Freitag, 16. Mai 2008


Sansibar, den 10. Mai 2008


Es gibt auch Gutes zu vermelden. Das Lavabo in der Küche, das ich bei meinem letzten Aufenthalt sicherlich zehnmal auseinander genommen habe, besser zusammengesteckt und isoliert, das sich aber dadurch nicht erweichen liess und einfach weiter tropfte, also dieser Ablauf rinnt plötzlich nicht mehr. Keine Ahnung warum aber freuen tut es mich natürlich. Auch die Ameisen in der Küche, die vorher die kleinste Brotkrume, selbst noch mir gänzlich unsichtbare Zuckerkristalle aufgefunden haben, scheinen ob der langen brotlosen Zeit ausgewandert zu sein - vielleicht nach Europa - bisher habe ich keine einzige angetroffen. Inshalla, so Gott es will, sind diese Probleme nun definitiv gelöst.

Auch das feucht-warme Klima hier hat durchaus positive Auswirkungen. Daneben, dass es Algen und Pilze an den Hauswänden wunderbar spriessen lässt, ist es auch sehr wohltuend für meine Haut, die kaum mehr fettende Cremes braucht und die Haare, die ganz von selbst immer lockig fallen. Wobei hier vielleicht auch die salzige Luft das ihre tut. Sie allerdings nicht nur im positiven Sinne. Viele Küchengeräte aus Metall sind während meiner Abwesenheit verrostet.

Gestern Morgen erstmals seit meiner Ankunft ein Platzregen. Kurz und heftig. Plötzlich wird es tiefschwarz, das Trommeln der dicken Tropfen erstickt alle übrigen Geräusche. Seither hat es noch drei Mal kurz und wie aus Kübeln gegossen, doch dann kommt die Sonne rasch wieder und lässt die Landschaft dampfen. Ich habe dabei nirgendwo im Haus Wasser durch die Decke dringen sehen, die Dächer scheinen also noch dicht zu sein. Wobei der Regen diesmal auch schnurgerade, vollkommen ohne Wind heruntertropft, was das Risiko von Wasserschäden verringert.

„Mama Lukmaan“ werde ich häufig gerufen. Überhaupt werde ich oft begrüsst, gefragt, wie es in Ulaya, in Europa gewesen sei. Meist in Swahili angesprochen, für einfache Konversationen reicht das nun. Nicht immer weiss ich allerdings genau, um wen es sich handelt, mit dem ich spreche. Das ist aber nicht weiter peinlich, denn die Namen kommen in den Begrüssungsformeln nicht vor, ich kann mir da keine Blösse geben. Auch sind diese Rituale derartig formell, dass es mir einfach fällt, mein Nichtwissen zu verbergen. Unakumbuka, erinnerst du dich? Bei meiner Ankunft am Flughafen vor einer Woche – es war genau die Zeit des Freitagsgebetes, meine Chauffeure waren nicht abkömmlich - wurde ich am Taxistand sofort in Swahili angesprochen. Offensichtlich kannte man mich auch da. Und der Preis von 12 Franken ist wohl der Preis, mit dem man heute rechnen muss. Das letzte Mal waren es noch 10 Franken, aber die Teuerung hier ist ja rasend und in Dar es Salaam habe ich auch 2 Franken mehr bezahlt als das letzte Mal.
Gestern Abend betrachte ich den Sonnenuntergang vom Garten vor dem Africa House aus. Drei junge Frauen, in Mänteln zwar, doch sind sie nicht weit, sondern körperbetont geschnitten, nicht bodenlang, sondern nur bis unter die Knie und auch nicht nur schwarz, einer ist braun, fallen mir auf. Unter den Mänteln werden Jeans getragen und sogar die Kopftücher wirken irgendwie koketter. Die drei Frauen also kommen alleine in die Gärten und setzen sich nahe der Quaimauern, dort wo die Jungen daran sind ins Wasser zu springen, es ist Flut jetzt, ins Gras. Ihre helle Haut, aber schwarzen Augen und Hackennasen verraten mir, das es sich um Frauen aus den vereinigten Emiraten handeln muss. Ich bin etwas erstaunt ob ihrem selbstbewussten Benehmen. Ohne männliche Begleitung so nahe bei den halbnackten tropfnassen Männern, die ihre Kunststücke vorführen, sitzend, das erstaunt mich etwas. Ich beschliesse, dem Grüppchen zu folgen, ich vermute, das müssen Gäste des fünfstern Hotels Serena Inn sein. Reiche Omanis auf Besuch bei ihren Vorfahren. Ich muss sehr lange warten bis sie sich erheben, es ist schon fast ganz dunkel, die meisten Besucher der Anlage sind bereits nach Hause gegangen. Meine Verfolgungsjagd ist dann sehr kurz, direkt hinter den Gärten gehen sie die steile Wendeltreppe zur Bar des Africa House hinauf. Ich bin darüber sehr erstaunt, folge ihnen jedoch nicht weiter, denn die Versuchung ein Bier hier zu trinken - das gehört an diesem Ort einfach dazu, oder einen Gin Tonic - die wäre einfach zu gross. Ich will mir das noch etwas aufsparen. Ob wohl oben in der Bar die Familie gewartet hat? - Auch in den arabischen Ländern scheint sich die junge Generation der Frauen zu emanzipieren. Selbst bei den hiesigen jungen Frauen fällt mir auf, dass viele nun enger geschnittene, nicht mehr schlabberig-weite Mäntel tragen.

Alles im Fluss, Veränderungen überall. Sichtbar hier vor allem auch in dem Öffnen und Schliessen von neuen Restaurants und Läden. Zwei neue Lokale sehe ich im Shangani Quartier, beide scheinen nicht eben gut zu laufen. Wobei nun auch nicht Touristensaison ist. Das Livingstone, das Restaurant mit der lauschigen Terrasse gerade am Meer, es gehörte einer Tochter oder einem Sohn des Präsidenten, wurde erst vor einem Jahr eröffnet und ist bereits wieder geschlossen, die ganze Einrichtung wurde ausgeräumt. Dabei war das doch sehr teuer und auch recht geschmackvoll gemacht. Existiert nicht mehr. Und heute Morgen stelle ich fest, dass dort bereits an einer neuen Einrichtung herum gebastelt wird. - Was mich zum Lukmaan führt. Dort hat es eigentlich immer Gäste, mehr als jemals zuvor, gerade auch viele weisse Tramper. Ob er nun doch in irgend einer Neuausgabe eines Traveller Books aufgeführt ist? Und jetzt, da Ali dafür gesorgt hat, dass geputzt und frisch gestrichen wurde, sieht doch alles wieder ganz gut aus. Verglichen also mit anderen Restaurants, die ich meist leer oder fast leer antreffe, verstehe ich einfach nicht, weshalb der Lukmaan keine Einkünfte bringt. Der müsste das einfach, welches Lokal sonst sollte es dann.

Keine Kommentare: