Musik, die aus den Gemäuern dringt, deutet an, dass hier Leute leben. Offensichtlich Nachtmenschen. Im Internet, das am Morgen geschlossen war, sagt man mir: Öffnungszeit von 11 Uhr morgens bis 4 Uhr frühmorgens.

Der Westschweizer Gilles ist ein Bauernsohn aus dem Waadtland. Doch den Hof habe er nicht übernehmen wollen, zumindest nicht mit den Tieren. Und sich so mit dem Vater zerstritten. Gereist sei er immer schon viel. Libanon, Syrien, mit 20 dann Ägypten, das habe ihn nie mehr losgelassen. Später habe er sich ein Geschäft aufgebaut, Import exotischer Früchten, viel Arbeit, eine nervöse Sache, telefonieren die ganze Zeit, das pressiere, denn Früchte würden rasch verderben. Dafür sei er deswegen auch viel auf der Welt herum gekommen. Das ganze Jahr über wolle der Schweizer Konsument beispielsweise Mangos essen. Die Saison der Mangos jedoch sei kurz, die müsse man aus allen Winkeln der Welt zusammentragen, immer gerade von dort, wo Erntezeit sei. Zuviel Arbeit, zuviel Stress, da habe er halt irgendeinmal aufgehört. Seither lebt er als Frührentner in Dahab.

Am Nachmittag kommt der Hotelbesitzer - Dr.Badawy nennt er sich - strahlend mit meinem Pass aus Luxor zurück. Das ist natürlich genial. Doch die Tatsache, dass im Mövenpick Ressort in den nächsten zwei Wochen kein einziges Zimmer mehr frei ist, enttäuscht mich. Das war für mich ein  Rettungsring in dieser staubigen Gegend. Ich habe auf einen bewässerten Garten gehofft, auf Grün, ich bin nun einfach kein Wüstenmensch. Nun muss ich mir überlegen, was ich denn sonst noch tun könnte in den verbleibenden acht Tagen.
Am Abend dann Wolken, der Himmel verfinstert sich, erstmals seit meiner Ankunft in Ägypten ein paar schwere Regentropfen, dann ist Schluss. Etwas später im schwarzen südlichen Himmel ein Blitz.

Nach dem Nachtessen gehe ich ins Männerkaffee Kaffee trinken, denn Tee vertrage ich nicht mehr, davon wird mir schlecht. Über die Wasserpfeifen wird hier eine Art Windschutz gestülpt, zuviel Wind, das würde zu rasch nieder brennen.  Doch, das Beobachten der  Leute, das gefällt mir immer noch.

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