Samstag, 16. November 2019

12.November

Franco rede wie eine Nähmaschine, findet Salum, er hat recht, eine Nähmaschine, die häufig aus der Spur springt, Umwege macht und Umwege von Umwegen, der Ostdeutsche hat ja so viel zu erzählen. Das ist ermüdend, doch bin ich beeindruckt von dem Mann. Er ist von Kilimanjaro auf die Insel gekommen und nun zuständig für die Gartenanlagen der New Fumba Town, die wir ja bereits bewundert haben (Post vom 29.September). Daneben ist er ebenfalls zuständig für das Abfallmanagement der geplanten Stadt, die im Endausbau mehrere Tausend Einwohner zählen soll. In der New Fumba Town hätten alle Haushalte drei Abfalleiner, einen für organisches Material, einen für rezyklierbares Material und einen für den Rest.

Der Abfall wird in der Rezyklingstation von Hand aussortiert, so viele Bewohner hat die New Fumba Town ja noch nicht.
Direktrezykling in der Legestation der Hühner. Aufgeschnittene ehemalige Speiseölkanister  haben hier ein zweites Leben.
Haushaltsplastik für die Frau in Bububu, die den einschmilzt und damit neue Gegenstände herstellt, Petflaschen, nur ganz, die werden nochmals gebraucht, Aluminium, Papier und braune Glasflaschen, die nehme ein Mann hier, wofür weiss Franco nicht, die Konjagi Flaschen, ein billiger Fusel wird darin verkauft, die könne man den Imkern geben und aus den Milchverpackungen macht Franco ganz simple Gefässe für Setzlinge, denn hier liegt ja auch die Aufzuchtstation für die Gewächse, die in den Anlagen gepflanzt werden. Franco ist pragmatisch, in dem Kübel, wo Karton - auch der wird in den Kompost eingearbeitet - gelagert wird, hat es auch bedruckte Sachen. Solches würde in Europa nie als biologisch durchgehen, bemerke ich. Dazu meint Franco, er sei schon zufrieden, wenn die Leute  hier Plastik von Karton trennen könnten, man müsse nicht päpstlicher sein als der Papst. Auch in Sachen Kompost ist Franco am Tüfteln, rund 10% Kohle - die feinen Reste aus den Säcken kriege man ganz billig - müsse man dem Kompost beifügen, denn sonst würden die Nährstoffe beim hiesigen Klima und den Böden zu rasch ausgewaschen.

Eines der Hühnergehege, es wird mit 4 Sorten Hühnern experimentiert.
Franco arbeitet auch eng mit einer Organisation zusammen, die an der Ostküste ins Abfallmanagement involviert ist. Vorerst nicht in Dorfgemeinschaften, die arbeiten für Hotels und werden auch von denen bezahlt. Nein, gewinnbringend sei das im Moment nicht, meint Franco, das sei Aufbauarbeit, er werde von der New Fumba Town bezahlt, indem jeder Bewohner dort eine Abgabe für den Abfall entrichten müsse. Hier gehe es darum, Wissen zu sammeln. Später, mit dem vielen organischen Abfall, da gedenke er schon verdienen zu können. Vor allem die Wurmproduktion aus den Essensabfällen könne gut verkauft werden und sei vielseitig einsetzbar. Etwa zum Füttern der biologischen Hühner - auch dies erst in einer Pilotphase - die Nachfrage an biologischen Eiern und Hühnern, die könne er nie befriedigen, er arbeite vor allem daran, einen Leitfaden für diese Art Hühnerzucht in den Tropen auszuarbeiten, so dass das von weiteren Leuten übernommen  werden könne. Auch Fischer würden die grossen Würmer kaufen und als Humusbildner könnten sie auch verkauft werden, selbst in den Schulhäusern könne man sie während der Ferien in die Jauchegruben geben, die würden dort das organische Material stark reduzieren, was übrig bleibe, könne problemlos kompostiert werden.
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Franco ist offensichtlich ein leidenschaftlicher Tüftler und probiert vieles aus. Eine Wasserfarnzucht für das Hühnerfutter, das wachse auf Kuhmist plus Wasser bestens, und eine Bienenzucht hat er ebenfalls aufgebaut.
Auf dem Grundstück, das nach den Grundsätzen der Permakultur bewirtschaftet wird, hat es ferner Ziegen und Kühe, denn deren Mist wird auch kompostiert. Er arbeite ja hier auf sehr magerem Korallensteinboden, eine Humusschicht müsse erst aufgebaut werden.

Was mir zusätzlich gefällt an Franco ist, dass er bestens vernetzt ist mit allen Projekten, die auf der Insel laufen. Bisher hatte ich häufig das Gefühl, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht und deshalb viel Wissen verloren geht. Hier ist dies ausdrücklich nicht der Fall, man bildet möglichst viele Leute aus - Salum hat diesen Kurs ja auch besucht - und hofft, dass manche davon in irgend eine der Geschäftssparten einsteigen werden.

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