Samstag, 31. Mai 2008

30. Mai 2008


Gestern Nachmittag besuchte ich den Malkurs, von dem mir ein regelmässiger Gast des Lukmaan erzählt hat. Er arbeitet hier als Freiwilliger in einer NGO, die versucht, die Produkte der Einheimischen – bei diesem Projekt ist es Malerei – zu verbessern und auch besser zu vermarkten. Nein, ein Künstler sei er nicht, er interessiere sich dafür, wie man Produkte zu besseren Preisen verkaufen könne, das wolle er später studieren und hier sei für ihn ein gutes Übungsfeld. Mir gefällt seine Einstellung und anschliessend auch der Ort der kleinen Gesellschaft, die in einem Alstadthaus installiert ist. Zusammen mit einem einheimischen Maler und fünf Hennamalerinnen haben sie einen Malstil entwickelt, der traditionelle Hennamalerei, die den Frauen zur Hochzeit und zu weiteren Festivitäten an Händen und Füssen appliziert wird, auf Gemälde überträgt. Und das gibt wirklich ganz unerwartete Bilder, die hier neben der TingaTinga und der Massai-Malerei, die gänzlich zum Touristengeschäft verkommen sind, angenehm auffallen. Die minutiösen Blumenmotive und abstrakteren Girlanden werden nicht einfach nur auf Bilder übertragen. Zusätzlich wird jetzt mit Farben gearbeitet und das finde ich wirklich sehr gelungen, etwas ganz Neues entsteht, eine gute Idee. Mir scheint, der Verkaufshit der nächsten Jahre könnte damit gefunden worden sein. – Wenn dann die Touristen immer noch kommen.
Denn heute erfahre ich von den fünf weissen Frauen, die sich in diesem Zentrum jeden Donnerstag zum Malen treffen - die meisten, scheint mir, hier mit Einheimischen verheiratet, so genau weiss ich das noch nicht - diese Frauen also erzählen die neusten Gerüchte bezüglich des Stromunterbruches. Alles sei kaputt am Stromnetz hier, das werde neun Monate dauern bis einmal repariert. Da könne man froh sein, wenn bis in drei Monaten genügend Notgeneratoren installiert worden seien. Vermutlich die Meinung von europäischen Experten. Doch die hätten das Stromnetz hier wohl gar nie erst in Betrieb genommen. Also vielleicht, so sage ich mir, gibt es dann doch eine weniger perfekte, halt Afrikanisch assimilierte Lösung, sicher nicht besonders zuverlässig, aber vielleicht etwas schneller. Wenn die europäischen Experten nicht – wie dies bereits bei der Hafenanlage geschehen ist – sich weigern, da weiter zu basteln, weil dies zu gefährlich sei, und lieber gleich von vorne anfangen. – Item, bisher sind das ja nur weitere Gerüchte. Aber wären sie wahr, dann wäre dies sicherlich ein harter Schlag für den eben erst aufkommenden Tourismus. Reisebüros würden diese lärmige Insel wohl kaum mehr buchen.

Bei Sonnenuntergang sitze ich im Tembo Hotel und schaue dem einheimischen Ehepaar, das ich auch des Morgens häufig Gymnastik machend am Strand antreffe, zu. Sie sind gerade daran, ein Bad zu nehmen und das ist etwas Besonderes hier. Nicht nur das Bad der Frau – sie ist natürlich in ihre weiten Gewänder gekleidet – sondern auch die Tatsache, dass die beiden, in mittlerem Alter, dies gemeinsam tun. Denn normalerweise gehen die Frauen in Grüppchen baden und die Männer dies ebenfalls. So wie es weit häufiger ist, Frauengrüppchen im Lukmaan anzutreffen, als Paare. Die Männer- und die Frauengesellschaft sind eben hier strikt getrennt. Ein besonderes Paar also, es erweckt meine Neugier. Es ist bereits finster, als die beiden wieder aus dem Wasser steigen und die unförmig dicke Frau sich ungelenk wie ein Pinguin in den Buibui, den schwarzen Mantel windet, behindert durch die nassen Kleider, die sie natürlich nicht auszieht, da hätte er etwas helfen können der Mann, doch das geht wohl zu weit. Ungeduldig bereits, er ist in Eile, denn die Sonnenuntergangs-Gebetszeit ist bereits fast abgelaufen, schüttelt er den Sand aus ihrem Schleier und reicht ihn ihr und das Paar, ziemlich gekleidet wieder, kehrt in die Stadt zurück. Die letzte Sonnenglut ist hinter schwarzen Wolken versunken, nur in engen Lücken blitzt sie hervor, der Himmel verblasst langsam, Regen wohl auch diese Nacht, es ist Zeit, nach Hause zu gehen.

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