Montag, 23. Oktober 2017

2017.10.20, Sansibar

Es läuft überall und alles gleichzeitig und überstürzt und planlos und irgendwie fühle ich mich sehr lebendig in diesem Chaos, in einer Art, wie ich das Zuhause selten das Gefühl habe. All die Projekte. All die Ideen. In der Schweiz züchtige ich sie immer, unmöglich, der Reihe nach, vielleicht schreibe ich ein paar Gedanken auf. Doch hier: Alles immer sofort umsetzen. Genau so, wie dies meine Umgebung auch tut, beziehungsweise die Leute, die Sachen in Gang setzen, Salum, Dr.Muhammad und Othman, meine nähere Umgebung.


Zur Kleidung. Mgeni, die zwar am Freitag Abend nie mit Hijab - dafür jetzt geschminkt, das ist neu - mit mir in die Forodhani Gardens kommt, trägt diesen immer, wenn sie in die Vororte zur Arbeit fährt. - Nein, er zwinge sie nicht dazu, nicht wegen ihm, meint Salum, Mgeni habe das bereits gemacht, bevor sie verheiratet gewesen wären. Ich sage ihm, ich fände diesen Mundschutz unangenehm, ich möchte gerne das ganze Gesicht sehen, wenn ich mit jemandem spreche. Darauf Salum, Sonnenbrillen seien doch eigentlich auch nicht besser.
Und effektiv, gerade heute, als ich mit Moddy über Finanzielles verhandelte, es war kein angenehmes Gespräch, hat es mich sehr gestört, dass er seine verspiegelte Sonnenbrille getragen hat und ich seine Augen nicht sah. Ich habe darauf die meine instinktiv auch angezogen, obwohl das nicht wirklich notwendig war. Es stimmt, die Augen nicht zu sehen, das ist fast noch schlimmer als den Mund nicht zu sehen. Die Augen sagen viel mehr aus über die Gefühle eines Menschen.



Diskussionen mit der Französin, sie spricht ein katastrophales Englisch, über den Koran. Eigentlich, findet sie, gäbe es die Ehe mit mehreren Frauen gar nicht im Islam, denn im Koran stehe ja geschrieben, man müsse jede Frau gleich stark lieben und dies sei ein Ding der Unmöglichkeit. - Ganz klar, antwortet Salum, das könne niemand, genau so, wie niemand seine Kinder alle genau gleich lieben könne. Im Koran verlangt werde aber nicht dies, gefordert werde, dass man jeder Frau gleich viel Zuwendung gebe und gleich viel Zeit mit ihr verbringe. Mehr, ganz klar, sei unmöglich

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