Donnerstag, 2. April 2009



31. März 2009

Die Regenzeit hat eingesetzt, und seit den starken Regenfällen vor drei Tagen ist die Luft etwas kühler geworden. In der Nacht bedecke ich mich wieder mit einem Leintuch und auch der Ventilator läuft nicht mehr. Trotzdem kommt man natürlich sofort ins schwitzen, sobald man sich tagsüber bewegt und die Sonne drückt oder grell zwischen den Wolken hinunter scheint. Draussen schreit wieder einmal ein Säugling, als ob er gebraten oder sonst was würde, man gewöhnt sich daran, keine Aufregung. Mit dem Regenwasser, das vor drei Tagen gefallen ist habe ich mir meinen grossen Wasserkübel im Badezimmer oben gefüllt, 50 Liter sind das wohl. Um in den Genuss von Regenwasserduschen zu kommen, nahm ich es in Kauf, mehrmals mit Kübeln die steile Treppe hinauf zu steigen, das Wasser das hier aus der Leitung kommt ist ausgesprochen salzig und frisst alles Eisen auf und fühlt sich auch ganz anders an auf der Haut. Nach zwei Tagen ist der Kübel bereits wieder halb leer und die paar leichten Regenfälle seither bringen keine wirklichen Wassermengen mehr.

Ali ist auf dem Weg zum Polizeiposten. Gestern haben sie ihm sein Motorrad weggenommen, weil er ohne Helm herumgefahren ist. Die hätten ebenso gut diejenigen belangen können, die bei Rot über eines der zwei Verkehrslichter der Stadt gefahren seien, findet er oder verkehrt durch die Einbahnstrassen. Und weiss doch genau, dass es falsch war, ohne Helm herumzufahren. Er hat seinen Helm dem Sansibari aus Kanada ausgeliehen. Wenigstens leiht der nun das Motorrad nicht mehr von ihm, sondern von einem Verwandten aus. Meinen Helm habe ich dem Juma nicht mehr gegeben, nachdem das Band einfach abgerissen war. Auch wenn ich ihn nicht brauche. – Doch hier sind die Leute eben anders. Nein zu sagen, scheint äusserst unhöflich zu sein. Und Ali ist nun keineswegs sauer auf seinen Freund. Selbst wenn er heute vermutlich einen grossen Teil des Tages auf dem Polizeiposten verbringen wird, um wieder zu seinem Motorrad zu kommen. Und sicherlich auch bezahlen muss.

Der Regen lässt meine Pflanzen wunderbar spriessen. Selbst die Papaya, die in ihrem Topf etwas eng wohnt, ist wieder aufgeblüht. Ein Weibchen sei das, ist Ali überzeugt. Wie er denn das sehe, will ich wissen. Mit dieser Grösse, da würde ein Männchen bereits blühen. Hoffen wir also auf eine weibliche Pflanze, denn nur die machen bekanntlich Früchte. Mir gefallen die skurrilen Papayas, die rasch ein Stämmchen bilden, auf dem die Abdrücke der Blattstiele als Verzierungen eingeprägt bleiben. Oben dann ein Schopf von gezackten Blättern, in der Wuchsform einer Palme ähnlich. Nur dass sie eben viel rascher einen dünnen Stamm bilden. Ich möchte versuchen, eine Papaya in der Schweiz zu ziehen, obwohl ich das noch nie als Zimmerpflanze gesehen habe.
Dann wieder die winzigen Schnecken. Das hatten wir doch bereits letztes Jahr während der Regenzeit. Plötzlich sind sie da. Und nicht irgendwo, immer genau dort, wo ein grösserer Samen zu keimen beginnt. Sei dies eine Bohne, ein Avocadostein oder sonst irgend einer, der in den Tropen häufig sehr grossen, nährstoffreichen Samen. Die scheinen das von weither zu riechen. Und zerstören natürlich die zarten Keimlinge sofort. Ich frage mich, ob einer der Sonnenblumensamen, die ich gesteckt habe oder die Überraschungsblumen, die mir Leluu in Samenform zugesteckt hat, es schaffen werden.

Apropos riechen. Auch die Moskitos scheinen einen unwahrscheinlich guten Geruchssinn zu haben. Und merkwürdigerweise mit vorliebe dort zu stechen, wo schon ein Stich ist. So habe ich auf der rechten Seite am Hals, gerade unterhalb des Kinns, bereits fünf Moskitostiche. Immer beissen sie rechts – nie links. Ob selbst die Stichwunden einen gewissen Geruch aussenden? Übrigens scheinen Moskitomücken anders auf der Haut zu landen als die übrigen, ihre Beine würden steif senkrecht aufsetzen, hat mir neulich die chinesische Krankenschwester erklärt, das habe sie hier gelernt. Wie unsere Hausmücken landen, das habe ich noch nie Zeit gehabt genau zu beobachten. Besonders an ihnen ist, dass sie recht gross sind und absolut geräuschlos fliegen, dass man den Einstich nicht fühlt, jedoch sofort danach ein starkes Jucken einsetzt. Und dass sie weisse Streifchen an den Beinen haben. Wie Ringelsöckchen. Und sicherlich keine Malariaüberträger sind. Aber trotzdem lästig.

Wir sprechen über Volksmedizin. Honig werde hier vor allem als Medizin eingesetzt. Doch richtiger Honig, vieler hier sei ja schlechtes Zeugs, mit Zucker gestreckt. Und ob ein Honig gut sei, das merke man dann an seiner Heilwirkung. Der heile nämlich viel besser. Als Medizin vor allem in der Wundheilung eingesetzt. Doch, gegessen auch manchmal.

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