Freitag, 10. April 2015

Sansibar, den 7.April 2015.







Ich wache mit dem Muezzin auf. Nicht wegen der Rufe, daran hat sich mein Unterbewusstsein bereits gewöhnt. Wegen der Waschzeremonie, die der Bruder von Salum frühmorgens im Hof unter mir veranstaltet. Er ist von Pemba und sei krank. Schon seit Tagen wohnt er hier, bevor Salum und seine Familie überhaupt eingezogen sind. Ich glaube nicht recht an die Krankheit. Ich denke, er findet es hier einfach luxuriös mit den regelmässigen Mahlzeiten aus dem Lukmaan. Fünf Uhr früh, ich drehe mich noch etwas im Bett und stehe dann auf.
Der Tag beginnt gut, mein Prototyp eines simplen Rollos, nach dem Rezept und der Skizze von Marco angefertigt - Dank sei ihm - funktioniert. Obwohl meine improvisierte Aufhängung schief ist und ich nur für eine Seite eine gute Schnur habe. Das notwendige Material werde ich in Mlandege finden, ich kenne mich dort bereits bestens aus. Ein Ort, an dem ich immer Mzungus antreffe, die hier für ihre Häuser einkaufen kommen. Gestern einen Italiener, der aussieht wie Dimitri und klagt, ein Fundi habe ihm Zement in die Wasserleitungen getan, er brauche etwas, das diesen Zement auflösen könne. Man empfiehlt ihm eine starke Säure im 20 Liter Bidon. Er widersteht dem Angebot, was ich intelligent finde. Item, in Mlandege hat es ein paar gute Inder- und Araberläden, die Leute sind informiert und sprechen Englisch und „Bin Dawood“ oder „Majid Store“ haben fast immer eine Lösung für mich.

Um neun Uhr früh bin ich bereits etwas müde, was solls, der Bruder von Salum schläft schon seit Stunden wieder, wie viele, die das Frühgebet verrichtet haben. Vermutlich hat Mohammed das erste Gebet so früh angesetzt, damit die Leute in der Hitze zeitig mit der Arbeit beginnen können. - Das wird in Sansibar anders interpretiert.
Um 9 Uhr kommen die Schreiner, sie sind im Moment fleissig, das Gestell ist zwar zu hoch geworden, die Türe käme bis in die Dachschräge hinauf. Wir einigen uns darauf, dass wir die Türe einfach etwas weniger hoch machen werden als den Schrank. Man muss flexibel sein. Um 10 Uhr trudeln die Maler ein und fragen mich, ob sie nun draussen anfangen sollten. Ich sage nein, zuerst sollten sie doch bitte drinnen fertig machen, überall anfangen, das gefalle mir gar nicht. Erst da sagt mir Suleimann, das eben gerade das Material, das sie dort brauchen würden fehle, weil Salum es noch nicht gebracht habe. Okay, so ich, denn halt draussen, man ist ja nicht stur.
Um halb elf kommt Salum mit drei Typen, die ich noch nie gesehen habe. Von einer Reiseagentur seien die, sie möchten einer deutschen Gruppe Essen vom Lukmaan bieten, allerdings nicht im Restaurant, sondern in einem Privathaus. Sie suchen nun einen Ort, wo man das machen könne. Ich sage, hier oben sicher nicht, das sei ja noch gar nicht fertig renoviert. Auf einer „mkeka“, einer Bodenmatte meint Salum, die Böden existieren noch nicht. Ich finde das Irrsinn, ein Essen auf der Baustelle zu improvisieren. Warum nicht bei ihm unten frage ich Salum? Da sei es für Touristen zu wenig arabisch. Aha, falsche Touristenromantik suchen die. Anstatt den Leuten etwas wirklich Authentisches zu bieten.
Weg sind die drei. Auftritt Nummer vier. Die Bodenleute von Silvano kommen doch noch, genial, das hätte ich nicht erwartet. 1000.- Dollar verlangen sie für die Arbeit im ganzen verbleibenden Teil. Da verhandle ich gar nicht, das scheint mir wenig, wollte doch Suleiman, dem ich das nicht wirklich zugetraut habe, 2000.- Dollar dafür. Heute Nachmittag im Tea House oben anfangen, statt unten im kleinen Zimmer, wo im Moment der Schreiner seine Schrank-Tür-Wand errichtet, kleine Planänderung, wir schlucken das links. Und vergessen ebenfalls, dass wir seit gestern früh auf die hohe Aluminiumleiter aus dem Lukmaan warten, die fälschlicherweise vorgestern abtransportiert worden ist, trotz meiner Einsprache, die Decke sei noch gar nicht fertig gestrichen.
Da sitze ich dann irgend einmal am liebsten an mein kleines Tischchen, räume die Nähmaschine weg, stelle den Ventilator ein und beginne zu schrieben.

Die Leiter, meint Salum am Abend, die werde ich dann schon kriegen. Die sei abgeholt worden, weil sie der Elektriker im neuen Lukmaan gebraucht habe. Aha. Warum nicht gleich. Da wundere ich mich, dass man mir trotz meiner Proteste einfach die Leiter wegnimmt und mich tagelang vertröstet. Warum sagt man das nicht von Anfang an? - Es wäre so vieles viel einfacher, wenn man sagen würde, was man denkt und tun würde was man sagt.

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