Donnerstag, 19. Juni 2008
13. Juni 2008
Mein Tag war äusserst erfolgreich. Bereits früh am Morgen, bin ich auf den Hügel von Kilimani, einen Vorort Richtung Flughafen, hinaufgelaufen, um dort meinen Tanzanischen Fahrausweis in Empfang zu nehmen. - Nein, sehe ich gerade, es ist doch nur ein Sansibarischer Ausweis, der vermutlich gleichzeitig erlaubt, in Tansania herumzufahren, sehen kann man das nicht. „The revolutionary governement of Zanzibar“ steht auf dem schicken, digital hergestellten Ausweis in Kreditkartenformat, nichts von Tansania. Die tun wirklich auch nach vierzig Jahren noch so, als ob sie ein unabhängiges Land wären.
Der Ausweis wird mir in dem modernen, bestens ausgerüsteten Gebäude der Steuerverwaltung ausgestellt. Der Reichtum hier ist offensichtlich, sowohl am Gebäude, wie auch bei der Ausstattung und schliesslich bei den Angestellten. Selten habe ich soviel Gold und teure Kleidung an Frauen gesehen. Man ist hier eben an der Geldquelle. Und manch einer – meint Ali – könne bei den Steuern recht gut verhandeln, wenn er da ab und zu einer Person vertraulich etwas zustecke. Das Gebäude der Steuerverwaltung hat erstaunlicherweise auch moderne und wirklich saubere Toiletten, einen Waschraum und für die Frauen auch noch einen angegliederten Gebetsraum. Es sei verboten dort zu schlafen ist etwas vom wenigen, das ich auf dem Anschlag an der Türe verstehen kann.
Beim Baobabbaum, auf dem kleinen Platz neben dem Lukmaan sammeln sich jeden Morgen die Orangenverkäufer. Schichten die Früchte kunstvoll pyramidenförmig auf ihre Handwagen, schälen sie ebenso kunstvoll und anders als wir und schneiden sie entzwei, denn Orangen werden hier nicht ganz in Schnitzen gegessen, sondern ausgesaugt. Was bei den hiesigen, kernen- und faserstoffreichen Orangen sicherlich von Vorteil ist. Hier sei das „Orange-headquarter“ meint Ali einmal. Heute sehe ich daneben eine Gruppe junger Männer, die geröstete Erdnüsschen in kleine Plastikbeutel abfüllt und verknotet und auf flache Körbe schichtet. Das „Peanuts-headquarter“ ist also auch beim Lukmaan. Mit ihrer Ware verschwinden die Händler dann irgendwo in der Stadt und hoffen, mit dem Verkauf ein paar Rappen zu verdienen - oder träumen davon, reich zu werden.
Des abends bemerke ich am Strand des Tembo Hotels ein paradoxes Ding. In den Bäumen hängen falsche, elektrifizierte Petroleumlampen mit nervös flackernden roten Flammen. Vom Generatoren betreiben natürlich. Der auch auf der Hotelterrasse einen Heidenlärm macht. Das Tembo Hotel gehört einer hiesigen indischen Familie. Dies erklärt, weshalb man hier wenig sensibel ist für das Lärmproblem. Die Familienangehörigen, wie das üblich ist, sitzen oft zusammen direkt vor dem Generatoren und hören Radio oder schwatzen. Der Lärm scheint sie nicht im geringsten zu stören. – Schon eher erstaunlich ist die Aussage des ehemaligen Partners vom hier legendären Emerson, beides Amerikaner, Hausaufkäufer und -renovierer der ersten Stunde, Hotelbesitzer und bekannterweise schwul, das sei erstaunlich, wie wenig sich die Touristen über den Lärm beklagen würden. Diejenigen, die dies jedoch täten, die würden dies dann meist sehr exzessiv.
Im Mercurys Restaurant ist man wenigstens konsequent. Da gab es auch vor dem Stromunterbruch echte Petroleumlampen auf den Tischen, da wurde nichts verändert. Bereits vorher durften die Gäste hier im romantischen Dämmerlicht speisen, das es gänzlich verhindert zu sehen, was man überhaupt isst, noch viel weniger, die Speisekarte lesen zu können oder das Wechselgeld nachzuzählen. Da hat sich durch den Stromausfall überhaupt nichts verändert.
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