Montag, 26. Mai 2008

22. Mai 2008


Wir sitzen eben gerade im Hof beim Nachtessen - es ist heute spät geworden, etwa 10 Uhr, das Restaurant braucht jetzt mehr Zeit - als die Lichter im Haus zu flackern beginnen, plötzlich ganz ausgehen, nur die Neonröhre im Gang sendet noch eine Weile ein gespenstisch blasses Licht aus, bis auch das erstirbt. Wieder einmal ein Stromausfall. Die ganze Stadt liegt im Dunkeln, wir tasten uns zu den Notkerzen durch, die an verschiedenen Orten im Haus deponiert sind, Zündhölzer ebenfalls, nur sind die leider von der Feuchtigkeit hier etwas müde geworden, es braucht mehrere Versuche, bis endlich eines Feuer fängt. Inzwischen sind auch die zwei grossen Generatoren der Hotels in der Umgebung angesprungen, ein tiefes Brummen und kurz darauf gehen dort die Lichter wieder an. Ausnahmsweise bin ich froh um das neu renovierte Indische Hotel gleich um die Ecke. Wo einfach so, ohne Bewilligung, ein Stockwerk hinzu gefügt wurde und darüber dann noch eine Dachterrasse mit Restaurant. Geschlossen, mit Fenstern und Klimaanlage. Welcher Tourist, so frage ich mich, hat Lust, hier auf der Insel so eingesperrt zu speisen? Gerade in luftiger Höhe, das Haus ist jetzt höher als alle in der Umgebung, hätte der Wind vom Meer her, vielleicht zeitweise noch durch Ventilatoren unterstützt, das Lokal zur Genüge gekühlt. Die protzige Renovation – alles ist teuer gemacht, zwei kitschige, vollkommen unpassende Bronzelöwen bewachen, nebst Wachleuten, den Eingang rund um die Uhr – ist überhaupt nicht nach meinem Geschmack. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das den Mzungus gefällt. Aber vielleicht lieben eben reiche Inder prunkvollen Kitsch. Mody erzählt mir, das sei wunderbar, dieses Hotel. Er sei schon einmal im Restaurant oben gewesen. Die Leute hier sind eben immer sehr leicht zu überzeugen von protzig-luxuriösen Sachen. Ich nehme mir vor, das Restaurant doch auch einmal von innen anschauen zu gehen. Vor allem die Sicht von der unerlaubt erhöhten Dachterrasse aus interessiert mich. - Doch eigentlich war ich beim Stromausfall. Dieses Hotel nun, ein ganzer freistehender Häuserblock, hat ringsherum viele kitschige Lämpchen angebracht, so dass nun unsere nähere Umgebung bestens ausgeleuchtet ist, wenn man des Abends nach Hause kommt. Selbst jetzt, bei einem Stromausfall.
Heute Morgen beim Erwachen, höre ich das Brummen der Generatoren immer noch. Das muss etwas Grösseres sein. Othman weiss dann zu berichten, dass es einen Kurzschluss in Dar es Salaam gegeben habe. Was zu einem Kurzschluss in Fumba, dem Ort, wo der Strom auf der Insel ankommt, geführt habe. Das daure sicher zwei Tage, bis das repariert sei. So leiden wir uns eben diese zwei Tage mit dem Lärm der vielen Generatoren, hoffen, dass es nicht noch länger dauert, und gehen selbst unseren Morgentee ins Restaurant trinken, denn dort kocht man ja mit Gas. - Nein, soviel mehr Gäste werde das nicht geben, meint Othman. Die Leute hätten ja alle noch einen Kohleherd im Haus, für Zeiten, wo der Strom ausfalle, das sei kein Problem. Höchstens vielleicht, weil viele andere Restaurants geschlossen hätten, denn nicht alle haben sich wie der Lukmaan einen Generatoren geleistet. Doch auch hier gibt es momentan keine Jogurts zu kaufen, die Kühlschränke brauchen zuviel Energie, der Generator reicht gerade für die Beleuchtung und das Funktionieren der Ventilatoren. Was mich daran erinnert, dass auch ich besser heute keine Milch und kein Jogurt einkaufe, denn das hält sowieso nicht. Man muss sich anpassen. Selbst mit dem Speisezettel.

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