Donnerstag, 12. April 2012

Abu Simbel, den 3.April 2012
















Eigentlich müsste man immer länger an einem Ort bleiben. Die Preise fallen täglich und die Leute werden freundlicher. Heute auf meinem Frühmorgenspaziergang bin ich durch die Gassen von Abu Simbel spaziert. Ein älteres Ehepaar sass nebeneinander auf der steinernen Baraza, der Sitzbank vor dem Haus und trank Tee. Sie boten mir freundlich an, mich zu ihnen zu setzten und ebenfalls Tee zu trinken, ich nehme die Einladung an. Wir sprechen kaum, ich kann kein Arabisch, die Leute wenig Englisch. Am anderen Ende der Bank sitzt ein anderer Mann allein. Er spricht nicht mit mir, aber als ich mich verabschiede und weiter gehen will, macht er mich auf Englisch darauf aufmerksam, dass es dort nicht weitergehe, ich die andere Richtung wählen müsse.
Das Ehepaar beeindruckt mich. Beide sind erstaunlich warm gekleidet, so kalt sind die Nächte nun doch wieder nicht. Die beiden wirken glücklich zusammen, plaudern, lachen viel. Die Frau schaut mein sansibarisches Kanga, das ich um die Schultern geschlagen habe, lange an. Ich denke, es gefällt ihr und da ich mich bei dem alten Paar wohl fühle - so selten hier, dass einem jemand einfach empfängt und als Gast begrüsst ohne Absicht – will ich ihr das Tuch schenken. Doch sie wehrt entschieden ab. Nein, nein, mehrmals frage ich sie. Auch der Mann will nicht, dass sie das Geschenk annimmt.
Am Nachmittag gehe ich in die gleiche Teestube wie morgens früh. Der Mann verlangt mir zwar auch 5 Pfund für einen Tee, doch ich vermute, das ist nur ungefähr das Doppelte des wirklichen Preises, das bin ich mittlerweile ohne Klagen bereit zu bezahlen. Als ich am Nachmittag wieder vorbeigehe, begrüsst er mich hocherfreut. Ich schaue zusammen mit einer Gruppe junger Männer Fernsehen, eine Komödie offensichtlich, viel Klamauk, singen, tanzen und stark geschminkte unverschleierte Frauen. Oder sind das verkleidete Männer? Denn Männern hier scheint es zu gefallen, ich selber mache mir meine eigene Geschichte aus dem Geschehen.
Auffällig in Abu Sibel sind die penibel ausgerichteten Strommasten mit immer fünf Drähten, immer das gleiche Modell, da ist man in Sansibar doch sehr viel kreativer. Strom fliesst hier reichlich, die Infrastruktur wird offensichtlich perfekt unterhalten, das erwartet man in einem Land wie Ägypten nicht gerade. Der Strom ist vermutlich billig, Sonnenkollektoren habe ich auch auf den Dächern des Hotels, das sich Ökohotel nennt, keine gesehen. Immerhin wurde das Gebäude in traditionellem Stil erbaut, das ist nur noch selten, und man ist daran, rings herum Gärten anzulegen und Gemüse zu pflanzen, auch Schafe, Tauben, Enten und Gänse werden gezüchtet. Wir nehmen einmal an, biologisch.
Ja, das Dorf sei neu, vorher habe man 90m tiefer unten im Talboden gewohnt. Aber gesehen hat dies der junge Kellner nie. Nur seine Eltern, damals war er noch gar nicht auf der Welt. Daran habe ich nicht gedacht. Dass jetzt eine Generation Leute heranwächst, die gar keine Erinnerung mehr daran hat, wie die Gegend vor der Überflutung durch den Nassersee ausgesehen hat.
20% Luftfeuchtigkeit , das spürt man, soviel Hautcreme kann man unmöglich mitnehmen, täglich mehrmals eincremen, ich befürchte, ich werde hier als Mumie enden. Oder als Krokodil. Beim Umräumen des Koffers treffe ich auf den Regenhut, den habe ich trotzdem mitgenommen, man weiss ja nie. Der 25-jährige Kareem wird mir sagen, wenn es hier regne, dann gäbe es Feste überall. In seinem Leben sei das etwa 7 Mal passiert.

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