Dienstag, 15. Dezember 2015

Die Chapati-Frauen



Mit den Chapatis, erklärt mir Salum, habe man geglaubt, ein gutes Geschäft zu machen, denn die verkauften sich sehr gut. Allerdings habe man bei der Berechnung der Kosten nicht daran gedacht, dass auch die Gehälter der vier Frauen damit bezahlt werden müssten und das benötigte Gas, nicht nur das Mehl und das Öl, das man dafür brauche, die Kosten für die Zutaten seien gering. Nun aber – zusammen mit Franziska – habe man bemerkt, dass bei den Chapatis gar kein Gewinn gemacht worden sei, ganz im Gegenteil. So habe man nun eine der vier Frauen entlassen müssen und den Preis von 400.- auf 500.-TS pro Stück hinauf gesetzt. Das sei von der Kundschaft widerstandslos angenommen worden, man habe deshalb nicht weniger verkauft.
In derselben Art, Speisegruppe um Speisegruppe, müsse man nun Schritt für Schritt vorwärts machen. Man habe bisher nie systematisch gedacht, man sehe diesen Fehler ein.


Auf meine Frage, ob es denn ihn und Othman störe, wenn sie Franziska Rechenschaft ablegen müssten über die Geldflüsse, meint Salum, nein, das sei kein Problem. Man müsse sich halt umgewöhnen, denn hier mache man das normalerweise nicht. Weshalb denn nicht, frage ich? Ja, der Ursprung, der komme bestimmt davon, dass man eben doch immer im Hinterkopf habe, man könnte den anderen etwas betrügen, meint Salum freimütig. Das sei der Grund dafür. Sie alle. Aber er wolle nun mit dem guten Beispiel vorangehen und alle Daten abliefern.

Gestern hat Salum im Kiponda-Lukmaan eine Sitzung mit den Angestellten abgehalten. Vier Personen galt es zu entlassen. Einerseits, weil das Restaurant dort zu wenig Einnahmen generiert, andererseits aber auch, weil diese vier Personen nichts wert waren. Mit jedem einzelnen habe er gesprochen, erklärt mir am Abend Salum, ihm erklärt, was ungenügend gewesen sei an seiner Arbeit, aber auch was gut.
Ein Anfang. Salum ist eigentlich mit mir einig, dass schlechtes Benehmen, sei dies bei Freunden oder bei Arbeitern, auch Folgen haben müsste. So wie das hier gelebt wird, kommt es ja nicht darauf an, ja, wird sogar belohnt, wenn ich denke, dass er dem Ingenieur ein Landstück gekauft hat, einzig um ihn auf Distanz zu halten. Aber einfach sei das nicht, das hier durchzusetzen, meint Salum.

Bei unseren allmorgendlichen Gesprächen ist bereits vieles zur Sprache gekommen. Eigentlich müsste ich langsam ein Tonaufnahmegerät einschalten. Gut, dass man in Sansibar keine Probleme damit hat, dieselben Geschichten immer wieder zu erzählen. So wird Salum kaum bemängeln, diese Frage hätte ich ihm doch bereits einmal gestellt.





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