Das Haus liegt unterhalb der Spitze des Segelschiffes unweit vom Meer |
Heute vor einem Monat bin ich in Sansibar angekommen. Dafür ist eigentlich schon sehr viel passiert. Wenn alles so weiter läuft, stehen die Chancen gut, dass bis zu meiner Abreise in 6 Wochen mein Teil im obersten Stockwerk fertig sein wird. – Wobei ich nicht ganz sicher bin, ob wir es schaffen, in diesem Tempo weiter zu fahren. Salum ist heftig erkältet und ich ebenfalls.
Am Sonntag war die Gründungsveranstaltung von Hifadhi Zanzibar (Blog vom 22.März). Das ging lange, undiszipliniert, Muhammad, der Freund und Chefplaner für Sansibar, er hat das Projekt hierher gebracht, kommt mit 20 Minuten Verspätung. Der Tisch ist gross, etwa 20 Personen sitzen rings herum, man muss sich konzentrieren um alles zu verstehen. Zumal manche Teilnehmer unaufhörlich mit ihren Nachbarn schwatzen. 2 Stunden dauert es bis die Unterschriften unter dem Dokument stehen, ich bin genervt und müde. Ein ungutes Gefühl im Bauch. Wird das alles funktionieren? Wollen wirklich alle, die nun teilnehmen, die Altstadt retten? Wollen die beiden Typen von Tourismusorganisationen nicht nur möglichst viel Geschäfte machen und nutzen das als Networkingpoint aus? Liegt ihnen daran, die Altstadthäuser zu erhalten oder verkaufen sie nicht ebenso gerne nachgebaute Disneyhäuser, ein Traum-tausend-und-eine-Nacht? Wo doch sehr viele Touristen den Unterschied zwischen nachgebauten Betonbauten und den wirklich erhaltenen Gebäuden kaum zu erkennen scheinen? Und wie ist es mit dem Planungs- und Bauunternehmen, das mit zwei Anteilsscheinen mitmacht? Erhoffen die sich nicht nur Arbeit, egal welcher Art? Ist es nicht ungut, dass Baghreza von der Azam Company nun 10 Anteilsscheine hat und damit rund 3/5 des bisherigen Kapitals? Wo doch in unseren Statuten steht, dass kein Teilhaber mehr als 20% Anteilsscheine besitzen darf? Mein Einwand wird erhört, doch wie ändern? Herrn Baghreza ausladen, bzw. ihm sagen, dass er nicht mehr als 2 Anteilsscheine haben darf? Das kann nicht die Lösung sein, denn wir brauchen ja möglichst viel Kapital zum Kauf und Umbau der Liegenschaften, die bisherigen 250'000.- Dollar reichen noch nirgendwo hin. Der berühmte Baghreza, er gehört zu den 100 reichsten Afrikanern, taucht natürlich nicht in Person hier auf. Dafür ist der Besitzer von Coastal Aviation, ein Italiener, hier. In ihn habe ich sofort Vertrauen. Natürlich vertritt er auch seine Interessen, aber er scheint mir die Situation hier zu kennen und wirklich etwas zur Rettung der Altstadt tun zu wollen. Grosszügig bietet er an, dass er die Kosten für die Anstellung einer Direktorin der Gesellschaft - 1000.- Dollar im Monat - übernehmen will. Baghreza, meint er - er wolle mit ihm sprechen - übernehme sicherlich das Geld für Wohnung und Spesen. Ich bin froh über dieses Angebot, waren doch die Holländischen Initianten viel zu vorsichtig. Erst müsse noch die rechtliche Situation geklärt, die Gesellschaft rechtmässig registriert sein. Das kann dauern in Tanzania, sind die blauäugig. Auch ich finde es wichtig, dass bereits jetzt jemand da ist, der aktiv arbeitet, mit der Regierung verhandelt, für mehr Teilhaber und Kapital wirbt. – Denn Muhammad - unser Muhammad - der gehört zu den Leuten, die überall etwas anreissen, aber nirgendwo wirklich dabei sind. Auf seine weitere Unterstützung hoffen wir sicherlich vergebens.
Als erstes mögliches Projekt wird der Mtoni Palace von den Holländern vorgeschlagen. Da habe Baghreza bereits die Hand darauf, das Hotel Mtoni Marine eben gekauft und der Regierung dafür den Unterhalt des alten Sultanspalastes garantiert. Er wolle ihn uns zur Verfügung stellen. Ein Riesending, das nicht kommerziell vermietet werden kann, da es ja als kulturelles Erbe von Sansibar der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen soll. Mit Mr. Coastal bin ich einig: Zu gross für uns. Wir brauchen ein überschaubares Projekt, das innerhalb von 2 bis 3 Jahren realisiert und gewinnbringend vermietet werden kann. Erst dann wird es einfacher sein, die Leute davon zu überzeugen, dass hier etwas Gutes entsteht. Der grosse Holländer auf meiner rechten Seite, er ist Repräsentant von Baghreza an der Sitzung, raunt mir zu, ob ich daran glaube, dass das jemals funktionieren werde? - Ich will daran glauben.
Unwohl ist mir auch deshalb, weil die Hälfte der Anwesenden hier nicht Investoren, sondern Entwicklungshelfer oder denen nahestehende Leute aus Holland sind. Wie mein Sitznachbar, Architekt mit Büro in Tanzania. So viele Leute, die von diesem Projekt leben oder zu leben möchten. Was der alte Mefert, der ehemalige deutsche Konsul und ewige Stänkerer gemeint hat, stimmt sicher etwas. Entwicklungsarbeit, die diene vor allem den entwickelten Ländern dazu, den Überschuss ihrer Arbeitskräfte loszuwerden.
Am Abend gehe ich dann im Internet die Namen auf der Liste der Investoren durch. Baghreza, Gründer und Inhaber der Baghreza Company. Er finanziert Malaria-Projekte und scheint auch sonst ein vernünftiger und moralisch denkender Mensch zu sein. Daneben finde ich eine IT-Firma, da habe ich keine Bedenken. Der Bauunternehmer bleibt mir suspekt. Der junge einheimische Tourismusfachmann scheint an ökologischen Projekten und Förderungsprojekten für Frauen beteiligt zu sein, das tönt gut, und der Besitzer von „Kendwa Rocks“, einer gut gelungenen Touristenanlage im Norden der Insel, könnte durchaus auch ernsthaft an der Erhaltung der Stone Town interessiert sein. Vielleicht war ich doch zu pessimistisch. Hoffen wir es.
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