Freitag, 20. Oktober 2017

2017.10.17, Sansibar

Diskussionen mit Sahra, die immer extrem Partei für die Schwarzen einnimmt und den Kolonialmächten alle schuld am Elend hier zuschreibt. Die ganze Kultur hätten sie wissentlich zerstört, auch die Tatsache, dass die Leute keine Verbindung mehr zu der Natur hätten - die ist nur noch zum Nutzen da - auch dies schreibt sie den Kolonialisten und Missionaren zu. Ich sehe das etwas anders, ohne all die Fehler bestreiten zu wollen, aber irgendwie, denke ich, hilft Afrika unser schlechtes Gewissen und die damit verbundenen Geldströme, die sowieso fehl geleitet werden, auch nicht weiter. Nun ist es gut 50 Jahre her seit dem Ende der Kolonialzeit. Für mich ist es dasselbe, wie wenn ein Fünfzigjähriger sein ganzes Misslingen im Leben mit seiner unglücklichen Kindheit entschuldigt. Der Start ins Leben ist so sicher schwieriger, doch irgend einmal wird man erwachsen und muss Verantwortung übernehmen. Genau dies erwarte ich auch von Afrika.


Der Mangrovenwald von Chwaka gehört zum Schutzgebiet von Josiany. Dennoch wird er ungeniert gefällt und aus den Stämmen wird Holzkohle gemacht. Verneinzelt stehen noch Bäume im Wasser, die der Brandung wohl nicht lange widerstehen werden, wie ein gerupftes Huhn sieht das aus.

Viele Leute hier leben immer noch mit der gleichen Mentalität, die sie im traditionellen Leben hatten, jedoch mit den Bedürfnissen, die ihnen die heutige Welt eingibt. In traditioneller Weise auf dem Land lebt man von dem, was man rings ums Haus gepflanzt hat. So hat man normalerweise genug, aber nie etwas, das man verkaufen könnte. Für Tauschhandel reicht es, ein Fisch gegen ein Pfund Reis, doch wie bezahlt man so Kleider und den Arzt, wenn der notwendig wird? Dazu kommen nun noch all die neu geweckten Bedürfnisse, vor allem das Mobile Phone, ohne dies, WhatsUp und Facebook, geht hier gar nichts mehr. Die Dienste sind für uns eher billig, 20-30.- Franken reichen für einen Monat, für hiesige Verhältnisse hingegen ist das ein Vermögen. Autos ebenfalls, die kann man zwar billig kaufen, doch das Bensin dafür ist teuer. Kühlschrank, Fernseher, Waschmaschinen und neu auch Klimaanlagen, die brauchen alle Strom und auch der ist teuer. All dies gibt Abhängigkeiten, wiederkehrende Kosten, wie soll das aufgehen wenn man immer gerade so viel auf dem Tisch hat, dass man nicht verhungert? - Eigentlich sind die vom Westen und von Asien geweckten Bedürfnisse das Problem, nicht der Kolonialismus. Heute kann man praktisch überall auf der Welt zusehen, wie Anderswo gelebt wird, das  bringt Träume. Und im träumen und Geschichten erzählen sind die Afrikaner sowieso unübertroffen - was mir an ihnen ja gefällt.

Der Abfallmann hat neu eine Uniform und Gummisteifel, der  Wagen ist etwas besser geworden. Seine Tour dauert viel länger, denn jetzt sortiert er gleich wieder verkäufliches Material heraus  und steckt es in seinen Rucksack. - Wenn er etwas findet, denn in der Nacht hat ihm oft bereits jemand zuvor gekommen.
Dies gilt aber nicht nur für die Schwarzen hier, vielleicht ist es ja die Gegend, das Klima? Gestern Abend kam eine Französin, Mieterin im grossen Haus in Shangani, das der Omanifrau gehört und von Salum verwaltet wird, sie ist mit einem Einheimischen verheiratet. Die zweite Ehe hier in Sansibar, über den ersten Mann beklagt sie sich furchtbar. Mit Entschuldigungen und Ausreden für den Mietzins im Rückstand, den zahlt man hier noch bar auf die Hand. Dann erzählt sie uns von ihren Jobs. In Paris für drei Jahre zwei Restaurants und 7 Foodstalls im Disneyland geleitet. Aber nein, Paris möge sie nicht mehr, Frankreich auch nicht, überhaupt die Franzosen. Dann Hotelmanagerin in einem Luxushotel in Dubai, zum Islam konvertiert sei sie, äusserlich sieht man nichts davon, und nein, fünf Gebete nicht regelmässig, aber sie lese häufig im Koran. Hier dann das Clove Hotel übernommen in der Stown Town, das sei überhaupt nicht gelaufen, viel Geld habe sie verloren, das Hotelbusiness in der Stown Town sei gestorben seit die Charterflüge die Touristen direkt in ihre Beach Hotels brächten. Dann Managerin einer grossen Hotelanlage an der Ostküste und ja, sie sei die Frau für den Posten einer Managerin des Lukmaan, seit Ende September sei ihr Vertrag ausgelaufen. - Das war nun doch gerade etwas viel. Vom teuren Hotel zum Lukmaan? Sie möge das, da könne man noch mit den Gästen reden, sie sei gerne Gastgeberin. - Mal schauen.

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