Sonntag, 13. Dezember 2015

Hifadi Sansibar



Das Haus des Norwegers

„Hifadi Sansibar“, die Gesellschaft, die alte Stown Town Häuser retten will (blog vom 22.März 2015) und verhindern, dass nur noch Touristenstrukturen entstehen, eine lebendige Altstadt bestehen bleibt, hat seit zwei Wochen ein Büro im „Old Dispensary“, dem von Aga Khan renovierten Gebäude gleich neben dem Fährhafen. Ich statte Mariam, der Geschäftsführerin, einen Besuch ab um zu erfahren, was denn im letzten halben Jahr gelaufen sei. Mariam ist in England aufgewachsen und hat dort ihre Schulbildung gemacht, wollte dann aber vor einem Jahr nach Sansibar zurückkehren. Ich denke, sie ist eine gute Wahl.
Inzwischen seien die Gründungsurkunden von Hifadi so ungefähr fertig. Der Anwalt, immer sehr beschäftigt, werde an den Sitzungen benötigt, weshalb es von der letzten Sitzung vor zwei Monaten kein Protokoll gebe, denn die hätte - ohne seine Anwesenheit - offiziell gar nicht stattgefunden. Auf meine Frage, ob man denn nicht einen anderen Anwalt suchen könne, meint Mariam, die übrigen Shareholders meinten nein, denn in Sansibar seien alle so, ein besserer finde sich nicht.

Nach diesem eher entmutigenden Start präsentiert Mariam mir dann doch drei recht interessante Projekte, die nun in Bearbeitung seien.
Das Lebanon House, ein schönes Gebäude, das haben wir auch einmal besichtigt, es gehöre einem Norweger, der jedoch keine Verwendung mehr dafür habe. Er wäre froh, wenn damit etwas Gemeinnütziges geschehen würde. Man denkt an Forschung, vielleicht auch etwas Kulturelles, ein Frauenprojekt vielleicht. Eine NGO, die sich für die Entwicklung der Frauen hier einsetze, sei im Moment daran, einen Geschäftsplan und ein Nutzungskonzept dafür aufzustellen, denn man müsse ja wissen, ob die dann die Mietzinse bezahlen könnten. Das Haus ist in einem guten Zustand, keine grossen Renovationskosten sind anstehend und die ACRA eine Entwicklungsorganisation der EU habe für dieses Jahr noch 120'000.- Euro übrig, die dringend verbraucht werden müssten, denn sonst zerfalle die Zahlung. ACRA bildet in der Stown Town Handwerker in den Bautechniken aus, die zur Renovation dieser alten Häuser benötigt werden. Eine lobenswerte Sache, ich denke, was ich im Frühjahr bei den Hamnibädern dokumentiert habe (blog vom 28.April 2015) war ein solches Projekt. – Ich sage Mariam, ich verstehe nicht so recht, weshalb die dafür bezahlen müssten, das sie für uns arbeiten könnten, das müsste doch umgekehrt sein. Ja schon, meint Mariam, aber die Arbeiter hätten dann gleich auch ein grösseres Übungsobjekt und das Geld, das müsse irgendwie parkiert werden. Nein, Anteilsscheine kaufen, das gehe nicht, da müsse eine andere Lösung gefunden werden. Dafür seien die „Social Services“, so wie ich verstehe, die Pensionskasse für die Staats- und wenigen übrigen regulär Angestellten, am Kauf von Anteilsscheinen interessiert. Das tönt ja alles interessant. Auch wenn ich über die 120'000.- Euro nur halbwegs glücklich bin.


Links der Grenzzaun der katholischen Kirche


Das zweite Projekt ist ein Haus, das dem Staat gehört, es ist gleich neben der katholischen Kirche gelegen. Das könnte man für 60'000.- Dollar übernehmen, oder mit dem Staat irgendwelche anderen Verträge aushandeln, indem der zum Beispiel dafür Anteilsscheine der Gesellschaft Hifadi übernähme. Auch dies scheint mir ein vernünftiger Handel, das Gebäude ist in schlechtem Zustand, aber überschaubar. Fünf Mietparteien sind jetzt darin, die Geschäftsflächen im Erdgeschoss seien nicht vermietet, meint Mariam. Es sei sowieso am Staat, die Bewohner umzusiedeln, nicht an uns, was nach meinen kürzlichen Erkenntnissen ein grosser Vorteil ist.


Der Mtoni Palace von der Seeseite her

Beim dritten Projekt stutze ich etwas, doch muss man die Kröte wohl schlucken. Bakhreza, mit 10 Anteilsscheinen bisher der grösste Shareholder in unserer Gesellschaft und einer der reichsten Geschäftsmänner Tanzanias, scheint mir den Sinn von Hifadi nicht begriffen zu haben. Er hat das  „Mtoni Marine“ Hotel, ein hübsches Hotel etwas nördlich der Altstadt, bisher der nächste gute Strand, zusammen mit der Obhut über den Mtoni Palace vom Staat übernommen, er will dort einen Wasserpark bauen. Vermutlich nach europäischem Vorbild.  Inzwischen hat er den wundervoll bewachsenen Garten abholzen lassen. - Wenn ich an den Kinderspielplatz in den Forodhani Gardens denke, wird die Geschäftsidee wohl sogar funktionieren. Schade trotzdem für das schöne Gelände! Und eine Gefahr für den gerade angrenzenden historischen Mtoni Palace. Bakhreza habe Hifadi angeboten, die Bewirtschaftung des historischen Palastgeländes zu übernehmen.


Detail aus dem Hamam


Der Innenhof des Palastes


Darüber haben wir bereits bei der Gründungssitzung im Frühjahr gesprochen. Der Costal Airline Besitzer und ich fanden das keine gute Idee. Die Renovation dieses Palastes ist ein viel zu grosses Projekt für uns, da wären wir jahrelang damit beschäftigt, das ganze Geld dort gebunden. Mariam beschwichtigt jedoch, grosse Arbeiten seien nicht vorgesehen, man wolle das Gelände für die Bevölkerung öffnen und beleben. Konzerte zwei Mal wöchentlich, vielleicht auch Essenstände wie in den Forodhani Gardens, Veranstaltungen. Einen kleinen Parkplatz brauche es und ein Empfangsgebäude. Und vor allem wolle man verhindern, das Schlimmeres mit den Palastruinen geschehe. Nein, sie glaube nicht, dass Bakhreza mit seinen Ideen ein zu grosses Gewicht bei Hifadi bekomme. Er wolle nicht an Sitzungen teilnehmen, habe bereits einen Angestellten – und das sei ein einsichtige Mann – bestimmt, der sich darum kümmern solle. Überhaupt, diese 100'000.-, die er da investiere, die seien für diesen Mann peanuts. - Damit hat Mariam wohl recht.


So sollte der Palast irgend einmal wieder aussehen


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