Freitag, 16. Mai 2008

11. Mai 2008



Bei meiner Morgenbegrüssung der nun doch bereits recht zahlreichen Pflanzen im Hof, stelle ich im grossen gemauerten Becken, in dem die Passionsfrucht wächst und bereits den ganzen Hof überwuchert und Früchte gibt, fest, dass ein paar Bohnen, die Ali einmal hineingeworfen hat, nun gekeimt sind. Daneben nutzen wir den Ort um Küchenabfälle zu Kompostieren und damit die Erde zu verbessern. Neben den Bohnenkeimlingen bemerke ich eine ganze Ansammlung winzig kleiner Schnecken, mit zugespitzten Häuschen, wie wir dies von den Wasserschnecken kennen. Hier scheint es aber die normale Schneckenform zu sein, man trifft da auch riesige Exemplare an. Erfreut sehe ich also diese winzigen Schnecklein und denke, dass die wohl als Abfallverwerter festgestellt haben, dass es hier immer viele Frucht- und Gemüseabfälle hat. Bis ich genauer hinschaue und bemerke, dass der ganze Schneckenklumpen am dicksaftigen Stängel der frisch gekeimten Bohne frisst. Als ich ihn berühre, bemerke ich, dass er bereits gänzlich durchgenagt und schlaff ist, sich einfach aufheben lässt. Ähnliches habe ich bisher in der Schweiz nur von sogenannten Eulen, dunkel gefärbten Engerlingen gesehen. Als ich begriffen habe, dass diese süssen Schnecklein nicht am Abfall interessiert sind, sondern an meinen Pflanzen, werde ich wütend, suche nach einem Suppenlöffel in der Küche und beginne die Tiere in einen Becher einzusammeln. Hunderte sind es bereits, bemerke ich, teils noch winzig klein aber doch bereits gefrässig. Und überall dort, wo die fetten Bohnen keimen. Die übrigen Unkrautkeimlinge scheinen sie wenig zu interessieren. Hingegen auch meine Zierpflanzenstecklinge, die ich neu in den Boden gebracht habe, werden attackiert. Der grösste Teil ist bereits welk, die Stängel durchgefressen. Eine verschwenderische Art der Nahrungsgewinnung finde ich, die welken Schösslinge nämlich interessieren dann nicht mehr. Wie verrückt sammle ich nun diese Winzlinge ein, überbrühe sie im Becher mit siedendem Wasser und habe doch etwas ein schlechtes Gewissen dabei. Aber genug Wut auch. Später schaue ich wieder bei dem nun aufgelockerten Boden nach und sehe nun Schnecklein, die sich aus dem Boden wieder an die Oberfläche kämpfen. So sind sie besonders gut sichtbar, mit ausgebreiteten Fühlern. Eine neue Sammelaktion beginnt. Komme ich wohl heute noch dazu etwas anderes zu machen, als meine zarten Jungpflänzlein zu verteidigen?

Im kleinen Raum hinter der Küche, wo die Abwaschmaschine steht, ist wieder der kleine Plastikdeckel über dem Ablauf abgehoben. Ich habe mich oft gefragt, weshalb wohl der Ali manchmal diesen Ablauf öffne. Bis er mir erklärt, dass nicht er dies tue, sondern die Mäuse. Die kämen dort aus der Kanalisation herauf, denn der Deckel sei leicht und deshalb einfach zu öffnen. Da müsse ich ein Becken darauf stellen. Ist wohl wahr, so wie das aussieht. Zum Glück habe ich keine Angst vor Mäusen. Obwohl: Das was Laila, unser Kater manchmal nach Hause brachte, war schon recht eindrücklich. Schon eher Ratten.

Ali ist momentan sehr häufig im Lukmaan. Und beobachtet vieles, denn wir versuchen ja immer noch heraus zu finden, weshalb hier kein Verdienst. Denn das Restaurant hat einen guten Ruf jetzt, das beweist bereits das „Mama Lukmaan“, mit dem ich häufig auf der Strasse begrüsst werde, man kennt das Lokal. Auch der Zak berichtet mir, dass das Restaurant nun gut laufe, das fänden alle Leute. Für ihn sei es zwar etwas teuer, eine Schale Bohnen für 60 Rappen, dafür aber gut. - Ali also berichtet mir, dass das doch zu weit gehe. Die ganze Verwandtschaft vom Othman komme nun gratis im Restaurant essen. Die jungen Männer aus den Vororten extra am Abend mit dem Auto in die Stadt um im Lukmaan Biriani, die Leibspeise der Leute hier und auch das teuerste Gericht, zu holen. Da müsse man eingreifen. Obwohl das natürlich nicht einfach sein werde, ohne die Leute zu beleidigen.

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