Dienstag, 15. Dezember 2015

Wie man einen guten Freund loswird ohne ihn zu verärgern



das frisch geplättelte Bad im Erdgeschoss

Der Ingenieur, der in England studiert hat und nun auf dem Flughafen arbeitet, er wartet die alten Foker-Flugzeuge, ist ein guter und alter Freund von Salum. Er hat ihm auch geholfen, die Fundamente für die kleine Moschee in Mangwapani zu setzen, denn er weiss, wie man mit einfachen Methoden rechte Winkel und parallele Wände ausstecken kann. Dieser Freund war eigentlich dafür vorgesehen, im Erdgeschoss unseres Hauses zu wohnen. Jetzt spricht Salum davon, dass er die Wohnung Weissen vermieten möchte. Ich bin dagegen. Einerseits, weil ich nicht denke, das Mzungus in Parterrewohnungen wirklich glücklich sind. Andererseits habe ich das Haus ja gekauft, damit auch noch Einheimische in der Altstadt wohnen bleiben. Im Moment ist das im Quartier noch kein Problem, ich bin die einzige Ausländerin. Doch nachdem das Shanghaniquartier nun praktisch nur noch aus Hotels, Restaurants, weiteren Touristenstrukturen und Wohnungen für die Angestellten besteht, wird diese Entwicklung sicher Richtung Fährhafen fortschreiten. Spätestens wenn die neue Seepromenade bis Forodhani fertig erstellt sein wird.Bei Salums Morgenvisite spreche ich deshalb das Problem an. Nein, mit dem Ingenieur, mit dem wolle er nicht mehr zusammen wohnen. Der sei leider allzu geizig. Er habe ihm seinen Autoschlüssel gegeben, der könne den Wagen gebrauchen, wann er wolle, habe aber noch nie einen Schluck Benzin getankt. Auch sonst bezahle er niemals, wenn sie zusammen unterwegs seien, und wenn er sich etwas kaufen wolle, dann mache er das nur für sich allein, würde ihn niemals dazu einladen. Das missfalle ihm. Wenn er den im Haus hätte, dann würde der seinen Mietzins nie bezahlen und auch sonst ein Maximum profitieren. Deshalb habe er ihm nun in Mwera, einer fruchtbaren Gegend etwas erhöht im Landesinneren, ein Stück Land gekauft. Um ihn loszuwerden. - Ich finde solche Grosszügigkeit erstaunlich, doch Salum meint, damit seien sie Freunde geblieben, der Mann sei jedoch genügend weit entfernt von ihm, damit das nicht mehr weiter gehe mit dem Ausnützen. Den Autoschlüssel hat er allerdings immer noch. Solche Sachen bräuchten Zeit, meint Salum.





wider die Gesetze der Schwerkraft - und häufig auch unseren Vorstellungen

Ich sage Salum, dass ich es äusserst erstaunlich finde, dass man sich solches hier gefallen lasse. Freunde wie der Ingenieur - auch Juma - auf die würde man in der Schweiz verzichten, das käme bestimmt zu einem Streit und dann Bruch. Gerade dies scheint in der hiesigen Gesellschaft aber um jeden Preis vermieden zu werden.
Ähnlich ist das Verhältnis hier zu den Arbeitern. Die werden bezahlt, ob sie etwas tun oder nicht, ob ihre Arbeit brauchbar oder unbrauchbar ist. Ich war immer empört darüber bei unseren Bauarbeitern. Fand, dass solche, die gepfuscht hätten auch nicht das vereinbarte Geld erhalten sollten. Das setzte sich aber nie wirklich durch.

Dann müsste er halt andere sanisbarische Mieter suchen, finde ich. Darauf meint Salum. Dass selbst wenn kein Vertrag vorhanden sei und die Leute die Miete nicht mehr bezahlten, man diese kaum mehr aus einer Wohnung hinaus kriege. Er habe nun dieses Problem beim grossen Haus der Omani Frau, das er verwaltet. Die Mieter dort bezahlten nicht mehr, doch das gäbe unendlich langwierige juristische Verfahren und verursache Anwaltskosten um sie loszuwerden. Und die Frau, die das Reisebüro unten in unserem Haus betreib bevor wir es kauften, dort wo Salum nun daran ist eine Geschäftsfläche einzurichten, die habe ihm wahnsinnige Probleme gemacht und sehr viel Geld gekostet. – Davon hatte ich keine Ahnung, das ist ja wie bei mir in Biel.
Von Franziska habe ich kürzlich erfahren, dass es auch äusserst kompliziert sei einen offiziell angestellten Arbeiter wieder loszuwerden. Mindestens drei Mal müsse man den juristisch Verwarnen, bevor man ihm kündigen könne und Abgangsentschädigungen müsse man auch bezahlen. Ist ja einerseits schön, aber bei der Arbeitsmoral hier? Da verstehe ich etwas, das gerade 5 Personen im Lukmaan einen regulären Arbeitsvertrag haben. Und nun zusätzlich, weshalb Salum zögert, Einheimische in sein Haus zu holen.




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