Es werde Licht.
Am Montag werden wir Elektrizität haben. Dies ist das neuste Gerücht. Saada, die Frau des Exkonsuls will es von einem südafrikanischen Techniker vernommen haben, Ali von einem Kunden, der es wiederum vom Präsidenten im Radio gehört haben will, der Superpower kommt mit dem Gerücht und auch der Programmleiter des lokalen Fernsehens sagt dies heute Morgen zu mir. On verra, ich bin da vorsichtig geworden. Mein TV-Spot mit dem Generatorenkonzert im tropischen Inselparadies ist nun fertig gestellt, ich bin ganz zufrieden damit und am Schluss gab es noch ein paar technische Details zu lösen, aber Morgen sollten wir es für eine Ausstrahlung schaffen - falls er nicht doch noch der Zensur zum Opfer fällt. Die Leute vom Sansibar-TV sind sehr freundlich, haben ja auch viel Zeit momentan. Nein, leider könnten sie den Film nicht direkt von meinem Stick übernehmen, denn sie hätten ja nur von sechs bis neun Uhr abends Strom. Um ihre Sendungen auszustrahlen, aber gleichzeitig auch, um ihre ganzen Computerarbeiten zu erledigen. Trotzdem kommt selbst die zuständige Computerspezialistin um elf Uhr Morgens an ihren Arbeitsplatz. Ich solle zum ZIFF gehen, meint sie, zum Organisationskomitee des Filmfestivals, die hätten Strom und geeignete Computer, das sei eine NGO, die hätten Geld, die könnten meine DVD schon brennen.
Alles ist also auf gutem Weg mit diesem Werbespot. Einzig der Wachmann am Eingang zum TV-Gelände scheint mir nicht wirklich wohl gesonnen zu sein. In Uniform und mit Maschinengewehr bewaffnet herrscht er mich beim Hinausgehen an, was ich denn hier mache. Jetzt sei ich schon zum zweiten Mal beim Fernsehen vorbeigekommen.
Mit dem Namen einer vertrauten Person im Sack, gehe ich in das Büro des ZIFF. Da wollte ich schon immer mal hinkommen, welch ein Zufall. Meine Referenzperson ist zwar heute nicht an ihrem Arbeitsplatz, trotzdem hilft man mir bereitwillig weiter. Auf engstem Raum arbeiten hier eine ganze Menge von Leuten an Computern, auch einige Weisse, ich erkenne eine Teilnehmerin des Malnachmittags. Die junge Österreicherin ist wohl bereits seit einer Weile mit einem Sansibari verheiratet, mindestens ist ihr Swahili perfekt, ich bin ganz neidisch. Sie arbeitet hier als Bürohilfe. Eine weitere Frau, häufig Gast im Lukmaan, sehe ich später, es ist eine junge Weisse, die mit Kopftuch herumläuft und meistens auch mit einem sehr arabisch aussehenden Mann. Es ist eben doch eine kleine Stadt. Die zwei DVD’s werden mir problemlos gebrannt, ich muss nur die Rohlinge besorgen, obwohl das Brennen einen der wenigen Macs mehr als eine halbe Stunde beansprucht. Und gratis ist es ebenfalls, ich solle dem Angestellten einfach ein Trinkgeld geben - das wäre im Büro des Solothurner Filmfestivals wohl kaum so gelaufen. Während der Wartezeit schaue ich mich im Büro um, auf dem nicht verwendeten Labtop neben mir flimmert der Spruch „Please handle this equipment with care“ als Bildschirmschoner. Etwas später rechnet ein Angestellter auf dem Computer eine Excel-Tabelle mit einem Taschenrechner nach. Es muss sich um ein Ausgabenblatt handeln. Schrauben, Bretter und so weiter, Stück, Stückpreis und Total. Eine Frau in meinem Alter, elegante Erscheinung mit schwarzem Mantel und Kopftuch scheint die Chefin zu sein, alle gehen zu ihrem Arbeitstisch, beraten sich mit ihr, Katalog des Festivals, Werbung, Sponsorengelder, das Festival ist nun im Endspurt.
Donnerstag, 19. Juni 2008
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