Donnerstag, 19. Juni 2008

18. Juni 2008


Es wurde Licht.
Nach 28 Tagen wurde der Strom heute wieder eingeschaltet. Geglaubt an die wiederholten und immer wieder verschobenen oder einfach nicht eingehaltenen Ankündigungen haben wir schon lange nicht mehr, eigentlich habe ich mich bereits damit abgefunden, dass ich vermutlich erst zurück in der Schweiz zum ersten Mal wieder einen Lichtschalter betätigen würde. Doch letzte Nacht haben alle Leute, die ein Abonnement bei Zantel, einer der hiesigen Telefongesellschaften haben, ein SMS gekriegt, heute um neun Uhr morgens werde der Strom eingeschaltet. Etwas aufgeräumt waren die Leute schon, als ich am Morgen durch die Stadt in den Lukmaan lief. Neun Uhr war bereits vorüber, noch kein Strom, man war sich nicht so sicher. Ich bin dann mit Evelyn, der deutschen Freundin vom Mohammad Richtung Nungwi aus der Stadt hinaus gefahren. Und auf dem Weg zur Nordküste haben wir die Nachricht erhalten, der Strom sei nun zurück. In Nungwi selbst machte etwa zwei Stunden später eine Frau einen Juchzer und kurzen Freudentanz, die Stereoanlage im Restaurant brachte laute Musik und erst jetzt begriff ich den Grund der Freude: Der Strom hatte nun offensichtlich auch Nungwi erreicht. Auch ich freue mich. Obwohl ich mir gleichzeitig sage, ist doch lächerlich, auch diese Festvorbereitungen, die Girlanden, die heute Morgen im Jaws Corner aufgehängt wurden. Eigentlich ist das doch ganz normal, dass der Staat für den Strom sorgt. Man hat doch das Recht zu schimpfen, wenn keiner da ist und muss nicht feiern, wenn etwas zurück kommt, was doch eigentlich ganz normal.......
Item, wir haben einen schönen Tag an der Nordküste verbracht. Etwas traurig gleichzeitig, jedes Mal, wenn ich dorthin fahre, ist die Küste schlimmer zubetoniert, der Ort verändert sich rasant, wenn das so weiter geht, wird es mir wohl einst ergehen wie dieser Frau, mit der ich einmal im Flugzeug nach Cancun Bekanntschaft gemacht habe. Die mir sagte, sie habe Cancun, den beliebten Touristenort in Mexiko, das letzte Mal vor 20 Jahren besucht. Das sei ein hübscher Fischerort gewesen. Wie enttäuscht musste sie über den heutigen Zustand der dortigen Küste gewesen sein.
Zurück in der Stone Town am Abend, bin ich doch etwas erstaunt, wie wenig sich geändert hat. Kein Generatorenlärm mehr, etwas mehr Licht in den Strassen und das Wort „umeme“, Strom, das schnappe ich bei den Gesprächen häufig auf. Zu Hause ist es dann schon ein erhebendes Gefühl, auf den Lichtschalter zu drücken und einfach Licht zu haben. Unheimlich hell erscheint mir unsere Wohnung.

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